Rezensionen der Ausgabe 1/2019
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PIERRE AKENDENGUE La Couleur De L’Afrique (Lusafrica)
Der Sänger, Musiker und Komponist aus Gabun steht für eingängigen Afropop, doch ist der 75-jährige in seinen Texten kritischer denn je. Auf seiner EP spart er in vier Songs nicht mit nachdenklichen und bisweilen anklagenden Worten. Sein „Lettre à Laurent Gbagbo“ greift dessen Verantwortung im ivorischen Bürgerkrieg auf, „Deux-Mocrats“ verurteilt einerseits Korruption und Despotismus, beschwört anderseits Ökologie und Panafrikanismus. Roland Schmitt
| AWKWARD I Kyd (Excelsior Recordings)
Der Niederländer Djurre de Haan legt hier unter seinem Pseudonym Awkward I das dritte Album vor. De Haan betätigt sich neben diesem persönlichen Projekt auch als Film- und Theatermusiker. Vielleicht begünstigt diese Facette seines Schaffens eine gewisse spielerische Leichtigkeit in den Arrangements seiner leicht verschrobenen Popmusik. In ihrer Experimentierfreude und Verspieltheit erinnert diese Musik etwas an den Stil von Beck Hansen. Imke Staats
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BADGER’S BROTHERS Heavy Folk (Eigenverlag)
Zwei Freunde, bewaffnet mit Gitarre, Mandoline und großer Begeisterung, spielen rauen akustischen Folk für die Stammkneipe. Mit dieser Musik muss das Duo sicherlich niemals seine Getränke selbst bezahlen, tief sympathisch und mitreißend ist der Enthusiasmus der beiden. Das klingt mal nach Punk, mal nach Irish Folk und immer nach Straßenmusik. Der Hörer will sofort selbst zur Gitarre greifen, um mitzuspielen. Jeder kann heutzutage eine CD aufnehmen, in diesem Fall ist es ein Glück. Chris Elstrodt
| BALARÚ Gravure (Felmay)
Balarú, „Tanzfreunde“, nennt sich das Quartett aus dem Nordwesten des Piemonts. Mit Drehleier, Dudelsack, diatonischem Akkordeon, Bouzouki, Banjo, Klarinette, Flöte und Gesang verhelfen sie fast verschollenen Tänzen ihrer Region zu neuem Leben. Wenn die Gruppe aufspielt, fühlt man sich ins Folkrevival der Siebziger versetzt. Die meisten Lieder sind im lokalen Dialekt gesungen, einige aber auch auf Französisch. Das vorbildliche Booklet mit allen Liedtexten informiert über die Herkunft der Tänze. Martin Steiner
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BÂTON BLEU Weird And Wonderful Tales (Dixiefrog)
Bâton Bleu sind ein französisches Duo. Maria Laurent spielt Banjo und singt schön. Gautier Degandt hat eine anstrengende Stimme und singt eher wie einst Tom Waits. Er ist deutlich mehr geschminkt als sie. Der Bandname Bâton Bleu ist wohl eine Anspielung auf Baton Rouge, die Hauptstadt des US-Bundesstaates Louisiana. Auch die Musik von Bâton Bleu passt überwiegend in diese bluesige Gegend, obwohl sie recht avantgardistisch daherkommt. Christian Rath
| TIM BEAM Nie wieder wir (Motor Entertaiment)
Mit seiner ersten Rock-Blues-Produktion in deutscher Sprache erinnert Tim Beam, der sonst in Englisch singt, an den jungen Westernhagen. Auch Beziehungskistenballaden liegen dem sonst wilden Musiker und Komponisten. Als Bandmitglieder sind unter anderem bei den elf Titeln dabei: Dominik Schweizer und Joscha Greul (Bass), Morten Palsby, Andreas Fuchs und Philipp Bellinger (Schlagzeug), Michael Goldsmith und M.C. Ugh an verschiedenen Gitarren und Anne Väth als Zweitstimme. Eine beeindruckende Vorstellung; die Texte sind abgedruckt. Annie Sziegoleit
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PETER BELLAMY The Maritime Suite – We Have Fed Our Sea For A Thousand Years (Fellside Recordings)
Etwas für Vollständigkeitsfanatiker. Der 1991 verstorbene englische Folkkünstler Peter Bellamy fand in den Achtzigerjahren keine Plattenfirma für sein Projekt mit traditionellen und eigenen maritimen Liedern (darunter Vertonungen von Rudyard-Kipling-Gedichten), weil seine Coverideen zu aufwändig waren. Daher gab es als Tondokumente lediglich BBC-Aufnahmen und Bellamys eigene Kassetten. Paul Adams hat diese Aufnahmen vorsichtig restauriert und durch fünf thematisch ähnlich gelagerte Songs ergänzt. Mike Kamp
| MOONLIGHT BENJAMIN Siltane (Ma Case)
Es gibt immer noch Musik, die gewisse Klischees zu sprengen mag. Aus Haiti erwartet man afrikanisch bis karibisch geprägte Klänge und Rhythmen. Die Sängerin Moonlight Benjamin kommt zwar von dort, hat sich aber in Frankreich etabliert und lässt sich von einer Band begleiten, die kantigen, monotonen Rock spielt. Benjamins ausdrucksstarker, hypnotischer Gesang hat was Beschwörendes. Gewöhnungsbedürftig, aber diese Musik wagt immerhin etwas. Hans-Jürgen Lenhart
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BEYOND BORDERS BAND It Just Happens (Hout Records)
Der Name des Quartetts ist Programm: Fadhel Boubaker, Oudvirtuose aus Tunis, Niko Seibold, Alt- und Sopransaxophonist aus Basel, sowie die Mannheimer Rhythmusabteilung mit Jonathan Sell (Bass) und Dominik Fürstberger (Schlagzeug) bewegen sich wie selbstverständlich über musikalische Grenzen hinweg und haben mit ihrer zweiten CD ein tiefenentspanntes Jazzalbum mit schönen Themen und ausgefuchsten Improvisationen eingespielt. Wie sagt schon der CD-Titel? Manche Dinge passieren eben einfach so. Walter Bast
| BOSQUE MÁGICO Tu Tiempo (Farao Classics)
Der Weimarer Gitarrist Ralf Siedhoff, der hier schon mit früheren Alben vorkam, steckt hinter diesem – allein vom Namen her - fernwehig und recht ambitioniert klingenden Projekt. Mit dem u.a. Oboe und Duduk spielenden Ukrainer Mykyta Sierov und einem klanglich wie der Herkunft nach vielfältigen Musikerverbund entstanden zehn nahezu rein instrumental gestaltete Stücke, die sich in viele Welt- und Stilgegenden, z.B. gen Indien oder Flamenco, Tango, Klassik und Jazz ausstrecken. Wenn das nicht Weltmusik ist ... Katrin Wilke
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TIMO BRANDT Grounded (Timezone)
Warum Ed Sheeran, Passenger und Milow zu Weltstars werden und Timo Brandt nicht, ist absolut unverständlich. Waren die Künstler nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort oder hatten sie die teurere PR? Am Talent von Timo Brandt scheitert es jedenfalls nicht. Mit einer Stimme und Songs, die sich auch vor Albert Hammond nicht verstecken müssen, und einer himmlischen Cellobegleitung präsentiert der Multiinstrumentalist ein Album mit elf potentiellen akustischen Folkhits. Chris Elstrodt
| NAMOLI BRENNET The Simple Life (Flaming Dame Records)
Die US-Songwriterin zeigt mit ihrem neuen Album, warum sie in ihrem Heimatland mit dem Prädikat „eine der besten Folk-Rock-Künstlerinnen“ versehen wurde. 14 CDs hat sie bislang veröffentlicht und ihre ganz eigene, perkussive Art, Gitarre zu spielen entwickelt. Auf ihrem aktuellen Album spielte sie sämtliche Instrumente ein, in Americana-Arrangements zwischen Jazz, Blues und Country und zu herzergreifenden Songs verarbeitet, in die viele persönliche Geschichten und Erlebnisse fließen. Sehr hörenswert. Ulrich Joosten
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BRTHR A Different Kind Of Light (Backseat)
Hinter dem Bandnamen stehen Philipp Eisler (Gesang, Gitarre, Piano) und Joscha Brettschneider (Gesang, E- und Lap-Steel-Gitarre), die von weiteren Musikern an Bass, Schlagzeug und Orgel begleitet werden. Ihre Musik ist stilistisch irgendwo zwischen Singer/Songwriter, Folk und Americana verortet. Sie klingt schwebend, träumerisch, melodisch-melancholisch, immer jedenfalls (tiefen)entspannt und bewusst als „lo-fi“ bezeichnet. Achim Hennes
| ALBIN BRUN TRIO & ISA WISS Lied.Schatten (Narrenschiff)
Es gibt Musik, die man hören muss und nur schwer beschreiben kann. Dazu gehört das neue Album der Formation um den Luzerner Saxofonisten und Schwyzerörgelispieler Albin Brun. Radikal und doch feinfühlig überschreitet die Gruppe durchgehend die Grenze zwischen Jazz und Volksmusik. Der Auftakt der CD ist ein Hammer. So wie Isa Wiss hat noch kaum eine Sängerin einen Traditional intoniert ? ungeheuer rau und voller Gefühl. Die Frau kann alles mit ihrer Stimme. Eine Entdeckung! Und das Album ebenso! Martin Steiner
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LARS BYGDÉN Dark Companion (Westpark)
Im Herbst und Winter gedeihen Depressionen am besten, und den richtigen Soundtrack dazu liefert Lars Bygdén. Musikalisch verarbeitet er die schwere Krankheit und letztlich den Verlust seiner geliebten Partnerin. Die Folkinstrumente werden zu Waffen gegen die Hoffnungslosigkeit, der Gesang klingt schwer und voller Schmerzen. Im Vergleich zu Lars Bygdén klingt Nick Cave optimistisch wie Helene Fischer. Die Kompositionen würden auch einer Dark Metal Band zur Ehre gereichen. Chris Elstrodt
| ANDREW CADIE Half-Witted, Merry & Mad (Steeplejack Music SJCD022)
An solche CDs trauen sich nur echte Könner! Wie der Untertitel enthüllt: „Northumbrian Fiddle Music from William Vickers’ Manuscript“ – und zwar Musik nur mit der Fiddle. Der Broom-Bezzums-Musiker Cadie beherrscht sein Fiddle-Handwerk so superb, dass er es sich leisten kann, dass sich die Ohren ausschließlich auf sein Fiddle-Spiel konzentrieren und dort immer wieder neue Nuancen bei den Interpretationen von Melodien aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts oder älteren Datums entdecken. Eine souveräne und, ja, reife Leistung. Mike Kamp
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CÁIRDE Drowning The Shamrock (Eigenverlag)
Kooperation des Iren Pat McDonnell aus Galway (Flute und Gesang) mit deutschen Folkkollegen, u. a. Harald Jüngst und Otto Kruppa. Ein ehrlicher Livemitschnitt ohne viel Technik, in dem das Programm des Quartetts, bestehend aus alten Balladen (einiges aus dem Planxty-Repertoire) und neuen selbstverfassten, z. Teil sehr schönen Songs sowie einigen weniger überzeugenden Dance-Tune-Sets vorgestellt wird. Johannes Schiefner
| CARLINI, DODO LEO & MARTIN 42nd Thunder Road (Eigenverlag)
Ein Italiener, ein Schweizer und ein Deutscher teilen sich gleichmäßig das Songwriting und das Singen – bei zwölf Tracks rechnerisch naheliegend. Künstlerisch wirkt das Ganze dadurch aber uneinheitlich. Im Wechselbad finden sich dennoch starke Stücke, etwa die Ballade „If I‘d Leave“, das an Manu Chao erinnernde „L‘Ubriaco E Le Monelle“ und „The Answer“, das dem Pop-Duo The Rembrandts nahekommt. Dazu gibt’s ein buntes Arsenal an Instrumenten, von der Melodica bis zum Banjo ist alles dabei. Volker Dick
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CELTIC CONNECTIONS Spindrift (Liljans Antikvariat)
Wohlfühlmusik für Fans keltischer Musik. Die Band Celtic Connections kommt aus dem schwedischen Göteborg und existierte von 1990 bis 1995. Das damals aufgenommene Album wurde jetzt veröffentlicht – nach über 20 Jahren. Es zeigt eine Band mit Lust auf Experimente. Neben dem Gesang des Iren Jonathan McCullough sowie Fiddle, Tin Whistle und Bodhrán hört man eine jazzige Trompete, eine Oboe und ein Piano. Es gibt ein Happy End – die Veröffentlichung der CD führte auch zur Wiedervereinigung der Band. Udo Hinz
| CHEZ KATRIN Bonjour Monsier (Eigenverlag)
Mit natürlicher Stimme und mehrsprachig berichtet Katrin Jacobs über Beobachtungen und Gedanken, über das, was im Leben nicht so super läuft, aber so bleibt – was soll‘s. Wer kennt nicht die kleinen ewigen Missstände. Daraus entsteht manchmal die Kunst der Komödie, und danach klingt z.B. „Mannheim ist nicht Marseille“. Die Bibliothekarin hat sich erstmals im Alleingang mit ihrer Gitarre vors Publikum gewagt, ein guter Anfang, musikalisch noch zwischen Pfadfinderin und Bettina Wegner, doch durchaus mit ausbaufähigem Potenzial. Imke Staats
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CIMBALOM BROTHERS Testvériség/Brotherhood (Fono)
Ziemlich genau 150 Jahre ist das von Vencel József Schunda erfundene Cimbalom nun alt. Es hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, erst – sogar von klassischen Komponisten – gehypt, nach dem Ersten Weltkrieg in Vergessenheit geraten, jetzt wieder im Kommen. Jenö Lisztes und Unger Balázs zeigen nun im Quartettformat (zusammen mit jeweils einem Bruder) auf dieser feinen CD, welch unterschiedliche Musik sich mit dem „ungarischen Klavier“ virtuos vortragen lässt. Ines Körver
| COCONAMI Saikai (Trikont)
Der Charme lässt nicht nach. Auch wenn Miyaji statt zur Ukulele häufiger zu seinem neuen Lieblingsinstrument, der viersaitigen Zigarrenkistengitarre greift, entfaltet sich doch weiterhin der Zauber mit Sängerin Nami an seiner Seite. Die Songmischung des japanischen Duos mit Wohnsitz München bleibt anziehend. Absurd Deutschsprachiges wie „Aale“, ein Ramones-Klassiker, das Traditional „The Water Is Wide“ und das „König-Ludwig-Lied“ – die kluge Naivität gibt auch Bekanntem eine neue Farbe. Volker Dick
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COMMON KINGS One Day (Mensch House Records)
Die vier Herrschaften aus dem kalifornischen Orange County, die auf die schönen Aliasse Jr.King (voc), Mata (g), Uncle Lui (b) und Rome (dr) hören, haben sich auf ihrer neuen EP prominente Unterstützung geleistet. Gleich auf vier der sieben Stücke liefern Stephen Marley, Matisyahu, Kat Dahlia, sowie das ¡Mayday! -Kollektiv passende Beigaben ab, was die Reggaebasis der Common Kings vortrefflich in Richtung Hip-Hop und Singing/Songwriting erweitert und somit für jede Menge Abwechslung sorgt. Walter Bast
| DAVID CROSBY Here If You Listen (BMG)
Eines der experimentierfreudigsten Alben der 77-jährigen Rocklegende. Bis auf zwei vorher fertige Songs entstanden die Lieder im Studio des Snarky-Puppy-Gründers Michael Leage, der, neben der Songwriterin Becca Stevens und der Sängerin Michelle Willis, Crosbys Lighthouse Band bildet. Ergebnis der einmonatigen Klausur sind elf Lieder mit atemberaubenden Harmoniegesängen, ein Gemeinschaftswerk, in das alle vier Musiker ihr individuelles Songwriting einbringen konnten, musikalisch abwechslungsreich angesiedelt im Spannungsfeld von Pop, Jazz und Folk. Ulrich Joosten
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CROSSFIEDLER Ins Blaue (Preiser Records)
Bevor die Musik dieses österreichischen Quartetts erklingt, gibt es einen Applaus für die fantasievolle Faltverpackung. Da weiß man doch, weshalb es Spaß macht, einen Tonträger zu kaufen und keinen Streamingdienst zu bemühen. Aber Verpackung ist nicht alles, das Gesamtpaket muss stimmen – und es stimmt. Die Fiddle gibt den Ton an, den Rest besorgen Bass, Marimba oder E-Gitarre sowie Chorgesang. Ob Reggaerhythmen mit Rockbeilage, ob balkaneske Melodien mit Jodlern, a Mordsgaudi, dieses Kreuzen ins Blaue. Harald Justin
| NICOLA CRUZ Siku (ZZK Records)
Der in Frankreich geborene Elektrotüftler und DJ aus Ecuador ist mit seiner Arbeit gut aufgehoben bei dem Label aus Buenos Aires, das sich, wie er selbst, auf eine Art Folktronica-Ästhetik verlegt hat. Die vermittelt zwischen diversen elektronischen Spielarten und zumeist der Folklore Lateinamerikas. Wobei Cruz die Antennen diesmal noch weiter in die Welt ausfährt. Auch ist dieses erneut nicht minder dancefloortaugliche Album teils deutlich akustischer ausgefallen, veredelt durch einige Gastsänger. Katrin Wilke
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THE DEAD BUFFALOES REVISITED Berlin (Strange Little Records)
Die Geschichte der Dead Buffaloes beginnt in den Neunzigerjahren, als der US-amerikanische Student Darrel Arnold zum Studium in das wiedervereinigte Deutschland kommt. Gemeinsam mit den beiden „Einheimischen“ Thomas Jauer und Mayo gründet er das Trio Dead Buffalos. Mehrere Alben werden veröffentlicht, doch dann entschließt sich Arnold, zurück in die USA zu gehen. Nun taten sich Jauer und Mayo noch einmal zusammen, um die alten Songs, neben einem Cover von Tom Petty, neu einzuspielen. Die Reduzierung auf nur zwei Gitarren und Sänger bringt es mit sich, dass die Essenz der Songs im Mittelpunkt steht. Klangschön ist das alles gestaltet, wie nach einem Ratschlag, den Bob Dylan einem jungen Songschreiber gab: „Keep it simple and cut out the fancy stuff!“ Michael Freerix
| CHRIS de BIEL Chris de Biel & die Lërchen (Micropal Records)
Gute Laune verbreitet der Franke Christian Heinrich Biel alias Chris de Biel mit seiner gestandenen Lërchenband und seinen rockigen Songs, schrägen Schlagern, seinem kitschigen Outfit und coolen Gehabe, das Anleihen von Westernhagen bis Falco nimmt. Die Lieder erzählen ironisch vom Chaos der Beziehungen, der Nachtschwärmer und überhaupt. Zwischen „Ihr habt Spaß“, Crystal Meth und „Das Leben is a rechte Plag, a bissl stirbt sichs jeden Tag“ taumeln die Songs durch den unbefriedigenden Alltag. Rainer Katlewski
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BEN de la COUR The High Cost Of Living Strange (Flour Sack Cape Records)
Einfache, ohne viel Aufwand aufgenommene Countryballaden, die von einem abenteuerlichen Leben auf der Schattenseite der Gesellschaft erzählen. „Americanoir“ nennt Ben de la Cour dementsprechend seinen Stil. Ein musikalischer Beatnick vielleicht, dessen Songs aber abwechslungsreich gestaltet sind, mal staubiger Countryrock, mal Western Swing, dreckiger Blues, leise Balladen oder Ragtime. So hebt man sich jedenfalls vom Countryallerlei entscheidend ab. Hans-Jürgen Lenhart
| TOBIAS DELLIT Kümmel (Supermusic)
Kümmel heißt das Debütalbum des Stuttgarter Beinahelehrers und Liedermachers Tobias Dellit. Schnaps oder Heilmittel, man mag ihn oder nicht, wenig dazwischen. In seinen kraftvollen Gitarrensongs, mit markanter Stimme vorgetragen, irrlichtert er, nicht ohne Selbstironie, durch die Welt und die Zeiten. Ökologisch korrekt, Bedeutungslosigkeit oder eher nur Durchschnitt, den Jakobsweg oder zugrunde gehen, die Zukunft war auch enttäuschend, aber bei ihm ist es so weit OK. Interessante Mischung. Rainer Katlewski
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DENVER BRONCOS UK Songs One Through Sixteen (Glitterhouse Records)
Ausschließlich akustische Instrumente und als Perkussionsinstrument eine Waschwanne sind auf dieser Doppel-CD zu hören. Trotzdem spielt dieses Quartett keine traditionellen Songs, sondern neue, eigene, auch wenn in diesen gerne archaische Geschichten erzählt werden. Eine verhangene, melancholische Stimmung schwebt über den 16 Songs dieses Albums. Als „American Gothic“ wird derartige Musik heutzutage bezeichnet, auch wenn schwer zu klären ist, was dies bedeuten soll. Vielleicht steckt darin einfach eine Rückbezogenheit auf althergebrachte Themen, vermischt mit Musik, die sich altmodisch gibt. Blues, Gospel, sogar schunkelige Kirmesmusik zitieren die Denver Broncos. Hinter allem steckt der Multiinstrumentalist Jay Munly, der sogar, wie zu lesen ist, an einer Aktualisierung von Prokofjews Peter und der Wolf arbeitet. Nur zu! Michael Freerix
| DIESELKNECHT Meteor (Ruhrfolk)
Kämen Element of Crime aus dem Ruhrgebiet, würden sie so klingen, weniger poetisch, weniger intellektuell, aber voller direkter Energie. Die Mundorgellieder sind verschwunden, dafür gibt‘s eigene Songs des Quartetts. Die erzählen Geschichten wie die von der „Metal Queen“, trauern in „Hörde“ einem Dortmunder Stadtteil nach und würdigen ihren treuen Bandbusfahrer mit „Raum und Zeit“. Sicher das bislang reifste Werk der Ruhries, auf dem die Substanz nicht hinter der Attitüde verschwindet. Volker Dick
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DISTANCE, LIGHT & SKY Gold Coast (Glitterhouse)
Bereits vor vier Jahren spielten Chris Eckman und Eric Thielemans zusammen mit der niederländischen Sängerin Chantal Acda diese neun wunderbar dunklen, warmen Lieder ein. Der Stil liegt so zwischen Amerikana und Indiepop und ist mit hochkarätiger Instrumentierung aus Meisterhand kammermusikalisch veredelt. Neben E- und A-Gitarre, die auch von Bill Frisell als Gastmusiker bedient wird, sind hier Moog, Bouzouki und Euphonium sowie viel Bass zu hören. Eher ruhig und dunkel, sehr schön im Winter hörbar. Imke Staats
| DIVERSE Appleseed’s 21st Anniversary: Roots And Branches (Appleseed Recordings)
Zum Jubiläum gönnt Appleseed-Gründer Jim Musselman sich und uns eine (wie von seinem Label gewohnte) superbe Zusammenstellung politisch relevanter Songs von den besten Sängern und Songschreiber dieses Planeten auf drei CDs. Let The Truth Be Told mit Liedern, die ein Statement abgeben über den Status der Welt und Amerika; CD 2, The Wisdom Keepers, versammelt Lieder großer Singer/Songwriter, und die dritte Scheibe, Keeping The Songs Alive, enthält solche, die teilweise schon 100 Jahre alt und es wert sind, vor dem Vergessen bewahrt zu werden. Eine exzellente Kompilation, die ein paar völlig neu aufgenommene Stücke enthält. Ulrich Joosten
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DIVERSE Bitteschön, Philophon! Vol. I (Philophon)
Diese Interpretation verschiedener afrikanischer Stilrichtungen dürfte auch Fans psychedelischer Musik sehr gut gefallen. Von Schlagzeuger Max Weissenfeldt auf hohem audiophilem Niveau präsentiert, hätte man das Design allerdings weniger mit dem Inhalt der Kompilation in Verbindung gebracht. Die Vorderseite des Digipaks ziert die Figur eines Lyra spielenden Apollos im bunten Spirographenkranz vor analogem Tonstudioequipment. Meine Empfehlung für Verehrer des guten Tons – Philophon eben! Christoph Schumacher
| DIVERSE Lusafrica – 30th Anniversary Album (Lusafrica)
Die Geschichte des Labels basiert vor allem auf dem Zusammentreffen des von den Kapverden stammenden Hobbymusikers José da Silva mit dessen Landsfrau Cesária Évora, die dank seiner eine Weltkarriere als Sängerin hinlegte. Das runde Jubiläum zu feiern – okay –, warum nur mit fünf Stücken in jeweils zwei sich eher marginal unterscheidenden Versionen (u. a. noch von Boubacar Traoré, Bonga, Tito Paris) verstehe ich nicht. In dieser Zusammenstellung verzichtbar! Roland Schmitt
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DIVERSE StoMo’s Artist Collection Vol 11: Blues & Boogie (Stormy Monday Records)
Das rührige eigene Label Mäule & Gösch haben sie inzwischen so etabliert, dass sich Alf List und Wolfgang Schmidt eigentlich entspannt zurücklehnen könnten. Trotzdem legen sie sich wieder mit einer bunten Mischung aus Blues und Boogie ins Zeug, 19 Titel von Musikern, die man gerne kennenlernt, sind auf dem Sampler zu hören. Annie Sziegoleit
| DOBRANOTCH 20 Years (CPL-Music)
Gemahnte das Vorgängeralbum Makhorka noch arg an finnischen Humppa, so drehen die Musiker um Mitia Khramtsov auf diesem Album richtig auf. 16 meist sehr energetische und teils neu eingespielte Stücke lassen die zwanzigjährige Bandgeschichte Revue passieren. Der Bogen reicht von Balkan, Klezmer und türkischer Klassik bis zum Rammstein-Cover auf Jiddisch. Unter den Gastmusikern sind Frank London (Trompete), Psoy Korolenko (Gesang) und Ferhan Doğmuşöz (Oud). Ines Körver
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ECHO ME Sleep Is Key (Backseat)
Das vierte Album des Dänen Jesper Braae Madsen und seiner Mitmusiker kreist inhaltlich um das Bewahren der eigenen Identität gegen Herausforderungen wie Familiengründung und Umzüge. Trotz dieser wahren Turbulenzen ist hier ein schönes Pop-Werk mit ideenreichen Arrangements gelungen. Madsen singt mit entspannter und emotional beweglicher Stimme zu mit Pedal Steel oder Bläsern gefärbten Melodien, die teilweise an Brit-Pop, Country oder Sixties-Beat erinnern. Angenehm und belebend. Imke Staats
| EL MURO TANGO & JUAN VILLAREAL Nostálgico (Galileo)
Das argentinisch-norwegische Quartett um den Pianisten Juan Pablo Lucca und den Violinisten Karl Espegard begibt sich auf eine Reise zu den Wurzeln des Tangos. Für die aktuelle Produktion haben sie sich mit dem Sänger Juan Villareal zusammengetan, der sein Publikum mit seiner weichen, geschmeidigen Stimme ins Buenos Aires der Zwanzigerjahre versetzt. Nostalgisch, stimmig, zum Tanzen, aber auch zum Genießen. Martin Steiner
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ERROR 404 BAND NOT FOUND Schmetterling (Eigenverlag)
„Error 404“ steht normalerweise für einen toten Link. Mit Schmetterling beweist die zehnköpfige Brassband mit der dominikanischen Rapperin La Nefera, dass die Raupe längst entschlüpft ist. Die Multikultitruppe um den französischen Bandleader und Sousafonisten Victor Hege ist mit Balkan, Funk, Hip-Hop und einem starken Latin Touch in ihrer Basler Wahlheimat auf vielen Bühnen präsent. Band definitely found. Martin Steiner
| ERYN Lady E (Eigenverlag)
Die blonde Pop- und Bluessängerin Eryn mit der gewaltigen Stimme stammt aus New Jersey und wird von einer Big Band begleitet. Sie bedient gekonnt alle Genres. In dem Digipak sind allerdings nur sparsame sechs Titel und wenige Informationen versammelt – ein Potpourri aus Blues, Soul, Jazz, Pop und Rockmusik von verschiedenen Komponisten. Annie Sziegoleit
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FEDERSPIEL Wolperting (Col Legno)
Es macht schon einen gewaltigen Eindruck, wenn diese österreichische Truppe mit sechs Blechbläsern und einem Holzbläser loslegt. Als Brasscombo könnte sie ein Dorf in Schutt und Asche blasen. Aber nein, sie verstehen sich eher auf die feinen, austarierten Klänge, auf das wohltemperierte Ausmalen von Soundlandschaften, diesmal rund um ein imaginäres Dorf, in dem ein Wolpertinger haust. Um ihn spinnt diese Blasmusik das Garn des spielerischen Umgangs mit Fabelwesen und musikalischen Traditionen. Harald Justin
| FELEBOGA STRINGBAND Tugboat To Hamburg (Apple Blossom Music)
Norwegisch-amerikanische Band mit Vorliebe für Old Time Music. Traditionelle norwegische Einflüsse werden aufgenommen, bekannte Lieder mischen sich mit eigenen Werken, und alle beherrschen ihre Instrumente virtuos, nur der Sänger ist nicht richtig zu hören. Auf dem Cover sehen wir den Hamburger Hafen; eingespielt wurde das Teil in Dithmarschen, und da stellt sich doch die Frage: Warum nicht ein einziges Stück von dort? Gabriele Haefs
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FOGHORN STRINGBAND Rock Island Grange (Eigenverlag)
American Stringband Music aus Kanada und den USA – und die zwei Damen (Bass, Gitarre) und zwei Herren (Mandoline, Fiddle) haben sich in über 15 Jahren einen eigenständigen Stil erarbeitet. Old Time, Bluegrass, Country oder Cajun werden von der Band um ein Mikrofon gruppiert gemixt, und heraus kommt eine tolle Zusammenstellung aus Instrumentals und Songs mit den typischen High-Lonesome-Harmonien. Und ein innovatives Cover ohne jegliches Plastik plus unglaubliche fünf Hidden Tracks, das ist alleine schon den Kauf der CD wert. Mike Kamp
| FOJGL Flying Klezmer (Hey! Blau Records)
Energiereiche Soli und emotionale Balladen charakterisieren das erste Album des vor etwa 15 Jahren gegründeten württembergischen Trios, bestehend aus den beiden Gründungsmitgliedern Johannes Opper (g, voc) und Florian Vogel (= jidd. fojgl; v) sowie dem später hinzugekommenen Steffen Hollenweger (b). Mit durchwegs jiddischen Texten, bedauerlicherweise ohne in einem Beiblatt hinzugefügt zu sein, handelt es sich bei sieben der zehn Titel um Eigenkompositionen. Natürlich ist die Musik von Fojgl für die Bühne gemacht, insofern empfiehlt sich das Album als Vorgeschmack für ein Livekonzert – oder eben als Erinnerungsstück danach. Matti Goldschmidt
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FLURU Where The Wild Things Grow (What We Call)
Irgendwie stimmt bei dieser Band alles: Perfekter Satzgesang, sehnsüchtige Lap Steel Gitarre und Countryballaden, die echte Ohrenschmeichler sind. Und vor allem, Fluru weiß absolut, wann weniger mehr ist. Ihr Country klingt aber auch deshalb so außergewöhnlich sphärisch, weil sie sich kaum an Nashville, sondern an englische Folkrockern wie den ebenfalls auf Satzgesang setzenden Steeleye Span orientiert und vielleicht auch, weil Fluru aus Schweden kommt. Eine echte Entdeckung mit betörenden Songs. Hans-Jürgen Lenhart
| FRÄULEIN TÜPFELTAUBES TAGEBUCH Fräulein Tüpfeltaubes Tagebuch (Bluestrings Records)
Auf diesem Album gibt es viel zu entdecken. Die Dreierformation um Komponistin, Sängerin und Flötistin Sarah Horneber bietet eine kreative Mischung aus deutschem Pop, Jazz, Rock und Kammermusik. Herzstück der 13 Chansons über die emotionalen Höhen und Tiefen im Alltag sind die sprachlich sehr gewandten deutschen und französischen Texte. Während die musikalischen Arrangements mit Cello, Viola und Gitarre überzeugen, wirkt der anscheinend bewusst nicht immer saubere Gesang allerdings anstrengend. Erik Prochnow
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LEA W. FREY Plateaus (Enja Records)
Aus dem Umfeld der Band Notwist stammt diese Indi-Folk-Perle. Der Sängerin Lea W. Frey gelingt das Kunststück, den Geist der Achtziger-Indie-Bands wie Malaria zu beschwören und gleichzeitig modern wie z. B. Minimalelektroniker RY X zu klingen. Auch klingt Plateaus gleichzeitig kraftvoll wie eine Nick Cave-CD, atmosphärisch wie ein Album von Olafur Arnalds und zerbrechlich wie die Songs von Dillon. Dadurch entsteht ein sanfter, sich ständig steigernder Sog, dem man sich nicht entziehen kann. Chris Elstrodt
| GASSMANN & WINGOLD Bis auf den Grund (Rent a dog)
Virtuosen Künstlern ist es manchmal unmöglich, einfach einen Song zu spielen. So fliegen die Finger des Gitarrenprofessors Frank Wingold über die Jazzsaiten, während Sängerin Martina Gassmann mit ausdrucksstarkem Gesang Paroli bieten möchte. Damit erzeugt das Duo einen eigenen, unvergleichbaren Sound, der vor allem ambitionierten Hörern offensteht. Ob mit englischen oder deutschen Texten, ob Edgar-Alan-Poe-Vertonung oder Fischerballade, der Hörer muss bereit sein, sich bewusst auf das Duo einzulassen. Chris Elstrodt
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GET THE CAT The Way To My Heart (Timezone)
Melanie Bartsch, Sängerin mit warmer Bluesstimme, hat nach einer Babypause in dreitägiger Studioarbeit zwölf neue Titel eingespielt. Alle Songs des Quartetts Get the Cat stammen vom Bassisten Till Brandt und wurden in Solingen aufgenommen. In der Band sind außerdem dabei Jens Filser (Gitarre) und Bernd Oppel (Schlagzeug), als Gastmusiker macht Gero Körner an verschiedenen Orgeln mit. Die Bluesballaden sind jazzig angehaucht, zur Abwechslung gibt‘s auch Ausflüge in die Soul- und Rockmusik. Alle Texte sind im Booklet abgedruckt. Annie Sziegoleit
| MIKE GREEN BAND Same Old Blues – Live (Stormy Monday Records)
Der französische Bluesgitarrist mit amerikanischen Wurzeln – er hatte die USA während des Vietnamkriegs verlassen – wird von Schlagzeuger Micha Maas begleitet. Eine Liveproduktion mit Band, Martin Scheffler an der Gitarre, Marko Jovanovic spielt Mundharmonika und Bernd Kuchenbecker den Kontrabass. Neben zwei Eigenkompositionen sind zehn Titel von Jimmy Reed, Willie Dixon, Ray Charles und anderen im Repertoire. Aufgenommen wurde die Platte, die viel Lust am Spiel versprüht, im November 2017 im Ostseebad Rügen. Annie Sziegoleit
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GUINGA INVITES GABRIELE MIRABASSI Passos E Assovio (Acoustic Music Records)
Der brasilianische Gitarrist, Komponist und Sänger Guinga revanchiert sich auf diesem Album für die Einladung seines Musikerkollegen Gabriele Mirabassi. Der italienische Klarinettist hatte Guinga vor rund zwanzig Jahren zu Aufnahmen nach Perugia eingeladen. Ein leises Album ist bei dieser zweiten Begegnung entstanden, melancholische, weit ausholende Melodien und die typische, aparte Guinga-Harmonik, die irgendwo zwischen europäischer Kunstmusik und brasilianischer Saudade changiert. Rolf Beydemüller
| HALLOUMINATI Tonight, Is Heavy (Batov Records)
Das Sextett aus dem UK gehört – neben den spanischen SKA-P vielleicht – zu den raren Bands, die man als Festivalveranstalter blind als Opener für den zweiten Tag buchen kann. Nach spätestens fünf Minuten hält es auch den verkatertsten Besucher nicht mehr im Zelt, und vor der Bühne kreist der Pogo. Frontmann Emilios Georgiou-Pavli, gebürtiger Grieche, und seine Truppe haben ihren süffigen Mix aus Ska, Punk und Balkan-Blech auch für ihr Debütalbum bestens aufbereitet. Macht unglaublich Laune. Walter Bast
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JP HARRIS Sometimes Dogs Bark At Nothing (Free Dirt Records)
Wer sich nicht vom martialischen Aussehen des Sängers auf dem Cover abschrecken lässt, kann durchaus eine auch stimmlich angenehme Entdeckung machen. Harris ist der typische Vertreter einer neuen Generation in der Country Music, die sich bei allen Quellen dieser Musik bedient, seien es Country Rock, Folk á la Gordon Lightfoot, traditioneller Country oder die superschnellen Train Songs des Bluegrass. Dazu thematisiert er früher in der Country Music ausgeblendete Themen wie die Benachteiligung von Frauen in der Musikszene. Hans-Jürgen Lenhart
| ANDRÉ HERZBERG Was aus uns geworden ist (Reptiphon)
Mit der Kultband Pankow wurde der Berliner in den Achtzigerjahren in der DDR berühmt. Danach trat er auch solistisch und als Autor auf. Parallel zum gleichnamigen Buch erschien diese CD, die er als „Chansonrock“ bezeichnet. Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens singt er in einem kräftigen Blues: „Ich such Orientierung, rechts und links, nah und fern, überall“ und in „Prolet“: „Nie war ich Teil der großen Bewegung“. Dazu gibt es einige feinsinnige Liebeslieder. Die vierköpfige Studioband überzeugt durch geradlinigen Rock. Reinhard „Pfeffi“ Ständer
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NEILSON HUBBARD Cumberland Island (Proper Records)
Nach Anfängen als Solomusiker hat sich Hubbard in den vergangenen 20 Jahren auf die Produktion verlegt. Frisch verheiratet nun, schien die Stimmung reif, um mal wieder eigene Songs unter die Menschen zu bringen. Sehnsuchtsvoll haucht Hubbard seine Songs mehr, als dass er sie singt. Das ist sehr effektvoll, aber im Zusammenspiel mit der verhallten Produktion kommt irgendwann der Eindruck auf, einer modernen Variante von Kuschel-Pop zu lauschen. Bei dieser hochprofessionellen Produktion, die keinen Winkel unausgeleuchtet lässt, ist schwer auszumachen, ob die Songs tatsächlich etwas hergeben. Michael Freerix
| ILLUMININE #3 (Ferryhouse)
Illuminine ist der Künstlername des Flamen Kevin Imbrechts. Auf seinem dritten Album verarbeitet er seine Angststörung, mit der er offen umgeht. Die Musik klingt ruhig und warm. Imbrecht spielt vor allem akustische Gitarre. Es passiert nicht viel, Keyboards füllen den Raum. Auf zwei Stücken ist eine Frauenstimme zu hören, auf einem Stück ein ungarisches Orchester. Das Album endet mit „Apprehension - Final Part“, was etwa „dunkle Vorahnung - letzter Teil“ bedeutet. Aber auch dieser Track klingt nicht unangenehm. Christian Rath
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IN SEARCH OF A ROSE Horses For Courses (Dedication Records))
Aus Havixbeck-Hohenholte bei Münster stammen die, die singend und musizierend eine Rose suchen, eine für Westfalen angeblich ganz untypische Verhaltensweise. So suchen sie ihre Rose auch in der Irish-Folkrock-Musik, die sie in mitreißender, grooviger Art spielen und singen und somit eine gute Partymusik liefern. Die Texte findet man auf der Website, so dass man keine Lupe braucht, um sie zu lesen. Ob man sie dann aber versteht? Was zum Beispiel ist ein „Buckfast Girl“? Eine Imkerin der Buckfastbienen? Michael A. Schmiedel
| JAH CHANGO Un Kilo De Más (One World Records)
Die neueste, nur musikalisch leider nicht neue Mestizo-Brise weht von Formentera zu uns herüber. Denn jener einst vor allem in Barcelona zusammengebrauten, weltweit erfolgreichen Reggae-Ska-Latin-Mixtur konnte dieser – der Info nach – deutsch-spanische, hörbar vom Reggae sozialisierte Sänger nichts unerhört Eigenes hinzufügen. Gut produziert, mit illustren Gästen der Szene, wie Pau Donés von Jarabe de Palo, und sympathischem Artwork werden Newcomer-Aficionados Spaß haben an diesem partytauglichen zweiten Album. Katrin Wilke
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COLIN JAMES Miles To Go (True North Records)
Sein 19. Album legt der Gitarrist, Sänger, Komponist und Produzent Colin James vor. Coverversionen von Bluesgrößen wie Muddy Waters, Chester Burnett, Blind Willie Johnson und Blind Lemon Jefferson wechseln mit eigenen Titeln ab und werden in großer Bandbesetzung eingespielt. In Kanada war die letzte Scheibe zehn Wochen auf Platz eins der Roots Blues Charts. Nun greift er wieder in die elektrischen Saiten und weiß genau, was er tut. Ein beachtliches Album im schönsten Digipak. Annie Sziegoleit
| JANTE Kein Asphalt (Babilon Records)
„IndieDeutschFolk“ nennen Sänger Jan Thierfelder und sein Leadgitarrist Tim Bergelt, zwei junge Musiker aus Leipzig, ihre Songs zwischen liedhaftem Rock und etwas Hip-Hop, wie im Titel „Gewohnheit“. Auf ihrem Album gibt es sieben Titel über eigene Befindlichkeiten, poetische Liebeslieder und Songs zu den Fragen unserer Zeit, wie in „Game Over und Out“: „Wir reden alle nur von morgen und sehn, wie heut‘ vorüberzieht“. Eine interessante CD, leider ohne Abdruck der Liedtexte, auch nicht im Internet. Das sollte doch noch möglich sein?! Reinhard „Pfeffi“ Ständer
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JENNY AND THE MEXICATS Ten Spins Round The Sun (GMO - The Label)
Was viele erst nach langer Bandgeschichte tun, genehmigt sich die in Madrid ansässige mexikanisch-britische Crew schon zum zehnten Geburtstag: Ein rückblickendes Album, für das die Musiker aus drei Alben sowie unveröffentlichtem Live- und Remixmaterial schöpfen. Hoffentlich ist das frühe Best Of kein Zeichen mangelnder Ideen oder gar ein schlechtes Omen betreffs des Fortbestandes dieser fröhlich, mehr oder weniger originell auf Englisch oder Spanisch quer durch den Mestizogarten wandelnden Band. Katrin Wilke
| PAUL KELLY Nature (Cooking Vinyl)
Paul Kelly, einer der arriviertesten australischen Singer/Songwriter, kann es sich mit 64 Jahren und nach über 20 CD-Veröffentlichungen durchaus leisten, auf dem neuesten Werk fünf klassische Gedichte literarischer Schwergewichte (darunter Dylan Thomas‘ „And Death Shall Have No Dominion“ und Walt Whitmans „With Animals“) zu vertonen und neben eigene Texte zu stellen. Dabei macht er keine schlechte Figur. Seiner charakteristischen, hellen Stimme verordnet er Arrangements von luftig-folkigem Fingerpicking („Seagulls Of Seattle“) bis zum ausgefeilten Americanasound. Song für Song ein Genuss. Ulrich Joosten
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KERANI Small Treasures (Kerani Music Production)
Oscar Wilde, Monk Kusai, Sara Teasdale, Khalil Gibran oder Antonio Machado – neben einem Gedicht ihrer Mutter ist die Liste der prominenten Inspiratoren der belgischen Komponistin und Pianistin groß. Auf ihrem bereits sechsten Album hat sie aus den poetischen Worten sehr einfühlsame Klanggeschichten erschaffen, die sich zwischen Klassik und New-Age-Musik bewegen. Unterstützt wird sie von namhaften Künstlern wie Streichern aus dem Orchester André Rieus, dem preisgekrönten Flötisten Ron Korb sowie der brasilianischen Sopranistin und Gitarristin Carla Maffioletti. Erik Prochnow
| THE KILKENNYS Blowin’ In The Wind (Pinorrek Records)
Die Kilkennys werden mit ihrem Charme, ihrer soliden Spielfertigkeit und ihrem glattgeputzten, aber durchaus überzeugenden Gesang mit dieser Veröffentlichung wiederum jede Irish-Pub-Party rocken. Für differenziertere Irish-Trad-Fans ist diese Mixtur – Wiederaufguss alter Dubliners- und weiterer Pub-Hits (siehe Titel-Track) – im sehr kommerziellen „Irish-Musikantenstadl“-Sound trotzdem eben genau das. Johannes Schiefner
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METTE KIRKEGAARD Simple Matters (Gateway Music)
Wenn man die dänische Singer/Songwriterin einordnen möchte, dann irgendwo zwischen Joni Mitchell und Joan Baez, sowohl stimmlich als auch von der Art der Songs. Sie hat sich dem Americanastil zugewandt, und von der traditionellen Folkmusik ihrer Heimat ist da nichts mehr zu spüren. Das alles ist nicht innovativ, aber wer die beiden genannten Vorbilder gern hört, wird auch ihre Musik mögen. Ihr drittes Album seit 2007 enthält elf selbstkomponierte Lieder (43:23). Bernd Künzer
| KLEINGARTENANLAGE This Far (Eigenverlag)
Was nach Theaterprojekt klingt, entpuppt sich als handfestes Akustik-Pop-Duo in bester Tradition von Friend ’n Fellow. Virtuos gespielte Gitarren treffen auf glockenklaren, überwiegend weiblichen Gesang, die englisch- und deutschsprachigen Eigenkompositionen könnten aus einer Popakademie stammen. Die Percussionversuche des Gitarristen klingen eher etwas lästig, da wäre weniger mehr gewesen. Dennoch ein rundherum gelungenes Album für Freunde hitorientierter akustischer Popmusik. Chris Elstrodt
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HANNES KREUZIGER Wir können Helden sein (Eigenverlag)
Held sein, Harley fahren, Robin Hood sein, so war es mal gedacht, doch das Leben zerfasert sich in banalen Oberflächlichkeiten und ist nicht wirklich ausgefüllt. Fragen nach dem richtigen Leben beschäftigen den Potsdamer Liedermacher, der mit rauer Stimme am Klavier seine einfühlsamen Lieder präsentiert. Quelle seiner Inspiration scheinen eigene Krisen und Erfahrungen zu sein, weshalb den Liedern auch eine gewisse Leichtigkeit fehlt. Die Stimmung ist gedämpft, selbst wenn er den Lebensmut besingt. Rainer Katlewski
| YVES LAMBERT TRIO Tentation (La Pruche Libre PRU2-4818)
Lambert war Mitbegründer der weltbekannten La Bottine Souriante aus der kanadischen Provinz Quebec. Auch mit seinem Trio (Gesang, Akkordeon, Geige, Gitarre, Bass, Fußperkussion) ist er genau diesen Wurzeln schon seit vielen Jahren treu, ohne jedoch auf Modernisierung und Einflüsse von außen zu verzichten. So werden auf dieser CD Melodien aus Irland oder von Cape Breton verarbeitet. Immer frisch, immer lebhaft und immer überzeugend, Lambert hört man die über 40 Jahre im Musikgeschäft nie negativ an. Mike Kamp
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GEORGE LEITENBERGER & RODDY McKINNON Raw Love (Silberblick Musik)
Die Klangfarben der beiden Sänger Leitenberger und McKinnon sind alles andere als Mainstream. So sperrig, wie die Stimmen der Musiker sind, so sperrig sind die Kompositionen allemal. Die Texte, mal englisch, mal deutsch, pendeln zwischen Element-of-Crime-Lyrik und Weltuntergangsblues. Die Folkgitarren spielen Ungewohntes, Unerwartetes und manchmal Erschreckendes. Punk und Jazz sind nur leere Worte, das Duo spielt Kleinkunst zum Zuhören, Straßenmusik zum schnellen Weitereilen oder zum Verweilen. Chris Elstrodt
| ADRIANNE LENKER Abysskiss (Saddle Creek Records)
Erste Songs schrieb Adrienne Lenker, obwohl in ihrer Mormonenfamilie Musik verpönt war, bereits als Kind und hat nie damit aufgehört. So kam vor zehn Jahren auch ihr erstes Album unter eigenem Namen heraus, doch anschließend gründete sie mit Big Thief eine Band, die Rock mit Jazz vermischt, und war seither mit dieser Formation auch intensiv tätig. Überraschend ist deshalb das Erscheinen ihres zweiten Soloalbums Abysskiss. Sparsam arrangiert, in der Regel nur mit zwei Gitarren und ihrem Gesang, ist Abysskiss eine geballte Ladung an Intimität. Hier ist Lenker eine Folksongschreiberin reinsten Wassers, mit einer leicht sphärischen Note. Es ist Wintermusik, die an langen dunklen Abenden, nur mit Kerzenlicht erleuchtet, wunderbar funktionieren müsste. Michael Freerix
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LISA LESTANDER Sånger Från Norr II (Westpark Music)
Das erste Album der Lieder aus dem Norden wurde bereits im Folker 3/2014 besprochen. Es gab so viel Material, dass sich Lisa und ihre beiden Mitspieler Mats Öberg und Jonas Knutsson zu einer Fortsetzung entschlossen. Weitere acht Lieder (41:48) aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts, die im Musikarchiv von Umeå schlummerten, wurden arrangiert und mit Hilfe von Frida Johansson, ihrer Mitsängerin bei Kraja eingespielt. Das Booklet enthält alle Texte auf Schwedisch. Bernd Künzer
| YULIYA LONSKAYA Spirit Of Romance (DMG)
Spanien, Paraguay, Frankreich und Ungarn sind die musikalischen Stationen der weißrussischen Klassikgitarristin Yuliya Lonskaya, die zuletzt auch auf einer Duo-CD mit dem Gypsygitarristen Lulo Reinhardt zu hören war. Hier nun ganz romantisch, mit einigen Gassenhauern der klassischen Literatur, wie Tárrega, Albéniz, Barrios und sogar Chopin in einer schönen Bearbeitung von Roland Dyens. Rolf Beydemüller
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AUSTIN LUCAS Immortal Americans (Hometown Caravan Records)
Ehe kaputt, Alkoholismus überwunden, in die alte Heimat zurückgezogen. Austin Lucas hat einiges durchgemacht in der Zeit seit seinem letzten Album und eine Menge Lebenserfahrungen gesammelt. Kein Wunder, das seine aktuelle CD voller Songs steckt, in denen er seine Wunden leckt, aber auch zu einer neuen Zerbrechlichkeit gefunden hat. Der Grundton auf Immortal Americans ist melancholisch, und diese Melancholie wird auf der akustischen Gitarre zelebriert. Dabei hat Lucas als Punk-Folk-Musiker begonnen und es gerne krachen lassen. Früher. Nun taucht die Elektrische zwar hin und wieder auf, und auch Bass und Schlagzeug sind durchweg zu hören, doch bleibt alles eher ruhig und getragen, auch wenn die Live-im-Studio-Technik des Tongestalters Steve Albini keinerlei Glätte aufkommen lässt. Ein Album voller rau wirkender, doch zerbrechlicher Balladen. Michael Freerix
| LURA Alguem Di Alguem (Lusafrica)
Die im Moment vielleicht populärste Sängerin der Kapverden eröffnet die vier Stücke kurze EP mit einem Funaná. Sehr tanzbar, poppig kommt das Lied daher, getragen von Luras starker Stimme. Die Morna „Crepuscular Solidáo Dum Diva“, geschrieben von Teofilo Chantre, ist Cesária Évora gewidmet. Das Stück erscheint gleich zweimal, einmal in einer Gesangsversion im Duett mit Gaël Faye und am Schluss der EP noch in einer Instrumentalfassung. Martin Steiner
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MAKATUMBE Makatumbe (Hey!Blau Records)
Für das, was Edgar Wendt (voc, cl), Markus Korda (acc), Claas-Henning Dörries (b) und Eike Ernst (dr, perc) auf ihrem Debütalbum präsentieren, ist einmal der Terminus Imaginäre Folklore erfunden worden. Die vier bedienen sich mit atemberaubender Stilsicherheit und Kenntnis aus dem globalen Topf traditioneller Musikstile und mischen daraus ihre ureigene Sicht auf die Musik dieses Planeten. Wohl nur wenige Bands liefern ein solch perfektes Debüt ab. Makatumbe gehört dazu. Einfach hinreißend. Walter Bast
| MAURSETH, OPHEIM, LISLEVAND, STENE Tidekverv (Grappa Musikkforlag)
CD mit grandiosem A-capella-Einstieg und hinreißenden Soli auf der Hardingfele. Die Mitwirkenden lieben einerseits die norwegischen Traditionen, andererseits schwärmen sie offenbar für allerlei neuen elektronischen Schnickschnack und überlagern die Musik mit überflüssigen Klangeffekten. Immerhin ist der Grappa-typische Vogelruf am Ende deutlich zu hören. Gabriele Haefs
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ROB McHALE Prophets On The Boulevard (Eigenverlag)
Ruhig und bedächtig fließen Rob McHales Folksongs dahin, und selbst ein „Little Red Rooster“ von Willie Dixon wird von diesem unaufgeregten Sound völlig vereinnahmt. Akustische Gitarren, Fiddle, Mundharmonika, Banjo und ein sanftes Schlagzeug bestimmen den Klang. Früher hat man zu solcher Musik die rote Terracottateekanne rausgeholt und eine Kerze angezündet. Angenehm, mehr aber auch nicht. Hans-Jürgen Lenhart
| JARO MILKO & THE CUBALKANICS Zivot (Jasha! Records)
Zivot heißt auf Tschechisch Leben – und dem Titel entsprechend geht es vom ersten Ton an rund. Auch auf ihrem zweiten Album besticht die vierköpfige Formation um Bandleader Jaro Milko durch einen groovigen Mix aus kubanischer und Balkanmusik. Der als Sohn emigrierter Tschechen in Rheinfelden geborene Gitarrist lässt mit seinen 12 Songs über die Veränderungen im Leben erneut das Tanzbein schwingen, iesmal allerdings mit einem ganzen Bläserensemble und musikalischen Einflüssen, die bis in die Türkei und nach Griechenland reichen. Erik Prochnow
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DAVID MILTON Songs From The Bell Man (Story Records STREC1801)
Milton ist u.a. Stadtschreier in Watchet am Bristolkanal, ein Mann fest verankert in seiner Gemeinde. Daher sind seine eigenen und traditionellen Lieder voller Lokalkolorit und das bedeutet viele nautische Themen, Shanties und Songs über die alte Papierfabrik, die 2015 dichtmachte. Begleitet wird er von einer Handvoll fähiger Musiker (Fiddle, Akkordeon etc.), und produziert wurde die CD von Ange Hardy, was äußerste Sorgfalt und Liebe zum Detail garantiert. So muss gute englische Folkmusik klingen! Mike Kamp
| ROB MOIR Solo Record (Make My Day Records)
Der energetische Sänger und Gitarrist aus Kanada balanciert zwischen intensiven Liedern auf der akustischen Gitarre und eher rockigen Stücken mit Bandbegleitung, die sich aber im Ausdruck wenig unterscheiden. Etwas zu pathetisch, zu sehr auf Klangfülle vertrauend wirkt seine Musik, und ab und zu wagt er diesen so modischen Oktavsprung beim Singen, den man heute bringen muss, um hip zu sein. Allzu gleichartig kommen die Songs daher rüber und mit einer etwas zu hohen Dosis Weltschmerz. Hans-Jürgen Lenhart
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THE MOOSE WHISPERERS The Moose Whisperers (Apple Blossom Music)
Amerikanisch-norwegische Band, die sich der Old Time Music verschrieben hat, spielte erstmals bei Festivals in den Appalachen. Diese CD mit Musik und einigen Liedern von dort erscheint im Vorfeld einer Skandinavientour. Solide Handwerksware, gut zu hören, braucht sich vor berühmteren Vorbildern durchaus nicht zu verstecken. Gabriele Haefs
| AXEL NAGEL Ausserhalb von Fahrzeugen (Eigenverlag)
Der multiinstrumentale Vollblutmusiker tanzt musikalisch auf vielen Hochzeiten, aber diese ist seine eigene. Zu Kompositionen, bei denen die Gitarre und der Groove im Vordergrund stehen, unterstützt von abwechslungsreicher Percussion, singt er Texte, die sich großenteils mit der Analyse des Musizierens zu befassen scheinen – natürlich sinngemäß übertragbar. Ganz eigen und folkig-jazzig-liedermacherisch ist das Ergebnis. Imke Staats
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KARL NEUKAUF Hinter Geranien und Gardinen (Timezone)
Der Straßenmusiker mit der harten Stimme und den politischen Aussagen, der Multiinstrumentalist, der am liebsten jedes Instrument selbst einspielt, der Rocker, der deutsche Texte und handfeste Rockmusik nicht für einen Widerspruch hält. Alle diese Klischees gibt es wirklich, vereint in der Person von Karl Neukauf. Was wir uns von den Reichels und Maffays erhofft haben, Neukauf erfüllt es. Ein Bier, ein Moped und klare „So ist es“-Botschaften für die Menschlichkeit – für das Herz, aber ohne Schmalz. Chris Elstrodt
| NOSIZWE/TJORE Nosizwe/Tjore (So Real International)
Norwegisch-südafrikanische Sängerin, norwegischer Gitarrist, sie schreibt ihre Texte selbst (auf Englisch), er steuert die Melodien bei, und beide haben offenbar einen Hang zum norwegischen Easy-Listening-Jazz. So könnte das Ganze zum oft gehörten skandinavischen Einheitsbrei werden, wenn nicht Ed McCurdys „Last Night I Had The Strangest Dream“ der CD einen unerwarteten Höhepunkt verschaffen würde! Gabriele Haefs
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MAARJA NUUT & RUUM Muunduja (Label 130701)
Mystik aus Estland. Das Duo Maarja Nuut & Ruum verschmilzt in seiner Musik das Gestern mit dem Morgen. Man hört eine Geige und Gesang mit archaischer Tradition und Tiefe, die klanglich eingehüllt sind von elektronischen Sounds aus einer technisierten Zukunft. Die Klanglandschaften sind tanzbar, geheimnisvoll und düster – aber immer aufregend ungewohnt. Dieser zeitloser Elektro-Folk scheint aus dem Nirgendwo zu kommen und in die Weiten des Universums zu leuchten. Udo Hinz
| OF THE VALLEY Of The Valley (Backseat)
Hinter Of The Valley verbirgt sich der in Kopenhagen lebende Kanadier Brian Della Valle. Er verfasst seine melancholischen Texte an der Schreibmaschine, womit er gleich mal das gängige Folksängerklischee bedient. Die Arrangements warten mit den typischen Zutaten wie akustischer Gitarre oder Piano auf. Mit warmer Stimme singt Della Valle dazu seine Texte – ein Singer/Songwriter-Album, ein wenig melancholisch und sehr stimmig. Imke Staats
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OI VA VOI Memory Drop (V2 Records Benelux)
Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht für alle Fans von Oi Va Voi. Die gute: Neun Jahre nach ihrem dritten Studioalbum ist ihre neue CD im Handel. Die schlechte: Ihre neue musikalische Ausrichtung hat nichts mehr mit dem gemein, wofür ihre Anhänger sie einst geschätzt haben. Keine jiddischen oder osteuropäischen Elemente mehr, stattdessen gepflegte Popsongs mit internationalem Produktionsflair. Wer der Band auf diesem Weg folgen möchte, gerne. Wer nicht, muss sich neue Lieblinge suchen. Walter Bast
| OLIBA INTERNATIONAL Oliba International (Maaula Records)
Das als „Marching Band“ mit zwei Standtrommlern ausgestattete französische Quintett hat sich hier den hypnotischen Melodien verschiedener afrikanischer Musikstile verschrieben und variiert diese in acht größtenteils überlangen Stücken ohne Gesang. So reichen sich Sousafon, Saxofon und elektrische Gitarre die repetitiven Tonfolgen hin und her und wechseln von der vorgegebenen Textur nahtlos in die Improvisation. Ein klarer Fall von „kultureller Aneignung“ afrikanischer Inspirationsquellen. Christoph Schumacher
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ALEX PANTER Some Time Now (Timezone)
Vom heimischen Wohnzimmer aus singt sich der oberbergische Highlandrinderzüchter und Singer/Songwriter Axel Potthoff in die Bluesherzen der Zuhörer. Eine ganze Armada an Gastmusikern hat er für sein neues Album eingeladen. Auf der musikalisch vielfältigen Produktion im Digipak singt auch die Kölnerin Astrid Foerst. Einflüsse von Dylan, Lou Reed und den Rolling Stones sind unverkennbar. Annie Sziegoleit
| SHAWN PITTMAN & JAY MOELLER Everybody Wants To Know (CrossCutRecords)
Laut, roh und mit sehr viel Charme – der Gitarrist Shawn Pittman und der Schlagzeuger Jay Moeller werden hier lediglich durch Johnny Moeller an der Baritongitarre ergänzt. Diese fungiert gleichzeitig als Ersatz für den Bass. Fertig ist die Band, die sich von Texas-Shuffle über treibenden Boogie bis zum fast schon respektlosen Umgang mit Percy Mayfields „Hit The Road Jack“ keine Verschnaufpause gönnt. Achim Hennes
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DEVA PREMAL Deva (White Swan Records)
Die international renommierte New-Age-Sängerin Deva Premal präsentiert auf ihrem neuen Album erstmals eine eigene Komposition und zwar gleich in zwei Arrangements. 20 Jahre nach ihrem weltweiten Erfolg mit dem „Gayatri Mantra“ kleidet sie das hinduistische Gebet in eine neue Melodie. Ansonsten überzeugt die in Nürnberg geborene Musikerin mit ihrem Lebenspartner, dem britischen Sänger und Gitarristen Miten, erneut mit intensiv gesungenen und eingespielten Interpretationen indischer Mantras. Prominente Unterstützung erhalten sie dabei von Anoushka Shankar, die sie auf der Sitar begleitet, etwa bei dem von ihrem Vater Ravi geschriebenen Stück „Prabhujee“. Erik Prochnow
| RAD ORCHESTRA Rad Orchestra (Labelship/Broken Silence)
London ist ein Mischtiegel der Nationen, und das fünfköpfige Rad Orchestra (drei Herren, zwei Damen) um den deutschstämmigen Sänger und Saitenspezialisten Max André Rademacher besorgt den Soundtrack. Abenteuerlustig bedient sich die Gruppe der Musiken Afrikas, Asiens oder Südamerikas und mischt Pop, Soul oder Blues zu einer ziemlich streicherlastigen (drei Violinisten!), aber häufig hypnotischen Tanzmusik in großzügigen 66 Minuten zusammen. Mike Kamp
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JIMMY RANKIN Moving East (Songdog MusicTWD692)
Er war Mitglied der berühmten Rankin Family, hatte jede Menge Soloerfolge, zog für sieben Jahre nach Nashville und ist jetzt wieder zurück in seiner Heimat Cape Breton Island. Diese CD ist eine einzige Feier dieser Tatsache. Singer/Songwriter-Folk mit lokalen Themen, jede Menge Mitsinglieder und rasante Tunes gemeinsam mit Größen wie Ashley MacIsaac (Fiddle) oder Hilda Chiasson (Piano). Eine tolle CD mit einem deutlich ostkanadischen Atlantik-Flair. Mike Kamp
| GARRICK RAWLINGS Garrick Rawlings (Peloponesse Records)
Rawlings war lange Zeit Roadmanager für Ramblin‘ Jack Elliott und dabei auch dessen Vorgruppe, wie unter anderem auch für Townes van Zandt und einige andere. Das alles hat wohl verhindert, dass er Alben unter eigenem Namen veröffentlicht hat. Seine Songs sind bekannten oder weniger bekannten Folksongs nachgemeldet, das ganze Album ist sehr souverän produziert und klingt durch und durch angenehm. Alles ist an seinem Platz, und Rawlings kann es mit vielen Songschreibern auf seiner Ebene aufnehmen. Von seinem Leben auf Tour handelt ein Großteil seiner Songs. Rawlings ist ein moderner Hobo, nur reist er nicht auf Zügen, sondern auf Autobahnen. Michael Freerix
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INA REGEN Klee (Sony)
Warum dieser oder jene Musiker oder Musikerin den Deal bei einem großen Label bekommt, während andere mit Kleinstlabels rumkrebsen, ist ein Rätsel. Ina Regen ist bei einem Majorlabel untergekommen. Conchita ist als Gast dabei, der Rest ist österreichischer Dialekt, die Texte sind schlagerbanal, die Produktion driftet mit viel Wumms ins Bombastische. Nicht Schlager, nicht Rock, nicht Folk, noch nicht einmal Austropop. Zu viele Nichtigkeiten stellen die Fragen: Was soll das, und wer soll das kaufen? Grausig. Harald Justin
| REVEREND SCHULZ In The Land Of The One-Eyed Cat (Cellarphon Records)
Sich in einer Hütte im Spessart einschneien zu lassen und nur mit Laptop und Klampfe eine CD aufzunehmen, ist sicher eine originelle Möglichkeit, seine Musik zu veröffentlichen. Dementsprechend klingt die neue CD von Reverend Schulz wie der Wintersoundtrack eines einsamen Liedermachers. Nur mit Gitarre, etwas Mundharmonika und wenigen behutsam eingesetzten Begleitinstrumenten spielt der Musiker seinen ruhigen, gefühlvollen Antifolk in verträumter Atmosphäre. Chris Elstrodt
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MICHAEL RIEHM Mein blauer Mond (Eigenverlag)
Zwar macht der malende Saarländer Michael Riehm seit 1970 Lieder, doch vor seiner jetzigen Produktion lag eine fünfzehnjährige Pause. Er singt seine eigenen lyrische Texte, Lieder, die Stimmungen und Reflexionen beinhalten, mit saarländischen bzw. moselfränkischen Mundarteinsprengseln. „Leben bleibt Geheimnis und Möglichkeit“ heißt es gleich im Refrain des ersten Liedes. Auch die Begleitung, vor allem Gitarre, und die Arrangements sind von ihm, es ist komplett eine Eigenproduktion. Rainer Katlewski
| ALICE ROSE What To Do In The Rain (Divine Records)
Mit klarer Stimme singt die dänische Wahlberlinerin zu Banjo, Ukulele oder Gitarre – und beherrscht auch noch weitere Instrumente. Der leidenschaftlichen Straßenmusikerin gelang ihr achtes Album handgemacht und authentisch – und es enthält ein paar Ohrwürmer, wie z.B. „Lonely Wolf“, in dem sie Wolfsgeheul nachahmt, oder „21“, in dem sie über das Festhalten an der Jugend singt. In den Refrain „I don't wanna grow up“ stimmen weitere Sängerinnen ein. Eine gelungene Hymne, ein charmantes Album. Imke Staats
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ROSEDALE Wide Awake (Dixiefrog)
Eine französische Bluesrockband – und was für eine! Sängerin Amandyn Roses und Gitarrist Charlie Fabert stehen hier im Epizentrum des Geschehens. Gesang und Gitarre in perfektem Zusammenspiel, egal ob Rock, Slowblues, Balladen oder Soulrock, zwischen diese zwei Musiker „passt kein Blatt“. Angetrieben von Bass und Schlagzeug vibriert jedes Stück geradezu vor Spiel- und Gesangfreude. Und wohlgemerkt: Dies hier ist kein „Haudrauf-Bluesrock“, sondern virtuos gespielte Musik der forcierten Gangart. Achim Hennes
| MATZE ROSSI DUO Musik ist der wärmste Mantel (End Hits Records)
Von den sanften Liedermachern ist Matze Rossi vielleicht der sanfteste. So viel Zartheit in Wort und Ton ist schwer zu ertragen. Mit Titeln wie „Alles Gute kommt von innen“ oder „Ich hoffe, du findest, was du suchst“ träumt der Künstler mit Duopartner Martin Stumpf seinen leisen Traum von einer besseren Welt. Mit akustischer Gitarre, ein wenig Kontrabass oder Klavier spielte Matze Rossi seine Songs mit zwei intimen Gigs live im Studio ein und bringt so das Gefühl eines Wohnzimmerkonzerts auf den Punkt. Chris Elstrodt
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MICHA SCHLÜTER Schimpanse & Kanone (Timezone Records)
Einen flotten Sound spielt Micha Schlüter aus Stuttgart mit seiner Band. Er nennt es „Indieswing“ oder „Jazzy Folkpunk“, und so mitreißend sind auch die sehr persönlichen und kritischen Songs. Er besingt ein breites Spektrum von Themen, von Stuttgart 21 über den schwäbischen Hype auf Berlin, die Flucht aus dem Alltag, eine Hommage an die Weiße Rose und eine Erinnerung an die verlorenen Kriegssöhne bis zu ganz einfühlsamen und romantischen Liebesliedern. Ein rundherum gelungenes, spannendes Album. Rainer Katlewski
| CHARLY SCHRECKSCHUSS BAND Was nun – was tun? (Schreckschuss Records)
Seit vierzig Jahren stehen Charly „Schreckschuss“ Beutin und seine Band in Diensten von Blues und Boogie. Viele Preise der deutschen Schallplattenkritik später passen Musik und Text immer noch wie Faust aufs Auge, ob platt- oder hochdeutsch. Der Billy Gibbons der norddeutschen Tiefebene lässt uns an seiner Lebenserfahrung teilhaben, singt ein Loblied auf Spargel und warnt vor Salmonellen. Bleibt die Frage: Wo ist nur die Zeit geblieben? Denn bedenke die Textzeile: „Das letzte Lied hat keine Taschen.“ Volker Dick
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SEDAA East West (DMG Records)
Auch auf ihrer vierten CD finden wir bei dem mongolisch-persischen Quartett die immer wieder faszinierende Melange aus archaischer Stimmgewalt und stetig fließender instrumentaler Virtuosität. Zu den traditionellen Stücken gesellen sich verstärkt Eigenkompositionen, in denen Sedaa ihre musikalischen Wurzeln behutsam in die Gegenwart lenken, ohne sich irgendeinem aktuellen Trend oder dem musikalischen Zeitgeist anzubiedern. Das macht ihre Musik unverwechselbar und wertvoll. Unbedingt anhören! Walter Bast
| CRYSTAL SHAWANDA Voodoo Woman (New Sun Records)
Eigentlich hatte die Sängerin sich schon als Countrystar etabliert, jetzt gab sie ihrem wirklichen Interesse nach und veröffentlichte ein Bluesalbum. Und das macht sie mindestens genauso gut. Krachig, roh und wild klingt das und wirkt sogar ein bisschen wie Janis Joplin mit einer modernen Band. Erstaunlich ist auch, wie sie Bluesklassikern z. B. von Howlin‘ Wolf eine derart eigene Note gibt, dass sie mit dem Original konkurrieren können. Hans-Jürgen Lenhart
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DOMINIC SCHOEMAKER That’s Cold (Stormy Monday Records)
Älter, reifer, als er an Jahren ist, klingt die Stimme von Dominic Schoemaker. 24 ist für einen Bluesmusiker ja noch gar nichts, sollte man meinen. Was für ein Vorurteil, wenn man dann diese CD hört. Ausgefuchstes Gitarrenspiel – man höre und staune z.B. beim Instrumental „Doms‘s Train“; ein immer wieder geschmackvoll integrierter Background-Chor – so bei der Ballade „Lady“ und durchgängig kluges Songwriting. Dazu zwei tolle Fremdkompositionen von Dennis Walker – ein sehr gelungenes Debüt. Achim Hennes
| SIR REG The Underdogs (Despotz Records)
Fans der Musik der kalifornischen Mahones mögen aufhorchen. Ähnliches gibt es auch aus Schweden und sogar schon auf ihrem fünften Album. Deftiger, hektischer, wahrscheinlich nicht so ernst gemeinter wie klingender Irish-Punk-Folk. Dass Frontsänger Brendan Sheehy aus Dublin stammt, wird verraten, wo in Schweden die Band zu Hause ist, leider nicht. Die Texte kann man mit starker Lupe und heller Lampe mitlesen. Hauptsache man hat eine ordentliche Partymucke, auf die man so richtig abtanzen kann. Beim stillen Zuhören nerven die vielen gleichen Wiederholungen und das Gegröle eher. Michael A. Schmiedel
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TV SMITH Land Of The Overdose (JKP/Warner)
Welcher glaubhafte musikalische Ausweg bleibt einem nicht mehr ganz taufrischen Punk? Seit Billy Bragg dürfte diese Frage beantwortet sein, und auch der 62-jährige TV Smith nimmt seine (nicht nur) akustische Gitarre plus Bass, Drums etc. mit ins Studio. Die 12 Songs sind hochpolitisch, ohne die üblichen Reizwörter oder Personen benennen zu müssen. Und wenn dann das Label der Toten Hosen die Veröffentlichung übernimmt, dann finden die wichtigen Botschaften hoffentlich auch Verbreitung. Mike Kamp
| EMILYN STAM & FILIPPO GAMBETTA Shorelines (Borealis Records)
Diese Kombination dürfte es auch selten geben, Diatonisches Akkordeon (Filippo Gambetta) trifft auf Klavier und Fiddle (Emilyn Stam). Während Gambetta oft recht tänzerisch spielt, hat er in Stam einen Gegenpol mit einer eher jazzigen Spielweise. Auch helle und dunkle Töne stehen sich hier gegenüber, doch hat jeder seine Soloparts. Gemeinsame Improvisationen bringen die Musik manchmal genau an die Kante zwischen Folk und Jazz, Italien und Nordamerika. Hans-Jürgen Lenhart
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PAUL STEPHENSON Mother Nature‘s Rules (Stockfish Records)
Der englische Singer/Songwriter ist ein Poet. Mit der Poesie verhält es sich aber so, dass man die Texte, auch wenn wie hier im Booklet vorhanden, nicht so einfach versteht, selbst wenn man die Wörter kennt. Vielleicht muss man das auch nicht, sondern schließt die Augen, folgt dem sehr angenehmen Klang seiner Stimme und Gitarre, der dezenten Hintergrundmusik, schnappt hier und da ein paar Textfetzen auf und träumt so vor sich hin. Michael A. Schmiedel
| ALAN STIVELL Human – Kelt (World Village)
Der inzwischen 74-jährige bretonische Superstar Alan Stivell bekommt nichts Relevantes mehr hin. Das neue Album Human – Kelt wabert vor sich hin wie in seinen schlimmen 1980er-Jahren. Die Plattenfirma versuchte das Produkt erfolglos mit internationalen Gaststars wie Bob Geldof, Angelo Branduardi und Yann Tiersen aufzupeppen. Anhörbar sind vor allem Neuaufnahmen von alten Stivell-Hits wie „Son Ar Chistr“, „Broceliande“ und „Tri Martelod“. Doch die Reissue-Strategie, die ihm mit seinem Album Again 1993 einen Neustart seiner Karriere ermöglichte, wirkt heute nur noch ratlos. Christian Rath
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STUDEBAKER JOHN Songs For None (Avanti Music)
John Grimaldi, Künstlername Studebaker John, ist mit 18 Albumveröffentlichungen ein Veteran der Chicago-Blues-Szene. Als Gitarrist und Harpspieler hat er sich dort u.a. mit den Hawks einen hervorragenden Namen erspielt. Mit diesem Album zeigt er sich nun als Solist, spielt die akustische Gitarre und bläst die Harp dazu. Reduktion auf den Ursprung also. Feines Fingerpicking, schöne Slidegitarre und oft hypnotischer, „verhangener“ Gesang atmen die flirrende Luft des Mississippi-Deltas. Achim Hennes
| GEIR SUNDSTØL Brødløs (Hubro)
Ein herrlich altmodisch anmutendes Album hat der Tausendsaitenmann Geir Sundstøl eingespielt. Alte Westernstreifen laufen unwillkürlich auf der geistigen Leinwand ab, wenn man das Reich des norwegischen Gitarristen betritt. Er spielt so ziemlich alles, was Saiten hat, von der Gitarre über die Mandoline bis hin zu skurrilen Eigenschöpfungen. Und auch musikalisch gibt es kaum einen Impuls, dem er widerstehen kann und will. Cinemaskopische World Music der Extraklasse in hochkarätiger Besetzung aus der Skandinavienfraktion. Rolf Beydemüller
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SVER Reverie (Folkhall Records)
Zum zehnjährigen Bestehen veröffentlicht das norwegisch-schwedische Quintett sein viertes Album. Die zehn Stücke (44:17) sind, bis auf eines, Kompositionen von zwei Mitgliedern der Band, Olav Mjelva (Fiddle) und Adam Johansson (Gitarre). Die anderen Mitspieler sind Anders Hall (Fiddle), Leif Ingvar Ranøien (Akkordeon) und Jens Linell (Schlagzeug). Die Bandbreite ihrer Musik ist beträchtlich. Das geht von Folk über Reggae bis zum Rap, was sie zu gefragten Begleitmusikern von Gesangssolisten macht. Bernd Künzer
| TAUTUMEITAS Tautumeitas (CPL-Music)
Von allen lettischen Neuerscheinungen haben Tautumeitas sicherlich das größte Hitpotential. Sechs stimmgewaltige Frauen, fast alle von ihnen studierte Volksmusikwissenschaftlerinnen, paaren ihre Folkwurzeln mit handfesten Popstrukturen. Damit wird dieses Debütalbum zur leicht hörbaren baltischen Einstiegsdroge für Menschen, die CDs von Värttinä neben Loreena McKennit einsortieren. Die frischen, lebensbejahenden Eigenkompositionen verlangen förmlich nach einer Liveperformance. Chris Elstrodt
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IAIN THOMSON AND MARC DUFF No Borders (IAT 003)
Der völlig zu Unrecht wohl unbekannteste schottische Singer/Songwriter hat wieder eine wunderbare Probe seines Könnens abgeliefert. Produziert und maßgeblich unterstützt von ex-Capercaillie-Mann Marc Duff (zahlreiche Instrumente wie Uilleann Pipes, Bouzouki, Whistle etc.) sowie fünf weiteren Freunden, präsentiert Thomson seine extrem eingängigen und melodischen Lieder, deren Themen meist weniger harmonisch sind. Thomson ist einfach nur gut! Wann kapiert das die Folkwelt endlich mal? Mike Kamp
| TORSTEN TURINSKY Fab Four On Eight Strings (Tury Records)
Die Beatles schufen Kompositionen, die im Ohr bleiben. Torsten Turinsky, Gitarrist aus Chemnitz, hat nun Beatlessongs für Sologitarre bearbeitet. Titel wie „Love me do“, „Eleanor Rigby“ oder „Help“ erkennt man nach den ersten Tönen. „Yesterday" spielte er mit dem New Yorker Gitarristen Adam Rafferty ein. Turinsky geht die Stücke ruhig an. Herausragend ist seine warmklinge achtsaitige Konzertgitarre. Sie hat drei Basssaiten sowie fünf reguläre Saiten – so ist er zugleich Bassist und Gitarrist. Udo Hinz
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VASAS FLORA OCH FAUNA Strandgut (Backseat)
Im Wettbewerb um das seltsamste finnische Album des Monats räumt dieses Mal Strandgut ab. Das finnische Trio aus Vasa übersetzte einige seiner Lieder ins Deutsche und sang es selbst ein. Das klingt so niedlich, dass für die eigentliche Musik und die Inhalte der Texte wenig Raum bleibt. So originell die Idee ist, letztlich ist es schade, dass die Musik der Finnen so nicht richtig zur Geltung kommt. Nach dem Hören von Strandgut greift man dann doch lieber zum Erstling Latlista. Chris Elstrodt
| VOLKS Something neu (Eigenverlag)
Ein Urgestein der Deutschfolkszene ist Martin Hannemann (Gitarre, Bouzouki, Autoharp, Mundharmonika, Piano und Gesang), der in den Achtzigerjahren in der legendären Combo Fiedel Michel aktiv war. Hinzu gesellen sich der Jazzbassist Klaus-Volker Brandt und die Akkordeonistin Steffi Budde (u.a. Dancing Willow). Die drei haben sich daran gemacht, einen bunten Strauß Folk-Oldies deutsch-irisch-amerikanischer Provenienz von „Der Revoluzzer“ über „Puff The Magic Dragon“ bis zu „What A Wonderful World“ in ansprechenden Folkarrangements mit leichten Jazzeinschlägen im Wohnzimmer einzuspielen. Schade, dass man das der Produktion gelegentlich anhört. Ulrich Joosten
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MARCO R. WAGNER Music Love Magic (Severalia Records Spain)
Meistens solo und nur zur akustischen Gitarre singt der US-amerikanische Singer/Songwriter seine Eigenkompositionen. Bei einem Titel hat er vier Gastmusiker dabei. Entstanden ist ein eher ruhiges Album mit viel Gefühl und Lebenserfahrung, dazu Vogelstimmen am Anfang. Die zwölf Stücke haben Swing, die Mundharmonika kommt sparsam zum Einsatz. Mit den Texten im Booklet weist sich Wagner als Poet, Cowboy und auch als Zeichner aus. Bis auf das Design des Digipaks ist es eine gelungene Produktion. Annie Sziegoleit
| WAYDOWN WAILERS Backland Blues (Woodstock Records)
Das Bluesquartett besteht aus den Gitarristen David und Christian Parker, dem Schlagzeuger Michael Scriminger und dem Bassisten Connor Pelkey. Beim druckvollen Americana-Rock und Roots-Blues, der in New York eingespielt wurde, sind außerdem vier Gastmusiker dabei. Unter den elf Titeln sind Klassiker wie „Dizzy Miss Lizzy“, aber auch langsamere Stücke wie die Ballade „Lover Of The Bayou“. Annie Sziegoleit
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SUSAN WEINERT RAINBOW TRIO Beyond The Rainbow (Tough Tone Records)
Das Rainbow Trio der deutschen Gitarristin Susan Weinert erkundet feines akustisches Terrain, tritt behutsam aus der Stille, entwickelt zart und mit ungeheuer viel Zeit und Raum eine Musik, die, wenngleich jazzbasiert, Genregrenzen beinahe im Fluge hinter sich lässt. Die CD wurde während eines Studio-Livekonzertes in den Bauer Studios in Ludwigsburg aufgenommen. Akustische Nylonstring, Piano und Kontrabass in intimem „Trialog“. Die sensible Akustik wurde auf höchstem Klangniveau eingefangen. Besser geht’s nicht. Rolf Beydemüller
| WHITE RAVEN Like A Wind O’er The Ocean (Eigenverlag)
Durch unprätentiöse Stimmführung, lupenreine Intonation und Phrasierung überrascht das multikontinentale Gesangstrio mit einem sehr gelungenen Querschnitt alter angloirischer Balladen, als Zugabe Paul Simon und ein traditioneller Song aus Island. Sehr schöne Vertonung von Yeats’ „Stolen Child“ von Kathleen Dineen. Drei klassisch trainierte Vokalisten, die auch im Folk/Trad-Genre das Herz erreichen! Johannes Schiefner
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WOLLE WIWI WAWA Wuwutastische Hits für Kids (Engelhardt Media)
Ein niedliches Puppenmusical zum Mitmachen von Nicole und Andreas Matthes aus dem bayrisch-schwäbischen Aichach. Wolle, der Erfinderjunge, der mit der tollpatschigen Ente Wiwi und Wawa, der fast blinden aber weitsichtigen Ratte, auf der Suche nach Wuwu ist. Neugier, Mut, Abenteuer und Freundschaft, flotte Ohrwürmer zum Mitsingen, die klassischen Ingredienzien des Genres werden für die Kleinen aufbereitet. Entstanden ist das Projekt mit den Schülern und Lehrern der dortigen Elisabethschule. Rainer Katlewski
| YOUNG FAST RUNNING MAN Young Bird (Slash Zero Records)
Das zweite Album des Münchner Gitarristen, Sängers und Komponisten Fabian Hertrich alias Young Fast Running Man ist eine Songwriterentdeckung. Alle zwölf Folkrock- und Bluestitel wurden mit einer Band produziert, der die Gitarristen Gabriel Hertrich und Sebastian Rödl, der Schlagzeuger Michael Hofmann, die Gastsängerin Elia Priesnitz, der Bassist Michael Karl und der Trompeter Valentin Damjantschitsch angehören. Ein facettenreiches Album und schönes Digipak. Annie Sziegoleit
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