Rezensionen der Ausgabe 4/2015
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DEUTSCHLAND
| GERD SCHINKEL Abgelaufen – Eigenfüßige Lieder vom Jakobsweg (Eigenverlag, ausschließlich erhältlich unter info@gerdschinkel.de) Do-CD, selbst gebrannt, CD1: 31 Tracks, 78:57, CD 2: 28 Tracks, 77:08 , Heft mit allen Texten extra erhältlich
Es gibt viele gute Gründe, den Jakobsweg zu gehen: die Suche nach sich selbst; innerlich zur Ruhe kommen, um Antworten auf oft gestellte Fragen zu erhalten; Gedankenklarheit gewinnen; neue Erfahrungen sammeln; vielleicht sogar den Zugang zu einer übergeordneten Instanz erlangen. In jedem Fall ist der weite, oft beschwerliche Weg zu Fuß das Ziel. Auf der Suche nach Anregungen für neue Lieder ist Gerd Schinkel im Sommer 2014 auf dem Jakobsweg gegangen – hundertsechzig Kilometer in sieben Etappen. Unterwegs notierte er regelmäßig seine Eindrücke, Gedanken, Erfahrungen, Erlebnisse und Erkenntnisse, um sie gleich nach der Rückkehr aus Santiago de Compostela zu ernsthaft reflektierenden Texten und ebensolchen Liedern zu verarbeiten. Herausgekommen ist ein wirklich besonderes Werk, das sowohl ein Konzeptalbum als auch ein Hörbuch ist. In seinen sorgfältig formulierten Zwischentexten, die er Moderationen nennt, schildert Schinkel seine Zweifel und Unsicherheiten, die er im Vorfeld empfand, erzählt von wilden Radfahrern und skurrilen Mitwanderern, berichtet von verschiedenen Arten zu gehen und vom Wetter, von geplagten Füßen und schleichender Zeit. Und auch der Tod wird angstfrei thematisiert. Im Wechsel mit den Texten, die Schinkel angenehm unaufgeregt mit professioneller Stimmführung vorträgt, erklingen seine Lieder – souverän gereimt, musikalisch ansprechend vertont. Keine technischen Spielereien, keine Effekte, nur Stimme und Gitarre. Auch das macht die Faszination dieser Eigenproduktion mit einfachsten Mitteln aus. Das umfangreiche Textheft, das sämtliche Moderationen und Lieder enthält, ermöglicht es dem Hörer zusätzlich, auf intensive Weise zweieinhalb Stunden lang in Schinkels vielfältige Gedanken- und Liederwelt einzutauchen und seine Pilgerreise anschaulich nachzuvollziehen. Schinkel hat sich auf die Suche nach Inspiration begeben und sie offensichtlich auch gefunden. Daran lässt er den Hörer nun teilhaben. Kai Engelke
| GALICIEN
| CRISTINA PATO & DAVIDE SALVADO & ANXO PINTOS & ROBERTO COMESAÑA Rústica (Fol 100FOL1083/Galileo MC) 8 Tracks, 31:32 , mit galic. Infos u. Texten
Bei Liebhabern galicischer Musik werden diese (leider nur!) knapp 32 Minuten allergrößten Zuspruch finden. Auch uneingeweihte Folkfans werden Rústica zu schätzen und zu genießen wissen. Waren doch bei diesem Vierergipfel einige der besten Neofolkloristen der nordwestspanischen Region mit maximaler, spürbarer Sensibilität und Tiefe am Werk. Die zum Teil auch singende Gaitaspielerin Cristina Pato (auch Pianistin) betreibt seit längerem von New York aus ihre musikalische Wurzelpflege und zelebriert – wie im Booklet zu lesen – hiermit die fünfzehn Jahre ihrer Solokarriere. Dafür kann sie auf drei ihr sehr am Herzen liegende Kollegen zählen. Der Drehleierspieler Anxo Pintos (hier auch künstlerischer Leiter) kam uns mit seinem überaus vitalen, innovativen Spiel unter anderem auf den diversen Alben der 2014 aufgelösten Band Berrogüetto zu Ohren. Die einfühlsamen Akkordeonklänge, die in der galicischen Musik ihr besonderes Zuhause haben, steuert der hier weniger bekannte Roberto Comesaña bei. Fehlt noch einer der derzeit – zu Recht! – gefeiertsten Vokalisten der Szene: Davide Salvados gleichermaßen traditionsverbundener wie freiheitsliebender Gesang hätte die Gaitera auf Anhieb betört, ist ihrem Einführungstext zu entnehmen. So erging es wohl auch jedem, der den Mittdreißiger bei der letzten WOMEX in Santiago de Compostela live erleben konnte. Auch nun, in sieben der insgesamt acht adaptierten, neu arrangierten, größtenteils von Salvado selbst eingesammelten Traditionals verfehlt die Kunst des Sängers und Pandereteiros ihre suggestive Wirkung nicht. Die warme, angenehm geerdete Stimme und der flirrende, teils spitz anmutende Klang der Gaita gehen eine vertrauensvolle, gelungene Allianz ein. Die beiden anderen Instrumentalisten tragen mit viel Gespür fürs richtige Maß das Ihre bei zu Rústica, diesem musikalischen „Liebesbrief an das unglaubliche Kulturgut Galiciens, an das unglaubliche Talent der galicischen Künstler, die menschlichen Beziehungen, die Freundschaft, Emotion, das Vertrauen“. Katrin Wilke
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