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 BEHNAM T. SAID:: Hymnen des Jihads : Naschids im Kontext jihadistischer Mobilisierung.
BEHNAM T. SAID:
Hymnen des Jihads : Naschids im Kontext jihadistischer Mobilisierung.
(Würzburg : Ergon-Verl., 2016. – 361 S. – (Mitteilungen zur Sozial- und Kulturges)
ISBN 978-3-95650-125-8 , 4,00 EUR Zugl.: Jena, Univ., Diss., 2014


Seit es in der Geschichte der Menschheit Klänge und Gesänge gibt, sind sie für allerlei Zwecke instrumentalisiert worden: Posaunen ließen – angeblich – Stadtmauern zerbersten, Fanfaren kündigten das Erscheinen von Herrschern an, Trommeln und Stimmen dienten der Kommunikation über weite Entfernungen oder der Untermalung schamanischer Rituale. Und selbst Jahrhunderte später, als anonyme Klangerzeuger längst namentlich bekannten Komponisten, Musikern oder Textdichtern Platz gemacht hatten, waren Musik und Lied immer noch Spielbälle von Abhängigkeit und Fremdbestimmung. Unterdrückung, Ächtung, Verbote oder Vereinnahmung von Musik und Lied durch politische Systeme ziehen sich ebenfalls quer durch die Jahrhunderte. So erinnert das 1569 erschiene „Tantzteuffel“-Pamphlet des Florian Daul von Fürstenberg doch schon stark an die gängige Praxis im Umgang mit Musik in Diktaturen oder orthodox-religiösen Gesellschaftssystemen der Gegenwart.
Der Hamburger Islamwissenschaftler Behnam Timo Said, der in der Hansestadt auch für den Verfassungsschutz tätig ist, befasst sich in seiner Dissertation mit den in der islamischen Welt weit verbreiteten Naschids. Diese ursprünglich eher harmlosen Loblieder auf religiöse oder weltliche Ereignisse oder Personen werden von den Propagandisten eines kriegerisch-expandierenden Islam wie Al-Qaida, dem IS oder den Taliban zu jenen gewaltverherrlichenden Hymnen umgeformt, die dann Teil der Rekrutierungsvideos der genannten Gruppierungen werden. Said beschreibt, wie in Deutschland entstehende Naschids, die sich in ihrer mäßigen sprachlichen Qualität deutlich von den arabischen, aber auch von französischen unterscheiden, zwar noch recht amateurhaft wirken, aber als absolut authentisch gelten, daher bei den Jugendlichen gut ankommen und so Teil einer neuen juvenilen Protestkultur werden. Die Verbreitung zusammen mit professionell gestalteten und geschnittenen Videos über Youtube oder die gängigen sozialen Netzwerke sorgt weiterhin dafür, dass viele Jugendliche eben genau dort abgeholt werden, wo sie stehen. Mangelndes Geschichtsbewusstsein, (partei-)politisches Desinteresse und eine nicht nur bei älteren Zeitgenossen vorhandene Vorliebe für einfache Antworten auf hochkomplexe Fragen tun ein Übriges. Dies unterscheidet diesen Bereich jugendlichen Protests in seiner Irrationalität kaum von vergleichbaren Bewegungen wie etwa der der Neonaziszene. Interessant aber, dass die musikalische Umsetzung dieses Protests sich fast ausschließlich bei Punk oder Hip-Hop bedient und somit diese, ehemals als Reflexion auf ungerechte gesellschaftliche Zustände entstandenen Musikstile jetzt für kriegerische oder diktatorische Zwecke vereinnahmt und missbraucht werden. Saids Buch über die Transformation der Naschids zeichnet sich durch enorme Akribie und immense Detailkenntnis aus, was den Lesefluss naturgemäß des Öfteren stocken lässt. Aber eine Dissertation ist ja auch kein Roman, und ein großer Erkenntnisgewinn ist garantiert.
Walter Bast
 JUSTIN SANDERCOE:: Justinguitar.com – Akustikgitarren-Songbook : 50 fabelhafte Akustikgitarren-Songs mit detaillierten Spieltipps.
JUSTIN SANDERCOE:
Justinguitar.com – Akustikgitarren-Songbook : 50 fabelhafte Akustikgitarren-Songs mit detaillierten Spieltipps.
(Dt. Erstausg. – o. O. : Bosworth Ed., 2016. -– 174 S. : überw. Noten, TAB u. Akk)
ISBN 978-3-86543-899-7 , 19,95 EUR


Eine neues Songbook aus dem mittlerweile recht umfangreichen Lehrwerk des britischen Gitarristen Justin Sandercoe. Die gewohnt übersichtliche Aufmachung macht den Einstieg sehr leicht: Songtext mit Akkorden, dann eine kurze Einführung in die Begleitung. Neben klassischem Strumming erklärt Sandercoe auch kurze Riffs, die für den jeweiligen Song charakteristisch sind. Von leicht bis ziemlich schwer, quer durch den Rock/Pop-Garten: Beatles, Eric Clapton, Ed Sheeran, Tom Waits, Sting … Höhepunkt sind fünf Transkriptionen in Tabulatur, die dem engagierten Gitarristen schon einiges abverlangen.
Rolf Beydemüller