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Ausgabe 5/2015


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 ALMA: Transalpin
ALMA
Transalpin
col-legno.com
almamusik.at
(Col-Legno WWE 1CD 20428/Harmonia Mundi)
15 Tracks, 56:55


Schon mit ihrem ersten Album Nativa hatte sich das österreichische Quintett, in dem drei Geigen, ein Bass und ein Akkordeon den Ton angeben, in die Herzen der Kritiker und der Konzertbesucher gespielt. Was Alma so einzigartig macht, ist die hohe, an der Klassik geschulte Kunst der Instrumentenbeherrschung, verbunden aber mit einer Liebe zu den verschiedensten Formen der österreichischen Volksmusik. Zu einem Steirer oder Schleuniger auf dem ersten Album kommen nun schon einmal, neben obligatorischen Jodlern, auch Anklänge an Marokko oder noch weiter entferntere Gegenden hinzu. Der Untertitel „So weit die Phantasie zu hören vermag“ gibt die Richtung für geigenumflorte Traumreisen über Berg und Tal vor. Sphärische Frauenstimmen summen Sehnsuchtsmelodien, und das große Wundern stellt sich sofort ein: Alma eröffnet tatsächlich neue Hörhorizonte im Genre der konzertant aufgeführten Volksmusik, an die niemand zu denken wagte. Großartig.
Harald Justin
 BANDADRIATICA: Babilonia?
BANDADRIATICA
Babilonia?
finisterre.it
(Finisterre FT66/Felmay)
12 Tracks, 56:05 , mit Texten u. Infos


„Diario Di Bordo“, „Bordbuch“, nennt Claudio Prima, Sänger und Bandleader der Gruppe, das Beiheft zur CD. Die Reise der Banda führt die Apulier nach Kleinasien, wo sie auf den libanesischen Percussionisten Rony Barrak, den türkischen Sazspieler Deniz Köseoglu und die armenisch-kurdische Geigerin Nure Dlovani treffen. Das Album beweist, dass Musik wie eine gemeinsame Sprache sein kann. Eine Banda ist eigentlich eine italienische Blaskapelle. Doch Bandadriatica sind weit mehr als das. Vielmehr sind sie eine Band mit Percussion, Akkordeon, akustischen und elektrischen Saiteninstrumenten, deren wuchtige Bläsersätze den Gesamtklang dominieren. Babilonia steht für Abwechslung und Offenheit anderen Kulturen gegenüber. In jedem Hafen, den das Schiff anläuft, wird ein neuer Film gedreht. Epische Klänge gehen in jazzige Fragmente und Soli über. Es darf geträumt und getanzt werden. Der herausragende Gesang von Claudio Prima und den Gastsängerinnen Enza Pagliara und Rachele Andrioli lässt keine Sprachverwirrung aufkommen. Mit Ausnahme des Titelstücks singen sie ausschließlich im apulischen Dialekt und verwurzeln so die Musik im Stiefel Italiens.
Martin Steiner

 KIRSTEN BRÅTEN BERG: Tonesvarm Gennom 35 År
KIRSTEN BRÅTEN BERG
Tonesvarm Gennom 35 År
bergsam.no/folkemusikk
(Grappa/Galileo)
CD 1: 16 Tracks, 56:44, CD 2: 13 Tracks, 47:46 , mit norw. Texten u. Infos


Es gibt wohl kaum jemanden in der skandinavischen Folkszene, der sie nicht kennt. Die Norwegerin mit ihrer so typischen Stimme hat seit ihren ersten Auftritten (1970) sechzehn Alben herausgebracht. Die Bandbreite der Stücke ist beträchtlich. Das einzig Konstante ist die dem Kveding, dem urtümlichen norwegischen Gesangsstil zuzuordnende Stimme Bråten Bergs. Die wichtigsten Musiker, mit denen sie seit Ende der Achtzigerjahre zusammengearbeitet hat, sind der Multiinstrumentalist Ale Möller, die norwegischen Jazzmusiker Arild Andersen (Kontrabass) und Bugge Wesseltoft (Keyboards) und in den letzten Jahren die Norwegerin Annbjørg Lien (Violine, Hardangerfiedel). Dazu kamen dann 1997 das Projekt mit zwei senegalischen Musikern und 2000 Stemmenes Skygge mit Lena Willemark (Gesang, Violine, Flöte) und Marilyn Mazur (Percussion), womit sie 2005 auch bei Folk Baltica aufgetreten sind. Überraschend: jeweils ein Lied von Leonard Cohen und Richard Thompson sind auf der zweiten CD. Der „musikalische Tonschwarm durch 35 Jahre“ ist weder thematisch noch chronologisch geordnet. Die Auswahl ist aber so gut, dass man die beiden CDs hintereinander in einem Zug hören kann, ohne dass es langweilig wird.
Bernd Künzer
 KERSTIN BLODIG: Out Of The Woods
KERSTIN BLODIG
Out Of The Woods
kerstinblodig.com
(Stockfisch Records/In-akustik)
13 Tracks, 65:41 , mit dt. u. engl. Infos


Auf Anraten ihres Produzenten entschied sich die Norwegerin Kerstin Blodig, ihr Studio kurzerhand in das frühlingsgrüne Dickicht des Sollings zu verlagern. Vor der Geräuschkulisse des Waldes entstanden dort mit einigen Gastmusikern die Aufnahmen für ihr neues Album – passend Out Of The Woods betitelt. Für die erfahrene Musikerin, deren Backkatalog als Solistin sowie als Teil zahlreicher Bandprojekte beeindruckend ist, war die Aussicht, eine Auswahl an Songs zum Thema Frühling inmitten der Natur zu singen, besonders reizvoll. Bereits der erste Track, eine Interpretation des Folksongs „False, False“, den Blodig im schottischen Dialekt vorträgt, beweist ihr einfühlsames Gespür für verschiedene Folkmusiktraditionen. Sie nimmt sich viel Zeit, um die Erzählung einer verlorenen Liebe zu erzählen, und verlässt sich auf die sparsame Begleitung von Gitarre und Bass. Für die Eigenkompositionen „The Raven“ und „Solbønn“ greifen die Gastmusiker und die Künstlerin selbst – die sich als erstklassige Akustikgitarristin empfiehlt – zu typisch norwegischem Instrumentarium wie Nyckelharpa und Geige. Über die wiederkehrenden esoterischen Verweise auf die mystische Welt der Elfen und Trolle mag man hinwegsehen.
Judith Wiemers

 THEA GILMORE: Ghosts & Graffiti
THEA GILMORE
Ghosts & Graffiti
theagilmore.net
(Fullfill Records FCCD165/Al!ve)
20 Tracks, 72:55 , mit engl. Infos u. Texten


Nach vierzehn Alben in siebzehn Jahren wäre es durchaus legitim, wenn Thea Gilmore eine Greatest-Hits-Sammlung veröffentlichen würde. Dumm nur, dass sie nie Hits im Rahmen der Charts aufweisen konnte. Also hat sie mal ausführlich innegehalten (knapp 73 Minuten sind schon ein Ausrufezeichen), ein paar Höhepunkte aus ihrem Backkatalog und ein paar Radiofavoriten rausgepickt, vier neue Songs eingespielt sowie sechs neu interpretierte und eingespielte frühere Stücke ausgesucht. Genau diese letzten beiden Kategorien haben es in sich, denn hier wird nach Herzenslust kollaboriert. The Waterboys, Joan Baez, Billy Bragg oder King Creosote sind nur ein paar der Namen und ein deutliches Zeichen der Wertschätzung. Wie diese Musiker jedoch gemeinsam mit Gilmore die politischen und persönlichen, aber immer tief gehenden und cleveren Rock-Pop-Folk-Songs dieser profilierten englischen Songwriterin neu erklingen lassen – doch, das hat schon was. Lange mögen ehrliche Künstlerinnen wie Thea Gilmore erfolgreich gegen den mächtigen Online-Musikindustriebrei ansingen!
Mike Kamp
 GRENSZLAND: Kersen delen/Kirschen teilen
GRENSZLAND
Kersen delen/Kirschen teilen
grenszland.de
grenszland.nl
(Nederossi NOP 141001/NOP 141002)
CD 1: 19 Tracks, 71:57, CD 2: 19 Tracks, 72:28


Hinter Grenszland verbirgt sich ein Duo mit dem Sänger und Gitarristen Johan Meijer und dem Geiger Jos Koning. Beide CDs sind einzeln erhältlich und bis auf zwei Titel identisch, allerdings eine komplett auf Deutsch und eine komplett auf Niederländisch. Meijers Verdienste um die Verbreitung europäischen Liedgutes dürften in Liedermacherkreisen bekannt sein, somit sind wieder Nachdichtungen großer Chansonniers wie Georges Brassens, Jacques Brel und Wladimir Wyssozki – in Übersetzungen meist von Diete Oudesluijs und Meijer – zu hören. Die Hälfte aber sind Songs von Gerhard Gundermann, dem Meijer seit Jahren – beispielsweise durch das Album Hondsdraf (siehe Folker 5/2008) – besonders verbunden ist, darunter großartige Titel wie „Gras“ oder „Die Zukunft“. Dazu kommen eigene, melancholische Lieder wie „Anna Paulowna“ und zwei Instrumentalstücke wie etwa „Fyn Swyntie“, in denen Jos Koning seine Virtuosität beweisen kann. Im Gegensatz zu Meijers preisgekrönten Europeana-Alben ist die Instrumentierung diesmal minimalistisch, sodass man sich auf seinen Gesang mit dem an Herman van Veen erinnernden Akzent und die Liedtexte konzentrieren kann. Leider sind die Texte und Infos nur im Internet nachzulesen.
Reinhard „Pfeffi“ Ständer

 OTAVA YO: What Are Those For Songs!
OTAVA YO
What Are Those For Songs!
otava-yo.spb.ru
(CPL-Music CPL 007)
11 Tracks, 48:49 , mit Texten


Folk-Fusion aus Russland ist hierzulande stark im Kommen, und so ist es für die sechs Musiker aus St. Petersburg schwer, nicht nur eine weitere slawische Folkrockkapelle zu sein. Die gute Nachricht: Otava Yo klingen kein Stück nach Gogol Bordello, im Gegenteil, bei Otava Yo bekommt das Label Folkpunk eine ganz andere Bedeutung. Mit viel Spielwitz überzeichnen die Jungs russische Gewohnheiten und Melodien und führen sie zu einer unwiderstehlichen Mischung aus Nostalgie und Ironie. Das Ergebnis wird musikalisch dann deutlich beschleunigt, um dem Pogotänzer zu seinem Recht zu verhelfen. Mit dieser Mixtur verbreiten Otava Yo Ausgelassenheit und Fröhlichkeit. Der Humor geht nicht zu Lasten anderer, die Musiker nehmen sich selbst nicht zu ernst. Das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich hier um sechs ausgezeichnete Profis handelt, deren leicht aussehende Spielfreude hart erarbeitet wurde. Ein Studioalbum hat es bei einer Band, die für ihre Livequalitäten berühmt ist, selten leicht, aber dieses Debüt muss man genießen. Die Zwischentöne, die im lauten Gestampfe vor der Bühne üblicherweise untergehen, kommen auf What Are Those For Songs! zu ihrem Recht. Übrigens könnte der Titel des Albums passender nicht sein.
Christian Elstrodt
 RÖNSY: Juureilevia Tarinoita/Wandering Tales
RÖNSY
Juureilevia Tarinoita/Wandering Tales
ronsy.net
(Ääniä Records)
7 Tracks, 50:00 , mit finn. Infos


Wenn die große finnische Akkordeonistin Maria Kalianemi ein Album mit jungen Musikern produziert, dann geht es nicht nur um die Bewahrung der Tradition, wie man an ihrer inzwischen weltbekannten Schülerin Johanna Juhola sehen kann. Die Basis für diese Musik wurde in der Folkabteilung der finnischen Sibelius-Akademie gelegt, an der alle drei Musikerinnen von Rönsy studiert haben. Ein weiterer Einfluss geht von Timo Alakotila aus, der als der wichtigste Komponist der moderneren finnischen Folkmusik gilt. Mit ihm spielt Ristiluoma in der Gruppe T For Three zusammen. Rönsys Debütalbum wurde als das „Kantele-Album des Jahres 2010“ ausgezeichnet. Und auf diesem Weg haben sie sich weiterentwickelt. Das Trio besteht aus Helmi Camus, Kontrabass und Harmonium, Maija Kauhanen, Kantele, Saxofon und Harmonium, sowie Kaisa Ristiluoma, Akkordeon. Alle drei singen. Die sieben Eigenkompositionen zeichnen sich durch meisterhaft strukturierte Arrangements und eine meist minimalistische Spielweise aus. Der Sound ist modern und typisch finnisch, vergleichbar mit dem von Troka und JPP, also melodiös trotz einiger provozierender Dissonanzen. Wenn man dieses Album hört, ist einem nicht bange um die finnische Folkmusik.
Bernd Künzer

 SEIVA: Seiva
SEIVA
Seiva
seivaonline.com
(Bigorna/Galileo)
12 Tracks, 44:53


Seiva ist eine neue portugiesische Formation, die akustische Folkmusik im Stil einer Alternative-Rock-Band spielt. Wer bei dieser Beschreibung spontan an die Gruppe Dazkarieh denkt, liegt genau richtig. Denn Seiva ist das Nachfolgeprojekt von Dazkarieh, die sich 2014 auflösten. Zwei der drei Musiker von Seiva spielten schon bei Dazkarieh: der einfallsreiche Gitarrist Vasco Ribeiro Casais und die starke Sängerin Joana Negrao. Und auch der Bandsound hat sich nicht wesentlich verändert. Zwar hatte Dazkarieh 1999 als Gothic-Folkband angefangen und durchlief anschließend eine Weltmusikphase. Doch ab dem epochalen Album Incognita Alquimia im Jahr 2006 war die Richtung klar: Von „Nu Portuguese Folk“ sprach die Plattenfirma damals. Und genauso kann man auch die Musik von Seiva beschreiben: Folk auf der Höhe der Zeit, mit starken Melodien und noch besseren Arrangements, regional verankert, international anschlussfähig. Es ist rätselhaft, warum es auf der alten Bandseite von Dazkarieh heißt, die Musiker wollten etwas Neues machen. Dass Ribeiro Casais und Negrao den bisherigen Schlagzeuger durch eine Percussionistin ersetzt haben, macht jedenfalls keinen großen Unterschied. Mochten sie einfach den Namen Dazkarieh, ein Fantasiewort, nicht mehr? Seiva, das mit „Lebenssaft“ übersetzt werden kann, passt jedenfalls zum Anspruch, sich noch mehr der ländlichen portugiesischen Kultur zuzuwenden. Doch egal wie das Kind heißt, es ist großartig, dass Seiva da weitermachen, wo Dazkarieh aufgehört hat.
Christian Rath
 SIMPSON CUTTING KERR: Murmurs
SIMPSON CUTTING KERR
Murmurs
topicrecords.co.uk
(Topic Records TSCD591)
12 Tracks, 50:57 , mit engl. Infos u. einigen Texten


Es ist in den letzten Jahren in englischen Folkkreisen deutlich populärer geworden, sich in wechselnden Kombinationen zusammenzufinden, manchmal nur für ein Projekt, manchmal auch für länger. Das Trio aus drei bekannten Künstlern wie Martin Simpson (Gitarre, Gesang), Andy Cutting (diatonische Akkordeons) und Nancy Kerr (Fiddle, Gesang) scheint eher in letzterer Kategorie einzuordnen zu sein, so natürlich, leichtfüßig und frisch klingt ihr Zusammenspiel bei den traditionellen und eignen Songs und Tunes. Was wiederum auch nicht verwundert, schließlich sagt Simpson auf die Frage nach seiner Lieblingsbeschäftigung: „Mit Andy Cutting Musik machen.“ Und somit spielt Zweiterer auch in des Ersteren Band. Nancy Kerr hat bereits in diversen Formationen bewiesen, dass sie hervorragend auf Mitmusiker eingehen kann, ohne ihren eigenen Stil zu verleugnen. Erst gingen die drei auf Tour, dann ins Studio, und entsprechend organisch klingen die Aufnahmen. Simpson als musikalischer Veteran trägt den Hauptanteil der Beiträge, und man muss nur seine Interpretation des Klassikers „The Plains Of Waterloo“ als Beweis hören, warum das Zusammentreffen dieser drei Könner absolut zu begrüßen ist.
Mike Kamp

 SMADJ: Spleen
SMADJ
Spleen
smadjmusic.com
(Jazzvillage, Harmonia Mundi)
11 Tracks, 48:17 , frz. Texte und Infos


Auf der mandelförmig gewölbten Ud figuriert Jean-Pierre Smadja, kurz Smadj, sein unglaubliches Oriental-Electronic-Feuer. Die doppelten Saiten über kurzem, abgewinkeltem Hals schwirren und flirren in einer Atmosphäre, die einerseits die bedeutende Rolle der Laute Ud in der arabischen Musik bestärkt, andererseits ihre Zukunft im einundzwanzigsten Jahrhundert festigt. Fünf Jahre Zeit hat er sich für seine Aufnahmen in Frankreich und der Türkei gelassen. Entstanden ist eine meditativ pulsierende Melange, die wieder mal beweist, dass die Essenz aller Kulturen eine einende ist. Das scheinbar Trennende findet hier wie von selbst zusammen. Der „Spleen“ wird zu etwas Selbstverständlichem. Ob Kora, Ud, Bandoneon, Klarinette oder Trompete, alle sprechen eine Sprache in ganz verschiedenen Nuancen. Bereits 2002 hat Smadj im Duo Duoud auf dem Album Wild Serenade mit dem fulminant furiosen Eröffnungsstück „Yarima“ neue Maßstäbe für die Fusion ältester Tradition und neuester Elektronikgrooves gesetzt. Darin erinnerten sie an die bahnbrechende Alex Oriental Experience der 1970er-Jahre. Einfach großartig bestechend eloquent dieses Album. Smadj setzt der Urmutter all ihrer europäischen Nachfahren ein weiteres Denkmal.
Stefan Sell
 HANS THEESSINK: True & Blue – Live
HANS THEESSINK
True & Blue – Live
theessink.com
(Blue Groove Records BG 2520/In-Akustik)
14 Tracks, 70:00


Der Wahlwiener Hans Theessink, den es vom niederländischen Enschede in die Donaumetropole verschlug, hat sich längst mit seiner eigenen, rhythmisch entspannten Spielart des Blues, den er gänzlich „theessinkifiziert“ hat, in die Herzen vieler Fans gespielt. Ob in Amerika, Deutschland, Österreich, Indien oder Dänemark, sein Bariton und seine Gitarre sind immer eine Empfehlung wert. Auf die braucht auch Terry Evans nicht zu warten, seit Jahren sind der ehemalige Sänger von Ry Cooder und Theessink miteinander befreundet, und die Studioalben der beiden Blues Brothers heimsten sich das Lob der internationalen Fachpresse ein. Das Paar ist ein gern gehörter Liveact, und da lag die Aufnahme eines Livealbums nahe. Keine Frage, dass es wunderbar ist: Die beiden Stimmen ergänzen sich traumhaft, die Stimmung ist lässig bis euphorisch, das einfache, aber effektvolle Gitarrenspiel ein Triumph der Rhythmuskunst, die Titelauswahl aus gut abgehangenen Standards ein Coup zum Mitsummen, und das kleine Gitarrenkunststück, bei der Theessink beim Automobilklassiker „Maybellene“ einen Startversuch imitiert, ist mehr als einen Lacher wert. Ein Ehrenplatz für dieses Juwel!
Harald Justin

 WE BANJO 3: Live in Galway
WE BANJO 3
Live in Galway
webanjo3.com
(Eigenverlag WB3CD003)
15 Tracks, 56:00 , mit wenigen engl. Infos


Was macht ein Rezensent, wenn er ein Zitat von sich auf dem Plattencover und seinen Namen bei den Danksagungen findet? Nun, er hört gleich doppelt sorgfältig hin, wenn er sich sein Urteil bildet, dabei ist der vorliegende Fall ein Kinderspiel: We Banjo 3 sind eine Liveband par excellence, da kann doch eigentlich nichts schiefgehen, wenn sie vor heimatlichem Publikum aufnehmen. Man muss doch nur die Mikrofone richtig aufstellen und nicht vergessen den Knopf zu drücken. Stimmt – und doch sind die beiden Brüderpaare im Sinne der Abwechslung ein Risiko eingegangen. Nicht nur haben sie Gastmusiker auf die Bühne geholt, sie haben sich für das Album sogar eine vierköpfige Bläsersektion zugelegt (Trompete, Posaune, zweimal Saxofon). Diese vier Herren drücken nachdrücklich auf die Powertaste und sorgen für zusätzliche rhythmische Akzente. Das könnte auch nach hinten losgehen – zu viel des Guten. We Banjo 3 setzen die Bläser jedoch nur bei einem Drittel der Stücke ein und vermeiden damit eine Übersättigung. Die Mischung aus Gästen und We Banjo 3 pur ist ausgewogen, das Publikum stimmt lautstark ein: „We need more banjos in this world!“, und der Eindruck eines grandiosen Abends ist nachhaltig. Alle Liveklippen erfolgreich umschifft!
Mike Kamp