Rezensionen der Ausgabe 5/2016
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NOURA MINT SEYMALI Arbina nouramintseymali.com (Glitterbeat GB CD 038) Promo-CD, 10 Tracks, 41:09
Bereits mit ihrem 2014 erschienenen Debütalbum Tzenni (Folker 4/2014) konnte die mauretanische Sängerin und Griotte Begeisterungsstürme entfachen. Erst recht zieht sie live mit ihrer Band das Publikum in ihren Bann – so wohl auch mit ihrem Auftritt im vergangenen Jahr beim 25. TFF in Rudolstadt. Für das neue Album ist sie mit ihren Begleitmusikern, Ehemann Jeiche Ould Chigaly, E-Gitarrist und auch Virtuose auf der (elektrifizierten) Laute Tidinit, dem Bassisten Ousmané Touré sowie Drummer Matthew Tinari ins ferne New York gereist. Im Studio G wurden die Tracks unter der Regie von Tinari und Tony Maimone (Toningenieur u. a. für The Mekons, Pere Ubu) aufgenommen. Das musikalische Konzept hat sich nicht wesentlich verändert, eine sehr dynamische, bisweilen psychedelisch anmutende Mixtur aus Blues- und Desert-Rock sowie traditioneller mauretanischer Musikstile. Neuerdings wird dieses Genre als „Azawan“ bezeichnet. Neben Nouras eindringlicher Stimme setzt vor allem ihr Spiel auf der Ardine, der neunsaitigen Stegharfe, besondere Akzente. Die Texte haben oft eine spirituell-religiöse Ausrichtung, geben auch Verhaltensratschläge. Das Titelstück z. B. verbindet Gottvertrauen mit der Krebsvorsorge für Frauen! Roland Schmitt
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PETER KARP The Arson’s Match – live in NYC peterkarp.com (KarpFoley Music) 10 Tracks, 55:26 , mit Infos
Das Beste aus seinen zwei Alben (Roadshow von 2007 und The Turning Point von 2004) spielt der Songschreiber, Gitarrist und Pianist Peter Karp live ein. Als Gast dabei ist der legändere Ex-Rolling-Stones-Gitarrist „Little“ Mick Taylor. Auch sonst ist Peter Karp in bester musikalischer Gesellschaft. Zusammen mit der kanadischen Bluesgitarristin und Sängerin Sue Foley tourt er öfter und mit viel Erfolg ebenfalls durch Europa. Der Künstler, der auch komponiert, ist in Blues und Americana tief verwurzelt. Die Platte bietet einen kleinen Querschnitt seiner Arbeit. Lieder wie „Your Prettyness“ oder „Treat Me Right“ machen die Qualität seines ausdruckstarken Spiels besonders deutlich. Beim titelgebenden „The Arson’s Match“ ist das Slidespiel Peter Karps auf der Resonatorgitarre ein purer Genuss. Der Musiker versteht es aber auch, seine Bandmitglieder einzeln wirken zu lassen und lässt Freiräume zu. Seine „Roadshow Band“ besteht aus Paul „Hernandez“ Unsworth (Schlagzeug), Dennis Grünling (Mundharmonika), Daniel Pagdon (Bass), Dave Keyes (Piano) und Jim Ehinger (Keyboard). Produziert wurde die CD von Dae Bennet und Peter Karp selbst, der seit gut zwanzig Jahren auf den Bluesbrettern der Welt unterwegs ist. The Arson‘s Match ist eine grandiose Liveaufnahme und mein Halbjahresfavorit in Sachen Liveblues. Annie Sziegoleit
| MY GIRL THE RIVER This Ain´t No Fairytale mygirltheriver.com facebook.com/mygirltheriver (Supertinyrecords STR0006) 12 Tracks, 46:35 , mit engl. Texten und Infos
Sich erinnern, Vergangenes kritisch reflektieren, in Nostalgie schwelgen, Wehmut Raum geben, Verluste bemerken, Märchen und Fabeln zur Hilfe nehmen, um Gegenwärtiges auszudrücken – darum kreist Kris Wilkinson Hughes in ihren Liedern. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem englischen Bassisten Joe Hughes, betreibt die Sängerin und Songschreiberin das Projekt My Girl The River, das auf dem vorliegenden Debüt erweitert wird um etliche Könner aus dem Americanagenre. Entsprechend vielfältig gestalten sich die Arrangements und Sounds der CD; die Bandbreite der verwendeten Instrumente reicht von Mandocello und Harfe über E-Gitarre und Dulcimer bis hin zur singenden Säge. Stilistisch agiert die Band zwischen Folk, Country und Bluesigem, inhaltlich schöpft Kris Wilkinson Hughes aus den Traditionen ihrer Heimat Louisiana – den Herkunftsort Covington würdigt sie sogar mit einem eigenen Song. Da scheint Heimweh durch und die Sehnsucht nach der guten, alten Zeit. Leider geraten die Stücke an diesen Stellen leicht süßlich, dem Kitsch nicht fern, trotz aller aufscheinenden Melancholie beschaulich bis belanglos. Ihre Stimme allerdings bleibt immer prägnant und kraftvoll. Schöne Musik, manchmal zu schön. Volker Dick
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Emicida About Kids, Hips, Nightmares And Homework … emicida.com (Sterns Brasil STCD2016) 13 Tracks, 52:46 , engl. Texte
ANA TIJOUX Vengo anitatijoux.cl (flowfish/Broken Silence) 17 Tracks, 53:06 , mit spanischen Infos
Beim brasilianischen Rapper Emicida merkt man, der Hip-Hop in Lateinamerika ist differenzierter. Der Gestus des dortigen Rap tendiert eben nicht wie so oft zum Vorhersehbaren. Bereits im Opener meint man, sich eher in ein Album von Sérgio Mendes & Brazil ‘66 verirrt zu haben. Der Satzgesang klingt verdächtig danach. Insgesamt findet keine scharfe Trennung zwischen Gesang, Rap und Spoken Word statt, auch sanftere Töne oder ein Reggae sind möglich. Die Produktion glänzt mit Einfallsreichtum, vor allem ungewöhnliche Sounds als Samples. Stars der Sechziger dürften in unserer Hip-Hop-Szene zumeist als alte Säcke und naive One-World-Idealisten gelten. Hier taucht dagegen Altstar Caetano Veloso als Gastsänger auf. Und der Samba-Funk-Titel „Salve Black ‚Estilo Livre‘“ könnte auch die Rap-Fassung einer Jorge-Ben-Nummer sein. Aber es ist auch ein Album, das sich auf die Wurzeln der brasilianischen Kultur in Afrika besinnt. Etliche Aufnahmen entstanden auf den Kap Verden und in Angola bzw. es spielen dortige Musiker mit. Besonders eindrucksvoll ist der Hidden Track, ein Lob der brasilianischen Arbeiter. Völlig expressiv als Gedicht vorgetragen von Marcelino Freire. Hans-Jürgen Lenhart
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Emicida About Kids, Hips, Nightmares And Homework … emicida.com (Sterns Brasil STCD2016) 13 Tracks, 52:46 , engl. Texte
ANA TIJOUX Vengo anitatijoux.cl (flowfish/Broken Silence) 17 Tracks, 53:06 , mit spanischen Infos
Dank dem kleinen, feinen Berliner Label gelangt dieses ursprünglich schon 2014 erschienene, hervorragende Album einer der charismatischsten Latin-Rapperinnen auf den hiesigen Markt. Die in Lille geborene, auch singende Enddreißigerin kam in Frankreich auf den Hip-Hop-Geschmack, ging jedoch schon als Teenager zurück ins Land ihrer chilenischen Exilanteneltern, wo sie ihre ganz eigene, pan(latein)amerikanische, u.a. andinisch geprägte Ausdrucksform entwickelte. „Ich komme“ (Vengo) langsam, aber gewaltig ... – so könnte man bei dieser zierlichen, poetisch versierten und auch klanglich einfallsreichen Reimerin sagen, die gemeinsam mit unzähligen Mitwirkenden (Instrumentalisten, Sängern u.a. MCs) ihr viertes, stilistisch vielfältiges Album verfertigt hat. Sanft und dabei nicht minder kraftvoll und energisch sind ihre Raps wie Gesänge, in denen Anita – wie sie sich auch, v.a. anfangs nannte – sich poetisch diverser lebensphilosophischer, sozialer und politischer Themen annimmt. Zumindest diesbezüglich trifft die Charakterisierung der New York Times als „Südamerikas Antwort auf Lauryn Hill“ durchaus zu. Den exzellenten Soul-Gesangsqualitäten der US-Amerikanerin etwa kann die Franko-Chilenin allerdings nicht das Wasser reichen. Muss sie aber auch gar nicht. Katrin Wilke
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