Rezensionen der Ausgabe 4/2015
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MARCUS H. RODENMÜLLER Hubert von Goisern – Brenna tuat’s schon lang www.hubertvongoisern.com (Langbein & Partner/Blankomusik) Promo-DVD/PR-Screener, 94:34
Es ist ein ausgiebiges Künstlerporträt und ein Rückblick auf viele Dinge, die Hubert von Goisern antreiben. Den Rahmen des Films bildet ein Angelkahn auf einem malerischen Alpensee. Dort sitzt der Protagonist und philosophiert über sein Leben und seine Musik. Eine Reise durch Raum und Zeit, Begegnungen mit anderen Reisenden. Gezeigt werden wenig veröffentlichtes Archivmaterial, einige Konzertauszüge und Gespräche mit ehemaligen Mitstreitern. Dazu gehören erste Auftrittsorte in Wien 1984. Oder wie der BMG-Manager Goisern erstmals auf einem Open-Air-Festival sah und erstaunt war, dass das Publikum bei „Koa Hiatamadl“ auf die Tische sprang und mitsang. Gezeigt wird Goiserns Rebellionsgeist, zum Beispiel gegen Herrn Haider. Und seine vielen Reisen zu anderen Kulturen – zur Affenforscherin Jane Goodall, nach Tibet, für Konzerte in Ägypten und im Senegal. Großen Raum nimmt im Film sein Schiffsprojekt 2007 bis 2009 ein, als er die Donau hinunterfuhr – eine völkerverbindende Musikreise im bunt bemalten Lastkahn, im Unwetter die Technik von der Bühne holend und hinterher das Keyboard mit dem Föhn trocknend. Diese vielen kleinen Details machen den Film interessant und spannend. Und die Unbekümmertheit, mit der sich HvG auf andere Musikkulturen einlässt und sie in sich einsaugt. Piet Pollack
| KOFELGSCHROA Frei. Sein. Wollen. www.indigo.de www.kofelgschroa.by (Indigo DV 10853-8) 191:00 , inkl. Bonusmaterial
Die erfolgreichen Oberammergauer Handwerker und Freizeitvolksmusiker begeisterten die Freunde des neuen Folks und des Authentischen und irritierten TV-und Rundfunkmoderatoren. Regisseurin Barbara Weber hat das Quartett, bestehend aus dem Brüderpaar Martin und Michael von Mücke, Maxi Pongratz und Matthias Meichelböck, in den letzten sieben Jahren begleitet und ein recht aufschlussreiches Porträt daraus geschaffen. Vor allem ist es ihr gut gelungen, die relativ stillen Typen in ihrem eigenen Tempo, ihren Ansichten sowie in ihrem regionalen Umfeld einzufangen. Dass sie sich, wie sie betonen, zwar fürs Musikmachen, aber kaum für die Gestaltung ihrer Karriere interessieren, lässt allenthalben Gerüchte über einen wohlkalkulierten Kult grassieren. Die Dokumentation wirkt dem entgegen, sie hinterlässt den Eindruck geradezu liebenswerter Wahrhaftigkeit, Individualität und Bescheidenheit der mit trockenem Humor gesegneten jungen Männer. Und gleichzeitig können wir uns den real existierenden Gegenentwurf zum hektisch-zwanghaften Leben andernorts betrachten. Als unterhaltsame Extras sind Videos, Tourimpressionen aus Peru und den USA, Auftritte zwischen Küche und Altenheim und mehr oder weniger geglückte Interviews dabei. Imke Staats
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THE RED HOT CHILLI PIPERS Live At The Lake 2014 www.redhotchillipipers.com (Chilli Pipers Production CPP01NDVD) auch als Do-CD erhältlich, 116:00 plus 21:00 Extras
Das Milwaukee Irish Fest an den Ufern des Lake Michigan ist wahrscheinlich das größte keltische Festival Nordamerikas. Der ideale Ort für die Red Hot Chilli Pipers, um in einer Riesenbesetzung mit sage und schreibe sechzehn Beteiligten auf die Bühne zu gehen: Gitarre, Bass, Keyboards, diverse Percussioninstrumente, eine Bläsersektion, zwei ausgezeichnete Tänzerinnen in ständig wechselnden Kostümen und eine Sängerin. Im Zentrum natürlich immer die drei Dudelsäcke, deren Ruf die Band ohne Frage nachhaltig aufpoliert hat. Während die CD-Version noch die Möglichkeit des Mittanzens gibt, zwingt die fast identische DVD natürlich den faszinierten Blick auf den Schirm, wo das riesige Publikum bei den wenigen langsameren Stücken brav mit den Handys wedelt. Alles ist komplett durchgestylt: Die Kleidung, die Dudelsäcke, die Choreografie, die ganze Show. Und genau das ist es, eine Show mit Konfettikanonen, ziemlich amerikanisiert, kein Wunder bei dem Spielort, alle sind permanent in Bewegung, hoch professionell, eine einzige riesige zweistündige Party (plus 21 Minuten extra, wie minutiös alles geplant wurde). Wer das nicht abkann, der ist hier und bei jedem RHCP-Konzert sowieso fehl am Platz. Mike Kamp
| PERRY STENBÄCK & DEKADANSORKESTERN Cornelis Och Andra Visor (GO’ Danish Folk Music GO0115) DVD, 12 Tracks, 70:24
Neben seinem Gesang spielt er mindestens zehn unterschiedliche Instrumente, von der Gitarre bis zur Nyckelharpa, ist in vielen Genres zu Hause, vom Folk über den Blues bis zum Jazz und Reggae, hat einen Masterabschluss am Königlichen Musikkolleg in Kopenhagen gemacht und ist 2009 mit einem Danish Music Award Folk als bester Instrumentalist ausgezeichnet worden. Jetzt mit Mitte vierzig hat er sich mit dem Dekadansorkestern, das allerdings nur aus weiteren drei Musikern (Schlagzeug, Kontrabass, zweite Stimme) besteht, einen sehr schönen Wunsch erfüllt. Er erinnert mit diesem Projekt besonders an den niederländisch-schwedischen Liedermacher Cornelis Vreeswijk (1937-1987), von dem 7 der 12 Lieder auf der DVD sind. Dieser hat auf eindrucksvolle Weise die Einflüsse von französischen Chansons, amerikanischem Blues und später auch Sambamusik in die schwedische Liedtradition aufgenommen, wobei es ihm meist um sozialkritische Inhalte ging. Perry Stenbäcks Interpretationen klingen perfekt, aber verglichen mit Vreeswijks originalen Aufnahmen ein wenig weich gespült. Dennoch ein guter Beitrag zur skandinavischen Liedtradition, die bei uns weniger bekannt ist als die von den Geigen dominierte Musik. Bernd Künzer
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