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Rezensionen der
Ausgabe 6/2017


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Es gibt im Musikbereich immer wieder Veröffentlichungen, die den Rahmen herkömmlicher Produktionen inhaltlich wie vom Umfang her sprengen und deshalb einer ausführlicheren Betrachtung bedürfen, als dies in Form einer üblichen Rezension geleistet werden kann. Die Folker-„Plattenprojekte“ widmen sich in loser Folge solchen außergewöhnlichen Serien, Boxen, Sammlungen, Sondereditionen bis hin zu vergleichbaren Unternehmungen wie etwa Internetprojekten, die auf physische Tonträger inzwischen zunehmend verzichten.


In diesem Heft schreibt Ulrich Joosten über



Woody Guthrie – The Tribute Concerts

Cover Woody Guthrie The Tribute Concerts Es gibt in der Geschichte der populären Musik Konzertereignisse, die den Nimbus des Einmaligen und Besonderen haben. Zwei davon finden ein Jahr vor und ein Jahr nach dem legendären Woodstock-Festival 1968 in der New Yorker Carnegie Hall und 1970 in der Hollywood Bowl in Los Angeles zu Ehren Woody Guthries statt. Knapp drei Monate nach dem Tod des multitalentierten Liedermachers, Autors, Kolumnisten, Gewerkschafters, Cartoonisten und politischen Aktivisten ist am 20. Januar 1968 die Carnegie Hall

DIVERSE
Woody Guthrie – The Tribute Concerts
(Bear Family Productions BCD17329, ISBN 978-3-89916-900-3, bear-family.de)
3 CDs, 100 Tracks, 218:22, mit zwei geb. Büchern


restlos ausverkauft. Organisiert hat die Veranstaltung Guthries Freund und Manager Harold Leventhal. Die Einnahmen kommen dem von Guthries zweiter Ehefrau Marjorie gegründeten Komitee zur Bekämpfung der Huntington-Krankheit zur Erforschung jenes tückischen, unheilbaren Nervenleidens zugute, das den Songwriter fast fünfzehn Jahre ins Hospital zwang. Die Hommage sollte jedoch keine Trauerfeier sein, sondern Leben und Werk des Künstlers feiern, der heute als der wohl einflussreichste Songwriter der US-amerikanischen Popgeschichte gilt.
Richard Weize, bis vor wenigen Jahren Bear-Family-Records-Chef, hat als eines seiner letzten Wunschprojekte vor der Pensionierung die Neuauflage dieser Konzerte auf den Weg gebracht. Er holt Nora Guthrie, Tochter des Liedermachers und langjährige Leiterin des Woody-Guthrie-Archivs, den vierfachen Grammy-Gewinner Steve Rosenthal als Toningenieur sowie den damaligen Folker-Chefredakteur und Guthrie-Experten Michael Kleff als Produzenten der Box ins Boot. Als Nora Guthrie erstmals von der geplanten Neuveröffentlichung hört, beginnen sich ihre Erinnerungen „wie Puzzleteile zusammenzufügen. Mir fiel ein, dass es viele Songs gab, die auf der ersten Veröffentlichung ausgelassen wurden, weil man keine Dopplungen wollte“, erzählt sie. Das Projekt wird zu einer intensiven vierjährigen Forschungsreise, auf der sämtliche historischen Aspekte berücksichtigt und dokumentiert werden, samt Biografien der mitwirkenden Künstler, die aufzeigen, wo diese damals in ihrer Karriere stehen.
Das Skript zu beiden Konzerten, das neben Guthries Liedern auch viele seiner Prosatexte enthält, schreibt der Film- und Fernsehautor Millard Lampell, ein alter Freund des Singer/Songwriters aus der gemeinsamen Zeit bei den Almanac Singers. Als Sprecher agieren der damals ungemein populäre Schauspieler Robert Ryan sowie ein weiterer Weggefährte Guthries, der Schauspieler Will Geer, hierzulande besser bekannt als Großvater in der Fernsehserie Die Waltons.

... mehr im Heft.