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Ausgabe 4/2015


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 THE ALT: The Alt
THE ALT
The Alt
www.thealtmusic.com
(Under the Arch Records UTACD002)
11 Tracks, 47:31 , mit engl. Infos


Wenn drei profilierte Musiker zusammen ein Album aufnehmen, dann muss nicht zwangsläufig etwas Gutes dabei herauskommen. Die Iren Nuala Kennedy (Gesang, Flöte, Whistle), John Doyle von der Gruppe Solas (Gesang, Gitarre, Bouzouki, Mandoline) und Eamon O’Leary (Gesang, Gitarre, Bouzouki) jedoch hatten klare Vorstellungen von dem, was sie musikalisch umsetzen wollten, und so mieteten sie sich im Winter in einem abgelegenen Blockhaus in den Appalachians ein, um ihr Debüt einzuspielen. Dem Trio, benannt nach einem mythenbehafteten Tal im County Sligo, war klar: Selbstverständlich könnten wir unsere eigene, zeitgenössische Musik schreiben, aber mit dieser Band wollen wir an die Wurzeln gehen. Traditionelle Lieder und ein paar feine Instrumentals aus England, Schottland, jedoch überwiegend aus Irland haben sie also für dieses Album bearbeitet. Der Klang ist frisch und klar wie die Bergluft des amerikanischen Aufnahmeortes, die Arrangements scheinbar simpel und dennoch filigran ineinander verwoben, und besonders die gesanglichen Harmonien mit dem typisch irischen „Lilt“ sind ausgereift, überlegt und trotzdem natürlich. So klingt wunderschöne Musik.
Mike Kamp
 CANZONIERE GRECANICO SALENTINO: Quaranta 40
CANZONIERE GRECANICO SALENTINO
Quaranta 40
www.canzonieregrecanicosalentino.net
(Ponderosa Music & Arts CD 126)
Promo-CD, 13 Tracks, 45:24


1975 trat die apulische Gruppe erstmals an die Öffentlichkeit. Ihre Pizziche (die Salentiner Variante der Tarantella) sangen sie auf Griko, einer aus altgriechischen, byzantinischen und italienischen Elementen gemischten Sprache, die ältere Leute der Gegend noch heute sprechen. Vor acht Jahren übergab Daniele Durante, der musikalische Leiter des Canzoniere, den Dirgentenstab seinem Sohn Mauro. Rechtzeitig zum vierzigjährigen Jubiläum hat das Septett mit vielen Gästen, darunter dem Komponisten und Pianisten Ludovico Einaudi und den albanischen Bläsern der Fanfara Tirana, ein Album eingespielt. Volksmusik lebt, wenn sie mit neuen Realitäten konfrontiert wird. Das gelingt auf Quaranta 40 sowohl musikalisch als auch textlich. „Solo Andata“, ein eindrücklich vertontes Gedicht des Schriftstellers Erri De Luca über das Flüchtlingselend vor den Küsten Italiens, wurde 2014 von Amnesty International mit dem Preis für Kunst und Menschenrechte ausgezeichnet. Passend zu den teils auch sarkastischen und witzigen Texten vermitteln die Pizziche und Balladen eine Stimmungspalette von sanfter Melancholie zu rauer Euphorie. Der Canzoniere lebt – und wie!
Martin Steiner

 DIVERSE : Sulle Rive Del Tango Azul
DIVERSE
Sulle Rive Del Tango Azul
www.sullerivedeltango.it
(Agualoca, Indigo)
12 Tracks, 49:05, 13 Tracks, 55:33


Denkt man an Neapel und die Seilbahn, die einst bis zum Vesuv hochfuhr, fällt einem das Lied „Funiculì, Funiculà“ ein, selbst Richard Strauss hat dafür Tantiemen zahlen müssen. Aber Tango Napoli? Ja, doch Sulle Rive Del Tango („An den Ufern des Tango“) ist ein imaginärer Ort, ein wenig magisch, wo Sprachen verwirren können, Geschichten miteinander verflochten sind und Klänge sich mischen, um einen Tango zu kreieren, verzaubert und respektlos. Es ist nur eine Übung in Freiheit. Zehn Jahre gibt es die Künstlergruppe und das eigenwillige Plattenlabel und anlässlich dieses „Aniversario“ ist aus der exquisit gepflegten, immer zeitgemäßen Tangoreihe eine wunderbar breit gefächerte Kompilation erschienen. Ja, klar der Tango ist auch in Neapel zu Hause, ebenso wie beispielsweise das Quartett Kantango, deren Stimme diesmal mit der Sängerin Lura von den Kapverden kommt. Raritäten von traditionell bis Elektrobeat. Lasziv apokalyptisch lassen der Serbe Boris Kovac und sein Ladbaaba Orchestra in einem Tango-Dub-Talkingblues ihr „Begin-ing“ kreisen. Für Tangofans ein Muss!
Stefan Sell
 DREAMERS’ CIRCUS: Second Movement
DREAMERS’ CIRCUS
Second Movement
www.dreamerscircus.com
(GO’ Danish Folk Music GO0315)
11 Tracks, 46:46 , mit engl. Info


Hier haben drei sehr individuelle Spitzenmusiker zu einem sehr homogenen Spiel zusammengefunden: Nikolaj Busk, Tasteninstrumente, und Ale Carr, Cister, mit ihren Einfällen zu Kompositionen und Arrangements, und Rune Tonsgaard, Violine, der gleichermaßen im Folk und in der Klassik zu Hause ist. Innerhalb von wenigen Jahren wurde das Trio mit allen möglichen Preisen ausgezeichnet. Sie stehen an der Spitze der Weiterentwicklung traditioneller Musik in Skandinavien, einer Entwicklung, die vor Jahren unter anderem durch die schwedische Gruppe Väsen eingeleitet wurde. Ihre Wurzeln haben sie auch auf ihrem dritten Album nicht vergessen. Die Melodien klingen folknah und meist sehr sanft, werden aber aufgebrochen durch schnelle und sehr rhythmische Passagen. Auffällig ist das oft auf dem Piano gespielte aus wenigen Tönen bestehende Ostinato. Aus diesen Gegensätzen entsteht eine große Dynamik, die kennzeichnend für die Musik von Dreamers’ Circus ist. Kurz: Lieblichkeit und Harmonie gegenüber Heftigkeit und Lautstärke. Erreicht wird das auch durch einige Overdubs, die dem Trio orchestrale Kraft verleihen. Wer sie allerdings zum Beispiel bei Folk Baltica im Mai live gehört hat, wird bemerkt haben, dass das Trio auch ohne diese Technik glänzt. ?
Bernd Künzer

 I HAVE A TRIBE: Yellow Raincoats
I HAVE A TRIBE
Yellow Raincoats
www.soundcloud.com/i-have-a-tribe
(Grönland 23354/Rough Trade)
Promo-CD, 4 Tracks, 15:24


Die EP des Iren Patrick O’Laoghaire alias I Have A Tribe beginnt wie ein Nachspiel, mit einer wie dahingespielten einstimmigen Klaviermelodie und einer fast gesprochenen, rezitierenden Gesangsstimme. Die Klangwelt ist so durchsichtig, die Stimmaufnahme so unverfälscht und voller Sprechgeräusche und winziger Unsauberkeiten, das man O’Laoghaire fast neben sich sitzen vermutet. Die Intimität der Produktion reflektiert auch das Songwriting, dessen persönlicher Bezug dem Sänger nach eigener Aussage einiges an Mut abverlangte. „Ich wollte sehen, ob ich etwas machen kann mit den Farben in meinem Kopf“, so O’Laoghaire. Das Wagnis ist geglückt, die vier Songs der EP sind einfach, schlicht und doch speziell in ihrer Unperfektheit. Sie erinnern an die unbegleiteten Folksongs seiner Heimat und nutzen Klavier, Gitarre und Elektronika à la William Fitzsimmons nur als Beiwerk. Die regionalen Nachbarn James Vincent McMorrow und Conor O’Brien von den Villagers, mit denen Patrick O’Laoghaire jeweils das Label teilt und im Studio gemeinsam arbeitete, klingen ebenfalls musikalisch durch. Auf ein Album darf und sollte man gespannt sein.
Judith Wiemers
 IVA NOVA: Krutila Pila
IVA NOVA
Krutila Pila
www.iva-nova.ru
(Geometry Geo 081 CD)
12 Tracks, 42:53 , mit russ. u. engl. Texten


Vier Musikerinnen, die einen wilden Mix aus Punk und Folk fabrizieren? Da drängt sich ein Vergleich mit Katzenjammer aus Norwegen auf. Iva Nova stammen zwar aus dem russischen Sankt Petersburg und haben 2004 ihr erstes Album veröffentlicht, zu einer Zeit also, in der Katzenjammer noch nicht einmal gegründet war. Die Parallelen zwischen der slawischen und der skandinavischen Musik sind aber auffällig. Dakha-Brakha-Fans lieben Pohjonnen und Farlanders-Anhänger kaufen Mari-Boine-CDs. Folgerichtig sind Iva Nova ein Geheimtipp für Freunde der nordischen Musik. Mit Katzenjammer sind die Russinnen jedoch nur bedingt vergleichbar. Die Folknummern sind sehr hart arrangiert und sprechen damit sogar Metalfans an. Eine düstere, kraftvolle Grundstimmung durchzieht das Album, welche man vielleicht von den frühen Hedningarna-Alben kennt. Das Akkordeon als bestimmendes Instrument treibt die Songs durch die schrägen Arrangements und verursacht Aggression im Bauchraum. Diese Stimmung mit einem lupenreinen Folkalbum zu erzeugen, ist schon außergewöhnlich. Iva Nova trauen sich auf Krutila Pila auch in elektrische Gefilde, die, zart dosiert, den dampfenden Jazzrocknummern eine avantgardistische Note verleihen.
Christian Elstrodt

 THE LEGENDARY TIGERMAN : True
THE LEGENDARY TIGERMAN
True
www.thelegendarytigerman.com
(Metropolitana/India Records CD 471174-2)
13 Tracks, 45:50 , mit engl. Infos


Er ist ein neuer Stern am Blues- und Rockhimmel, Paulo Furtado aus Portugal. Zwar legte er sein Debütalbum bereits vor dreizehn Jahren vor, aber hierzulande muss er noch entdeckt werden, und dafür ist es höchste Zeit. Der als „Legendary Tigerman“ auftretende Sänger und Gitarrist spielt als One-Man-Band alle Instrumente selbst – und ein Sturm bricht los. Seine Inspiration holt sich der Linkshänder auch aus der Literatur, so widmet er sein Album dem legendären Poeten Charles Bukowski und dem 2009 verstorbenen amerikanischen Sänger Lux Interior. Die Texte handeln von Außenseitern und den Dramen ihres Lebens. Da passt einfach alles zusammen – mal druckvolle Beats und eine melancholische Stimme, mal unangepasster, archaischer Delta Blues und wilder Rock ’n’ Roll. Der 45-Jährige spielte schon Filmmusik ein und sucht doch immer wieder die Nähe zu Undergroundbands. Bei einigen wenigen Titeln sind Gastmusiker dabei, darunter Sängerin Rita Pereira alias Rita Redshoes. Auch bei Coverversionen von „Twenty Flight Rock“ (Eddie Cochran) und „Green Onions“ (Booker T) kommt pure Freude auf. Für mich ist das – schon jetzt – die Platte des Jahres.
Annie Sziegoleit
 NORRIE MacIVER: Danns An Rathaid – The Road Dance
NORRIE MacIVER
Danns An Rathaid – The Road Dance
www.norriemaciver.co.uk
(Tago Records TAGOCD01)
12 Tracks, 57:08 , mit engl. u. gäl. Texten


Das erste Soloalbum des Mànran-Sängers MacIver beginnt ziemlich Americana-orientiert. Komisch, das soll gälische Musik von den Äußeren Hebriden sein? Na ja, der Beginn ist ein wenig atypisch und dann wiederum auch nicht, denn was sollen wir von einem Werk halten, auf dem der A.-P.-Carter-Klassiker „Will The Circle Be Unbroken“ gleich zweimal vertreten ist, jeweils in Englisch und in Gälisch. Das kann irritieren, und auch der zweite Track, MacIvers eigenes Lied über die Glasgower Boxerlegende Benny Lynch, ist eher zurückhaltender, wenn auch eingängiger Folkrock. Kraft und Intensität werden beim dritten Track, dem ebenfalls von MacIver geschriebenen gälischen Titelstück, deutlich gesteigert. Das geht ins Ohr und in die Beine. Höhepunkt des Albums aber ist Track vier, „Hold Your Breath“, ein großartiges englisch/gälisches Duett zwischen MacIver und Julie Fowlis, elegisch, balladesk und ungemein breitenwirksam – ein moderner Klassiker. In der Folge gibt es keine Hänger mehr (die beiden „Circle“-Versionen sind eher rätselhaft), neben Dylan lassen auch die Runrig-Brüder Macdonald grüßen, und vielleicht hat Calum Macdonald ja Recht, wenn er über MacIver schreibt: „Die gälische Crossoverstimme seiner Generation.“
Mike Kamp

 MALINKY: Far Better Days
MALINKY
Far Better Days
www.malinky.com
(Malinky Music MM001)
11 Tracks, 47:51 , mit engl. Texten u. Infos


Nach 2008 meldet sich das schottische Quartett Malinky mit einem neuen Album zurück, und das ist gleich in zweifacher Hinsicht eine gute Nachricht. Da ist zum einen natürlich die Musik. Das Motto lautet: zurück zu den Wurzeln der Band, und das sind nun mal die Songs, ausschließlich Songs, und zwar (fast) ausschließlich traditionelle. Jede Gruppe, die eine Fiona Hunter, einen Steve Byrne oder einen Mark Dunlop in ihren Reihen hat, wäre auch dumm, wenn sie diese wunderbaren Interpreten nicht nutzen würden. Jede der drei Stimmen ist überdurchschnittlich, aber Fiona Hunter singt in einer höheren Liga als der Rest. Bei ihr ist der gesangliche Reifeprozess der letzten Jahre besonders deutlich zu hören. Großartig auch das Zusammenspiel aller vier Stimmen bei Songs wie „Son David“, da passt einfach alles. Wo jedoch ein Mike Vass die Fiddle bedient, da ist auch die Instrumentierung zusammen mit unter anderem Bouzouki, Gitarre oder Flöten bemerkenswert. Die Art, wie die Instrumental- und Gesangsparts ineinander verwoben sind, das ist feinstes Arrangement, perfekt produziert von Donald Shaw. Und zum anderen? 2016 planen Malinky, diese herrliche Musik nach Deutschland zu bringen. Da sollten die Veranstalter doch Schlange stehen!
Mike Kamp
 DONNIE MUNRO: Sweet Surrender – Live Accoustic
DONNIE MUNRO
Sweet Surrender – Live Accoustic
www.donniemunro.co.uk
(Hypertension Music/Soulfood Music HYP 15308)
Do-CD, 19 Tracks, 100:55 , mit wenigen engl. Infos


Donnie Munro war die ultimative Stimme der Gruppe Runrig in ihrer prägendsten Phase. Darüber sind sich achtzehn Jahre nach seinem Ausstieg beide Parteien wohl im Klaren, und daher ist es völlig okay, dass Munro bei seinen Konzerten auch weiterhin Runrig-Titel auf seiner Setlist hat. Die Fans haben neben der Band Munro sowieso weiterhin ins Herz geschlossen. Aber was Munro nun präsentiert, ist in seiner Konsequenz für Runrig nur schwer vorstellbar: Alle Songs, von Runrig, Munro oder wem auch immer, werden live auf Gesang, Gitarre und Fiddle (Maggie Adamson von den Shetlandinseln) reduziert. Diese akustische Radikalkur fokussiert die Lieder mehr oder weniger auf Munros sehr dramatische Stimme, wobei der Begleitgesang von Produzent und Gitarrist Eric Cloughley eine willkommene Ergänzung ist. Diese Behandlung bekommt natürlich weniger den typischen Runrig-Songs im Viervierteltakt. Dazu eignen sich in erster Linie langsame oder verlangsamte Nummern wie „The Cutter“, „The Wire“ oder „Eirinn“. Oder eben Munros fünf hier vertretene eigene Kompositionen wie etwa „Irene“. Für Fans ein absolutes Muss!
Mike Kamp

 RE NILIU: In A Cosmic Ear
RE NILIU
In A Cosmic Ear
www.reniliu.it
(Alfa Music AFMCD173/Felmay)
12 Tracks, 58:18 , mit ital./engl. Texten u. Infos


Re Niliu waren in den Achtzigerjahren die treibende Kraft einer neuen kalabrischen Volksmusik. Urig tönende ethnische Instrumente trafen auf elektrische Gitarren und Elektronik. Traditionelle Klänge kontrastierten mit Jazz und Einflüssen anderer Kulturen. Nun, vierzehn Jahre nach ihrer Auflösung im Jahr 2001, legt die zum Septett angewachsene Band unter Gründungsmitglied Ettore Castagna ein neues Album vor. Beim Anhören stellt sich die Frage: Liegt Kalabrien noch in Europa oder hat der Rest Europas seine archaischen Wurzeln verloren? Wer den Lautstärkeregler voll aufdreht, findet vielleicht eine Antwort: Mimmo Mellace trommelt mit Schlaginstrumenten aus aller Welt einen hypnotischen Tanz zu Dudelsack, Akkordeon und einer Vielzahl von Saiteninstrumenten, deren Aufzählung jede Rezension sprengen würde. Dazu der Gesang. Rau, erdig, eindringlich. Genau wie die Musik. Das ist der Soundtrack einer bergigen Landschaft unweit des Meeres, wo Schafe auf der Weide blöken und der Hirt ab und an auf ein halluzinogenes Pflänzchen stößt. In A Cosmic Ear ist ein Aufbruch in neue (musikalische) Welten, aber auch die Rückbesinnung auf ein Kalabrien fernab aller Klischees. ?
Martin Steiner
 SAVINA YANNATOU & PRIMAVERA EN SALONICO: Songs Of Thessaloniki
SAVINA YANNATOU & PRIMAVERA EN SALONICO
Songs Of Thessaloniki
www.savinayannatou.com
(ECM 2398, CD 6025 4709151)
17 Tracks, 67:32


Zwanzig Jahre ist es her, dass Savina Yannatou mit ihrem Album Anixi Sti Saloniki – Sefarditika Laika Tragoudia sich sephardischer Gesänge annahm. Seitdem arbeitet sie mit dem Ensemble Primavera en Salonico. Mit den Songs Of Thessaloniki erweist sie ihrer Heimatstadt alle Ehre. Aufgrund der multikulturellen Tradition sprach man lange Zeit vom „Jerusalem des Balkans“. Einem Paradies gleich mischten sich hier Religionen und Kulturen der unterschiedlichsten Couleur, lebten Griechen, Juden, Türken, Bulgaren, Serben, Armenier, Slawo-Mazedonier und Pontosgriechen miteinander. Yannatou besingt sie in siebzehn mehrsprachigen Liedern, schafft so eine Klangbiografie liebevoll kolorierter Momentaufnahmen. Das macht die Sängerin so einfühlsam und voller Herzblut, dass dem Hörer ein Panorama vor Augen tritt, das mehr offenbart, als zu sehen wäre. Hier darf man getrost seinen Ohren trauen. Man spürt in jedem Ton ihre lange Erfahrung im Umgang mit Alter Musik. Yannatous Stimme ist ein Gedicht, ihr Ensemble der lyrisch kongeniale Partner, zusammen gelingt ihnen, all die verschiedenen Facetten mit Bravour zu vereinen: einfach grandios!
Stefan Sell