Rezensionen der Ausgabe 3/2014
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LISTOLET Malý Kluk www.listolet.cz (Indies Scope MAM533-2) 12 Tracks, 51:58 , Booklet mit tschech. Texten
Wieviel Pop verträgt der Folker? Eigentlich war dieses schöne Album der tschechischen Band Listolet schon ausgesondert, als der Blick noch auf die Info fiel, dass die Kapelle ihre Musik selbst als Folktronic charakterisiert. Die Beschreibung stimmt zwar nicht, denn die Musik ist weder folkig noch elektronisch, sondern guter Indiepop. Aber das Bekenntnis zur Folkszene soll durch eine lobende Besprechung belohnt werden. Immerhin sind gelegentlich auch Folkinstrumente zu hören, hier eine Mandoline, dort ein Akkordeon oder ein Glockenspiel. Was die Veröffentlichung aber so liebenswert macht, sind die gelegentlichen Trompetenarrangements, die meist erst gegen Ende einsetzen, aber sofort das Herz öffnen. Überwiegend singen Listolet auf Tschechisch, außer bei „Lullaby“, das auch internationales Format hat. Die Grundstimmung des Albums ist melancholisch. Kein Wunder – der Bandname Listolet steht für einen erfundenen Monat zwischen Oktober und November. Maly Kluk ist das zweite Album der sechsköpfigen Band aus Brünn. Christian Rath
| CHRISTINA PLUHAR Music For A While – Improvisations On Henry Purcell www.christina-pluhar.de (Erato/Warner Classics) 17 Tracks, 76:21
Mit äußerst hochwertigen Klassikalben fast im Jahresabstand und ihrem Ensemble L’Arpeggiata ist die in Paris lebende Christina Pluhar – Barockharfe, Laute, Konzertgitarre – einer der gefragtesten Künstlerinnen im Bereich Alte Musik. Typisch sind ihre starke Experimentierfreude, das bewusste Hinausgehen über den auf Mitteleuropa fixierten Mikrokosmos der Barockmusik und exzellente Mitstreiter. Nach Monteverdi, Südamerika und Mediterraneo folgt nun erneut ein scharfer Kurswechsel. Music For A While enthält jazzige Improvisationen über Henry Purcell, den bedeutendsten Komponisten des englischen Hochbarocks. Als Gäste wirken Counter-Star Philippe Jaroussky und Jazzklarinettist Gianluigi Trovesi mit. Klassikpuritanern wird diese Scheibe nicht gefallen. Dem neugierigen, nicht auf ein Genre fixierten Zuhörer könnten die jazzigen Gitarrenläufe Wolfgang Muthspiels, Gianluigi Trovesis Klarinetteneinwürfe und der entspannte Mitternachtsjazz inmitten der Barockmusik aber durchaus zusagen. Als Bonustrack noch ein Schmankerl – Leonard Cohens „Hallelujah“ als Gegenstück zu Purcells „Evening Hymn On A Ground“ mit originellem Instrumentalteil. Erstaunlich, wie modern und cool Barockmusik klingen kann. Piet Pollack
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ALL THE LUCK IN THE WORLD All The Luck In The World www.facebook.com/alltheluckintheworld (Barfilm Records & Haldern Pop Recordings BR-0001/Rough Trade) 11 Tracks, 42:10
Das Haldern Pop Recording Studio bestätigt sein untrügliches Händchen für talentierte junge Bands, denen eine erfolgreiche Zukunft bevorsteht. Die drei Iren von All the Luck in the World greifen den tanzbaren Britpop auf, den ihre nordirische Kollegen von Two Door Cinema Club vorgelegt haben, mit einem besonderen Augenmerk auf unaufgeregte Akustikarrangements.
| BRAAGAS Fuerte www.braagas.com (Indies Scope Records MAM508-2/Broken Silence) 12 Tracks, 42:44
Die tschechische Frauenband bringt auf ihrem 2012 erschienenen vierten Album Traditionsmusik quer durch Europa und hat sich mit einem Kontrabassisten verstärkt. Der Schwerpunkt liegt im Bereich Balkan und bei sephardischer Musik: fröhliche Tänze, mehrstimmiger Gesang, von Geigen und Percussion dominierte Instrumentierung.
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BRIAN Sing Again www.rocknfolk.de (Mewlip Records) 7 Tracks, 34:57
Man kann gute Lieder auch erschlagen, zum Beispiel mit dem Schlagzeug. Die sechsköpfige Stuttgarter Band mit zwei Gästen bietet einen Folkrock auf irischer Basis mit großenteils eigenen Texten. Einen Hauch von Siebzigern bringt die Hammondorgel. Anja Rambows hohe Stimme klingt schöner bei den langsameren, getragenen Liedern. Texte im Beiheft.
| FAMARA Karibu www.famara.ch (N-Gage Productions NG 01211-2/New Music Distribution/Membran)
Dass Thomas Nikles und Band, die mit Karibu Album Nummer neun vorlegen, musikalisch kompetenten Reggae spielen, wurde beim Folker bereits mehrfach vermeldet. Das afrikanische Patois des gelernten Percussionisten aus dem Baselländer Leimental bleibt trotzdem schräg und verquer – vom ewigen „Jah-Rastafari“-Gerede eines Mitteleuropäers ganz zu schweigen.
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RAPHAEL GUALAZZI Happy Mistake www.raphaelgualazzi.com (Sugar Music/Parlophone Music/Warner France) 16 Tracks, 60:44
Der italienische Pianist aus Urbino weiß zu gefallen. 2011 siegte er beim Sanremo-Festival in der Kategorie „Newcomer“. Im gleichen Jahr belegte er beim Eurovision Song Contest den zweiten Platz. Sein Stil: clever produzierte, eingängige Songs und Canzoni zwischen Pop, Soul und Jazz.
| THERESE HONEY Summer’s End www.theresehoney.net (Waterbug) 16 Tracks, 57:40
Elfengleiche keltische Harfenmusik aus Houston, Texas, ein reines Solo-Album, das vierte seit 1987. Man mag nach dem Durchhören sofort wieder auf Start drücken, so wunderbar verschmelzen im Wechsel von langsamen Airs und schnellen Tanztunes die letzten vier Jahrhunderte miteinander zu einer traumhaften Einheit. Infos dieser Produktion im Umschlag.
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HUNDRED SEVENTY SPLIT HSS www.hundredseventysplit.com (Corner House Records 007/H’Art) 10 Tracks, 55:48
Ein Bluesrock-Powertrio: Bassist Leo Lyons war Gründungsmitglied der britischen Band Ten Years After, Gitarrist Joe Gooch ersetzte dort Alvin Lee – und mit Schlagzeuger Damon Sawyer geht es denn auch entsprechend engagiert zur Sache. Das Schwergewicht liegt mehr auf Rock als auf Blues, die Musik ist dabei jedoch eher melodisch als brachial.
| PHRASENMÄHER 9 Hits, 3 Evergreens www.hochklappdings.de (Flowfish Music/Sony Music 88843001672) 13 Tracks, 43:14
Das ambitionierte norddeutsche Poptrio um die Brüder Jannis und Lenne Kaffka will mit flotten, witzigen, aber auch etwas seichten Songs in die Hitparaden. Einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde haben sie schon, da sie ihr Lied „Zwei Jahre in“ – Normalversion auf 9 Hits, 3 Evergreens – mit neuen Refrains auf über neunzig Minuten ausgedehnt haben.
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POOR ANGUS Gathering www.poorangus.com (Borealis Records & Fogarty’s Cove Music) 11 Tracks, 40:02
Das Quintett aus Toronto, Ontario hat sein Herz in den schottischen Highlands, doch zu den Highland Pipes gesellen sich die Uilleann Pipes und zu den inselkeltischen Folk- auch nordamerikanische Countrytöne, woraus sich eine herzhaft-deftige und doch auch fein gespielte Musik ergibt. Auch Rawlins-Cross-Fans sollten zugreifen! Infos im Umschlag.
| JOE TILSTON Embers www.joetilston.wordpress.com (Fellside Recordings FECD255) 10 Tracks, 43:58
So klingt es, wenn sich der Sohn zweier britischer Folkgrößen – Maggie Boyle und Steve Tilston – zur Abwechslung auf den Weg vom Punkbassisten in Richtung Folk macht: ziemlich akustisch, ziemlich roher Gesang, die Songthemen zwischen Wut, Erinnerungen und Alltagsphilosophie. Für manchen Folkie sicherlich gewöhnungsbedürftig, aber definitiv ehrlich!
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PETER WALKER „Second Poem To Karmela“ Or Gypsies Are Important www.myspace.com/peterwalkerguitarist (Light In The Attic LITA 113/Vanguard Records) 10 Tracks, 47:48
Der amerikanische Sarodspieler Peter Walker beteiligte sich mit diesem Album 1968 – angeregt von Ravi Shankar und Ali Akbar Khan – an einem Experiment, für das Joachim-Ernst Berendt den Begriff „Weltmusik“ zwar schon erfunden, aber noch nicht globalisiert hatte. Manches klingt noch unfertig, manches aber auch schon visionär. Hier erstmals auf CD.
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