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Ausgabe 2/2014


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Afrika
 MAMAR KASSEY: Taboussizé – Niger
MAMAR KASSEY
Taboussizé – Niger
www.myspace.com/mamarkassey
(Innacor Records INNA 21316/Broken Silence)
10 Tracks, 52:07 , m. franz. u. engl. Infos


Musik aus dem Sahelland Niger gilt als rar, vor allem im Vergleich zum westlichen Nachbarn Mali. Große Hoffnungen hatten die 1995 von dem charismatischen Sänger und Flötisten Yacouba Moumouni gegründeten Mamar Kassey 1999 und 2001 mit zwei Alben geweckt. Danach blieb es still um das Ensemble, das seinen Namen einem legendären Krieger des Songhai-Volkes entlehnte. Das dritte offizielle Album sollte nun den Geheimtippstatus endlich abschütteln helfen, denn das Sextett überzeugt auf Taboussizé – Niger mit einem durchweg dynamischen Stilmix, der einerseits die unterschiedlichen Musikkulturen einheimischer Ethnien aufgreift und sie würdigt, diese andererseits aber auch mit Elementen etwa klassischer Rockmusik anreichert. So werden bisweilen die eher traditionell anmutenden Arrangements urplötzlich – so in „Karma“ – durch ein rasantes E-Gitarrensolo aufgebrochen. Zum Einsatz kommen regionaltypische Saiteninstrumente, eindrucksvolle Gesangsakzente setzen die Gäste Fati Mariko und Safiath. Etliche Liedtexte preisen Land und – ausgewählte – Leute, so den ehemaligen Staatspräsidenten Seyni Kountché! Das Titelstück ist den „Exodants“ gewidment – Arbeitsmigranten, die ihre Heimat verlassen müssen.
Roland Schmitt



Nordamerika
 WILLIAM FITZSIMMONS: Lions
WILLIAM FITZSIMMONS
Lions
www.williamfitzsimmons.com
(Grönland Records CDGRON136/Rough Trade)
Promo-CD, 12 Tracks, 42:39


Langer Bart, Wollmütze und Tätowierungen, dabei als Texter ein überaus sensibler Sinnsucher – wie das Inbild moderner Männlichkeit wirkt William Fitzsimmons, studierter Psychologe und Sohn blinder Eltern. Selbstanalyse steht im Mittelpunkt seines Schaffens; Dingen, die er nicht tolerierbar findet, versucht er sich zu stellen, statt sich von ihnen überrennen zu lassen. Nach fünf Alben in acht Jahren und ausgiebigen Tourneen hatte der Mittdreißiger im vergangenen Jahr den Eindruck, seine künstlerische Freiheit verloren zu haben. Er ging zurück auf Null, setzte sich mit den „Löwen“, die die Kontrolle über sein Leben gewonnen hatten, auseinander. Neue Songs begann er von den Dingen im Leben aus zu entwickeln, die ihm wirklich etwas bedeuteten. Lions klingt friedvoll und still. Fitzsimmons haucht seine Songs mehr, als das er sie singt, die akustische Gitarre wird dazu sensibel gezupft. Selbst wenn das Schlagzeug zum Einsatz kommt, haut hier keiner auf die Pauke. Wie auf seinen vorherigen Alben ist Fitzsimmons auch diesmal ein in sich gekehrter, eher leiser Sänger und Musikant. Vielleicht noch dringlicher als früher geht es ihm darum, mit einfacher, seelenvoller Musik Nähe herzustellen.
Michael Freerix
 J. R. SHORE: State Theatre
J. R. SHORE
State Theatre
www.jrshore.com
(Eigenverlag)
Do-CD, 20 Tracks, 77:42 , mit engl. Infos


Eine echte Entdeckung ist der Pianist und Sänger J. R. Shore aus Texas. Die erste CD seines dritten Albums bietet zwölf eigene Titel, die zweite acht Coverversionen. Fast alle Songs sind außergewöhnlich harmonisch. Titel wie „The Ballad Of Dreyfus“, „Pondmaker“ und das fünfeinhalbminütige „146“ unterstreichen Shores enorme Singer/Songwriter-Qualitäten. Inspiriert haben ihn Musiker wie John Prine, Graham Parsons und Neil Young. Shore selbst, der noch etliche andere Instrumente spielt, imponiert als Vollblutmusiker, der den Zuhörer mit stimmigen Geschichten packt. Der Klang der Begleitband – Garth Kennedy (Klavier/Orgel), Marc Jenkins (Akustik- und E-Gitarre), Brian Horwitz (Schlagzeug und Percussion), Mike Barer (Bass und Violine) und Jan McKittrick (Gesang) – schafft eine vorzügliche Grundlage für Shores warme und doch energiegeladene Stimme. Das schön gestaltete Digipack beinhaltet viele Informationen. Hier hat uns ein Musiker wirklich etwas zu erzählen. Hören wir ihm zu.
Annie Sziegoleit

 DAVE VAN RONK: Down In Washington Square
DAVE VAN RONK
Down In Washington Square
(Smithsonian Folkways Recordings SFW 40213/Galileo MC)
3 CDs, 54 Tracks, 183:05 , mit ausführl. engl. Infos


Es hat nicht jeder das Zeug zum Bob Dylan – Gott sei Dank! Einer von der Sorte reicht völlig – in seinen großen Zeiten wie in der grauenvollen Everybody’s-Darling-Phase, die andauert. Wie Inside Llewyn Davis gerade einer größeren Öffentlichkeit andeutete, hatte Dave Van Ronk das Zeug zum Dylan jedenfalls nicht – sicher zu spröde, aber vielleicht ja auch zu viel Klasse und Stil? Ein Kunststück wäre das nicht. Ein Folksänger von Klasse und Rang war aber auch der „Mayor of MacDougal Street“ – wie Smithsonian Folkways mit der prallvollen Dreifach-CD Down In Washington Square dem Film nun zeitlich günstig hinterherschiebt. Die 54 Aufnahmen schlagen einen opulenten Bogen von Liveaufnahmen des 22-Jährigen bis zu seinen letzten Studioeinspielungen im Jahr vor seinem Tod im Februar 2002 mit 65 Jahren. Nur in seltenen Fällen als Autor hervorgetreten, glänzte Dave Van Ronk nicht nur als nimmermüder Schatzsucher im unerschöpflichen Folkrepertoire, sondern auch als bärbeißig kraftvoller Interpret der Perlen, die er dabei zutage förderte. Von seinem großen Herz ganz zu schweigen – sauer auf den Superstar, der sein „House-Of-The-Rising-Sun“-Arrangement geklaut hat? Nicht sein Ding. Nie gewesen.
Christian Beck