Rezensionen der Ausgabe 6/2013
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| EVELYN KRYGER Evelyn Kryger www.evelynkryger.de (Hey!blau Records H!B 0015) 10 Tracks, 59:03 , mit dt. Infos
Die fünf Hannoveraner von Evelyn Kryger haben ein Album eingespielt, das berauscht und nicht nur von exquisiter Musikalität und einem tiefen Verständnis für die verquirlten Stilvarianten einmal quer von Ost nach Süd zeugt, sondern vor allem die Neugier und den Spaß am Material ausstellt. Die junge Band enthebt die Folkmusiktraditionen des Balkan und aus arabischen Ländern der Ernsthaftigkeit, die durch kulturpolitische und akademische Diskurse mitunter Übergewicht bekommen, und führt sie zu ihrer anderen eigentlichen Bestimmung zurück: dem Tanzen. Schlagzeuger Hannes Dunker unterlegt die hybriden Arrangements mit hitzigen Beats, am Bass groovt Jonas Holland-Moritz zum Polkarhythmus, Malte Hollmanns Keyboard sorgt für Discostimmung. All dies geschieht, ohne dem eigentlichen Kern der Stücke, Melodie und Harmonik an Raum zu nehmen, und trotz aller Tanzwut gibt es auch immer wieder Momente, in denen die Groove-Maschinerie pausiert und Rebecca Czech und Christoph Kalig an den beiden Hauptinstrumenten, Geige und Saxofon, schwelgen lässt. Die Band nimmt sich an den richtigen Stellen Ruhe und Zeit, um musikalische Ideen zu nähren und ihnen Aussagekraft zu verleihen, sei es die minimalistisch begleitete Solopassage der Synthie-Hammondorgel bei „Balcanan“, die dem Track eine Sechziger-Jazz-Färbung verleiht, oder „Tarantulas“ Bossa-Einlage, in der Geige und Saxofon zunächst im Dialog schwermütige Melodien entwickeln, bevor sie sich schließlich virtuos duellieren. Die Harmonie zwischen verlässlichen Rhythmen und unerwarteten Breaks sorgt für ein durchgehend abwechslungsreiches Album, das Aha-Momente beschert und dennoch Ohrwürmer produziert. Hier wird geschwoft, werden die Hüften geschwungen, die Hände zum Himmel gereckt – alles völlig unangestrengt und auf höchstem Niveau. Sogar für Rap-Einlagen – Gastauftritt Jake Olson – und eine Beethoven-Reverenz finden Evelyn Kryger ein authentisches Plätzchen. Das Resultat ist, wenn Sie die stilistische Entgleisung erlauben: geil. Judith Wiemers
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