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Ausgabe 5/2014


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 DER BLACK: Der Black singt
DER BLACK
Der Black singt
www.der-black.de
(Eigenverlag)
12 Tracks, 32:59


Das hat er geschickt eingefädelt, der Black: Einerseits will er es als Künstler natürlich vermeiden, auf verstaubten, mittlerweile allzu ausgelatschten Pfaden entlangzuwandern, andererseits wäre es sicher nicht klug, die alten – ja, es gibt sie noch – Schobert & Black-Fans zu verprellen. Sein aktuelles Album Der Black singt kommt in völlig neuem musikalischen Gewand daher, frei nach dem Motto: Der Hörer hat das Recht, nicht das zu bekommen, was er erwartet. Zur Begrüßung wird fröhlich losgerockt („Handwerk Adjöh“), es folgt „Am Strande gestrandet“ mit balladesk-maritimen Klängen, und das Protestlied „Da läuft was aus dem Ruder“ wird von feinstem New-Orleans-Jazz begleitet. Und auch eine Kreuzung aus Country-Rock und Karnevalssong („Dat hammer uns verdient“) muss man erst mal hinbekommen. Sogar Calypso-Rhythmen, Reggae und Rap gibt’s auf die Ohren. Die wirklich witzigen bis abgedrehten Texte stammen aus der Feder von Meistersatiriker Klaus De Rottwinkel, Meinolf Bauschulte sorgte für die abwechslungsreichen Arrangements und Der Black schrieb die Melodien. Die sparsam eingestreuten Limericks und natürlich vor allem Blacks unverändert klare, charismatische Stimme erinnern an selige Schobert-&-Black-Zeiten
Kai Engelke
 EPITAPH: The Acoustic Sessions
EPITAPH
The Acoustic Sessions
www.epitaph-band.de
(In-akustik INAK 9130 CD)
15 Tracks, 65:10 , mit Infos


Epitaph, die alten Krautrockhelden, folgen mit den Acoustic Sessions dem Unplugged-Trend alter Helden. Vergleiche mit den Scorpions drängen sich auf, die ja ebenfalls als Krautrockband starteten und mit einem akustischen Album den grausamen Tod durch Altersschwäche hinauszögern wollen. Epitaph machen auf ihrem Album jedoch alles richtig. Die Songs erklingen voller Spielfreude und so frisch, als wären sie explizit für dieses Album geschrieben. Der mehrstimmige Gesang erhält den Rockcharakter der Band. Man rückt durch die akustischen Varianten gefährlich nahe an die Gefilde von Crosby, Stills & Nash. Bluesnummern und Balladen wechseln einander harmonisch ab. Ob eine fesselnde Liveversion von „In Your Eyes“ mit Geige, ob „All Along The Watchtower“, jedes Experiment gelingt und sorgt für leuchtende Augen. Die Folkpuristen, die vielleicht noch nie Kontakt mit Epitaph hatten, erhalten mit den Acoustic Sessions ein bemerkenswertes Folkrockalbum, welches für sich steht. Es besteht nicht aus „alten Hits in neuen Schläuchen“, es ist also nicht nur für Fans interessant (die allerdings vor Glück weinen werden). Es ist eine der seltenen Veröffentlichungen, auf denen Neueinspielungen in der Lage sind, neue Hörer zu gewinnen. Willkommen im zweiten Frühling von Epitaph.
Chris Elstrodt

 NIELS FREVERT: Paradies der gefälschten Dinge
NIELS FREVERT
Paradies der gefälschten Dinge
www.nielsfrevert.net
(Grönland CDGRON138/Rough Trade)
Promo-CD, 10 Tracks, 35:28


Der Sänger der bereits 1996 wieder verblichenen Hamburger Kapelle Nationalgalerie hält einige Trümpfe in der Hand. Ungewöhnliche Themen wie den Anruf beim Freund in der Psychiatrie oder einen Unfall mit Komafolgen; das eher gewöhnlichere Ade an die oder den Ex – erschließt sich aus dem Text schlauerweise nicht – glänzt trotz Resignation durch wohltuenden Verzicht auf jegliche negative Energie. Im Ton, in dem er verhandelt, vergreift sich der Künstler nicht ein einziges Mal spürbar – inklusive eines „ha-ha-heilig“ im „Schwör“-Telefonat in die Anstalt, das knapp vor dem Kalauer doch genau das richtige Maß an Ironie aufbietet: „Bei allem, was dir …“ … genau – sehr witzig und sehr schön durchschaut den überkommen pathetischen Phrasenklassiker. Dazu tolle Musik: lakonisch entspannter, sanfter Singer/Songwriter-Pop und -Rock auf Gitarrengrundlage, überwiegend betont langsam, mit sehr gefälligen Melodien, Harmonien und Arrangements, gelegentlich opulent bis zur Orchesterstärke, Bläser und Streicher inklusive – das Promomuster gibt keinen Aufschluss darüber, ob echt oder synthetisch, klingt aber echt. Es kann ordentlich hineinziehen in dieses Album. Ein ausgesprochen angenehmes Gefühl.
Christian Beck
 IMPALA RAY: Old Mill Valley
IMPALA RAY
Old Mill Valley
de-de.facebook.com/ImpalaRay.music
(Redwinetunes/Rough Trade)
10 Tracks, 38:26


Wenn ein Album mit einer urigen A-cappella-Nummer vor einer zirpenden Grillengeräuschkulisse beginnt, kann das nur Gutes verheißen. Mit dem Debütalbum Old Mill Valley erfüllt sich Ideengeber und Gründervater der Band, Rainer Gärtner, einen Kindheitstraum und erweckt im bayerischen Altmühltal musikalisch die Wild-West-Atmosphäre, die er bereits als Junge in Cowboy- und Indianerspielen erkundet hat. Die Koordinaten sind so schlicht wie einleuchtend: Akustikgitarre, allerlei Hintergrundsounds aus den Bergen, feucht-fröhlicher Lagerfeuergesang, komplementäres Geplänkel auf Tuba, Cello und Ukulele sowie ein runtergetuntes Mastering. Zusammen mit der durchaus countrytauglichen Stimme Gärtners kommt dabei ein Album heraus, das den jugendlichen Übermut an endlosen Sommertagen ebenso in Töne fasst wie die dazugehörigen nachdenklichen späten Nächte. Impala Ray präsentieren sich hier als grundsympathische Truppe, zu der man sich am liebsten dazusetzen und dann lauthals mitsingen möchte.
Judith Wiemers

 SCHNAPS IM SILBERSEE: Jede Welt ist die Echte
SCHNAPS IM SILBERSEE
Jede Welt ist die Echte
www.schnapsimsilbersee.de
(Eigenverlag)
13 Tracks, 52:37 , mit dt. Texten u. Infos


Das ist wirklich eine kleine Überraschung: Brachte der Livekonzertbesucher die fröhliche Truppe Schnaps im Silbersee noch am ehesten mit den schrägen Monsters of Liedermaching und ihren eher derben Späßen in Verbindung, so stellt er beim Hören des soeben erschienenen Albums Jede Welt ist die Echte erstaunt fest, dass Schnaps im Silbersee auch ganz anders kann, nämlich ernst, nachdenklich und in die Tiefe gehend. Um Missverständnissen vorzubeugen: Gleichzeitig hat auch nach wie vor die leichte, pointierte Unterhaltung ihren Platz. Ein unerwartet breites Spektrum also. Umso besser! Da erweist sich die „Unglückliche Liebe“ als geeignetes Rezept gegen kreative Engpässe, und die aufmüpfigen Gallier sind auch nicht mehr das, was sie mal waren („Obelix“). Herrlich abgedreht die „MetamorpHose“ und richtig kuschelig wird’s beim Song „Winter“. Die Titelzeile stammt aus „Woran ich mich erinner“, ein anrührendes Stück eines Sohnes für seinen Vater, vom Enkel und seinen Freunden eingespielt. Klingt verwirrend, ist es aber nicht. Gitarrenaltmeister Klaus Weiland tritt in diesem Stück übrigens als Gast auf. Schön. So wie das gesamte Album.
Kai Engelke