Rezensionen der Ausgabe 3/2019
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ENSEMBLE SARBAND What The World Needs Now mit dt. u. engl. Übersetzungen (Muse Alliance)
Die Auflösung dessen, was die Welt derzeit dringend braucht, findet sich auf der Rückseite der CD: „… is Love“. Keine brandneue Erkenntnis, trug eine nicht unbekannte Boygroup aus Liverpool doch bereits vor 52 Jahren diese Botschaft via TV-Satellit in alle Welt hinaus. Trotzdem, eine gute Zeit, diese Botschaft erneut zu verkünden. Das Ensemble Sarband wählte hierfür ein Konvolut aus englischen, schottischen und amerikanischen Folksongs, je ein Lied von Bob Dylan und Sarband-Mitglied Joel Frederiksen sowie aus arabischem, italienischem und sephardischem Liedgut aus. Für die Instrumentierung der Lieder setzte der künstlerische Leiter des Ensembles, Vladimir Ivanoff, bevorzugt arabische Lauten (Oud) und Rohrflöten (Nay, Kawala), diverse Percussions sowie die der Theorbe verwandte Erzlaute (Arciliuto) ein. Gesungen wurde mit klassisch ausgebildeter Tenor- oder Bassstimme, wobei letztere bei Dylans „Masters Of War“ zugegeben etwas ungewohnt klingt. Doch in Zeiten, in denen die Grenzen von Pop und Klassik zunehmend durchlässiger werden, dürfte auch das kein größeres Problem darstellen. Das Medium wird der Botschaft nicht schaden, denn die ist in Zeiten von Ego- und Nationalismen gültiger denn je. Walter Bast
| VIOLONS BARBARES Wolf’s Cry mit engl. Übersetzungen (Association Violons Barbares)
Nein, das ist beileibe kein Wolfsgeheul, was das tuvinisch-bulgarisch-französische Trio auf seinem dritten Album zu Gehör bringt, vielmehr eine ausgesprochen rasante Achterbahnfahrt durch europäische und asiatische Musiktraditionen. Dandarvaanchig Enkhjargal brilliert auf der Moorin Khoor, der mongolischen Geige, die dort einen geschnitzten Pferdekopf hat, wo bei hiesigen Geigen die Schnecke ist. Dazu erklingt sein unnachahmlicher Kehlkopf- und Obertongesang, während Kollege Dimitar Gougov die drei Melodiesaiten seiner Gadulka-Laute strapaziert und Schlagwerker Fabien Guyot auf seine Trommeln und Percussions eindrischt. Und das alles in einem atemberaubenden Tempo! Nein, dies ist keine Folktruppe traditionellen Zuschnitts, dies ist eine Rockband! Und wenn das Trio der Meinung ist, noch ein gutes Pfund mehr Druck zu brauchen, dann verdoppelt es sich durch das Brasstrio Notilus (Guillaume Nuss, Posaune, Tuba; Paul Barbieri, Trompete; Christophe Rieger, Saxofon), und schon geht er los, der „Balkan Twist“ (Track 6). Die 45 Minuten der CD vergehen jedenfalls wie im Flug, und der Rezensent bedauert, was er sonst eher begrüßt – dass die Band die Spielzeit des Tonträgers nicht komplett genutzt hat. Walter Bast
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SALIF KEITA Un Autre Blanc mit engl. u. franz. Infos (Naïve/Believe Records)
Ein ganz Großer des Global Pop tritt ab, „die goldene Stimme Afrikas“, wie die internationale Musikkritik den malischen Singer/Songwriter und Gitarristen gerne titulierte. Im August 2019 wird Keita siebzig Jahre alt, und er hat für sich beschlossen, dass es reicht. Sein letztes Album trägt ganz bewusst den Titel „Ein anderes Weiß“. Als afrikanischer Albino hat er zeit seines Lebens Schmähungen und zum Teil auch körperliche Gewalt wegen seiner hellen Hautfarbe erfahren müssen. Mit seiner „Stiftung für die Rechte der Albinos“ will Keita die Diskriminierung dieser Minderheit öffentlich machen. Wenn die Texte seiner Lieder auch nicht unmittelbar um diese Thematik kreisen, werben sie doch für Gerechtigkeit, Respekt und friedliches Miteinander. Bestes Beispiel das Antikriegslied „Syrie“. In „Were Were“ verneigt sich Keita vor seinen Idolen, u. a. Nelson Mandela oder Patrice Lumumba, die seinen Stolz, Afrikaner zu sein, mitbegründet haben. Nach diversen semiakustischen Alben setzt er zum Abschluss wieder auf Power mittels Drums, Elektrik und Gebläse. Erstaunlich, wie kraftvoll und variabel sein Gesang noch ist! Mit von der Partie als Gäste u. a. Angélique Kidjo, Alpha Blondy und Rapper MHD. Roland Schmitt
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Cactus Blossoms Easy Way (Walkie Talkie Records)
Hört man dieses Bruderduo aus Minneapolis, fühlt man sich unweigerlich an die Everly Brothers erinnert: schmachtende Harmoniegesänge fürs Herz und countrygefärbte Melodien der späten Fünfziger, die hängen bleiben. Gerade beim sehnsuchtsvollen Stück „Blue As The Ocean“ rinnt einem eine heimliche Träne aus dem Auge. Dagegen ist nichts zu sagen, insbesondere wenn es wie hier perfekt gemacht ist. Dennoch merkt man an manchen Klängen, dass die Aufnahmen heute entstanden sind, und das ist gut so. Dieses Duo ist eigenständig und nicht bloß retro, auch wenn es stilistisch weniger vielfältig ist als beispielsweise die ebenfalls retro orientierten Mavericks. Man richtet sich vielmehr an unterschiedlichen vergangenen Stilen wie Rockabilly, der typischen Twang-Gitarre des Country oder den Balladen alter Mersey-Beat-Gruppen aus. Die Mischung zwischen hoher Gefühlsdosis, minimalistischen Arrangements und fast klinischer Reinheit bei den Cactus Blossoms faszinierte wohl auch Regisseur David Lynch, der das Duo zum Soundtrack seiner dritten Twin-Peaks-Staffel einlud. Hans-Jürgen Lenhart
| DE TEMPS ANTAN Consolez-Vous (Eigenverlag)
LES GRANDS HURLEURS Chouïa mit knappen franz. Infos (Coyote Records)
Gas geben und ab durch die Mitte! Das können De Temps Antan richtig gut, auch wenn sie das Gaspedal gezielt einsetzen. Deutlich zu hören sind die Elemente der traditionellen Musik Quebecs, wie die Fußpercussion oder das gesangliche Call-Response-Schema. Gerne eingesetzt werden auch in der Provinz beliebte Instrumente wie die Mundharmonika und die Maultrommel. Generell sorgt man trotz typischem Sound auch für Abwechslung und streut z. B. gerne mal einen Walzer ein. Ebenfalls ein Trio mit Violine, Saiteninstrumenten und Bass (Akkordeon bei De Temps) sind Les Grands Hurleurs, wo Fiddler Nicolas Pellerin seinen Namen aus der Gruppenbezeichnung entfernt hat. Zehn Jahre ist die Band nun alt, und Stéphane Tellier ersetzt Simon Marion an den Gitarren – mit entscheidenden Resultaten. Speziell, wenn Tellier die E-Gitarre einsetzt, bringt er frische, leichte, luftige, fast schon afrikanische Klänge zu Gehör. Anlässlich des Jubiläums hat man sich einige ältere Stücke, wie z. B. „Corsaire“ oder „Trégate“, vorgenommen und wirklich neu arrangiert. Selbst die Fußpercussion verliert hier ihre Dominanz. Außerdem hören wir Klassikanleihen sowie ein fast jazziges, blindes Zusammenspiel von Fiddle und Mandoline. Spannende neue Pfade! Mike Kamp
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LE VENT DU NORD Territoires mit Texten und frz./engl. Infos (Borealis Records)
LE VENT DU NORD & DE TEMPS ANTAN Notre Album Solo mit Texten u. frz. u. engl. Infos (La Compagnie du Nord)
Es ist immer ein Ereignis, wenn die Supergroup Le Vent du Nord aus der kanadischen Provinz Quebec ein neues Album veröffentlicht, und die Erwartungen sind entsprechend hoch. Die Kanadier liefern alles, was ihre Fans in über 1.400 Konzerten auf der ganzen Welt für progressive traditionelle Musik aus Quebec begeistert hat: überbordendes musikalisches joie de vivre, frankokanadischer Powerfolk mit allen typischen Zutaten. Traditionelle „Pieds“ (Fußpercussion auf speziellen Planken) als rhythmisches Fundament für Hochgeschwindigkeitsfiddle, an der Geiger Olivier Demers Unterstützung vom neuen Gruppenmitglied André Brunet (ex La Bottine Souriante) bekommt, dessen Bruder Rejean Bass, Melodeon, Bombarde und Gesang beisteuert. Simon Beaudry bildet gewohnt virtuos mit Gitarre und Bouzouki die Zupfsaitenfraktion, Hauptsänger Nicolas Boulerice spielt Drehleier und ein jazziges Piano. Es sind alle Zutaten für ein typisches Le-Vent-Du-Nord-Album vorhanden, hinreißend mehrstimmiger (auch a cappella), getragener Satzgesang („Louisbourg“), traditionelle Lieder und selbst geschriebene über die Liebe und das Leben, durchaus auch mit politischem Hintergrund („Évolution Tranquille“), Liebeslieder wie „Le Soir Arrive“ und natürlich Instrumentalstücke. Die nunmehr fünfköpfige Gruppe glänzt mit noch abwechslungsreicheren Arrangements. In der studiotechnisch äußerst gelungenen Produktion lässt sich jedes Instrument glasklar verorten, und wer bei den mitreißenden Stücken länger als fünf Minuten die Füße stillhalten kann, ist entweder taub oder scheintot. Das gilt umso mehr für die Musik auf Notre Album Solo, einem Spaßprojekt, das Le Vent zusammen mit dem Power-Folk-Trio De Temps Antan realisiert haben. Der Titel des Albums bezieht sich darauf, dass die Musiker mit dem Ruf „Solooooo!“ einen aus der Band dazu auffordern, solierend in den Vordergrund zu treten. Schön, dass sich die elf Lieder und Instrumentalstücke nicht mit dem regulären Repertoire der beiden Gruppen überschneiden. Die Folkmusikgötter müssen Frankokanadier sein! Ulrich Joosten
| Lula Wiles What Will We Do mit engl. Texten u. Infos (Smithsonian Folkways Recordings)
Das weibliche Folktrio von der amerikanischen Ostküste besticht durch atemberaubenden Satzgesang und betörende Melodien. Anfangs klingen die drei fast nach Indieband, bewegen sich dann aber zunehmend in die traditionelleren Töne der Country Music. Hier wirkt dennoch nichts verstaubt, was auch am melancholischen Grundton ihrer Musik liegt. So gefühlvoll einem ihr Sound vorkommt, so stehen die Themen der Texte manchmal in beachtlichem Kontrast dazu. Es ist ein Blick hinter die Idylle der Kleinstädte, auf die Opioidkrise, aber auch auf die Angst von Frauen vor dem Alleinsein nach einer Trennung. Die drei Sängerinnen wechseln sich im Leadgesang ab, spielen Standbass, Akustikgitarre und Fiddle, und manchmal kommt eine Rhythmusgruppe dazu. In ihren besten Momenten erinnern sie an die sphärischen Stücke eines David Crosby. Ansonsten reicht ihr Repertoire von swingendem Bluegrass über irischen A-cappella-Gesang bis zu Mörderballaden. Ihre Arrangements meiden den Nashville-Mainstream genauso wie sperrigen Alt. Country. Vielmehr treffen sie genau die Mitte zwischen Tradition und Heute. Damit haben sie die Chance, über den Kreis von Folkies hinaus wahrgenommen zu werden, was ihnen zu gönnen wäre. Hans-Jürgen Lenhart
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ALFREDO RODRÍGUEZ & PEDRITO MARTÍNEZ Duologue mit engl. Infos (Mack Avenue)
Zwei der exzellentesten Diaspora-Kubaner der Jazz- und afrokubanischen Musikszene kommen auf dem mit Quincy Jones produzierten Album zusammen, der Pianist, der hier auch mal singt, sowie der Perkussionist und Sänger, der u. a. ein vorzüglicher Rumbero und einigen vielleicht noch von der New Yorker Band Yerba im Ohr ist. Es klingt nach blindem Verstehen und eigentlich nach einer ganzen Band in den mehrheitlich im Duo komponierten Stücken. Schon der Opener, der in Yoruba und Spanisch intonierte Afrobeat „Africa“ ködert. Besonders die erste Albumhälfte ist stark und knüpft gekonnt und farbenfroh Bande zwischen diversen Afrotraditionen, Jazz und Klassik, die in Rodríguez’ kraftvollem wie lyrischem Tastenspiel natürlich auch immer durchscheinen. Etwa in „Thriller“, einer der drei Adaptionen, wo die beiden gebürtigen Habaneros einer irgendwie speziell kubanischen Passion frönen, dem lustvollen, oft einfallsreichen Zitieren und Variieren bekannter Melodien. Der vom Piano kunstvoll eingeführte Popklassiker mündet in einer agilen afrokubanischen Descarga. Bei aller Modernität beweisen die zwei seit Langem in den USA lebenden, in diversen Projekten aktiven Musiker auch Traditions- und Heimatnähe („Punto Cubano“). Katrin Wilke
| CARL SOLOMON Simple Things (Eigenverlag)
Es ist wohl sehr US-Amerikanisch, wie Carl Solomon, der bisher als Solokünstler mit nur drei Alben in Erscheinung getreten ist, sich sein Leben mit Songschreiber-Workshops verdient und sich auf diesem Album bei den vielen anderen Songschreibern bedankt, in deren Workshops er sein Handwerk gelernt hat. Trotzdem hat Simple Things nichts Abgeschmacktes, sondern ist eigensinnig, stellenweise verschroben und in erster Linie recht rau. Es klingt, als wären alle Songs in einem Rutsch eingespielt, sogenannte „First Takes“. Da scheppert die Gitarre mal ein wenig, da rutscht der Gesang mal für einen Moment vom Mikro weg. Es geht Solomon nicht um das saubere bereits tausendfach Gehörte. Er sucht den wahren Moment, die authentische Stimmung. Das sind schließlich die Titel gebenden „einfachen Dinge“ des Lebens. Seine leicht rauchige, nicht unbedingt klangschöne Stimme trägt viel zu dieser Stimmung bei, und es ist nichts hineinarrangiert, das seinen Gesang überdecken und verschönern soll. Da gibt es Akkordeon, Banjo, an manchen Stellen die obligatorische elektrische Gitarre und wohlüberlegten Chorgesang. Solomon will nicht glänzen, sondern ehrlich wirken. Michael Freerix
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MAVIS STAPLES Live In London (Anti-)
Oh mein Gott, was für eine Energie, was für eine mitreißende Musikalität diese 79-jährige Frau hat. Bei zwei Abendkonzerten, am 9. und 10. Juli 2018, wurde in der Londoner Union Chapel dieses Album aufgenommen, und was Mavis Staples mit ihrer Band da abfe(u/i)erte, ist schlicht atemberaubend. In „kleiner“ Besetzung wurde hier musiziert. Rick Holmstrom an der Gitarre zeigt sich als kompletter Gitarrist, der wirklich alles von Blues über Funk und Rock beherrscht, Stephen Hodges am Schlagzeug und Jeff Turnes am Bass sind eine rhythmisch-metrische Urgewalt, und der Backgroundgesang von Donny Gerrard und Vicki Randle ist schlicht zum Niederknien. Man nehme hier nur das funkensprühende „Slippery People“ von den Talking Heads als Beispiel oder auch die wunderschönen Stimmen bei „Dedicated“. Leise schleicht er sich an, der Chicago Blues mit „What You Gonna Do“, um sich dann im gesungenen Refrain in Gospelhöhen hinaufzuschrauben. Jedes der Stücke ist ein Genuss für sich. Und eigentlich müsste es ja umgekehrt sein: Mavis Staples feierte am zweiten Konzertabend Geburtstag, doch war sie es, die ihre Hörer mit wahrer, ehrlicher, beseelter Musik beschenkte. Achim Hennes
| KRISTINA STYKOS River Of Light (Thunder Ridge Records)
Sie hat die gleiche drängende und eindringliche Stimme wie Patti Smith, und in einer Welt, in der es gerechter zuginge, wäre Kristina Stykos bekannter und ihre Musik würde wegen ihrer eindringlichen Stärke deutlicher wahrgenommen. Nun schreibt Stykos alle ihre Songs selbst, produziert sie in einer abgelegenen Hütte in Vermont und lebt scheinbar auch sonst ein Leben ganz nach ihrer eigenen Hutschnur. Sie schreibt, dass sie deshalb häufig ihre Rechnungen nicht bezahlen kann. Ihre Songs erzählen davon, und die häufig sparsam, einfach nur mit Mandoline, akustischer Gitarre, Gesang und feinen Tupfern der elektrischen Gitarre arrangierten Songs gehen direkt ins Hirn und ins Herz. Ihre Songs handeln vom Versagen, vom Nichterreichen und vom Mangel an Kommunikation. Zwar lebt sie recht weltabgewandt, doch geht es in ihren Liedern um die Dinge, die die Welt gerade bewegen, davon, dass „wir alle Flüchtlinge sind“ und „dass wir von dem Verlangen getrieben sind, ehrlich zu sein“. Michael Freerix
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TINA AND HER PONY Champion mit engl. Texten (Eigenverlag)
Der Name klingt wie der Titel eines Kinderbuchs, fehlt nur noch Bibi. Tatsächlich handelt es sich um Tina Collins und Quetzal Jordan, ein Duo aus North Carolina, verstärkt um zahlreiche Gastmusiker. Die beiden Frauenstimmen passen perfekt zueinander, wie im a cappella gesungenen „I Can Love You Better“ leicht zu hören ist. Im Übrigen bilden Gitarre, Ukulele und Cello den instrumentalen Kern der Songs ihres zweiten Albums. Dazu gesellt sich eine Bandbreite von Banjo bis Klarinette, gespielt von Könnern wie Matt Smith, der zu „Long Iron Chain“ eine bewegende Pedal Steel beiträgt, oder Andrea DeMarcus am Kontrabass. Die Stücke des Duos liegen im Spannungsfeld zwischen Folk, Country und Bluegrass; Ahnungen von Crooked Still und Gillian Welch wehen heran. Tina und Quetzal klingen zurückhaltender, schüchterner als etwa die Indigo Girls. Ihre Tiefe ziehen sie aus einer Intimität, ausgedrückt mit wenigen Worten, die alles sagen. „The water in the sea holds the ashes your bones gave“ lautet so eine Textzeile, die jeden Schmerz beschreibt. Lieder über die Liebe und den möglichen oder tatsächlichen Verlust kleidet das Duo jeweils in den passenden Klang. Kein Kinderkram, das. Volker Dick
| JOHN PAUL WHITE The Hurting Kind (Single Lock Records)
Altertümlich klang bereits die Musik, die White im Zusammenspiel mit Joy Williams als The Civil Wars machte. Nach der Auflösung dieses Duos setzt nun White seinen Weg als Singer/Songwriter fort, der sich eher an Musikern wie Jim Reeves, Patsy Cline oder Chet Atkins orientiert und trotzdem nicht altbacken klingt. Dieses Kunststück bekam er auch schon bei den überaus erfolgreichen The Civil Wars hin, doch wie gesagt, die sind vorbei, und doch lässt sich etwas von deren gekonnter Professionalität in The Hurting Kind finden. White hat gelernt, komplex verschachtelte Songs zu schreiben, doch diese einfach klingen zu lassen, sie nicht mit produktionstechnischen Tricks zu überladen. Und gerade, wenn es etwas zu gängig zu werden droht, fügt White ein Geigenarrangement hinzu, vermischt mit einer Pedal Steel, die das Ganze wie ein Chet-Atkins-Album von 1963 klingen lässt. Um es klar zu sagen, White weiß schon alles Mögliche aus seinen Songs „herauszuproduzieren“, doch setzt er dabei immer wieder auf kalkulierte Brüche. Und das nimmt diesem Album letztlich vielleicht den Charme, der das Ganze zu einer wirklich spannend zu hörenden Sache machen könnte. Michael Freerix
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