Rezensionen der Ausgabe 2/2015
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PLATTENPROJEKTEs gibt im Musikbereich immer wieder Veröffentlichungen, die den Rahmen herkömmlicher Produktionen inhaltlich wie vom Umfang her sprengen und deshalb einer ausführlicheren
Betrachtung bedürfen, als dies in Form einer üblichen Rezension geleistet werden kann. Die Folker-„Plattenprojekte“ widmen sich in loser Folge
solchen außergewöhnlichen Serien, Boxen, Sammlungen, Sondereditionen bis hin zu vergleichbaren Unternehmungen wie etwa Internetprojekten, die auf physische Tonträger inzwischen zunehmend verzichten.
In diesem Heft schreibt Mike Kamp über
The Voice Of The People
Sie haben es schon wieder getan! Reg Hall (Auswahl, Booklet und Produktion) und Tony Engle (Produktion) sind nach ihrer ursprünglichen zwanzigteiligen Serie (siehe Folker 4/1999) und dem Nachschlag mit vier Themen-CDs, wo sie lediglich die Produktion verantworteten (siehe Folker 5/2012), erneut ins Archiv gestiegen
und haben diesmal Aufnahmen des Feldforschers Peter Kennedy ins Studio gebracht und so vier weitere Juwelen zur Serie The Voice Of The People hinzugefügt.
Peter Kennedy war der Sohn des Vorsitzenden der English Folk Dance and Song Society, Douglas Kennedy, und engagierte
Good Humour For The Rest Of The Night – Traditional Dance Music in Northumberland And Cumberland Topic Records TSCD675, 60 Tracks, 67:13
The Barley Mow – Field Recordings And A Film Made In Suffolk Topic Records TSCD676D, CD: 18 Tracks, 65:40, DVD: 5 Tracks, 17:30
The Flax In Bloom – Traditional Songs, Airs & Dance Music In Ulster Topic Records TSCD677T, 3 CDs, 93 Tracks, 206:34
Orkney – Traditional Dance Music From Orkney Topic Records TSCD678, 33 Tracks, 53:21
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| sich in der zweiten Hälfte der Vierzigerjahre des letzten Jahrhunderts – als Folklorist ziemlich unerfahren – in der EFDSS als Musiker, Tanz-Caller, Rundfunkmensch und Plattenproduzent. Ab 1949 begann er mit Feldaufnahmen traditioneller Musiker, die ihr Repertoire noch auf die tradierte Art erlernt hatten. Die Aufnahmen der vorliegenden vier Produktionen datieren allesamt aus der ersten Hälfte der Fünfzigerjahre und sind im Studio sorgfältig bearbeitet worden. Die Musik entstammt unterschiedlichen Regionen des Vereinigten Königreichs: Sie kommt aus der englischen Graftschaft Sussex sowie aus Northumberland und Cumberland, aus dem nordirischen Ulster sowie von den nördlich von Schottland gelegenen Orkneyinseln.
Letztere beiden Produktionen sind Einzel-CDs und dokumentieren die Tanzmusik der jeweiligen Region. Good Humour For The Rest Of The Night wird – mit einer Ausnahme – von Solisten bestritten, weil in Nordengland das Ensemblespiel zum Tanz nicht so verbreitet war – ganz im Gegensatz zu den Orkneys. Auf der simpel Orkney betitelten CD tummelt sich die enorm populäre Fiddle mit Akkordeon, Gitarre und Tin Whistle in allen möglichen Kombinationen bis hin zum massiven Einsatz in der Orkney Strathpey and Reel Society. Die Aufnahmen erfolgten 1955 überwiegend auf der Hauptinsel (Mainland), auf der sich auch die Hauptstadt Stromness befindet. Die Platte ist mit 53 Minuten Spielzeit die „kürzeste“ und das Booklet mit 34 Seiten das „dünnste“, was vermuten lässt, dass Peter Kennedys verwertbares Material aus dem ganz hohen Norden limitiert war.
The Flax In Bloom deckt musikalisch die Provinz Ulster ab, und zwar von Down bis Donegal und von Antrim bis Cavan. Mit drei Silberlingen ist sie die umfangreichste Dokumentation. Besonders interessant für die Freunde endloser Jigs-and-Reels-Sessions dürfte die CD mit der Tanzmusik sein. Hier wird musiziert, was das Zeug hält, solo, im Duett oder gleich mit der achtköpfigen McCusker Brothers Ceili Band. Die anderen beiden Platten sind dem – meist unbegleiteten – Gesang gewidmet, und eine der CDs konzentriert sich auf das Liedgut der Traveller. Hier zeigt sich auch eine bekannte Besonderheit der Feldforschung: Ganz gleich, wie gut die technische Bearbeitung der Aufnahmen ist, einige der oft älteren Sängerinnen und Sänger klingen sehr authentisch, will sagen, nicht immer entsprechend unserer heutigen Vorstellung von ästhetischem Gesang. Das muss man wissen und akzeptieren.
... mehr im Heft. |
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