Folker-Logo   Abo   Mediadaten/Anzeigen


Suche
   Intern   Über uns


Kontakt/Impressum/Datenschutz

       
Aktuelle   Ältere   Gesamtverzeichnis   Bemusterung
 
Rezensionen der
Ausgabe 4/2015


Auswahl nach Heft-Nr:  
 


Tonträger


Besondere

Deutschland

Europa

Welt

Kurzrezensionen

Weitere Rezensionen

Online-Rezensionen

Gelistet


Plattenprojekt


Plattenprojekt


Bücher / DVDs / Filme


Bücher

DVDs

Cinesounds

CINESOUNDS

Die Filmkolumne von Michael Freerix


Martin Scorsese, Rolling Thunder Revue: A Bob Dylan Story

Rolling Thunder Revue Winter 1975/76. Bob Dylan hatte die Aufnahmen zu seinem Album Desire abgeschlossen und versammelte eine bunte Schar an Musikern um sich, um mit ihnen auf Tour zu gehen. Auch Dichter, Schriftsteller und befreundete Künstler waren mit dabei, sodass das Ganze sich mehr in einem fahrenden Zirkus verwandelte. Die Dichterin Anne Waldman war Teil dieser Unternehmung und erinnert sich (in Filmkritik Nr. 279, März

Rolling Thunder Revue: A Bob Dylan Story
USA, Netflix, 2019, 142:00; Regie: Martin Scorsese; Mit: Bob Dylan, Allen Ginsberg, Joan Baez u. a.


1980): „Es war, wie wenn eine Stammessippe von Ort zu Ort zieht … Es gab eine Vielfalt bei den Auftritten, und die Leute kamen und gingen.“
Die beiden Tourneen im Winter 1975 und Frühjahr 1976 wurden von einem Filmteam um den Kameramann Howard Alk begleitet. Doch genügte es Dylan nicht, dass nur eine Dokumentation über ihn als Konzertkünstler entstehen sollte, denn davon gab es zu diesem Zeitpunkt bereits einige. Anne Waldman schreibt, dass Dylan an einer „Collage, zusammengesetzt aus der wirklichen Tour, und diesen Phantasieszenen, inszenierten Bildern, wo Leute darstellen, und Rollen tauschen, oder Dialogen, die davon abhingen, wo wir gerade waren“, arbeitete. „Es geht um Identität, darum, wer Bob Dylan ist, wer der wirkliche Bob Dylan ist.“ 1978 kam dieser Film unter dem Titel Renaldo & Clara in die Kinos, stieß auf großes Unverständnis und wurde bald darauf von Dylan aus dem Vertrieb genommen.
Scorseses Rolling Thunder Revue nimmt nun das Dokumentarmaterial über die beiden Touren wieder auf und versucht, die Beweggründe dieses Unternehmens ganz ohne den inszenierten Teil darzustellen. Für den Zuschauer von heute bedeutet dies eine Zeitreise. Die nordamerikanischen Streitkräfte hatten den Krieg in Vietnam verloren, Richard Nixon regierte das Land rigoros und der „Geist von Woodstock“ war nur noch ein grauer Schatten. Bob Dylan wird zwar nach wie vor vom Publikum hoch verehrt, doch will er selbst nur einer von vielen sein, ein Gleicher unter Gleichen. Er scheint sich unter seinen Mitstreitern zu verstecken. Häufig sieht man ihn auch am Steuer des Busses, mit dem die Truppe von Ort zu Ort fährt.

... mehr im Heft.