Rezensionen der Ausgabe 3/2014
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OSKAR KRÖHER Vom Lagerfeuer ins Rampenlicht. www.spurbuch.de (– Baunach : Spurbuchverl., 2013. – 365 S. : mit s/w-Fotos.) ISBN 978-3-88778-389-1 , 29,80 EUR
Nach Das Morgenland ist weit – die erste Motorradreise vom Rhein zum Ganges, einem Bericht über eine Reise nach Indien, die Oss Kröher mit seinem Freund Gustav Pfirrmann zu Beginn der Fünfzigerjahre unternahm, der Autobiografie Ein Liederleben – eine Jugend im dritten Reich und seiner Nachkriegsgeschichte Auf irren Pfaden durch die Hungerzeiten ist die opulente, neueste Veröffentlichung Vom Lagerfeuer ins Rampenlicht nun bereits der vierte autobiografische Band, den Kröher vorlegt. In lebendiger, gut zu lesender Sprache schildert der Autor sein Leben in den Jahren von 1952, nach der Rückkehr aus Indien, bis zum ersten Waldeck-Festival 1964, an dessen Gründung er wesentlichen Anteil hatte. Ein Dutzend Jahre bundesrepublikanischer Geschichte aus der sehr persönlichen Sicht eines vielschichtigen, äußerst umtriebigen Zeitgenossen. Fast tagebuchartig erzählt Kröher von seinen Erfahrungen als Deutschlehrer an Schulen der US-Army in Pirmasens und Stuttgart, berichtet von seiner Familiengründung und den Unwägbarkeiten des Hausbaus, gewährt tiefe Einblicke in das Leben eines Handlungsreisenden (Kröher war einige Jahre als Vertreter für Damenschuhe unterwegs) und lässt den Leser auf plastische, zuweilen durchaus unterhaltsame Weise teilhaben an weiteren Reisen zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Drei Konstanten durchziehen die vielfältige Welt des Oskar Kröher: sein Zwillings- und Sangesbruder Hein, das bündische Leben der damaligen Jugendbewegung sowie, mit Letzterem eng verknüpft, das Singen und Musizieren – internationale Folklore und traditionelle sowie eigene deutsche Lieder demokratischen Charakters. Die zahlreichen Liedbeispiele, die vielen Anekdoten und kleinen Begebnisse, bis ins letzte Detail hinein geschildert und immer wieder in wörtlichen Dialogen dargestellt, und nicht zuletzt der angehängte Bildteil machen das Buch insgesamt zu einer gleichermaßen angenehmen wie bereichernden Lektüre. Kai Engelke
| EWAN McVICAR ABC My Grannie caught a Flea : Scots Children’s Songs and Rhymes. www.birlinn.co.uk (– Edinburgh : Birlinn, 2014. – VIII, 216 S.) ISBN 978-1-78027-195-8 , 7,99 brit. Pfund
Der Untertitel sagt eigentlich schon alles: Schottische Kinderlieder und -reime, die der Geschichtenerzähler, Autor und Songschreiber McVicar zwischen 1991 und 2006 in den Schulen gesammelt hat, angereichert durch Archivmaterial bis zurück ins Jahr 1842. All das ist fein sortiert nach Kapiteln wie „Sittin on yer Mammie’s Knee“ oder „In the roaring Playground“. Was beim Durchblättern und -lesen jedoch auffällt, ist, wie weit wir Erwachsenen uns von den kulturellen Aktivitäten unserer Kinder, ja, unserer eigenen Kindheit entfernt haben. Das ist in Deutschland nicht anders als in Schottland. Diese respektlosen und fantasievollen Reime sind Folklore im Reinformat: immer wieder neu erfunden, verworfen, aktualisiert mit Bezug auf zeitgemäße Phänomene zum Beispiel im Fernsehen oder Kino, manchmal brutal und manchmal mit überraschenden Einsichten. Dieses Buch ist eine kurzweilige Lektüre, die überdies keine Systematik erfordert: Mal hier eine Seite, mal dort eine, aber immer ein Lächeln im Gesicht. Ja, kaum zu glauben, so waren wir auch mal ... Mike Kamp
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LAL WATERSON Teach me to be a Summer’s Morning. www.thebeesknees.com (– London : Fledg’ling Books, 2013. – 72 S. + CD.) ISBN 978-0-9926395-0-1 , 25,- brit. Pfund
Ist es eine CD mit viel Drumherum oder ist es ein Buch mit CD in limitierter Auflage von 1.500 Exemplaren? Die Entscheidung fiel zugunsten Letzterem, zu Recht. Lal Waterson war Mitglied der berühmten englischen traditionellen A-cappella-Gruppe The Watersons, aber ihr musikalisches Spektrum reichte schon immer darüber hinaus in Richtung eigene Lieder, wie die beiliegende CD mit Demos beweist: Gesang und Gitarre, teils mit Bruder Mike oder Tochter Marry, gute Qualität – Songs reduziert auf das Wesentliche. Und die Lieder tauchen auf dem Qualitätspapier zwischen den dicken Buchdeckeln erneut auf: Textentwürfe, Auszüge aus Notizbüchern, korrigiert, durchgestrichen, ratlose Pausen, spontane Ideen, mit Schreibfehlern und grafischen Ansätzen. Die Bilder und Zeichnungen sind von großer Vielfalt. Der Rezensent ist alles andere als ein Kunstkritiker, aber die Gemälde mit Öl, Tinte, Bleistift, Wasserfarben auf Papier, Glas oder Steinen geben einen faszinierenden Einblick in die Gedankenwelt einer viel zu früh verstorbenen Künstlerin, die sich jedweden Materials bedient, um ihren Gedanken Ausdruck zu verleihen. Großer Dank gebührt Lal Watersons Tochter Marry, die uns diesen umfassenden Eindruck gewährt. Ein Kleinod! Mike Kamp
| The Little Black Songbook of Donovan : compl. lyrics & chords ; 80 classics. www.musicsales.com (– London [u.a.] : Wise Publ., 2013. – 176 S. : nur Texte u. Akkorde. – (AM ; 100) ISBN 978-1-78305-101-4 , 18,90 EUR
Ein sogenanntes Fakebook, das Texte und Akkorde von achtzig Donovan-Songs enthält. Man fragt allerdings, wer so was kaufen soll, mit 18,90 Euro legt man verhältnismäßig viel Kohle hin. Dabei gibt es die Texte und Akkorde dieser Songs im Internet kostenlos. Enthalten sind, fein sortiert, Donovan-Klassiker vom „Hurdy Gurdy Man“ über „Atlantis“ bis hin zu „Josie“, Jennifer Juniper“ und viele andere. Das unverwüstliche „Catch The Wind“ ist selbstverständlich enthalten, aber auch jüngere Songs („Beat Café“) von den späten Alben. Immerhin sind den Texten jeweils sämtliche Akkorddiagramme vorweggestellt. Das Büchlein (im gigbagtauglichen Kleinformat) ist robust in einen Plastikumschlag gebunden. Na, dann ist das nächste Lagerfeuer mit Donovan-Songs gesichert. Ulrich Joosten
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Heinke Fiedler Letras de Tango : interpretadas por el Sexteto Milonguero / Heinke Fiedler y Sexteto Milonguero. – Erstausg. www.tanguentro.com (– Düsseldorf : Eigenverl., 2013. – 80 S. : nur s/w-Fotos u. Songtexte.) ISBN 978-3-00-042172-3 , 49,- EUR
Ein wunderbarer Bild-/Textband, den Heinke Fiedler mit dem Sexteto Milonguero hier veröffentlicht hat. Zu den zwanzig Stücken der Doppel-CD Doble O Nada von Sexteto Milonguero (Rezension folgt) hat Heinke Fiedler hier Schwarz-Weiß-Fotos diverser Fotografen zu einem beeindruckenden Band (mit spanischen Songtexten und englischer Übersetzung) zusammengestellt. Durch die Schwarz-Weiß-Produktion und die Intensität, mit der viele der Fotos rüberkommen, ist allein das Blättern in dem Buch schon ein Genuss, man hat den Eindruck, die Freude der Musiker an der Musik zu spüren, auch wenn man die Musik nicht hört. Vom Tango selbst ist hier nicht viel zu sehen, will sagen: Tänzer/Tanzfiguren stehen nicht im Vordergrund, sondern die Musiker. Gerne hätte ich auch die kleineren Fotos formatfüllend gesehen, aber es ist verständlich, dass das in einem im Eigenverlag produzierten Band nur begrenzt möglich ist. Und damit sind wir auch bei der Schattenseite des „nur“ achtzigseitigen Bildbandes, der mit knapp 50 Euro einen stolzen Preis hat. Aber er ist wirklich schön anzuschauen, sodass das Buch nicht nur für Tangofans interessant sein dürfte, sondern hoffentlich höhere Aufmerksamkeit und Absatz erzielt. Doris Joosten
| Alfons Hug (Hrsg.) Zeitgenössische Künstler aus Brasilien / hrsg. v. Alfons Hug i. A. von : Goethe-Institut u. Akad. d. Künste. (– Göttingen : Steidl, 2013. – 271 S. : mit zahlr. Abb. (Positionen ; 6)) ISBN 978-3-86930-672-8 , 24,- EUR
Der sechste Band der Positionen-Reihe des Steidl-Verlags beschäftigt sich mit Brasilien. Wie immer in der Reihe werden ausgewählte Künstler in Interviews, Essays oder Porträts vorgestellt, es gibt keine theoretischen Abhandlungen zum Thema. Neben den Bereichen Bildende Kunst, Film, Tanz/Theater und Literatur wird auch die populäre Musik Brasiliens auf diese Weise „porträtiert“ – auf leider nur dreißig Seiten über Gaby Amarantos, Karina Buhr, Emicida, Patricia Palumbo, Thiago Pethit, Tulipa Ruiz. Insgesamt ist das Buch ein kompakter Überblick über die gegenwärtige brasilianische Kunst- und Kulturszene. Doris Joosten
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