Rezensionen der Ausgabe 1/2015
Auswahl nach Heft-Nr:
Besondere Deutschland Europa Welt Kurzrezensionen
Weitere Rezensionen
Online-Rezensionen
Plattenprojekt
Bücher DVDs
Cinesounds
|
|
|
---|
YANN LOUP ADAM Carte De Visite www.yannloup.de (Leico 8775) 17 Tracks, 71:02 , mit frz. u. dt. Texten
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm! So verhält es sich auch beim Debütalbum von Yann Loup Adam, gerade mal 23 Jahre jung und Sohn des lothringischen Liedermachers Marcel Adam. Wer Yann live erleben durfte, staunt über dessen Fingerfertigkeit auf der Gitarre. Seit geraumer Zeit ist er solo am Start, orientiert sich konzeptionell gewiss an seinem Vater, versucht aber durchaus, sich freizuschwimmen. Als in der deutsch-französischen Grenzregion lebender Künstler präsentiert sich Adam Junior entsprechend vielfältig, in den Sprachen (inklusive des Sarregueminer Dialekts) und mit den Stilen (unter anderem klassisches Chanson, Francopop, Blues), mit denen er aufgewachsen ist. Das Album ist vollgepackt, entspricht in etwa seinem Liverepertoire, glänzt mit erstaunlich reifen Eigenkompositionen („New York Country“, „Le Coeur Et La Cervelle“), zu denen der Papa bisweilen auch die Texte lieferte (unter anderem zur Hommage „Ray Charles“, zu „Der Emigrant“). Etliche Gastmusiker sorgen für eine sehr professionelle Produktion. Mancher Coversongs hätte es nicht bedurft, „Bleib mein Freund“, die einst von Jasemin Bonnin ins Deutsche übertragene Version von Tom Paxtons „The Last Thing On My Mind“ mal ausgenommen. Roland Schmitt
| BALTIC CROSSING The Tune Machine www.balticcrossing.dk (GO’ Danish Folk Music GO0614 EP) 13 Tracks, 50:27 , engl. Info
Das aus Teilen von Mikrofonen und Musikinstrumenten zusammengebastelte Cover suggeriert Weltraumatmosphäre. Das lässt nicht vermuten, dass es sich hier um traditionelle, modern arrangierte Folkmusik handelt – wenn man Baltic Crossing nicht kennen würde. Seit zehn Jahren spielen sie nun zusammen, virtuos, und was ihre hohe Musikalität unterstreicht: Die fünf Musiker können sich zurücknehmen. So gibt es hier nicht nur laute, schnelle Stücke wie die Polska „Risumäki Satiainen“ oder die Polka „Goodnight Salonkylä“, die ihren Ursprung in Schottland hat und nun eines der beliebtesten Stücke der finnischen Fiddler ist, sondern auch leise melancholische wie das March-Set „Central Point“ oder „Wedding Guests“. Auch wenn der Klang der Gruppe von den skandinavischen Fiddles bestimmt wird, vielleicht bis auf „Emily Rock“, so tragen doch die beiden Mitspieler aus UK immer wieder zu anderen Klangfarben bei. So gut kann die grenzübergreifende Zusammenarbeit funktionieren. Anerkannt wurde das auch durch das „Rising Stars Program“ der European Concert Hall Organisation (ECHO), die Baltic Crossing als erste Folkgruppe 2011 zu einer Tournee durch die großen Konzerthäuser in Europa eingeladen hatte. Bernd Künzer
|
|
---|
MICHELLE BURKE Step Into My Parlour www.michelleburkemusic.com (Kilcronat Records KLC002CD) 10 Tracks, 41:36 , mit engl. Infos
Bei manchen Alben erfüllt es einen mit Freude, dass sich Downloads noch nicht durchgesetzt haben. Weil nämlich alles stimmig ist, Musik und Verpackung. Michelle Burkes neues Werk ist ein Paradebeispiel. Das Werk ist zwar von parlour, also dem Salon oder Wohnzimmer ihrer Kindheit in Irland inspiriert, und Burke ist eine junge Dame, aber optisch und akustisch steht die Veröffentlichung für die erste Hälfte des letzten Jahrhunderts, ohne allerdings die Folkwurzeln zu verleugnen. Das wäre für Burke auch schwierig. Die Irin lebt seit Jahren in Edinburgh und kann als Empfehlung unter anderem das Sängerinnenamt bei Cherish the Ladies auflisten. Und auch bei den Begleitern arbeitet sie mit den besten. Ein Auszug: Cathal McConnell von den Boys of the Lough singt und flötet, Heidi Talbot duettiert, James Ross am Piano, Anna Massie an der Gitarre – erlesener kann man kaum musizieren. Das Material ist eine ziemlich gerechte Aufteilung zwischen Trad und Zeitgenössischem. Musiker brennen Songs kaum je beliebig auf CD, aber in Burkes Fall ist klar: Hier hatte eine Künstlerin ein Konzept und das hat sie durchgezogen, bis hin zum Sherry, der natürlich im parlour getrunken wird. Wunderbar! Mike Kamp
| ANTONIO CASTRIGNANÒ Fomenta – Ilenu De Taranta www.galileo-mc.de (Ponderosamusic & Art, CD123/Galileo MC) 9 Tracks, 41:36 , mit Texten
Bei manchen Alben sollte man sich vorgängig vergewissern, wer mitspielt und welche Instrumente zum Einsatz kommen. Beim neuen Werk des Apuliers sollte man zuerst reinhören. Da sind, wie schon auf dem Vorgängeralbum Mara La Fatìa, verschiedenste Trommeln, Saiteninstrumente, ein Akkordeon, Dudelsack und natürlich der eindringliche Gesang und die treibenden Pizzicarhythmen. Doch auf Fomenta sind auch türkische Einflüsse herauszuhören. Ein Blick ins Beiheft bestätigt das. Produziert hat das Album der Türke Mercan Dede, der mit seiner mit Samples und Elektronikklängen angereicherten Sufimusik weltbekannt wurde. Nicht weniger als vier Musiker bedienen auf Antonio Castrignanòs aktuellem Album Synthesizer und andere elektronische Klangerzeuger. Diese verweben sie so geschickt in den apulisch-türkischen Klangteppich, dass man kaum merkt, was hier akustisch und was elektronisch erzeugt wurde – etwa der repetitive Gesang am Anfang der „Pizzica Di Uccio“, der wohl aus der mongolischen Steppe stammt. Wie auch immer, die eingesetzte Elektronik fügt sich nahtlos ins Klangbild ein und sorgt für zusätzliche Dramatik. Intensiv und hörenswert. Martin Steiner
|
|
---|
JOSIENNE CLARKE & BEN WALKER Nothing Can Bring Back The Hour www.josienneclarke.co.uk (Folkroom Records FRR1401) 13 Tracks, 42:59 , mit engl. Texten
Clarke & Walker sind zwei englische Spezialisten für Melancholie und daher auf Tonträger nicht gerade massenkompatibel. Live wird die Stimmung allerdings durch die herrlich witzigen und skurrilen Ansagen bestens aufgehellt. Ihre Arbeitsteilung haben die beiden bei ihrem Zweitling beibehalten. Clarke schreibt die Lieder und singt höchst bezaubernd, Walker zupft die Gitarre und schreibt die Orchesterarrangements. Richtig, dieses Mal haben sie sich Mitmusiker in Orchesterstärke und -besetzung ins Studio geholt – Bläser, Streicher, Percussion, alles was dazu gehört, neben Folk auch mal jazzig, mal funkig, mal klassisch. Wenn wir dann noch die Aufmachung des Booklets und die Fotos berücksichtigen, entsteht der Eindruck einer breiten und szenischen Filmmusik. Der Streifen würde dann wahrscheinlich im 19. Jahrhundert spielen. Wie gesagt, nicht jedermanns Sache, aber gut, sehr gut sogar. Mike Kamp
| DIVERSE 40 Years’ Credibility www.kkv.no (Kirkelig Kulturverksted FXCD 400) 48 Tracks, 211:00 , mit 32-seitigem Booklet
Zum vierzigsten Geburtstag gönnte sich das norwegische Label Kirkelig Kulturversted eine 4-CD-Box. Der Hörer erlebt noch einmal die Entwicklung der Folkmusik dieses skandinavischen Landes – vom traditionellen Folk hin zur modernen Crossover-Weltmusik. Bekannte Namen wie Bjørn Eidsvåg, Kari Bremnes oder Iver Kleive haben für dieses älteste Label Norwegens aufgenommen. Gründer Erik Hillestad feiert auf jeder CD ein Jahrzehnt mit jeweils zwölf Titeln. Die Zeit 1974-1983 dokumentiert das Zusammenkommen von weltlicher und kirchlicher Musik, also von Folk und Chormusik. 1984-1993 hört man neue Töne, die Musik greift mehr moderne Formen auf und präsentiert auch einen Spiritual wie „Motherless Child“. Die Epoche 1994-2003 baut Brücken und ist geprägt vom Austausch mit östlichen Kulturen, zum Beispiel mit Musikern aus Aserbaidschan. 2004-2013 hat sich das Label längst als weltoffene Plattform unterschiedlichster Musiktraditionen etabliert – egal, ob sie nun aus Norwegen oder dem Iran kommen. Was alle CDs verbindet: Die Aufnahmen sind sehr atmosphärisch, oft kontemplativ und klingen durchgehend hervorragend. Der Rückblick macht die Bedeutung des Labels für die Musik Norwegens bewusst. Udo Hinz
|
|
---|
DIVERSE The Elizabethan Session www.folkbytheoak.com/tes (Quercus Records QRCD001) 14 Tracks, 53:08 , mit engl Texten u. Infos
Oh dear, wie fasst man sich bei einem solchen Projekt kurz? Worum geht’s? Sieben Top-Folkmusiker aus England (Emily Askew, Bella Hardy, Nancy Kerr, Hannah James, Jim Moray, Martin Simpson und John Smith) und eine Schottin (Rachel Newton) schlossen sich sieben Tage weg, um ein von der English Folk Dance and Song Society und dem Festival Folk by the Oak kommissioniertes Projekt durchzuziehen: Lieder mit elisabethanischen Themen und Gefühlen zu schreiben, die aber trotzdem nicht antiquiert klingen sollten. Nur zur Erinnerung: Elisabeth I. regierte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, zur Zeit Shakespeares also. Das Album wurde direkt im Anschluss an die Klausur innerhalb von zwei Tagen eingespielt, und was da aus den Lausprechern kommt – Respekt! Die Themenauswahl ist breit, der fast soulige Song „London“ schildert die brutalen und harten Lebensbedingungen dieser Zeit, Themen sind Sklavenhandel, Liebe und Betrug sowie Lieder über Zeitgenossen wie Christopher Marlowe. Die Musik entstand durch intensive Zusammenarbeit, auch wenn sich die Originalidee manchmal auf eine Person zurückverfolgen lässt, und die Namen der Musiker bürgen für höchste Qualität. Das muss reichen. Was bleibt zu sagen? Selber hören, es lohnt! Mike Kamp
| GRIFF TRIO Yoraré www.griff.be (Home Records 4446109) 17 Tracks, 66:04 , Booklet mit Texten u. engl. Zusammenfassungen
Griff ist eine belgische Band, die ihre bisher vier Alben abwechselnd als Sextett und als Trio aufgenommen hat. Nun war wieder ein Trio an der Reihe. Es besteht diesmal aus Raphael de Cock, Rémi Decker und dem neuen Mitglied Colin Deru. Alle drei spielen Dudelsack, alle drei spielen Flöte, alle drei singen, alle drei können alles sehr gut. Die Stücke sind meist entweder instrumental oder a cappella. Dudelsäcke scheinen für das Selbstverständnis der Band wichtig zu sein, ihr Motto lautet „bagpipes but no kilt“. Doch die Flöten, die manchmal wie eine Drehorgel zusammenklingen, sind meist interessanter. Auf „Yoraré“ hat sich das Trio ganz auf traditionelle belgische Musik konzentriert, auf Balladen, Trinklieder, Schäferrufe. Trotz des ausgesprochen traditionellen Materials wirkt das Album stylisch, näher oft an hochkultureller Konzeptkunst als an bodenständiger Folkmusik. Christian Rath
|
|
---|
HUBERT Von GOISERN Filmmusik www.hubertvongoisern.com (Capriola/Sony/Blankomusik) 16 Tracks, 49:57 , mit dt.Infos
DIVERSE Steilklänge – ausgewählt von Hubert von Goisern (Capriola/Sony/Blankomusik) 28 Tracks, 67:27 , mit dt. Infos
Zwei Jahre war der Erfinder des „Alpenrocks“ nicht mehr auf Konzertbühnen anzutreffen. Diese Zeit nutzte er intensiv für andere Projekte, aus denen beide vorliegenden Alben entstanden. Zum einen wurde er gebeten, die Filmmusik für den sehr aufwendig produzierten Dokumentarfilm Österreich: Oben und unten zu entwickeln. Zwei Monate arbeitete von Goisern daran, weil er orchestralen Sound haben wollte. Dabei kooperierte er mit Professor Robert Opratko, da doch unerwartete Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit dem Orchester auftraten. In einem Interview sagte er dazu: „Ein Jodler hat keinen Takt, hat keinen Puls, sondern ist einfach frei in die Welt hinausgesungen. Und dass dann ein Orchester dazu spielen soll, das hat es notwendig gemacht, dass er aufteilt in Taktstruktur, um es dirigieren zu können.“ Herausgekommen ist ein sphärischer Sound der Goisern-Songs mit vielen verhallten Jodlern. Musik, die die Nerven beruhigt zum Feierabend – aber eigentlich braucht man die Bildergewalt des Films. Neben den Dreharbeiten für den Kinofilm Brenna tuats schon lang gab es dann das dritte große Projekt, die Musikkonzeption für die Großglockner-Dauerausstellung „Alpenliebe“. Geplant war eine Stunde traditionelle Musik aus dem gesamten Alpengebiet für einen Ausstellungsraum mit interaktiven Abspielmöglichkeiten. Letztendlich wurden es 99 Stücke, die von der Neugier des einundsechzigjährigen Hubert von Goisern auf die benachbarten Musikkulturen geprägt sind und von seinem ernsthaften Umgang mit fremden Traditionen. So wählte er für die Auswahl auf Steilklänge Dudelsackmusik aus Kärnten neben Volksmusik aus dem Piemont mit Drehleier, Akkordeonmusik aus der Lombardei neben einem italienischen Kirchenchor aus Friaul, Maultrommel-Variationen aus der Schweiz neben slowenischen Mehrstimmigkeiten. Und natürlich immer wieder Jodler aus den verschiedenen Gebieten. Ein eigener Song bildet den Abschluss. Piet Pollack
| MARTYN JOSEPH Kiss The World Beautiful www.martynjoseph.com (Pipe Records PRCD25) 11 Tracks, 47:02
Das Musikgeschäft ist manchmal kriminell, und es ist schlicht kriminell, dass Martyn Joseph in Deutschland kaum bekannt ist. Das wird ihn kaum stören, denn er hat Arbeit genug, aber es sollte uns sehr stören, denn wir verpassen einen einzigartigen Künstler. Drei Jahrzehnte im Geschäft, über dreißig Alben veröffentlicht und Konzerte in den USA, Kanada und quer durch Europa, nur in Deutschland ganz, ganz selten. Dabei hat der Mann aus Wales so viel zu bieten. Großartige Songs in der Art eines akustischen Bruce Springsteen, aber eigenständig, Songs mit einem ausgeprägten sozialen Bewusstsein, gesungen mit einer kraftvollen und emotionalen Stimme, die das Publikum unfehlbar packt. Wofür steht Martyn Joseph? Man sollte sich „Call It Democracy“ anhören und danach den Titelsong des Albums, stellvertretend für all das Falsche auf der Welt, und warum es sich trotzdem lohnt zu kämpfen. Oder besucht die Website seiner Stiftung www.letyourself.net. Für diese Stiftung hat er sein aktuelles Werk eingespielt, einen Querschnitt seines Programms (plus einmal Woody Guthrie und einmal Bruce Cockburn), nur Gitarre und Gesang, live – und umwerfend. Bringt den Mann nach Deutschland, und zwar regelmäßig! Mike Kamp
|
|
---|
DIDIER LALOY/KATHY ADAM Belem www.didierlaloy.be (Home records 4446122) 11 Tracks, 46:18
Wollte man den belgischen Akkordeonisten Didier Laloy angemessen vorstellen, bräuchte man allein dafür schon eine Seite. In den letzten zwanzig Jahren hat er auf über hundert Alben mitgespielt. Er war unter anderem Mitglied der Gruppen Panta Rhei, Trio Trad, Urban Trad, Tref, S-Tres und Noirs. Ständig ruft er neue Formationen ins Leben. Nun also hat er ein Duo mit der Cellistin Kathy Adam gebildet. Sie war auch schon bei manch anderem seiner Projekte dabei, rückt jetzt aber mit in den Vordergrund. Gemeinsam schaffen sie einen originellen Mix aus Folk und Kammermusik, wobei der Folk klar dominiert. Überwiegend spielt Laloy auf dem Akkordeon die melodieführende Stimme, während Adam auf dem Cello begleitet. Auch die meisten Kompositionen stammen von Laloy, etwa das herausragende „Senn“, das er 2009 schon einmal aufgenommen hatte. Auf dem Duoalbum sind nur die beiden Musiker zu hören. Doch zu keinem Zeitpunkt wirkt die rein instrumentale Musik dünn oder skizzenhaft. Im Gegenteil, der Klang ist wuchtig, wie ein kleines Folkorchester. Ein besonderes Lob geht deshalb an den Produzenten Michel van Achter. Christian Rath
| LIGURIANI Stundai www.liguriani.it (Felmay fy8218/Galileo MC) 10 Tracks, 48:48 , mit ital. u. engl. Texten u. Infos
Ein stundäio ist für die Genuesen ein wunderlicher Kauz, ein Einzelgänger. Einen eigenen Weg gehen auch die fünf Liguriani. Sie beweisen das mit der Dramaturgie ihres zweiten Albums. Es fängt mit einer ninnananna an, einem Schlaflied, und schließt mit einem Stück, in dem ein Unschuldiger zu zwanzig Jahren Haft verurteilt wird. Das Herz der Liguriani gehört nicht den Mitläufern, viel eher dem Deserteur oder der jungen Frau, die es sich nicht nehmen lässt, den Mann ihrer Träume selbst auszusuchen. Wenn der Geiger und Sänger Fabio Biale diese alten Lieder anstimmt, wird einem warm ums Herz. Doch bevor die Tränen fließen, laden Filippo Gambetta (diat. Akkordeon, Mandoline), Fabio Rinaudo (Drehleier, Dudelsack), Claudio De Angeli (Gitarre) und Michel Balatti (Flöten) mit einem Walzer oder einer Polka wieder zum Tanz. Und wie! Liguriani beweisen auf ihrem zweiten Album erneut, wie spannend traditionelle Musik sein kann. Da wird nie endlos wiederholt, immer wieder überraschen sie mit einer unerwarteten Kadenz. Stundai ist wie ein Erntedankfest an einem farbig schönen Herbsttag irgendwo in einem Bergdorf des Apennins. Ein raue Landschaft, aber man spürt die Nähe des Meeres. Bestnote. Martin Steiner
|
|
---|
MANNIJO Café-Klatsch www.manfred-pohlmann.de (Eigenverlag MJ05) 11 Tracks, 38:25 , mit Texten u. Infos
Seit den Neunzigerjahren gibt es das deutsch-französische Trio nun schon. Von Beginn an war der Gruppe der grenzüberschreitende Gedanke wichtig, „chansons transfrontières“ sozusagen. Mit Manfred Pohlmann (Gesang, Gitarre, Scheitholz) und Jo Nousse (Gesang, Gitarren) trafen sich zwei Chansonniers von beiden Seiten des Rheins, ein Moselfranke und ein Lothringer, und beschlossen, dass der Fluss keine trennende Grenze und die in beiden Regionen gesprochene moselfränkische Sprache ein verbindendes Element ist. Gemeinsam mit dem Pianisten Patrick Riollet spielt das Trio seitdem wahrhaft europäische Lieder, eingedenk der wechselhaften gemeinsamen Geschichte ihrer Heimatregion, die mal deutsch, mal französisch regiert wurde und unter dem jeweiligen Nationalismus zu leiden hatte. Wer könnte authentischer für ein multikulturelles Europa musizieren als diese drei, ob sie gegen das schleichende Sterben der regionalen Wurzeln ansingen („On Tient Ensemble“) für das Miteinander der Kulturen („Fir Mohamed a Mario“), sich an eine unbeschwerte Kindheit erinnern („On da Baach“) oder mit der ultimativen Pazifistenhymne „Le Déserteur“ von Boris Vian (das schon längstens einmal wiederbelebt gehörte) eine friedliche Zukunft einfordern. Musikalisch wird das Trio auf seinem fünften Album von Schlagzeug, Percussion, E-Gitarre und Chorgesang unterstützt. Ein sehr gelungenes, nur leider recht kurzes Werk. Ulrich Joosten
| MONSIEUR DOUMANI Grippy Grappa www.monsieurdoumani.com (Eigenverlag) 13 Tracks, 61:06 , mit griech. u. engl. Infos
Zypriotische Musik kommt nicht alle Jahre in den Spieler des Rezensenten. Umso aufmerksamer lauscht er der vorliegenden Scheibe dieses Trios mit dem französischen Namen von der griechischsprachigen Insel Zypern. Nominiert als „Best Newcomer“ des Songlines Music Awards 2014 hat sie das Zeug, auch die Ohren aufgeschlossener Folker-Leserinnen und -Leser zu erobern. Auf Tzouras (einer Langhalslaute), Gitarre, Posaune, Flöte und anderen Blasinstrumenten und mit Gesang führen Antonis Antoniou, Angelis Ionas und Demetris Yiasemides durch modern, oft jazzig, teils auch im engeren Sinne folkig arrangierte Klangräume der Musik ihrer Heimatinsel. Über diese sind im Laufe der Jahrtausende viele Völker gezogen und haben ihre Spuren hinterlassen. Vieles, aber bei weitem nicht alles, klingt griechisch, manches arabisch, balkanisch, mediterran, mittel- und westeuropäisch, ja sogar an bretonischen Wechselgesang erinnert eines der Lieder, das nächste dann wieder an ägyptischen. Nur gesungen wird immer auf Griechisch. Leider gibt es keine lesbaren oder gar übersetzten Texte oder auch nur detailliertere Infos zu den Liedern. So bleibt nur das Lauschen auf die Melodien, Rhythmen und Harmonien, die viel Lebensfreude und Witz transportieren. Michael A. Schmiedel
|
|
---|
DÓNAL Ó CEALLAIGH Irish Songs, Amhráin Ghaeilge, Gälische Lieder, Música Gaélica, Chansons Gaéliques www.donaloceallaigh.com (Bluebird Cafe Berlin Records) 14 Tracks, 55:22 , mit engl. u. gäl. Infos
Haben Sie schon einmal einen Bossa Gaelach gehört, einen Bossa Nova auf Gälisch? Nein? Mit dem vorliegenden Album können Sie diese Erfahrungslücke schließen sowie ohnehin lernen, wie sich die gälische Sprache abseits rein traditioneller irischer Liedformen anhören kann. Dónal Ó Ceallaigh stammt aus Donegal, lebt aber in Frankfurt am Main, und verspürt, aufgewachsen gleichermaßen mit irischer und internationaler Musik, den Drang, durch Übertragung auf andere Musikstile die Lebendigkeit und Modernität seiner Muttersprache zu beweisen und zu fördern, nachdem sie im Zuge der Finanzkrise beinahe aus den Lehrplänen irischer Schulen gestrichen worden wäre. Dabei helfen ihm an diversen Instrumenten zehn Musikerinnen und Musiker mit Namen deutscher, griechischer und anderer Provenienz. Im Zentrum bleibt aber die Sprache, mit der Ó Ceallaigh moderne Liedermacherei betreibt. Das Fehlen von Texten im Beiheft gleichen detaillierte Erklärungen auf der Homepage ein wenig aus, die einem helfen, den Sinn des Unterfangens zu verstehen und für fördernswert zu erachten. Man kann sich aber auch einfach nur genüsslich den eigenwilligen Melodien und dem Klang der Sprache hingeben. Michael A. Schmiedel
|
hö
|