Rezensionen der Ausgabe 2/2015
Auswahl nach Heft-Nr:
Besondere Deutschland
Europa
International
Kurzrezensionen
Weitere Rezensionen
Online-Rezensionen
Plattenprojekt
Bücher DVDs
Cinesounds
|
|
|
---|
NORDAMERIKA
| DIVERSE Native North America Vol. One: Aboriginal Folk, Rock And Country 1966-1985 www.lightintheattic.net (Light In The Attic Records LITA 103/Cargo) CD 1: 17 Tracks, 54:39, CD 2: 17 Tracks, 65:44 , mit aufwendigem engl. Beiheft u. Texten
Dieses Doppelalbum behandelt eine musikhistorische Lücke. Mit Aufkommen der Protestsongbewegung begannen auch nordamerikanische Ureinwohner, in Songs von ihrem Elend in den Reservaten zu singen. Teilweise taten sie das nicht in Englisch, sondern in der Sprache ihres Stammes, denn sie wollten vor allem von ihren eigenen Leuten verstanden werden und das Erbe dieser Sprache lebendig halten. Erst nachdem sich ein Netzwerk von indianischen Kleinstlabels entwickelt hatte, konnte die Musik eines Willie Dunn, John Angala oder Willie Trasher veröffentlicht werden. Doch nicht allein die Protestsongbewegung, sondern auch der Rock ’n’ Roll eines Elvis Presley schlägt sich in diesen Songs nieder. Der Songschreiber Gordon Dick nennt seine Musik deshalb „Siwash Rock“. So findet sich klassisches Rockmaterial auf diesem Doppelalbum wie auch Country oder Folk, während in den Texten über Sinn und Zukunft des Indianerlebens reflektiert wird. Kevin „Sipreano“ Howes hat diesen Sampler aus unterschiedlichsten Quellen zusammengestellt. Die Suche nach den Autoren und Rechteinhabern war dabei häufig äußerst mühselig. Howes suchte zum Beispiel sehr lange vergeblich nach dem Songschreiber Tayara Papigatuk, von dessen Inuitband Sugluk einige Titel auf dem Sampler vertreten sind. Auf herkömmlichem Weg konnte er Papigatuk nicht ausfindig machen. Schließlich bekam Howes den Hinweis, Papigatuk würde in Cape Dorset, 2012 Kilometer nördlich von Montreal leben. Doch war dieser offiziell dort nicht gemeldet. Howes rief die lokale Radiostation an und bat, man möge seine Suchanzeige über das Radio verlesen, zusammen mit seiner Telefonnummer. Tatsächlich klingelte zwei Stunden später Howes’ Telefon und Papigatuk war am Hörer, jedoch nicht seines eigenen Telefons, sondern an dem eines Freundes. Er selbst hatte gar keines. Diese Geschichte macht deutlich, wie wenig die Songs, die auf Native North America versammelt sind, bisher überhaupt wahrgenommen wurden, obwohl viele von ihnen dem, was in den Sechziger- und Siebzigerjahren sonst noch so erschienen ist, kaum nachstehen. Michael Freerix
| DEUTSCHLAND
| BUBE DAME KÖNIG Traumländlein – Neue Folkmusik www.neue-volkslieder.de (CPL-Music/Broken Silence 00649) 14 Tracks, 47:27 , mit Texten u. Infos
Zugegeben, wir haben im Vorfeld ein wenig gelästert über die Idee des Fundraisings durch sogenannte Liedpatenschaften zur Finanzierung der CD-Produktion. „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing!“, heißt es ja so schön. Doch die junge Band hat sich nicht verbiegen lassen. Es bedarf durchaus eines gesunden Selbstvertrauens, wenn man sich eine Setliste zulegt mit nicht nur von Folkies sattsam abgesungenen Heulern wie „Nun will der Lenz uns grüßen“, „Wenn alle Brünnlein fließen“ oder sogar dem gefühlt tausendfach abgenudelten „Dat du min Leevsten büst“. Dass das Gesamtwerk keineswegs piefig tümelnd, sondern weltmusikalisch offen sein würde, war schon durch die Mitwirkung des Creole-Bundespreiträgers Till Uhlmann zu erahnen, einem der virtuosesten Drehleierspieler im Lande, der außerdem Violine und Chorgesang beisteuert. Sängerin Juliane Weinelt verfügt über eine elfenhafte, unverdorbene Sopranstimme. Sie spielt außerdem kompetent Querflöte, dazu Maultrommel. Jan Oelmann an Violine, Gitarre, Percussion und Gesang komplettiert das Trio. Sein angenehmer Bariton kontrastiert sehr schön mit Weinelts Stimme und sein druckvoll-grooviges, keltisch inspiriertes Gitarrenspiel ergänzt sich (nicht nur) mit Uhlmanns Leier perfekt. Vier Gastmusiker polieren den ausgezeichnet produzierten Gesamtsound mit Kontra-, Akustik- und E-Bass, Posaune, Pedal Steel, Dobro und E-Gitarre auf. Bube Dame König überzeugen von der ersten bis zur letzten Note nicht nur mit überschäumender Spielfreude, sondern auch mit sehr einfallsreichen und überaus geschmackvollen Arrangements und Bearbeitungen. Die Band geht mit Rhythmik und Melodie der Lieder frei, aber nicht respektlos um. Sie schaffen den Spagat, deutsche Volkslieder vom Mittelalter über die Romantik bis heute mit eigenen und Texten des Leipziger Dichters Thomas Kolitsch zu einem Gesamtwerk aus einem Guss zu verbinden, das sowohl eine Verbeugung in Richtung des deutschen Liedgutes als auch in die der keltischen Musik ist. Ein Hochgenuss! Ulrich Joosten
|
|
---|
hö
|