PLATTENPROJEKTEs gibt im Musikbereich immer wieder Veröffentlichungen, die den Rahmen herkömmlicher Produktionen inhaltlich wie vom Umfang her sprengen und deshalb einer ausführlicheren
Betrachtung bedürfen, als dies in Form einer üblichen Rezension geleistet werden kann. Die Folker-„Plattenprojekte“ widmen sich in loser Folge
solchen außergewöhnlichen Serien, Boxen, Sammlungen, Sondereditionen bis hin zu vergleichbaren Unternehmungen wie etwa Internetprojekten, die auf physische Tonträger inzwischen zunehmend verzichten.
In diesem Heft schreibt Mike Kamp über
Runrig, Rarities
Wenn eine Band nach 45 aktiven Jahren den freiwilligen Abschied verkündet, dann gibt es in Sachen Nachlassverwaltung zwei mögliche Herangehensweisen. Die eine heißt: Melke die Kuh, solange sie Milch gibt. Mit anderen Worten: Bringe jedes Jahr zuverlässig „neues“ altes Material heraus, solange die Fans dafür zahlen. Die andere dagegen lautet: Verabschiede dich mit einem lauten Knall. Und genau diesen Weg
RUNRIG Rarities – Limited Collector’s Box (RCA/Sony Music)
Box mit 6 CDs und 3 DVDs
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| haben Runrig dankenswerterweise am Ende ihrer Karriere gewählt.
Bereits die objektiven Zahlen sind beeindruckend: Sechs CDs und drei DVDs sind in der Box, plus zwei Booklets und ein Runrig-Lanyard mit (rein theoretischem) Backstage-Pass. Oder mit anderen Worten: 6 Stunden und 51 Minuten Musik (und ein Interview) plus 3 Stunden und 34 Minuten Videos – das ist doch einiges an Tröstmaterial für ob des definitiven Endes traurige Fans. Mit insgesamt drei CDs plündern Runrig dabei ihr umfangreichen Livearchiv. Das beginnt mit relativ dünnem Sound im Dezember 1986 in Schorndorf und konzentriert sich tatsächlich auf Shows in Schottland und Deutschland. Zeitlich ergibt sich eine ziemlich gleichwertige Aufteilung zwischen dem Leadsängerwechsel Munro/Guthro 1997/98. Eine CD widmet sich dem ersten Runrig-Album Play Gaelic von 1978. Der Radio-Mann (und Blazinʼ-Fiddles-Chef) Bruce MacGregor lud die Macdonald-Brüder 2015 in seine BBC-Radio-Scotland-Sendung Travelling Folk und interviewte sie zu den ganz frühen Jahren, natürlich mit entsprechender Musik.
Die CD Best Of Access All Areas konzentriert sich auf Liveaufnahmen aus diesem Jahrhundert, die den Mitgliedern des Runrig-Fanclubs bereits zugänglich gemacht worden waren, bis dato eben exklusiv. Und dann gibt es noch die CD The Ones That Got Away mit 14 von der gesamten Band ausgesuchten Tracks, die in einem separaten Booklet einzeln kommentiert werden. Darauf auch der einzige komplett neu eingespielte Track „Somewhere“, bereits auf dem letzten Studioalbum The Story zu hören und nun als Duett von Bruce Guthro mit Julie Fowlis noch einmal aufgenommen.
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