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A Story of Sahel Sounds

Cover A Story Of Sahel Sounds Irgendwann im Jahr 2008 hat Christopher Kirkley genug von seinem Studium der Philosophie. In der Library of Congress in Washington, D. C., entdeckt er Musik aus Nordafrika, die ihn fasziniert; und so kauft er sich ein Flugticket nach Paris, um von dort aus auf den Spuren seiner Klangeindrücke nach Nordafrika zu reisen, mit nur einer Gitarre und einem digitalen Rekorder im Gepäck. Diese Reise durch Länder der Sahara wird schließlich knapp ein Jahr dauern. Die Gitarre hilft Kirkley, Kontakte in den Momenten zu Musikern aufzubauen, in denen Sprache nicht funktioniert. Manchmal laden diese ihn zu sich nach Hause ein, wo er





A Story of Sahel Sounds
Deutschland/Niger/USA, 2016, 82:00, Realisierung: Tobias Adam, Florian Kläger, Markus Milcke
(im Stream on Demand bei Vimeo und Amazon Prime Video; Neopankollektiv/Magnetfilm, 2018)


tage-, manchmal sogar wochenweise lebt. So lernt er Land und Leute und ihr soziales Miteinander von innen kennen. Viele Stunden mit Musikaufzeichnungen entstehen während dieser Zeit. Zurück in seiner Heimatstadt Portland brennt Kirkley eine CD mit seinen Feldaufnahmen und verschenkt sie an Freunde, als hörenswertes Souvenir. Eine gerät in die Hände eines Kleinstlabelbetreibers, der das Ganze sofort regulär veröffentlichen möchte. Daran hatte Kirkley gar nicht gedacht. Doch bald darauf wird der potenzielle Philosoph hauptberuflich Musikethnologe und Betreiber des Labels Sahel Sounds.
Von all dem erzählt der Dokumentarfilm A Story of Sahel Sounds jedoch kaum, sondern er begleitet Kirkley auf einer Reise durch mehrere nordafrikanische Länder. Immer ist der Labelchef auf der Suche nach Musikern, von denen er zwar bereits Musik kennt, jedoch nicht weiß, wo genau und ob sie überhaupt noch leben. Häufig sucht der Feldforscher in Radioarchiven nach historischen Aufnahmen. Diese Szenen, in denen er sich durch wahllos übereinander gestapelte oder nur als Knäuel vorhandene Tonbänder fingert, erzählen sehr eindringlich, was für einen geringen Wert die lokale Musikgeschichte in den Ländern Nordafrikas besitzt. Überdies gibt es oft keine lokale Musikindustrie, sodass Künstler ihre Songs über das Mobiltelefon verbreiten. Kaum jemand kann in diesen Ländern von Musik leben und wenn, dann vor allem durch Engagements bei Feiern und Hochzeiten.
Noch heute macht Kirkley die Musikaufnahmen für sein Label selbst, unter freiem Himmel, mit mehreren Mikros, im direkten Gespräch mit den Musikern; denn er hat mittlerweile Französisch gelernt und gehört damit zu den ausgesuchten Promotern, die sich um die kulturelle Verbreitung dieser Musik kümmern. Aktuell gehören Mdou Moctar und Les Filles de Illighadad zu seinen bekanntesten Künstlern. Häufig wird Kirkley dabei von europäischen Kritikern vorgeworfen, dass er „musikalischen Kolonialismus“ betreibe. In den USA hingegen muss er sich anhören, dass er ein pirate, also Raubkopierer sei, obwohl er Verträge mit Musikern macht und diese auch einzuhalten gedenkt. Er weiß, er könnte ganz gut verdienen, wenn er die Musiker nicht bezahlen würde. Doch wirkt der Labelchef sehr ehrlich und von einem redlichen Bemühen um die Bewahrung und Verbreitung authentischer Musik angetrieben. Die, die er auf Sahel Sounds veröffentlicht, und der gleichnamige Blog, den er parallel betreibt, sprechen für sich und für sein Anliegen.

... mehr im Heft.