Rezensionen der Ausgabe 4/2017
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BANDA INTERNATIONALE Kimlik bandacomunale.de (Trikont, US-0489) 17 Tracks, 65:01 , mit Infos
Sie wollen ein Zeichen setzen, politisch, gesellschaftlich und musikalisch, und das gelingt ihnen höchst eindrucksvoll. Banda Internationale ist derzeit wohl mit Abstand das engagierteste musikalische Projekt in Deutschland, das sich konsequent gegen rechts stark macht und nicht scheut, auch in den Brennpunkten seine Stimme zu erheben. Im Jahr 2001 in Dresden unter dem Namen Banda Communale als Reaktion auf die wachsende Fremdenfeindlichkeit im Land gegründet, geht das Ensemble seit zwei Jahren einen entscheidenden Schritt weiter. Nach Auftritten in Flüchtlingsunterkünften begann die Band, geflüchtete Musiker zu integrieren. Das führte nicht nur zur Änderung des Namens. Auch musikalisch entwickelte sich die inzwischen zwanzigköpfige Band weiter. Ihr aktuelles Werk, dessen Titel auf Türkisch „Identität“ bedeutet und den Ausweis des Landes bezeichnet, präsentiert einen Querschnitt ihres Repertoires aus Eigenkompositionen und Stücken aus Krisenregionen wie Nordafrika, dem Nahen Osten, dem Balkan oder Osteuropa. Das brachte ihnen nicht nur den Förderpreis des Deutschen Weltmusikpreises Ruth ein (siehe auch Beitrag auf Seite 54 in diesem Heft). Das kraftvolle Weltmusikensemble mit ausgeprägten Bläserarrangements gibt inzwischen bis zu sechzig Konzerte im Jahr, spielt auf Demonstrationen und veranstaltet Workshops in Schulen sowie soziokulturellen Jugendinitiativen – und das, obwohl alle nur nebenberuflich als Musiker tätig sind. Deutschland braucht mehr solch leidenschaftliche Aktivisten. Erik Prochnow
| DROWSY MAGGIE Nú Trad drowsymaggie.de (Eigenverlag) 14 Tracks, 67:28 , mit engl. Infos
Das Düsseldorfer Quintett verrät schon im Band- und Albumnamen, worauf es hinauswill: modernen Irish Trad. Und das machen sie richtig gut mit Gitarre, Schlagzeug, Geige, Gesang und einem ganz besonders prägnanten Akkordeon, womit sie einen Groove hinlegen, der dem geneigten Hörer durch alle Nerven geht. Wo mögen Sie ihre Vorbilder haben? Beoga, Midnight Court, Gráda, Kíla, Solas oder auch Show of Hands und Red Cardell? Ja, hier und da gibt es auch englische, schottische und bretonische Klänge in den eigentlich irischen Tunes und Songs. Und dann erklingen auch noch Trompete und Posaune von Gastmusikern, die der Musik ein I-Tüpfelchen mehr verleihen. Dabei ist es Konzert- und Tanz-, weniger Pub- und Partymusik, denn um sich dabei noch zu unterhalten, ist sie zu eindringlich und zu schade. Auch wenn sie kein Stück selbst geschrieben haben, sind doch alle Tracks originell und authentisch arrangiert. Manchmal reiten sie nur vielleicht etwas zu lange auf der Version eines Themas herum, statt sich noch ein, zwei Variationen mehr einfallen zu lassen. Michael A. Schmiedel
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KNOBLAUCH KLEZMER BAND Knoblauch Scharf knoblauchklezmerband.com (Eigenverlag) 14 Tracks, 74:12 , mit dt., engl., hebr. u. russ. Texten
Just eine weitere Klezmerband aus Berlin, die ursprünglich eigentlich nur so ein bisschen herumklimpern wollte. Ob es nun wirklich ein knoblauchlastiges Abendessen war, welches das Quintett zu seinem ersten vollen Album inspirierte, gehört wohl in die Legenden der Gruppenhistorie. Fakt ist, dass es nun vierzehn neu eingespielte und wahrliche fetzige Stücke gibt – einige Studioaufnahmen, in den letzten Jahren auf zwei EPs veröffentlicht, existierten bereits, allesamt selbst komponiert und arrangiert, die Texte eingeschlossen. Leon Behn (b), Arnoud Duvoux (cl), Eli Fabrikant (v), Max Horbank (dr) und Moishe „Eisenbauch“ Zangief (acc) scheinen selbst in einer sterilen Studioatmosphäre vor Energie zu platzen und zeigen keinerlei Hemmung, absolut ohne Fehl und Tadel neben traditionellem Klezmer ins Bulgarische, Rumänische oder Serbische zu springen. Das Ganze dann auch gleich mehrsprachig, vom Deutschen wird ins Englische, Hebräische und gar Russische gewechselt. Kein Wunder, ist der in Riga geborene Violinist der Gruppe schließlich über Tel Aviv nach Berlin gekommen. Ein wirklich abwechslungsreiches Album für Weltmusikenthusiasten. Matti Goldschmidt
| MARIE’S WEDDING Both Sides scott-douglas.de (Prosodia) 14 Tracks, 59:04 , mit engl. Texten
Die schottische Sängerin Joanna Scott Douglas und der deutsche Gitarrist und Sänger Jan Jedding sind Marie’s Wedding, und Both Sides ist ihr überzeugendes Debüt. Das Album glänzt gleich zweifach. Da ist zum einen Douglas’ warme, im positiven Sinne schöne Stimme. Und da ist zum anderen eine abwechslungsreiche und stimmungsvolle Begleitung, an der neben den beiden Protagonisten Kollegen wie Sandy Brechin (Akkordeon), Greg Borland (Fiddle), Ian Melrose (Low Whistle) oder Wendy Wetherby (Cello) mitgewirkt haben. Eine solch talentierte Ansammlung kann eigentlich nur Qualität produzieren. Und der anfänglich skeptische Blick auf die vor Standards nur so strotzende Titelliste – „Star Of The County Down“, „Loch Tay Boat Song“ oder „Wild Mountain Thyme“ sind nur drei beliebige und im Bekanntheitsgrad austauschbare Titel – relativiert sich ein wenig, wenn Douglas im Beiheft schreibt, dass das Album für sie eine Reise nach Hause in die schottische Border-Region war. Hier wird Folkmusik also nicht neu erfunden, hier wird sie geschmackvoll interpretiert. Daher genießen wir dieses Album und sind gespannt auf das nächste. Mike Kamp
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hö
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