Rezensionen der Ausgabe 6/2012
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NORDAMERIKA
| QUETZAL Imaginaries www.quetzaleastla.com (Smithsonian Folkways Recordings SFW CD 40563/Galileo MC) 12 Tracks, 53:26 , mit span. und engl. Texten/Textauszügen und Infos
Das Sextett aus dem Barrio von East Los Angeles führt uns musikalisch, sozial und politisch gelebten Panamerikanismus vor. Die Bandmitglieder, allesamt Chicanos, also in den USA lebende Mexikaner oder deren Nachfahren, leiten ihre Erfahrungen mit Doppel- bis Mehrfachidentitätsfragen und Ausgrenzung in soziokulturell beziehungsweise künstlerisch wertvolle Bahnen. Angeschoben von Rockgitarrist Quetzal Flores als namensgebendem Kopf in politisch brisanten Zeiten Anfang der Neunziger, konsolidierte sich das Projekt später in Zusammenarbeit mit seiner Lebensgefährtin, der singenden und komponierenden Percussionistin und Politaktivistin Martha González. Imaginaries ist ein aussagekräftiges Dokument des bisherigen Weges. Sein weiter musikalischer Kosmos reicht von den gut in der Chicano-Gemeinde verankerten Sones Jarochos aus dem mexikanischen Veracruz, über Ranchera, Salsa, Chicano Rock bis R ’n’ B und Pop. Alles raffiniert arrangiert und teils überraschend instrumentiert. So klingt – etwa durch Hinzunahme einer Geige – selbst eine Cumbia bei Quetzal eigen. Unterschiedlichste Einflüsse klingen an: The Smiths oder Stevie Wonder genauso wie Rubén Blades oder Los Lobos, die Pionierband dieser Chicano-Bewegung, mit der auch González schon auftrat. Martha González wechselt sich am Gesangsmikro mit anderen Sängerinnen und Sängern ab („Chican@s“), darunter auch Geschwister. Gewechselt wird auch zwischen den Sprachen Spanisch und Englisch, in denen die Botschaften mit sozialkritischen und politischen Tiefgang erklingen. Zum Charakter dieses Gesamtkunstwerks, einer Mischung aus Band, Forschungs- und Sozialprojekt, passt die sorgfältige Gestaltung des Albums: Das umfangreiche Booklet in Spanisch und Englisch enthält eine detailreiche Erläuterung dieser Arbeit, ihres Hintergrunds und des politischen Kontexts. Des weiteren wird man liebevoll und sachkundin die Geschichte jedes Tracks eingeführt. Ein Luxus, der Standard sein sollte bei Albenveröffentlichungen. Katrin Wilke
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