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Ausgabe 5/2014


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 CICINATELA: Tungi
CICINATELA
Tungi
www.cicinatela.com
(Timezone TZ 203)
9 Tracks, 44:43


Georgische Lieder mit Balkaneinflüssen, gespielt von einer Band aus Osnabrück – wie tönt das? Fangen wir von vorne an: Die Konzertpianistin Natalia Vanishvili brachte neben flinken Händen die Lieder ihrer Heimat nach Deutschland und entdeckte dabei ihre Stimme. Mit dem balkanstämmigen Gitarristen und Udspieler Edin Mujkanovic, dem Bassisten Falk Ostendorf und dem Percussionisten Felix Holzenkamp fand sie drei ideale Begleiter für ihr Projekt, georgische Volkslieder dem deutschen Publikum näherzubringen. Wer bei Cicinatela, georgisch für „Glühwürmchen“, polyfonen Gesang und Balkanbeats erwartet, liegt falsch. Im Vordergrund steht der wunderschöne Gesang der meist traditionellen Stücke. Vanishvilis Stimme setzt aber auch jazzige und lautmalerische Akzente. Anspieltipps sind das Liebeslied „Nana“ oder das von filigranen Gitarrenklängen dominierte Instrumentalstück „Ojalá“ von Edin Mujkanovic. „Ojalá“, was auf Spanisch so viel wie „hoffentlich“ heißt, zeigt die Offenheit der Gruppe für Klänge fern jeglicher Stilschablonen aus den unterschiedlichsten Himmelsrichtungen. Ein spannendes, zeitlos schönes Album wie aus einem Guss.
Martin Steiner
 TOM McCONVILLE: Back To Scotswood
TOM McCONVILLE
Back To Scotswood
www.tommcconville.co.uk
(Eigenverlag BCCD004)
12 Tracks, 40:03 , mit kurzen engl. Infos


Moment mal, ist die richtige CD in der Lade? Gypsy Swing? Tom McConville? Genau, es ist der Meisterfiddler aus Newcastle, und er hat „The Knife Grinder“ sogar selbst geschrieben. Danach jedoch geht der Weg in vertrautes McConville-Territorium mit souverän interpretierten eigenen, fremden und traditionellen Tunes (siebenmal) sowie unnachahmlich gesungenen Songs (fünfmal) von Freunden wie Allan Taylor, Jim Hornsby oder Billy Mitchell. Oder man erhält die rare Gelegenheit, mit „Foxy“ ein selbst geschriebenes Lied zu genießen, natürlich in seinem typischen, irisch angehauchten, gediddelten und optimistisch-klingenden Gesangsstil. Bei der Instrumentierung verlässt sich McConville auf Leonard Brown (Piano), Chris Newman (Gitarre, Bass) und Andy Watt (Gitarre), die mit ihm in wechselnder Duobesetzung spielen. McConvilles ist der Überzeugung, dass Back To Scotswood sein bislang bestes Werk ist, und dem wird wohl niemand widersprechen. Dennoch haben viele seiner Freunde noch einen großen Wunsch: Ein Album in der wunderbaren Duobesetzung mit Jens Kommnick, am besten live aufgenommen beim Venner Folk Frühling!
Mike Kamp

 EMILY SMITH: Echoes
EMILY SMITH
Echoes
www.emilysmith.org
(White Fall Records WFRCD007)
10 Tracks, 41:14 , mit engl. Texten


Gereift, durchdacht und überzeugend, das sind die Adjektive, die zu Emily Smiths neuem Album einfallen. Durchdacht sind die Arrangements und die Produktion ihres Ehemannes Jamie McClennan. Da ist akustische Tiefe und Abwechslung drin, für die hauptsächlich ihre intelligente Band mit Matheu Watson (Gitarren), Signy Jakobsdottir (Drums, Percussion), Ross Hamilton (Bass) sowie McClennan (Gitarre, Fiddle) zuständig ist. Nicht zu vergessen sind jedoch hochklassige Gäste wie Jerry Douglas, Natalie Haas oder Tim Edey. Gereift ist die Stimme der Schottin. Gut singen konnte sie schon immer, doch nun strahlt sie gesangliches Selbstbewusstsein und eine Aura aus, die vermittelt: Genau so muss das Lied interpretiert werden! Ähnlich vielleicht wie Karine Polwart, aber es gibt noch einen kleinen Unterschied: Smith sieht sich als Interpretin feiner Songs entweder aus der Tradition (z.B. das dezent reggae-orientierte „King Orfeo“) oder von profilierten Schreibern wie Archie Fisher oder Darrell Scott. Und wenn am Ende das definitive Schlussstück erklingt, Bill Caddicks „John O’Dreams“, dann gibt es keinen Zweifel: Das ist bei weitem die überzeugendste Emily-Smith-Scheibe – bislang.
Mike Kamp
 RICCARDO TESI & BANDITALIANA: Maggio
RICCARDO TESI & BANDITALIANA
Maggio
www.riccardotesi.com
(Eigenverlag)
12 Tracks, 55:53


Wonnemonat Mai, Pariser Mai 1968, das Meer, Auswandern und die Hoffnung auf ein besseres Leben. Lieder über all das sowie fünf Instrumentalstücke findet man auf dem neuen Album des Toskaners Riccardo Tesi. Eröffnet wird der Reigen mit einem ruhigen Maigesang aus dem Apennin, geprägt von der weichen, einnehmenden Stimme des Gitarristen, Sängers und Texters Maurizio Geri. Darauf folgt das schnelle „Se Accomatto“, voll mit all dem, was Riccardo Tesis Stücke so spannend macht – Taktwechsel, asymmetrische Rhythmen und hochklassige jazzige Soloparts. Mit dabei sind wie meist auf Banditaliana-Alben eine Vielzahl auserlesener Gäste. Besonders hervorzuheben sind der junge Pianist Alessandro Lanzoni, der Geiger Gabriele Savarese, der sardische Lautenist Mauro Palmas und die albanische Blaskapelle Fanfara Tirana. Letztere intonieren mit der Banditaliana den Schlager „Rosamunda“. Das Balkanflair der Banda mag den Gassenhauer ein wenig auffrischen, doch wirkt er mit seiner wenig distanzierten Interpretation wie ein Fremdkörper unter elf Juwelen. Schade, dass die poetischen Texte der Lieder im Beiheft nicht abgedruckt sind. Maggio ist trotzdem auch allen nicht Italienisch Sprechenden wärmstens empfohlen.
Martin Steiner

 THISELL: I
THISELL
I
www.thisellmusic.wordpress.com
(Continental Song City CSCCD 1106/In-akustik)
8 Tracks, 35:20 , mit engl. Texten


Mit der Einsamkeit ist das so eine Sache: Mal liebt man sie, mal erleidet man sie. Vielleicht stellt sich in Schweden die Frage nach diesem Gefühl noch dringender – bei wenigen Menschen auf viel Land. Peter Thisell schwankt zwischen den Polen. Beginnt ein Stück wie „A Town Of Windows“ mit verhalltem Harmonium, kann es nicht von glücklicher Zweisamkeit handeln. Spielt in „Bad Time“ eine Pedal Steel in Dur, wird es so schlimm nicht sein, nein, hier ist die Einsamkeit selbst gewählt. Und wenn dann noch das Tempo anzieht, könnte möglicherweise was aus der Geschichte werden, hätte er denn den Mumm, ihr seine Liebe zu gestehen. Hat er in „Lay Here“ aber nicht. Jede Wette, dass dieses Album im tiefsten schwedischen Winter aufgenommen worden ist. Verhallt ertönen Akkordeon und Fiddle, eingebettet in schlurfendes Rock-Instrumentarium. Tatsächlich passierte das alles aber in einem Sommer in der alten Dorfschule von Lur in Südschweden, aufgenommen im ehemaligen Klassenzimmer. Wie auch immer: Bei der Session jedenfalls sind Neues und Traditionelles eine schöne Verbindung eingegangen. Und möglicherweise befreit die Sonne nicht von Melancholie, zumindest nicht in Südschweden.
Volker Dick
 TROLSKA POLSKA: {Moss}
TROLSKA POLSKA
{Moss}
www.facebook.com/trolskapolska)
(GO’ Danish Folk Music GO0814)
15 Tracks, 58:41 , mit dän. Infos


Der junge dänische Komponist und Fiddler Martin Seeberg hat dieses Projekt mit sechs noch jüngeren Musikern der dänischen/schwedischen Folkszene realisiert. Nach der 2013 veröffentlichten EP Moss liegt nun das ganze Debütalbum vor. Die Reise in das Land der Trolle und Elfen ist verbunden mit einer Hinwendung zu Polska, Melancholie, Mystik und Zauber, weg von der fröhlichen dänischen Polka. Die Vorlieben Seebergs, der bei Valraven, Asynje und Instinkt spielt und diese Gruppen auch sehr beeinflusst hat, kommen auch bei diesem Album zum Tragen: die Verbindung zur Neo-Pagan-Musik, zu der auch Gruppen wie Faun (D), Rapalje (NL) und Hedningarna (S) gehören. Allerdings ist dieser Stil hier als Würze zur „normalen“ Folkmusik zu sehen. Es sind also nicht nur heftige mittelalterlich klingende Stücke mit vollem Einsatz von Drehleier, Cello, Nyckelharpa und Trollgesang, wie bei „Rumpenisserne“ oder „Trolls United“, sondern auch sehr lyrische, wie „Spirrevippen“, „Nyføding“ und „Mæt Af Dage“, die überwiegend mit Fiddle/Bratsche bzw. Flöte im Vordergrund gespielt werden. Dieses Album ist fantastisch in jeder Beziehung: die Melodien, die Arrangements, die Instrumentierung, die Dynamik und der neue Klang.
Bernd Künzer

 VALFART: På Vej
VALFART
På Vej
www.valfart.com
(GO’ Danish Folk Music GO0514)
16 Tracks, 51:41


Es passt natürlich zur allgemeinen Förderung der Folkmusik in Dänemark (musikalische Frühförderung, Studiengang Folkmusik und die Danish Music Awards), und doch ist es hoch anzuerkennen, dass Erling Olsen, Inhaber des dänischen Labels GO’, es immer wieder schafft, Neues in der dänischen Folkszene zu entdecken und zu veröffentlichen. In diesem Folker sind fünf der sechs rezensierten skandinavischen Alben bei GO’ erschienen! Die neue Gruppe Valfart stellt hier ihr Debüt vor, dessen Basis ein Kirchentheaterprojekt über eine Pilgerwanderung von der Insel Mors im Limfjord ist. Es sind drei junge, aber schon von anderen Projekten her bekannte Musikerinnen, die sich um den Multiinstrumentalisten (unter anderem Hardangerfiedel), Komponisten und Arrangeur Christian Risgaard (geb. 1950) versammelt haben: Mette Jensen (Akkordeon), Johanne Andersen (Flöte und Gesang) und Birgit Løkke (Percussion und Joik). Bis auf „Flickorne Svenson“ sind alle Stücke von Risgaard komponiert und arrangiert. Das meiste sind dänische Tänze und Psalmen, aber es gibt Ausflüge auf den Balkan, in den Mittleren Osten, nach Amerika und mit Joik in den hohen Norden. Die klare Stimme von Andersen muss unbedingt besonders erwähnt werden.
Bernd Künzer
 VOLGA: Kumushki Pjut
VOLGA
Kumushki Pjut
www.volgamusic.ru
(Asphalt Tango Records CD-ATR-4814)
11 Tracks, 46:48


In Russland gibt es eine lebendige Paganszene. Zwischen Heidentum, Nationalismus und Folklore finden Hunderte von Bands ihre Nische, mit den unterschiedlichsten musikalischen und politischen Anliegen und Fähigkeiten. Punk, Folk, Liedermacher, Gothic, Avantgarde, Industrial – russische Paganmusiker bedienen sich hemmungslos aus allen Töpfen. Die Unverkrampftheit der Musiker wird allerdings auch oft von Unvermögen begleitet, seien es fehlende finanzielle Mittel für eine saubere Produktion, sei es musikalisch dünnes Eis. Das Resultat ist deshalb oft interessant und macht neugierig, hinterlässt aber einen schalen Nachgeschmack, vielleicht wie ein Gericht eines Spitzenkochs auf einem Pappteller. Eine dieser Paganbands hat nun auch den Sprung nach Deutschland geschafft. Volga, das ist die russische Sängerin Anzhelika Manukyan, begleitet von einer Rhythmussektion und einer Stromgitarre. Die russischen Lieder sind, so die Künstlerin, allesamt „ancient“. Die Musik allerdings klingt nach Schülerband. Einfache Drum-’n’-Bass-Rhythmen treffen auf Proberaum-Metalriffs. Die Sängerin kann nach eigenen Angaben besser krächzen als singen, aber es geht um die Verbreitung der alten russischen Traditionen im Lied. Bedauerlicherweise enthält das Booklet keine Texte, geschweige denn eine Übersetzung, sodass die politische Aussage der Band im Verborgenen bleibt. Musikalisch verbleibt eine schöne Idee, aus der die Band mehr hätte machen müssen.
Chris Elstrodt

 WEST OF EDEN: Songs From Twisting River
WEST OF EDEN
Songs From Twisting River
www.westofeden.com
(West of Music)
12 Tracks, 48:57 , mit Fotos, engl. Infos u. Texten


Der Herbst kommt. Der Herbst des Jahres, des Lebens, der Liebe. Nicht nur die Fotos auf der Hülle und im Beiheft bringen diese Botschaft, sondern auch die Texte: Sie sind voller Schmerz wegen verlorener Liebe, voller Abschied, voller sehnsuchtsvoller Erinnerungen: „Once I was a lighthouse, / shining miles and miles around. / Now I’m like the ashes of a fire“, heißt es in dem Lied „Tumbleweed“, in dem Jenny Schaub vom Fall aus einer Liebesillusion heraus in eine Wirklichkeit der Lüge und der Einsamkeit singt. Man mag an Rilke denken. Text und Melodie sind indes von ihrem Mann Martin, so dass man hier wohl zwischen lyrischem Schmerz und einer doch glücklichen Musikerpartnerschaft unterscheiden darf. Die sechsköpfige Band aus dem schwedischen Göteborg übermittelt zusammen mit fünf Gastmusikern, darunter Michael McGoldrick, ihre herbstlichen Botschaften im Gewand volltönender, moderner Irish-Folk-Pop-Musik mit einem kräftigen Schuss Bluegrass, und zwar alles selbst geschrieben und -komponiert. Die Instrumente, auf denen eine spannende, vielschichtige, oft vorwärtstreibende Musik dargeboten wird, alle aufzuzählen, würde den Platz der Rezension sprengen, aber die drei Banjos müssen erwähnt werden.
Michael A. Schmiedel