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 DIVERSE: Laut yodeln – fern, nah, weit
DIVERSE
Laut yodeln – fern, nah, weit
trikont.de
(Trikont US-0481/Indigo)
15 Tracks, 59:56 , mit ausführlichen dt./engl. Infos


Wo sie einem Teil der Alpenregion mit ihren Stimmen Bayerns seit 2011 so gezielt aufs Maul schauen, ist den Kopplungsexperten von Trikont offenbar auch das Jodeln ins Blickfeld geraten. Sie konstatierten, dass natürlich auch dieses Genre – wie nahezu alle Sanges- und Kulturtechniken – Annäherungen, wenn nicht Entsprechungen in aller Welt hat, stellten ein Programm aktiver Jodlerinnen und Jodler zusammen, welches das Genre in seiner Internationalität halbwegs abzubilden vermag und luden zu zwei Konzerten im Juni 2016 nach München ein. Diese wurden mitgeschnitten und verschaffen mit dem vorliegenden Album nun einen abwechslungsreichen Einblick ins Metier. Es jodeln, längst abgekoppelt logischerweise von archaischen Kommunikationsaspekten der Technik und überwiegend auf den musikalischen Gehalt fokussiert, gleichsam um die Wette: eine Handvoll überwiegend schweizerischer und deutscher Formationen, die US-Schweizerin Erika Stucky, eine Österreicherin sowie das internationale Ensemble Baka Beyond aus London. Das musikalische Spektrum reicht von Pygmäengesängen über Countrystandards und Aris aus dem Bayerischen Wald bis zu stilistisch weitgehend freien Interpretationen. Wieder was gelernt …
Christian Beck
 HOMEBOUND: Adroneline  CHEYENNE BROWN & TORY DUGAN: Road Soda
HOMEBOUND
Adroneline
homebound.info
(Bird Creek Records BCR004)
13 Tracks, 55:09


CHEYENNE BROWN & TORY DUGAN
Road Soda
cheyenneharp.com
torydugan.com
(Bird Creek Records BCR003)





 LES HAULZ ET LES BAS: Ars Supernova
LES HAULZ ET LES BAS
Ars Supernova
les-haulz-et-les-bas.com
(Alahani Records)
17 Tracks, 62:02


Alta Capella meets Funk, Jazz, Salsa und Balkan Grooves. Das internationale Ensemble Les Haulz et Les Bas gewann den Publikumspreis des Musikfestivals Erzgebirge, eine Albumproduktion mit Deutschlandradio Kultur. Diese liegt nun vor und bietet ausgesprochen entspannte, nicht überarrangierte Alte Musik mit vielen Facetten. Jazzige Einlagen werden konsequent in Renaissancemusik eingebettet. In relaxter Herangehensweise wird musikalisch ausgesprochen souverän die Vielfalt der historischen Instrumente vorgestellt. Mittelalterliche Schalmeien treffen auf Tuba und Saxofon. Serpent wird mit Zink, Dudelsack und Zugtrompete kombiniert. Im Beipackzettel heißt es treffend: „Man tritt den Beweis an, dass das Saxofon das ideale Instrument für die ars nova des 14. Jahrhunderts ist und dass die mittelalterliche Schalmei exakt der Klang ist, auf den der Jazz schon immer gewartet hat.“ Ein wunderbares, unbedingt empfehlenswertes Instrumentalalbum mit Medieval Jazz – eine Erfahrung von Zeitlosigkeit.
Piet Pollack
 VOXTRA: The Encounter Of Vocal Heritage
VOXTRA
The Encounter Of Vocal Heritage
voxtra.bandcamp.com
(Muziekpublique)
23 Tracks, 65:24 , mit engl., franz. u. fläm. Texten u. Infos


Dieses Album kann niemanden unberührt lassen. Gesangstraditionen aus fünf Nationen treffen sich zu einem gemeinsamen Projekt, das unter die Haut geht. Die Brüsseler Non-Profit-Organisation Muziekpublique stellt wieder einmal unter Beweis, welch feines Gespür sie für exzellente Weltmusikalben besitzt. Auf ihrer neuesten Veröffentlichung begegnen die von der UNESCO geschützten Vokalkünste des polyfonen Gesangs Albaniens und des Sardischen Cantu a Tenore der Blues- und Beko-Tradition des südlichen Madagaskars, dem finnischen Joik- und Runengesang sowie dem belgischen Erbe des Récit Chanté Walloniens. Obwohl die einzelnen Vokalkünste in ihrer Besonderheit herausstechen, verbinden sie die traditionellen Volkslieder ihrer Kulturen zu einem neuen, einzigartigen Klang, der jegliche Grenzen vergessen lässt. Sparsam begleitet durch Glockenspiel, Percussion oder fünfsaitige Zither demonstrieren die Finnin Anu Junnonen, Talike Gelle aus Madagaskar, der Belgier Raphael De Cock, das albanische Gjini Ensemble und die sardischen Tenore de Monte Arvu die außergewöhnlichen Möglichkeiten und Harmonien der menschlichen Stimme auf höchstem Niveau. Dieses Album ist eine berührende Reise zu den gemeinsamen Wurzeln der Musik.
Erik Prochnow

Nordamerika
 THE EAST POINTERS: Secret Victory  VISHTÈN: Terre Rouge
THE EAST POINTERS
Secret Victory
eastpointers.ca
(Eigenverlag EPCD15)
10 Tracks, 43:15


VISHTÈN
Terre Rouge
vishtenmusic.com
(Eigenverlag PTVish05)
12 Tracks, 49:17 , mit franz. Texten u. engl./franz. Infos




 JASON ELMORE & HOODOO WITCH: Champagne Velvet
JASON ELMORE & HOODOO WITCH
Champagne Velvet
jasonelmore.net
(Underworld Records UND0028/Burnside Distribution)
Promo-CD, 14 Tracks, 49:24


„No digital tricks or nonsense“, verspricht das Booklet des Albums. Und tatsächlich, das texanische Trio um den Gitarristen und Sänger Jason Elmore spielt pur und unverfälscht. Schwerstarbeit für Elmore also, spielt er doch mit der Gitarre quasi simultan sowohl Rhythmus- als auch Melodie- und Sololinien. Das Ergebnis jedenfalls ist mehr als nur hörenswert. Nach einem treibenden Boogie zu Beginn („House Rockin Boogie #7“) gibt es viel soulgetränkten Blues, bei dem man nicht einmal die Hörnersektion vermisst (fantastisch: „Midnight In Memphis“ und „Right As Rain“), eine wunderbare Ballade („Shine Your Light“), etwas Southern Rock („Lament For Evelyn McHale“), einen knackigen Texas Shuffle („Double My Money“) und mit dem Titelstück auch ein „laid back“ gespieltes, instrumentales Jazzintermezzo. Natürlich darf auch ein akustisches Stück nicht fehlen, und mit „Green To Gone“ und „Wish“ zeigt Jason Elmore seine Fähigkeiten an der Slidegitarre. Wie heißt es doch weiter im Booklet? „All sounds on this album were made by real people with guitars, bass, drums and voices“ – ein schönes Beispiel für handgemachte, gute, beseelte Musik.
Achim Hennes

 Flaco Jiménez: Fiesta – Live In Bremen
Flaco Jiménez
Fiesta – Live In Bremen
facebook.com/Flaco-Jimenez-187073768014785
(MIG 01772/Indigo)
21 Tracks, 94:00


Yabbadabbaduh! Heiß geht’s her beim König der Quetschorgel, Flaco Jiménez. Der Texaner gilt als der bekannteste Akkordeonspieler des Tex-Mex, und er mischte einst die mexikanischen Polkas, Rancheras und Boleros mit Country-, Rock- und sogar Jazzeinflüssen auf. Jetzt ist ein fünfzehn Jahre alter Konzertmitschnitt aus Bremen aufgetaucht, der Jiménez auf dem Höhepunkt seiner Karriere zeigt. Den meisten dürfte er als Sideman von Ry Cooder bekannt sein, doch seine fünf Grammys hat er beileibe nicht dafür bekommen. Cooder ermutigte ihn jedoch, seine Musik anderen Stilen gegenüber zu öffnen, was er dann mit den Texas Tornados auch tat. Der damals 62-jährige Jiménez wirkt auf dem Album im Vergleich zu den Aufnahmen mit Ry Cooder wesentlich vielfältiger. Neben schmachtenden Melodien, mitreißenden Polkas zum Mitschunkeln und virtuosem Akkordeonspiel gibt es rockige Covers von den Beatles, Surf-Music-Einflüsse, aber auch Tex-Mex-Klassiker wie das unverwüstliche „Wooly Bully“ von Sam The Sham & The Pharaos. Schmetternde Timbales und ein schmeichelndes Saxofon treiben die Musik an. Da kann man verschmerzen, dass der Sänger manchmal im Ton zu tief liegt.
Hans-Jürgen Lenhart
 LESLEY KERNOCHAN: A Calm Sun
LESLEY KERNOCHAN
A Calm Sun
lesleykernochan.com
(Make My Day Records MMD107/Indigo)
14 Tracks, 48:08 , mit engl. Texten


Die Sängerin und Songschreiberin Lesley Kernochan stammt aus Los Angeles. Vielleicht strahlt die kalifornische Gelassenheit in ihre Musik aus. Jedenfalls geht sie mit dem Genre Country ähnlich entspannt um wie Kollegin Norah Jones mit dem Jazz. Manches könnte sich in den Countrycharts finden, manches in Pophitlisten. Nein, sie ist keine raue Outlawstimme wie Lucinda Williams. Sie erinnert in ihrer Art zu singen eher an Joni Mitchell, lässt ihr Organ sehr hoch steigen, um es dann schnell und sicher wieder auf den Boden zurückzuholen. Als Begleiter steht ihr eine Riege erstklassiger Musiker zur Seite; so ist Dean Parks an Gitarren und weiteren Saiteninstrumenten zu hören. Natürlich taucht wimmernde Pedal Steel auf, aber ebenso gehören Banjo, Ukulele, Kontrabass und Mandoline zum Klangspektrum des Albums. Vor allem in den Balladen wird ihr Mut zur Langsamkeit deutlich, die Band beherrscht die Kunst des Weglassens. In ihren Texten wirkt Lesley Kernochan auf gewisse Weise wie das naive Mädchen, das nicht aufhört, von Liebe, Familie und Frieden zu träumen. Das immerhin tut sie auf poetische Weise. Gute Songs, tolle Musiker, tolle Stimme. Den Rest entscheidet dann wohl der Markt.
Volker Dick

Lateinamerika
 Miramar: Dedication To Sylvia Rexach
Miramar
Dedication To Sylvia Rexach
miramar-music.com
(Barbès records BR0044)
10 Tracks, 35:47


Der aus Kuba kommende Bolero ist der Inbegriff romantischer Gesangsweise. In den Dreißigerjahren gelangte er auch nach Puerto Rico. Eine der beliebtesten dortigen Bolerokomponistinnen war Sylvia Rexach, die außerhalb Puerto Ricos kaum bekannt ist, jedoch als Musikerin in der männerdominierten Welt der Latin Music unbedingt Beachtung verdient. Sie lebte von 1922 bis 1961, brachte sich Klavier und Gitarre spielen selbst bei und gründete die erste puerto-ricanische Frauenband, Las Damiselas. Sie arbeitete zudem als Kulturjournalistin und gründete SPACEM, die puerto-ricanische GEMA. Außerdem war sie eine Frau, der man gewiss Respekt zollte, weil sie wie ihre Kollegen kräftig rauchte, trank und endlose Partys feierte. Die Gruppe Miramar würdigt sie nun mit einem Album. Es sind Boleros im herrlich altmodischen Retrosound, mit verträumter Orgel, klackenden Bongos und inbrünstig-betörendem Gesang des Sängers Rei Álvarez und der Sängerin Laura Ann Singh sowie den Arrangements der Pianistin Marlysse Simmons Argandona. Neben der Orgel kommen noch Klavier, E-Piano, Flamencogitarre und auch Streicher zum Einsatz. Herrlich schmachtende Musik, die unbedingt in einen Pedro-Almodóvar-Film passen würde.
Hans-Jürgen Lenhart



Asien
 WU WEI & WANG LI: Overtones – Les Saisons Harmoniques
WU WEI & WANG LI
Overtones – Les Saisons Harmoniques
wuweimusic.com
fr-fr.facebook.com/wanglimusic
(Harmonia Mundi HMC 902229)
13 Tracks, 75:41


Die beiden Chinesen präsentieren uns auf ihrem ersten gemeinsamen Album dreizehn Kompositionen für Mundorgel und Maultrommel, wobei der in Berlin lebende Wu Wei auf der Mundorgel, der in Paris ansässige Wang Li auf der Maultrommel zu hören ist. Beide Musiker haben zahlreiche Solo-, Duo- oder Projektkonzerte quer über den Globus gegeben, sind auf etlichen Klassik-, Jazz- und Weltmusikfestivals aufgetreten und wurden mehrfach für ihre Kunst ausgezeichnet. Während den meisten von uns die Maultrommel bekannt sein dürfte, bedarf die Mundorgel Sheng wohl einer kurzen Erläuterung. Wu Wei spielt die größte Version dieses Instruments, bei dem siebenunddreißig unterschiedlich lange Bambuspfeifen in eine metallene Windkammer münden, die wiederum mit einem Mundstück versehen ist. „Aktiviert“ wird jede der Pfeifen durch Auf- und Zuhalten eines Bohrlochs knapp oberhalb der Windkammer. Die Kompositionen, von denen vier einen recht freejazzigen Jahreszeitenzyklus bilden, sind zumeist stille, kontemplative Werke. Sie geben dem Zuhörer ausreichend Gelegenheit, sich mit den ungewöhnlichen Klängen vertraut zu machen, den Obertönen nachzuspüren und so ein wenig die musikalische Seele baumeln zu lassen. Ein feines Werk.
Walter Bast