Rezensionen der Ausgabe 1/2016
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BARRULE Manannanan’s Cloak www.barruletrio.com (Wardfell Records EOTR04) 10 Tracks, 42:40 , mit engl. Infos u. Texten
MEC LIR Not An EP www.meclir.com (Big Mann Records BMANN001) 7 Tracks, 34:16
Die Folkmusik der kleinen Isle of Man zwischen England und Irland ist lebendig. Stars der lokalen Szene sind die drei Herren von Barrule, die mit ihrem ersten Album auch Deutschland bereisten und nun den Nachfolger vorlegen. Warum ein erfolgreiches Rezept ändern, wenn es eine Verfeinerung auch tut? Und so bleibt es bei der Mischung aus Songs, meist im gälischen Manx, und unglaublich gefühlvollen oder fetzigen Instrumentals. Da bleibt garantiert kein Auge oder Fuß still. Bei diesem ausgeklügelten Sound werden Jamie Smith (Akkordeon), Tomás Callister (Fiddle) und Adam Rhodes (Bouzouki) von einer guten Handvoll Kollegen unterstützt. Live ist das nicht weniger mitreißend. Callister und Rhodes sind auch eine Hälfte von Mec Lir, die sich (fast) ausschließlich auf Instrumentals konzentrieren, nur dass der Sound mit Schlagzeug (Greg Barry) und Keyboard (David Kilgallon) deutlich aufgepeppt wird. Im Prinzip jedoch ist das Debüt eine Bühne für das schier unglaubliche Fiddlespiel des jungen Tomás Callister, auch wenn am Schluss Barry überraschend doch noch einen spröden Song anstimmt. Insgesamt zwei grandiose neue Alben von einer Insel, die nicht nur für die jährlichen Motorradrennen berühmt sein sollte. Mike Kamp
| FRASER AND IAN BRUCE The Best of ... Mrs Bruce’s Boys www.ianbruce.org (Greentrax Recordings CDTRAX385) 16 Tracks, 69:07 , mit engl. Infos
Lange bevor die BBC die erfolgreiche irische Comedyserie Mrs. Brown’s Boys startete, gab es in der ersten Hälfte der Achtziger die erfolgreichen Mrs Bruce’s Boys, die Brüder Fraser und Ian Bruce. Während sich Fraser dann seiner Firma widmete, entwickelte sich Ian Bruce zu einem auch in Deutschland sehr beliebten Künstler. Nach gut dreißig Jahren – Fraser hat die Firma an seine Söhne übergeben – haben sich die Brüder wieder für einige Konzerte und dieses Album zusammengetan. Zu hören sind zehn remasterte Songs aus den drei LPs, fünf Liveaufnahmen von 2015 alter Songs sowie ein funkelnagelneues Lied von Ian Bruce. Das sind meist Klassiker wie „King’s Shilling“, „Farewell To The Gold“ oder „Grey Funnel Line“, das Remastering klingt sauber und das Livepublikum singfreudig. Ian Bruce ist heutzutage gesanglich besser in Schuss als sein Bruder, der eher mit Harmonien als mit Solos überzeugt. Natürlich sind das etwa siebzig Minuten unverhohlene Nostalgie, aber das ist völlig legitim und macht Spaß, solange uns das nicht als die nächste Sensation aus Schottland verkauft wird. Bei dem Realismus der Beteiligten ist das wohl eher unwahrscheinlich. Mike Kamp
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TONY CHRISTIE & RANAGRI The Great Irish Songbook www.ranagri.com (Stockfisch SFR357.4087.2/In-akustik) 12 Tracks, 47:02 , mit engl. Texten u. Infos
Die Idee für ein „Liederbuch“ mit einigen der beliebtesten irischen Folksongs in der englischen Sprache entstand am familiären Küchentisch. Dónal Rigers, Manager, Sänger und Gitarrist der traditionellen Folkband Ranagri stand einst gemeinsam mit dem Sohn des nun 72-jährigen englischen Sängers Tony Christie auf der Bühne. Christie, der in den Siebzigern mehrere Charthits als Popsänger verbuchen konnte, ließ sich nach einigen Whiskeys zu einem Projekt mit Ranagri überreden. Es gelingt ihm, auch dank der gezügelten instrumentalen Begleitung, über weite Strecken einen überzeugend schlichten Ton zu finden, der meilenweit von seiner Popvergangenheit entfernt ist und von sorgsamer musikalischer Sozialisation mit diesem Genre zeugt. Christie heißt eigentlich Fitzgerald und stammt aus einer irischen Familie, die eine Vorliebe für das Folkrepertoire an die Nachkommen weitergereicht hat. Gemeinsam wählten die vier Musiker von Ranagri und Tony Christie die Songs für das Album aus und arrangierten sie zumeist mit traditionellen Instrumenten (Flöte, Harfe, Bodhrán etc.) sowie mithilfe einiger Gäste an Streichinstrumenten, Bass und Keyboard. Unter den Songs sind „Wild Mountain Thyme“, „The Black Velvet Band“ und „The Parting Glass“. Judith Wiemers
| DIVERSE 10 Years Eastblok Music www.eastblok.de (Label Eastblok Music) 35 Tracks, CD1: 76:51, CD2: 59:39
Vor zehn Jahren gründeten Armin Siebert und Alexander Kasparov in Deutschlands östlichster Großstadt – Berlin –, das Label Eastblok Music. Die beiden Experten für Musik aus Osteuropa haben für uns zahlreiche Bands entdeckt: Darunter Kistehen aus Budapest, Markscheider Kunst aus Petersburg oder Haydamaky aus der Ukraine. 2005 wurde die erste Kompilation über die Musikszene eines ganzen Landes veröffentlicht: Ukraina – Sounds Of The Orange Revolution. Das Konzept der Kompilationen als akustische Visitenkarten einer Region oder Szene wurde auf Café Sputnik mit russischem Elektropop und Easy-Listening-Musik weiterentwickelt. Aber die Eastblok-Macher schauen nicht auf einzelne Genres, sie suchen ohne Scheuklappen aufregende Musik östlich von Berlin, darunter Folk, Rock, Pop, Elektro, Dub und vieles mehr. Auf einem Doppelalbum kann man sich jetzt einen Überblick verschaffen: Auf CD eins des neuen Eastblok-Samplers gibt es ein Best-of der ersten zehn Jahre, CD zwei bringt neue exklusive Tracks der Künstler, aber auch Nebenprojekte und hörenswerte Remixe. Eine Reise in den Osten und ein Ohrenöffner auch. Grit Friedrich
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LEVON ESKENIAN & THE GURDJIEFF ENSEMBLE Komitas www.gurdjieffensemble.com (ECM 2451) 18 Tracks, 57:50
Die moderne klassische Musik Armeniens ist untrennbar mit einem Namen verbunden: Komitas. Hierzulande ist seine Musik vielen Hörern seit Jan Garbareks Officium Novum vertraut. Seinen Namen bekam der außergewöhnliche Komponist als Mönch. Geboren wurde er 1869 als Soghomon Gevorki Soghomonian im heute türkischen Kütahya. Er starb mit 71 Jahren in Paris und hinterließ ein reichhaltiges Œuvre. Komitas war nicht nur ein guter Sänger, sondern auch Pädogoge, Poet und Philosoph. Als Musikethnologe sammelte er unzählige Volkslieder und wirkte als Priester und Chorleiter. Ihm gelang der Brückenschlag von den alten Traditionen seines Landes zur Moderne. Was hier zu hören ist, ist ein einzigartiges Experiment der Wandelfähigkeit, bei dem sich das Spiel der Volksmusik in durchkomponierter klassischer Musik wiederfindet, um schließlich zurück in die der Volksmusik so charakteristischen Klänge geführt zu werden, ein alchemistischer Prozess, der eine einzigartige Essenz hervorbringt, die Levon Eskenian und das Gurdjieff Ensemble auf diesem Album einfühlsam und äußert präsent zu vermitteln wissen. Stefan Sell
| DYLAN FOWLER, IAN MELROSE, SOÏG SIBÉRIL Celtic Guitar Journeys www.celticguitar.moonfruit.com (Acoustic Music Records/Rough Trade) 11 Tracks, 52:20 , mit engl. Infos
All-Star-Bands sind häufig mit Vorsicht zu genießen. Drei erfahrene und als Solisten international anerkannte Musiker machen nicht automatisch ein gutes Trio. Umso schöner, wenn es, wie in der vorliegenden Aufnahme, ganz wunderbar gelingt. Trotz knapp bemessener Probenzeiten fanden hier drei markante Individualisten aufs Leichteste zusammen. Und was es noch wertvoller macht: Sie kreieren einen unverwechselbaren Trioklang. Dylan Fowler aus Wales, der in Berlin lebende Schotte Ian Melrose und der Bretone Soïg Sibéril erkunden im Verbund ihr keltisches Erbe. Neben bretonischen, schottischen und walisischen traditionellen Weisen stehen in erster Linie Fowlers Kompositionen, die den Rahmen fast unmerklich dehnen und erweitern. Seine Reisen rund um den Erdball haben tiefe musikalische Spuren hinterlassen. Im Zentrum stehen die achtzehn Stahlsaiten, aber auch Lapsteel-Gitarre, Percussion und Low Whistles kommen zum Einsatz. Und dass man eigentlich nie recht weiß, wer jetzt gerade was macht, entfaltet eine ganz souveräne gelassene Stimmung. Kein Gipfeltreffen der Superegos, sondern ganz schlicht zauberhafte Musik. Mit „Albatross“, der abschließenden Hommage an Peter Green, endet eine (Celtic) Guitar Journey, die hoffentlich in naher Zukunft fortgesetzt wird. Rolf Beydemüller
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GARIZIM See The Birds Are Coming www.garizim.se (Gammalthea SEWJN28) 8 Tracks, 41:16
„Progressive Musik aus Skandinavien“ nennen die drei Musiker ihre Mischung aus komponierter und improvisierter Musik, mit Elementen aus Folklore, Klassik- und Jazz. Seit ihrem Debütalbum Fri (das als „Newcomer des Jahres 2012“ bei den schwedischen Folk/World-Music-Awards ausgezeichnet wurde) genießt das Trio nicht nur in Schweden einen Ruf als mitreißende Liveband. Es zeigt sich auf ihrem neuen Werk einmal mehr, dass die Kombination von virtuos gespielter Altdrehleier (Johannes Geworkian Hellman) und Saxofonen (Elias Frigård) eine wunderbar harmonierende Klangeinheit bilden kann, die hier von dem ausdrucksstarken Kontrabassisten Jordi Carrasco Helm mit einem kongenial einfühlsamen Fundament unterlegt wird. Zwei Kompositionen bereichert Natalie Migdal an der Violine. See The Birds Are Coming ist ein Konzeptalbum, eine musikalische Dichtung über den Vogelflug, die mit überraschenden Klangbildern und -texturen von emotionaler Dichte in überraschenden Arrangements aufwartet. Vor dem geistigen Auge des Hörers entstehen Bilder skandinavischer Landschaften, von Meer, Wolken und heimkehrenden Zugvögeln. Von filigran-quirligen, an Vogelrufe erinnernden Klangclustern („Song For Valentin“) bis zum pathetischen Breitwandsound („Home Again“) entfaltet sich aus Eigenkompositionen und verarbeiteter Tradition („Umoja“, „Polska“) eine Musik von magischer Faszination und großer Schönheit, die man am besten unter Kopfhörern genießt. Ulrich Joosten
| TOMISLAV GOLUBAN & NEBOJSA BUHIN For A Friend And Brother www.goluban.com (Spona 189) 12 Tracks, 40:57
Die beiden kroatischen Musiker und Komponisten benötigen nur eine Mundharmonika und eine Gitarre, um Filmmusik zu erschaffen. Ihr Bluesalbum ist rein instrumental aufgenommen und braucht sich nicht hinter vielen anderen ähnlichen Produktionen zu verstecken. Zwei Könner sind hier am Werk und haben mit beachtlichen neunzehn Gastmusikern eine wunderbar abwechslungsreiche, aber nicht überladene Produktion vorgelegt. Auf diese Musik sollten sich viele Hörer einlassen. Ein Lehrstück an akustischer und elektrischer Bluesmusik. Selbst die Bluesballaden überzeugen. Annie Sziegoleit
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ETHAN JOHNS WITH THE BLACK EYED DOGS Silver Liner www.ethanjohns.com (Three Crows Records/Caroline) Promo-CD, 9 Tracks, 44:32
Eine still-dunkle Tönung liegt über diesem Album, es empfängt uns warm und vertraut, klingt nach früher und trägt doch die eigene Handschrift von Ethan Johns. Der hat in der Vergangenheit vor allem als Produzent von sich hören lassen, für Künstler wie Ryan Adams und Paul McCartney. Da tritt Johns in die Spuren seines Vaters Glyn, der unter anderem für The Who und Led Zeppelin an den Reglern saß. Aber der Sohn wagt sich auch als Songschreiber und Musiker an die Öffentlichkeit, stand beispielsweise mit Crosby, Stills & Nash auf der Bühne. Genug des Namenfallenlassens. Obwohl: Zu seiner erstklassigen Band gesellen sich Gillian Welch und Ex-Eagle Bernie Leadon, die gute Figuren im Backgroundgesang geben. Was Johns mit ihnen zusammen macht, wurzelt in den Siebzigern. Neil Young drängt sich beim Hören auf, Tom Petty, jedenfalls Amerikanisches. An keiner Stelle denkt man, es mit einem Engländer zu tun zu haben – Ethan Johns hat offenbar alles verinnerlicht. Ob Countrywalzer, schleppender Rocker, Lässiges mit Mandoline und Fiddle oder eine Pianoballade mit Streichern, wie sie von Randy Newman kommen könnte – Johns enttäuscht mit keinem Stück seines dritten Albums. Möge es viele Freunde finden. Volker Dick
| KAREN MATHESON Urram – Respect www.karenmatheson.com (Vertical Records VERTCD102/DA Music) 13 Tracks, 55:02 , mit engl. Infos
An und über diese Stimme wurden schon diverse Oden verfasst, selbstverständlich völlig zu Recht. Karen Matheson, im Hauptberuf Sängerin der schottischen Band Capercaillie, hat eine dieser sehr natürlichen Stimmen, die ohne jeglichen Firlefanz faszinieren, die einfach und direkt mit dem Hörer kommunizieren. Und das ist auch gut so, denn Karen Matheson singt auf ihrem vierten Soloalbum ausnahmslos gälische Lieder, in einer Sprache also, die so gut wie allen von uns unverständlich ist. Aber wen stört das, bei diesem Gesang und dieser exquisiten Musik. Mit dem Gatten Donald Shaw im Produzentenstuhl sind erstaunlicherweise nicht etwa Mandoline (Innes White) oder Bouzouki und Fiddle (Matheu Watson) die Hauptinstrumente, sondern neben den kammermusikalischen Tönen von Mr. McFall’s Chamber die afrikanische Kora (Seckou Keita) und die indische Sarod (Soumik Datta). Das klingt, als hätten diese Instrumente ihre echte Heimat auf den Äußeren Hebriden. Ob Waulking Songs oder Lullabies, ob die Themen leicht jazzig umspielt werden, ob Jig oder Strathspey, das Ganze ist eine ungemein organische Einheit. Und über allem Karen Mathesons Stimme – wahrhaft paradiesische Klänge! Mike Kamp
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OFFICINA ZOÈ Mamma Sirena www.officinazoe.com (AnimaMundi AM31) 10 Tracks, 72:38 , mit Texten u. ital. Infos
Salento, der Stiefelabsatz Italiens, wird vom Meer umrahmt. Im traditionellen Liedgut der Region wird jedoch fast ausschließlich das Leben auf dem Land besungen. Terra hieß denn auch das Debütalbum der Gruppe. Mamma Sirena, ihr achtes Werk, besingt das Meer, die Seejungfrauen, Seefahrer, Fischer und Fantasten aus einem weiblichen Blickwinkel. Es nimmt Bezug auf die Schlangen- und Vogelgöttinnen, die in der minoischen Mythologie die Erde erschufen. Die zehn Stücke sind mit Ausnahme von „Mare D’Otrantu Mia“ und zwei Eigenkompositionen von Cinzia Marzo allesamt traditionellen Ursprungs. Die Sängerin und Bandleaderin hat die Texte meist überarbeitet und dem Projekt angepasst. Das Beiheft enthält zudem Textfragmente des Romans Canto delle Sirene von Maria Corti, die den mystischen Gesamtausdruck des Albums verstärken. Dazu passen auch die meist langen, epischen Balladen und hypnotischen Pizziche, deren sanfte Rhythmen oft in rasende, schrille Crescendi münden. Neben dem ausdrucksstarken Gesang glänzen die fünf Mitmusiker an unzähligen Saiteninstrumenten, Akkordeon, Violine und Trommeln. Magische Klänge einer der stärksten Formationen der aktuellen Pizzica-Szene. Martin Steiner
| RIM Rim www.rimfolk.se (Eigenverlag) 14 Tracks, 54:43 , mit engl. Info
Im Mai 2015 schlossen die vier schwedisch/norwegischen Musikerinnen und Musiker ihr zweijähriges Studium im Nordic Master Program in Folk Music ab. Auf Grund ihrer unterschiedlichen Herkunft, aus Jämtland (Elin Jonsson, Fiddle), Västerbotten (Sunniva Abelli, Nyckelharpa), Helgeland (Hilde Fjerdingøy, Akkordeon) und Trøndelag (Jo Einar Jansen, Hardangerfiedel) brachten sie eigene musikalische Traditionen mit, über die sie sich während ihrer Ausbildung austauschten und die sie am Ende zusammenführten. Das Ergebnis ist ihr von der finnischen Akkordeonistin Maria Kalaniemi produziertes Debütalbum. Sie präsentierten es im Juli 2015 beim Korrö-Folkmusikfestival im Rahmen eines Konzertes. Es sind zur Hälfte eigene Stücke, die anderen sind traditionell beziehungsweise von zeitgenössischen Komponisten. Die Besonderheit der Stücke ergibt sich aber aus den Arrangements. Das geht von traditionell gespielten sehr harmonischen Stücken wie „Hulderslåtten“ und „Vintern Kommer“ über Stücke mit Texteinsprache wie „Mærraviso“ bis zu Stücken, die mehr rhythmisch als melodiös sind, wie „Mars“ und „Femton Gastar“. Am Schluss steht ein Tangoset, bei dem etwas Ironie durchklingt, die sich bei einem Liveauftritt natürlich eher offenbart. Bernd Künzer
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JACQUES STOTZEM To Rory – Acoustic Tribute To Rory Gallagher www.stotzem.com (Acoustic Music Records 319.1540.2/ Rough Trade) 9 Tracks, 41:13
Jacques Stotzem erkennt in Rory Gallagher den Status eines Klassikers, sieht Gallagher als Komponisten, der als legendärer Gitarrist großartige Gitarrenstücke geschrieben hat, und interpretiert sie neu. Unvergesslich bleibt ihm der 6. Oktober 1977, der Tag, an dem er Gallagher in Lüttich live erlebte und von dessen Spielenergie und unglaublicher Präsenz gepackt bis heute er sein Spiel wie seine eigenen Kompositionsweise beeinflussen ließ. Insofern ist dieses Album längst überfällig, jedoch in seiner Reife und Ausgewogenheit in perfektem Timing zum zwanzigsten Todestag des irischen Bluesrockgitarristen erschienen. Für viele Jüngere eine wunderbare Gelegenheit, über Stotzem auch das Original zu entdecken. Und weil hier im Gegensatz zu Gallagher die Songs nicht gesungen werden, zeigt sich Stotzems Feinsinn für Melodie, die er in seinen Instrumentalfassungen so trefflich hervorhebt. Überall hörbar ist die Spielfreude und der Geist des großen Meisters, sodass beiden, Gallagher wie Stotzem, genügend Raum bleiben, um sich frei zu entfalten. Stefan Sell
| WÖR Back To The 1780’s www.wearewor.com (Appel) 13 Tracks, 47:06 , Booklet mit Angaben zur Herkunft der Stücke
Die fünfköpfige belgische Band Wör hat ein originelles Konzeptalbum vorgelegt. Der Titel Back To The 1780’s deutet an, dass sie ausschließlich Material aufgenommen haben, das zwischen 1743 und 1781 in Flandern entstand. Bedient haben sie sich zum Beispiel aus dem Notenbuch des Antwerpener Carillonspielers Joannes de Gruijtters sowie aus fünf weiteren Quellen aus dieser Zeit. Die Band aus Gent hat die Melodien neu arrangiert und mit Geige, Dudelsack, Saxofon, Akkordeon und Gitarre eingespielt. Das Album klingt also nicht nach Alter Musik, sondern nach einer zeitgenössischen belgischen Folkband, nicht zuletzt wegen des Saxofons, das an die Gruppe Fluxus erinnert. Auch die Melodien wirken nicht angestaubt, sondern könnten durchaus in diesem Jahrzehnt entstanden sein. Echte Ohrwürmer sind aber nicht dabei. Und verglichen mit anderen belgischen Bands ist der Sound von Wör ein bisschen brav. Christian Rath
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