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Ausgabe 4/2014


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 ZANMARI BARÉ: Mayok Flér
ZANMARI BARÉ
Mayok Flér
www.labelcobalt.com
(Cobalt 138837/Broken Silence)
14 Tracks, 67:25 , mit kreol. Texten


Das nennt man konsequent: Das komplette Beiheft mit seinen Liedtexten und Erläuterungen ist in kreolisch! Manches lässt sich über das Französische ableiten und erahnen, aber die meisten Klage/Liedinhalte bleiben dem Hörer verschlossen. Sei's drum, der einschmeichelnde Gesang, die sehr sparsam und repetitiv eingesetzten akustischen Saiten- und Percussioninstrumente entwickeln eine fast hypnotische Wirkung. Liederschreiber und Sänger Zanmari Baré steht in der Tradition der Mayola-Musik, einer gewissermaßen dem Blues verbundenen, recht melancholisch anmutenden Gesangskultur der Insel La Réunion im Indischen Ozean, die ihre Wurzeln in der 1848 abgeschafften Sklaverei hat und bis heute intensiv nachwirkt. Erstaunlich, wie viele Künstlerinnen und Künstler den Mayola am Leben erhalten und erneuern, etwa Christine Salem oder Danyel Waro. Letzterer stellte für Zanmari Barés Debütalbum nicht nur seine Band zur Verfügung, er interpretiert auch das fast siebenminütige „Nout Lang“ mit großer Intensität und ohne Begleitung! Dem steht Baré mit seiner glockenhellen Stimme nicht nach. Die Melodien laden oft zum Mitsummen ein, verströmen gleichwohl eine betörende Melancholie. Absolut beeindruckend!
Roland Schmitt
 NOURA MINT SEYMALI: Tzenni
NOURA MINT SEYMALI
Tzenni
www.nouramintseymali.com
(Glitterbeat GBCD 016/Indigo)
Promo-CD, 10 Tracks, 41:32


Mauretanien rockt! So einfach lässt sich das Gehörte auf einen Nenner bringen. Nix da mit entspannter Akustiksaitenmusik zu meditativem Gesang. Der Albumtitel bedeutet nicht ohne Grund „Wirbeln“. Er steht in der Tat für die rotierende Tanzmusik mauretanischer Griots, wie sie vor allem in Vierteln der Hauptstadt Nouakchott anzutreffen ist. Noura Mint Seymali singt mit aller Inbrunst, spielt dazu die Ardine, eine der Kora verwandte Stegharfe. Das pentatonische Tonsystem der meisten Stücke zieht unweigerlich Vergleiche zum Blues, auch zum „Desert Rock“ der Tuareg-Bands nach sich. Ehemann Jeiche Ould Chigaly gibt den „Guitar Slinger“, nutzt auch die Möglichkeiten der Tidinite, eines anderen mehrsaitigen Instruments, sich elektrifizieren zu lassen. Die am Bluesrock orientierte Rhythmusgruppe mit Bassist Ousmane Touré und Drummer Matthew C. Tinari sorgt für die nötige „Bodenhaftung“. Tinari zeichnete auch für die Produktion verantwortlich. Die Textinhalte bleiben leider im Verborgenen. Doch sollen sie – wie nicht anders zu erwarten – nahestehende und/oder bedeutende Menschen wie Noura Mint Seymalis Großmutter preisen und Allah ehren. Tradition und Moderne kommen bestens zusammen.
Roland Schmitt

Nordamerika
 NEAL BLACK & THE HEALERS: Before Daylight
NEAL BLACK & THE HEALERS
Before Daylight
www.nealblack.net
(Dixifrog DFGCD 8761/Fenn Music)
10 Tracks, 45:46 , mit engl. Texten u. Infos


Der weitgereiste texanische Sänger, Gitarrist und Komponist Neal Black, der zwischen den USA und Frankreich pendelt, darf sich über ein großes und begeistertes Publikum freuen. Auch nach 30 Jahren präsentiert er seine kraftvollen Bluesrocksongs noch frisch und unverbraucht. Bei dieser Studioproduktion des Künstlers, der auch live ein Ohrenschmaus ist, sind Mike Lattrell (Piano, Orgel, Mandoline), Kris Jefferson (Bass, Bako Mikaelian, Harmonica) und Dave Bowler (Schlagzeug) mit dabei. Besonders die Songs „The Peace Of Darkness“ und „The Road Back Home“ unterstreichen, wie grandios Black und seine Begleiter modernen elektrischen Blues zu spielen verstehen. Die anderen Titel, darunter „Mama‘s Blues“ von Willie Dixon und Chester Burnett, reihen sich eindrucksvoll ein. Nicht nur musikalisch, sondern auch optisch – im Digipack – ist diese Scheibe absolut gelungen.
Annie Sziegoleit
 KRONOS QUARTET: A Thousand Thoughts
KRONOS QUARTET
A Thousand Thoughts
www.kronosquartet.org
(Nonesuch 7559-79557-3/Warner)
Promo-CD, 15 Tracks, 74:18


Zum vierzigsten Jahrestag ihres Bestehens im November 2013 spendierte die Plattenfirma dem Quartett um Gründungsmitglied David Harrington eine Zusammenstellung mit Werken aus den Jahren 1989 bis 2013, zehn davon bisher unveröffentlicht. Die Sammlung zeigt sehr schön, wie das Quartett im Laufe der Jahre seine ursprüngliche Spielweise erweitert hat. War es zu Anfang ein konventionell besetztes Streichquartett mit ungewöhnlichem Repertoire von Terry Riley über Ornette Coleman und Jimi Hendrix bis Pandit Pran Nath, so erleben wir heute ein nach allen musikalischen Seiten offenes, crossovererfahrenes Ensemble, das seine Fähigkeiten in den Dienst verschiedenster Musiker oder Bands stellt oder sich für eigene Werke mit einer Vielzahl ebenso verschiedener Gäste umgibt. Das ist das gute Recht des Künstlers. Doch was einst das Kronos-Faszinosum aus homogener Form (Streichquartett) und heterogenem Inhalt (Vielschichtigkeit des Repertoires) war, ist nun einer gewissen Beliebigkeit gewichen. Verloren gingen der Wiedererkennungswert und das, was man hierzulande mit dem Wortungetüm Alleinstellungsmerkmal bezeichnet. Wie gesagt, die dürfen das. Nur – der Autor dieser Zeilen erkennt sie nicht mehr.
Walter Bast

 NICKEL CREEK: A Dotted Line
NICKEL CREEK
A Dotted Line
www.nickelcreek.com
(Nonesuch Records 541944-2/Warner)
Promo-CD, 10 Tracks, 37:59


Die Nachricht verbreitete sich Anfang des Jahres mit Strahlkraft: Nickel Creek sind nach sechs Jahren wieder zusammen und arbeiten an ihrem sechsten Album! Entsprechend hoch stiegen die Erwartungen an A Dotted Line. Sie werden nicht enttäuscht, beim Hören wird relativ schnell klar, dass Mandolinengott Chris Thile und die virtuosen Geschwister Sara (v) und Sean Watkins (g) jenseits aller Zweifel agieren. Vom reinen Bluegrass haben sich die drei, die bereits im Kindesalter vor 25 Jahren als Nickel Creek unterwegs waren, längst verabschiedet – nicht vollständig, wie „21st Of May“ zeigt, aber das Genre blinkt nur als ein Sternchen im großen Kosmos verschiedenster Einflüsse. Die reichen von Folk und Blues bis zu Indie Rock und New Wave. Entsprechend abwechslungsreich gerät das Album, vom mitreißenden „Destination“ über die bittersüße Ballade „Christmas Eve“ bis zur wavigen Coverversion von Mother Mothers „Hayloft“. Mark Schatz unterstützt das Trio am Bass – die ideale Ergänzung für drei Musiker, die in ihren Soloprojekten gereift sind, traumhaft zusammenspielen, sämtlich grandios singen und berückend schöne Songs schreiben. Mit A Dotted Line machen sie uns wunschlos glücklich.
Volker Dick
 DAVID OLNEY: Sweet Poison
DAVID OLNEY
Sweet Poison
www.davidolney.com
(Strictly Music SM-406/Strictly Country Records/In-akustik)
12 Tracks, 52:30 , mit engl. Texten u. Infos


David Olney macht bereits seit Ende der Sechzigerjahre Musik. Zuerst in Bands wie Simpson oder den X-Rays aktiv, ging er 1973 als Songschreiber nach Nashville. Seine Songs seien vor allem deshalb erfolgreich gewesen, weil sie nicht besonders aus der Menge hervorstachen – wie er selbst meint. Besonders erfolgreich sind sie anhaltend in Holland, wo Olney, mehr als irgendwo sonst auf der Welt, ein richtiger kleiner Star ist. Dort tourt er regelmäßig, dort läuft seine Musik im Radio. Vielleicht, weil er darin nicht von sich selbst erzählt, sondern andere Menschen beobachtet und sich Themen aus der Menschheitsgeschichte vornimmt. David Olneys Musik hat einen universellen Touch, und so wundert es nicht, dass er in ihr den Blues zitiert wie auch Hillbillymusik der Zwanzigerjahre, und eine Brücke zur keltischen Musik schlägt er auch. Das vorliegende Livealbum wurde – selbstverständlich – in Holland aufgezeichnet. Gemeinsam mit seinem langjährigen Begleiter Sergio Webb spielt sich David Olney mit Emphase und Leidenschaft durch Songs aus seiner Feder, die bereits von Emmylou Harris, Steve Earle, Johnny Cash, Linda Ronstadt und Laurie Lewis eingespielt wurden. Und zwei neue gibt es auch.
Michael Freerix

 JOAN OSBORNE: Love And Hate
JOAN OSBORNE
Love And Hate
www.joanosborne.com
(Womanly Hips Records & Entertainment One/Membran 233844/Sony)
12 Tracks, 49:30 , mit engl. Texten und Infos


Zum zweiten mal nach Little Wild One hat Joan Osborne bei Love And Hate auf Cover von Klassikern zugunsten ihrer eigenen Songs verzichtet – und die haben es in sich! Tief verwurzelt im Rhythm and Blues, streben sie doch weit über dessen Grenzen hinaus. Etwa in die Gesellschaft der Songs Burt Bacharachs, wenn nicht gar der Werke der Romantiker um Richard Wagner, die nicht nur in den intensiven Streicherwallungen immer wieder anklingen. Thematisch geht es, der Albumtitel verrät es, ums Ganze; dass die inzwischen 52-Jährige mit entsprechender Intensität zu Werke geht, darauf kann man sich wohl verlassen – wer Joan Osborne einst in Standing In The Shadows Of Motown „What Becomes Of The Brokenhearted“ singen gesehen hat, der weiß, aufwühlender wird Popmusik nicht! Mehr Ernst und Ernst bei der Sache, mehr Empathie und Gewicht, dabei mehr Haltung und Anmut sind in der leichten Muse nicht möglich. Dass die New Yorkerin aus Kentucky, die schon mit ihrer ersten Single „One Of Us“ einen Treffer landete, der seitdem nicht mehr zu überhören ist, solche Höhen mit Love And Hate nicht ganz auf ein Neues erreicht, ist nicht verwunderlich. Es tut den großen Qualitäten des Albums aber keinen Abbruch.
Christian Beck
 RAE SPOON: My Prarie Home
RAE SPOON
My Prarie Home
www.raespoon.com
(Eigenverlag)
19 Tracks, 49:15


Verständlich, dass der kanadische Transgender-Sänger Rae Spoon seine außergewöhnliche Kindheitsgeschichte als Spross einer streng christlichen Familie, speziell die Erfahrungen mit Ausgrenzung und Spott gleichsam zum Politikum macht. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Identität und den Versuchen, sich in gesellschaftliche Gefüge einzugliedern beziehungsweise davon abzugrenzen sind der Stoff, aus dem Rae Spoon kreative Ideen schöpft und auf zahlreichen Alben, in Büchern und zuletzt einem Dokumentarfilm an die Öffentlichkeit trägt. In seinen textlastigen Songs besingt er mit schnörkelloser, ungebrochener Stimme und einfachen Worten sehr detailliert persönlichste Erinnerungen, manchmal bis zur Schmerzgrenze intim. Eingefasst sind die Geschichten von Gitarrenarrangements und leichten Electronikabeigaben à la William Fitzsimmons. Die 19 Tracks bergen viele anrührende Momente und Melodien, auch wenn mitunter der Eindruck entsteht, dass die persönlichen Textzeilen nicht unbedingt über massentaugliches Identifikationspotential verfügen. Dafür sind die Rae Spoons vermutlich zu ernst, zu eingebettet in die eigene Lebensgeschichte. Wir können zuhören – und lernen.
Judith Wiemers