PLATTENPROJEKTEs gibt im Musikbereich immer wieder Veröffentlichungen, die den Rahmen herkömmlicher Produktionen inhaltlich wie vom Umfang her sprengen und deshalb einer ausführlicheren
Betrachtung bedürfen, als dies in Form einer üblichen Rezension geleistet werden kann. Die Folker-„Plattenprojekte“ widmen sich in loser Folge
solchen außergewöhnlichen Serien, Boxen, Sammlungen, Sondereditionen bis hin zu vergleichbaren Unternehmungen wie etwa Internetprojekten, die auf physische Tonträger inzwischen zunehmend verzichten.
In diesem Heft schreibt Cathrin Alisch über
Quadro Nuevo, The Early Years
Versucht man in diesem Land die Begriffe Musik und Welt zusammen und vielleicht sogar auf einen Nenner zu bringen oder stilistisch eher anderweitig orientierten Hörern ein Genre namens Weltmusik plausibel zu machen und dafür fassbare lebendige Beispiele zu benennen, dann kommt man um ein bestimmtes Ensemble aus München schon lange nicht mehr herum. Seit über zwei Jahrzehnten schreiben Quadro Nuevo nicht nur Weltmusikgeschichte,
QUADRO NUEVO The Early Years (GLM Music FM 227/Soulfood, quadronuevo.de)
10 CDs im Buchformat, 654:59, 40 Seiten, dt. Infos u. viele Fotos
|
| sondern hörbare Geschichten zu Musik und Welt, von denen jede einzelne einzigartig ist. Mit The Early Years legte die Band Ende September 2017 nun laut Pressetext „ein Paket zum lustvollen Genießen von Musik, zum Schmökern und Betrachten“ vor. Es enthält neben den Liedern vierzig Seiten mit guten Texten und vielen authentischen Fotos von Alltäglichkeiten und Besonderheiten eines außergewöhnlichen Bandlebens, gibt Eindrücke und Stimmungen wieder und erzählt von Blicken, Begegnungen und Berührungen mit Menschen auf Reisen. „Wir suchen immer wieder den Austausch. Zwischen uns und anderen Musikern, unseren Melodien und den Zuhörern in aller Welt. Die Reise als Inhalt. Als Weg und als Ziel. Die Begegnung transferiert in Musik“, sagen sie selbst dazu.
Bleibt man zunächst noch in der visuellen Dimension und verbindet auf einer virtuellen Landkarte den Heimathafen mit den Reisezielen und Konzertorten, die über all die Jahre angesteuert wurden, erscheint eine Art Streckennetz wie bei einer weltweit operierenden Fluglinie. Legt man nun das sehr schön gestaltete, große, quadratische Buch darüber, bekommen die Orte Gesichter, füllen sich Namen mit Leben, lassen Assoziationen von Gerüchen, Geräuschen und Aromen zu und machen zunehmend neugierig auf die Musik.
Quadro Nuevo spielen überall, in Hütten, Häusern und Palästen, in kleinen Hinterhofclubs, auf großen Plätzen, im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie, an der nächsten Straßenecke und in der Carnegie Hall – je nach dem, was die Musiker gerade sollen, wollen und was sich so ergibt. So viel Offenheit ist selten – und so viel Konsequenz und Konsistenz, ein Konzentrat sowohl in menschlicher als auch klanglicher Hinsicht, erst recht.
... mehr im Heft. |