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Ausgabe 4/2013


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EUROPA

TRADISH
Roots and Shoots
www.tradish.dk
(GO’ Danish Folk Music GO0113)
13 Tracks, 51:09 , mit engl. Texten u. Infos


Dass auch sogenannte „Epigonen“ aus anderen Ländern erstklassigen Irish Folk ’n’ Trad produzieren können, beweisen dem für eben diese „Epigonen“ zuständigen Rezensenten des Folker diesmal gleich drei Alben aus Dänemark, Deutschland und Italien. Stellvertretend auch für die Kollegen von Emerald und Whisky Trail soll hier die skandinavische Variante von Tradish besondere Aufmerksamkeit erhalten. Nun ist deren Leadsänger, Gitarrist und Bouzoukispieler John Pilkington aber auch ein Original von den Inseln, der sich nach bereits erfolgreicher Karriere in England, Irland und den USA in Dänemark niederließ. Aber Sängerin und Geigerin Louise Ring Vangsgaard und Bodhránist, Percussionist und Sänger  TRADISH: Roots and Shoots Brian Woetmann sind echte Dänen, die die musikalische Fremdsprache aber aufs Vortrefflichste beherrschen. Seien es quirlige Klangteppiche hinter den Liedern oder schnelle und zugleich sehr feine Instrumentals in bester High-End-Rhythm-’n’-Reel-Spielweise, seien es moderne Songs, die viel von Rock und Jazz eingeatmet haben oder traditionellere, getragene Klagelieder – da stimmt nicht nur alles bis zum letzen Takt und zur letzten Note, es ergreift den geneigten Zuhörer im Innersten und reißt ihn mit sich fort. Schon das Tradish-Debüt 2010 war ein gelungenes Gesellenstück, aber dieser Zweitling ist ein Meisterwerk, das sich hinter den besten Platten von Solas, Gráda, Beoga und dergleichen nicht verstecken muss. Nun haben zwei Drittel der Band ja auch unter dem Namen Moving Cloud schon einige Zeit zum Üben gehabt, und die Dame in der Runde hat zudem in mehreren Dansk-Folk- und Mittelalterbands gespielt. Unter den ohnehin recht verschiedenen Stücken des Albums fällt eines stilistisch besonders aus dem Rahmen: „Sixteen Jolly Ravers“. Da geht es eher osteuropäisch zu, und das auf eine dermaßen fröhliche und mehrstimmige Art, dass es einfach nur gute Laune macht! Zu weiteren hochklassigen Irish-Folk-’n’-Trad-Veröffentlichungen siehe Kurzschluss, Emerald und Whisky Trail.
Michael A. Schmiedel

DEUTSCHLAND

WEIHERER
A Liad, a Freiheit und a Watschn
www.weiherer.com
(Focus 307.0087.2/BSC Music/Rough Trade)
20 Tracks, 77:79 , mit dt. Infos


Phänomenal, was der 33-jährige Christoph Weiherer, eine Art Protestsänger alter Schule mit dem Finger direkt am Puls der neuen Zeit, in den packendsten Momenten dieser Liveaufnahmen vom Januar 2013 mit den beiden einfachsten Mitteln von allen, einer enorm rhythmisch und dynamisch geschlagenen akustischen Gitarre und seinem mitunter geradezu sensationell musikalisch phrasierenden Sprechgesang, für einen Drive entwickelt! Was für ein Druck in „Und i leb“. Was für ein mitreißender Groove in „Da Markt bricht zamm“. Gleich beides zusammen in „Andersrum“, das mit seiner Zivilisationskritik der Marke „Es ist erwiesen, dass Facebook Beziehungen kaputt macht / Warum mach mer des net amal andersrum?“ außerdem  WEIHERER: A Liad, a Freiheit und a Watschn auch textlich unter diesen drei Beispielen das überzeugendste ist. Allerdings zeigt es auch schon die Schwächen des Niederbayern mit Wahlheimat München – einen gewissen Hang sowohl zur eher peinlichen Anzüglichkeit einerseits als auch zur etwas übertriebenen Schlichtheit der Argumente und Weltsicht andererseits. Letzteres besonders, wenn’s politisch wird, wie in „Sie nennans Politik“ oder speziell auch im bereits erwähnten „Da Markt bricht zamm“ mit seiner Kindergarten-Polarisierung böser Markt hie, braver Bürger da – so einfach ist das nicht einmal in Bayern. Damit soll nun keineswegs gesagt sein, dass die Nachteile im Falle A Liad, a Freiheit und a Watschn, von den enormen Pluspunkten abgezogen unterm Strich ein Minus ergäben – im Gegenteil! Zumal wir es hier schließlich auch noch mit Popmusik im Sinne von Unterhaltung zu tun haben, wie schon alleine die acht der zwanzig Tracks zeigen, bei denen es sich um launige Moderationen handelt. Bei Entertainment dieser Art muss man es nicht übertreiben mit dem kritischen Blick. Aber bei den Texten, wiewohl schon mit großen Momenten und insgesamt keineswegs etwa irgendwie schlecht oder unter Niveau oder dergleichen, ist doch noch deutlich Luft nach oben. Machen wir einen Sonderbonus Perspektive daraus – das Tüpfelchen auf dem i.
Christian Beck