PLATTENPROJEKTEs gibt im Musikbereich immer wieder Veröffentlichungen, die den Rahmen herkömmlicher Produktionen inhaltlich wie vom Umfang her sprengen und deshalb einer ausführlicheren
Betrachtung bedürfen, als dies in Form einer üblichen Rezension geleistet werden kann. Die Folker-„Plattenprojekte“ widmen sich in loser Folge
solchen außergewöhnlichen Serien, Boxen, Sammlungen, Sondereditionen bis hin zu vergleichbaren Unternehmungen wie etwa Internetprojekten, die auf physische Tonträger inzwischen zunehmend verzichten.
In diesem Heft schreibt Stefan Franzen über
Rheingold
von Rüdiger Oppermann & The Global Players
Für viele war der Einstieg in seine Klangwelten die Komposition Silberfluss von 1984. Vor (und mit) dreißig Jahren lotete Rüdiger Oppermann die Spielmöglichkeiten der Harfe minimalistisch, folkig, jazzig und experimentell in einem abendfüllenden Werk aus. Präsentierte er damals noch den Fluss als abstrakten Paten, um das fließende, strömende Prinzip in der
RÜGIGER OPPERMANN & THE GLOBAL PLAYERS, Rheingold (Klangwelten Records KW20058, Do-CD, 154:49, mit 52-seitigem Booklet)
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| Musik darzustellen, widmet er sich nun, dreißig Jahre später als Sechzigjähriger, dem Fluss aller deutschen Flüsse, dem Rhein. Das ist biografisch schlüssig. Er, der immer am Rhein gelebt hat und von dort aus in alle Erdteile als Musikforscher für seine Klangwelten- und Harfenfestivals aufgebrochen ist, stellt sich die Frage: „Wie kann es sein, dass ich mich bis in tiefste Verästelung der altirischen Tradition vergrabe, in afrikanische Polyrhythmik, asiatische Feinabstimmung, keltische Anderwelt, jedoch die Musik unserer eigenen Region im Nebel bleibt?“
Rheingold ist also eine Heimkehr. Doch es ist kein Sich-zur-Ruhe-Setzen, kein Behäbigwerden eines angehenden Seniors – wie könnte das bei einem so umtriebigen Menschen auch sein. Vielmehr hat er in diesem heimatlichen Stoff seine größte Herausforderung gefunden: Oppermann will nach eigener Aussage eine neue Deutungshoheit des Stoffes etablieren, der von Wagner, Nazis und Touristenromantik gleichermaßen verzerrt wurde. Dafür schlägt er einen gewaltigen, man könnte fast sagen holistischen Bogen von der Eiszeit bis zum Industriezeitalter, bindet seine musikalischen Erkenntnisse und Freundschaften aus allen Weltgegenden ein.
Das Projekt, das seit Ende Juni an verschiedenen Orten entlang des Rheins aufgeführt wird und 2016 mit einer Schiffsreise fortgesetzt werden soll, erschlägt schon auf dem prall gefüllten Doppelalbum mit nahezu drei Stunden Spielzeit ob der topografischen und historischen Querverweise.
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