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Cinesounds

Kurzrezensionen
FRIDA ÅNNEVIK
Andre Sanger
(Grappa Musikkforlag)


Die Norwegerin liefert Übersetzungen (z. B. „Both Sides Now“ von Joni Mitchell) und selbst vertonte Texte anderer Dichter (z. B. Alf Prøysen). Gefällig dargebracht, nett zu hören, ein Ärgernis ist das fast unlesbare Beiheft: weißer Text in winzigem Satz auf zarttürkisem Grund!
gh
BERG
Berg
(Anuk)


Aufgewachsen in den Bergen, kreiert das schweizerisch-norwegische Trio seine ganz eigene alpine Klangwelt. Mit akustischen und elektronischen Instrumenten verweben sie traditionelle Volksmelodien und Jazzelemente in ungewöhnliche Interpretationen über Kälte, Viehhüter, Felsen oder den Alpensegen. Liebhaber experimenteller Musik kommen hier auf ihre Kosten.
ep

JOHN BLEK
The Embers
(K&F Records)


Update des fleißigen, vielschreibenden Gitarristen aus Cork. Seine Stimme ist noch weicher geworden, weniger griffige Arrangements und weniger wirkungsvolle Hook-Lines als beim Vorgänger Thistle & Thorn. Insgesamt klingt diese Platte weniger ausgereift, dennoch muss man aber auch dieser Produktion gute musikalische und aufnahmetechnische Qualität zusprechen.
js
DANIEL BONGART
Little Bird
(Championsound)


Zehn einfühlsame Kompositionen im Stile der Singer/Songwriter-Tradition Nordamerikas. Der Bonner Liedermacher legt ein gelungenes Debüt vor, getragen von seinem weichen Gesang und ansprechenden Spiel auf der Akustikgitarre. Seine ruhigen, zum Teil vom Cello begleiteten Stücke handeln von Geschichten über Menschen, ihre Emotionen, Hoffnung und Tod.
ep

SHEILA K CAMERON with WILD BISCUIT
River To Sea From Tlell To Tiree
(Glalell)


Die schottische Künstlerin mit der reifen, brüchigen, aber faszinierenden Stimme kooperiert auf dieser CD mit dem Musikerduo Wild Biscuit. Songs vom Nordwesten Kanadas bis zur schottischen Hebrideninsel Tiree, das Meer immer präsent. So heißt auch der zentrale Song „All You Need Is The Sea“ – einfach, atmosphärisch, anders.
mk
ANDREA CAPEZZUOLI
Intrecci
(Rox Records)


ANDREA CAPEZZUOLI E COMPAGNIA
Balquébec
(Rox Records)


Intrecci, das neueste Werk des Organettospielers aus Mailand (diatonisches Akkordeon) beinhaltet 14 Lieder und Tänze aus Norditalien, mit Ausflügen in die Auvergne. Mit von der Partie ist eine Vielzahl von Gästen, die für Abwechslung sorgen. Bal Folk vom Feinsten. Balquébec beinhaltet ausschließlich Tänze aus Québec. Das Booklet beschreibt genau, wie die verschiedenen Stücke getanzt werden müssen. Andrea Capezzuoli und seine Compagnia, Milo Molteni (Geige), Paolo Censi (Klavier), Nicola Brighenti (Stepptänzer, Caller) und Gäste laden zum Tanz. Ein paar Quadratmeter Tanzfläche sollten beim Anhören des Doppelalbums schon zur Verfügung stehen!
mst

CLÀRSACH
Serendipity
(Liekedeler Musikproduktionen)


Die dritte CD der schwäbischen „Kelten“ mit schottischem Bandmitglied besticht durch viele Eigenkompositionen, wodurch sie sich vom erstklassigen Nachspielen ihrer Vorbilder emanzipiert haben. Es ist eine minutiös arrangierte, auf den Punk exakt gespielte irisch-schottische Musik, die auch Tempo kennt, aber im Vergleich zu Larún etwas ruhiger daherkommt.
mas
DELEYAMAN
Sentinel
(TTO Records)


Slow-Pop mit Folkeinflüssen, so könnte man die Musik der französischen Band Deleyaman beschreiben. Sie besteht seit 2000, Sentinel ist ihr siebtes Album. Kopf der Formation ist der Multiinstrumentalist und Sänger Aret Madillian. Die weibliche Stimme gehört Béatrice Valantin. Ungewöhnlich ist der Einsatz des armenischen Blasinstruments Duduk, das Gérard Madilian spielt.
chr

TONY DENIKOS
Gravity Wins
(Eigenverlag)


Der Songwriter aus Washington ist auf seinem fünften Album rein akustisch unterwegs, Old-Time Folk, akzentuiert durch Mandoline, Dobro und eine sehnsüchtige Mundharmonika. Denikos schreibt humorvolle Geschichten zwischen Roger Miller und John Prine. Selbst den traurigsten Liebesliedern ist noch feine Ironie eingeschrieben. Inspirierter als der Durchschnitt.
mw
JULIA DIGNAN
The Tea Wifie
(Brechin All Records)


Sage und schreibe 25 Begleitmusiker (z. B. Calum Woood, Gitarre oder Simon Thoumire, Konzertina) hat die schottische Fiddlespielerin und Teefanatikerin auf ihrem ersten Soloalbum untergebracht, sauber auf die zwölf Stücke verteilt. Im Prinzip ist es Scottish Dance Music – und zwar instrumental (klar!) und vom Feinsten (nicht selbstverständlich!).
mk

DIVERSE
Mogadisco
(Analog Africa)


Eine Kompilation lebendiger Musikgeschichte. Funk, Soul, Afrobeat, Reggae und Disco der Jahre 1972-1991 aus dem Radioarchiv Mogadis(c)hu, zusammengetragen vom Labelchef Samy Ben Redjeb, hervorragend gemastert sowie mit einem sehr informativen englischsprachigen Booklet versehen. Ein musikalischer Schatz und eine Empfehlung nicht nur für Kenner!
cs
DUO DE SCHEPPER-SANCZUK
Port De Taipan
(Appel Rekords)


48 Minuten Instrumentalmusik, nur auf Gitarre und Violine bzw. Bratsche, die keine Sekunde langweilig werden. Mitreißend virtuose, brillant arrangierte Eigenkompositionen, die, verwurzelt in ihrer flämischen Tradition mit Einsprengseln von Gipsy Swing, französischer Musette, Irish Folk und anderen Genres, dennoch eine ureigene Handschrift entwickeln. Famos!
uj

ELLINOR & LEONOR
Årsringar
(Kakafonrecords)


Die Geigerin Ellinor Fritz aus Schweden und die Cellistin Leonor Palazzo aus Belgien haben sich der traditionellen Instrumentalmusik aus Ellinors Heimat Dalarna verschrieben. Auf dieser CD bringen sie gekonnt Tanzmusik aus alten Sammlungen zu Gehör, vor allem Polska und Walzer.
gh
SİNAN CEM EROĞLU
Wired And Layered
(Ahenk Müzik)


Wer fast alle Instrumente auf einem Album selbst einspielt und es so wirken lassen kann, als hätte eine Band Spaß daran, sich die musikalischen Bälle zuzuwerfen, der muss richtig gut sein. Eroğlu, bekannt durch sein gitarristisches Mikrotonduo mit Tolgahan Çoğulu und seine Arbeit bei Niyaz, liefert eine spannende Mischung aus türkischer Tradition und Jazz.
ink

FAUN
Märchen & Mythen
(Universal)


Der Albumname sagt es. Inspiration waren die heimischen Märchen, die mit der mythischen Naturverbundenheit des Pagan Folk gekoppelt wurden. Musikalisch sehr abwechslungsreich werden in tollen Arrangements die Grimm’schen Hausmärchen, ein mystischer Text von Karl Busse (1872-1918) und Goethes einziges Märchen verarbeitet. Sehr empfehlenswert.
pp
STEPHEN FEARING
The Unconquerable Past
(Fish Records)


Leider schaffte es Stephen Fearing nie, durch Deutschland zu touren, sonst hätte er hierzulande sicher eine Menge Fans. The Unconquerable Past kommt mit einem weichen Bluesgefühl um die Ecke. In seinen Texten erzählt Fearing von sozialer Ungerechtigkeit und sinnloser Gier und fordert auf, menschlichere Werte in den Mittelpunkt zu stellen. Vom Sound her deutlich von Eric Clapton beeinflusst.
mf

FOLKSHILFE
Sing
(Töchtersöhne Records)


Das österreichische Trio bespielt Bühnen von Südtirol bis Hamburg und punktet in seiner Heimat mit Hits und Preisen. Das Erfolgsrezept basiert auf einem Mix aus Rockrhythmen, mitsingbaren Melodien, Texten im Dialekt und dem Instrumentarium aus Drums, Gitarre und einer Kreuzung aus Akkordeon und Synthesizer. Folkshilfe gegen Volksdümmlichkeit.
hj
FREILACH MIT KNEIDLACH
Gefilte Fidl
(Global Music)


Alleine der Name der Band, bereits 1998 gegründet, ist eine eindeutige Liebeserklärung an die jiddische Kultur – ja, auch in Finnland gibt es längst so etwas. Laura Airola (v), Ilkka Heinonen (b), Benjamin Hirschovits (v), Eva Jacob (acc) und Daniel Shaul (voc, perc) spielen so fulminant auf, dass man mindestens mit den Beinen mitschwingen muss.
mg

FRIEND N FELLOW
Characters
(Doctor Heart Music)


Was 1991 als Ausnahmeerscheinung unter den Geheimtipps begann, hat sich in dreißigjähriger musikalischer Zusammenarbeit zu einer ganz wunderbaren Einheit geformt, die im Zusammenspiel der warmen, sanften Altstimme von Constanze Friend und der virtuos gespielten Akustikgitarre von Thomas Fellow musikalische Bilder von außerordentlicher, fragiler Schönheit malt.
ah
PETER GALLWAY & THE REAL BAND
Reach For It
(Gallway Bay Music)


25 Alben hat Gallway mit verschiedenen Formationen eigespielt, über 50 produziert. Die Real Band spielt diesmal Jazz/Rock/Folk aus einem Guss, thematisch richtet sich der Blick oft zurück in die Jugendzeit. Kid Motown ist eine nostalgische Verneigung vor dem Kultlabel. Hier kann bedenkenlos zugreifen, wer Bruce Cockburn mag.
mw

THE HANGING STARS
A New Kind Of Sky
(Crimson Crow/Cargo Records)


Auch in London spielt man Psycho-Country. Und was kann man sich darunter vorstellen? Gitarre, Bass, Drums, Keyboards und natürlich jede Menge Pedal Steel Guitar. Die fünf Herren haben mit ihrer Band nun schon die dritte CD eingespielt, und manchmal erinnert der Sound an die Sechziger/Siebziger mit dem würzigen Tabakrauch in der Luft.
mk
HARP & A MONKEY
The Victorians
(Eigenverlag)


Das Trio aus Nordengland bearbeitet auch auf seiner vierten CD Lieder aus der viktorianischen Zeit (Mitte 19. Jh.) mit Akkordeon, Banjo oder Viola, aber auch mit dezenter Elektronik und Programmiererei, um sie in die Jetztzeit zu bringen. Das Mastering besorgte Stormzy-Studiotechniker Darren Jones. Mission acccomplished!
mk

HAUSBOOT
Die letzten heiligen Dinge
(Monopol Records)


Das dritte Album des Ost-West-Duos Tino Eisbrenner, Poet und Sänger, und Heiner Lürig, Komponist und Gitarrist von Heinz Rudolf Kunze. Sanfter Liedrock im Folk- und Countrystil mit Gastmusikern. Bildhafte Songs über Lebensglück und Einsamkeit, Facebook-Krieger und Falschabbieger, den Balanceverlust der Welt und eine feine ironische Kritik an Bob Dylan.
rps
NEIL BOB HERD & THE DIRTY LITTLE ACOUSTIC BAND
Every Soul A Story
(Cattlecall Music)


Der Mann ist Schotte, operiert von London aus und ist ein Veteran der Musikszene, ebenso wie die drei dreckigen akustischen Kollegen. Erstes Soloalbum nach Jahren z. B. mit den Coal Porters, also verwundert der nicht-amerikanische Americana-Sound nicht. Feine Songs, solider und gut abgehangener Sound – da weiß jemand ganz genau, was er will.
mk

HOTEL HOTEL
Heaven’s Will
(Apollon Records)


Slow Folk ist ein bisschen aus der Mode gekommen. Wer sich nach den alten Zeiten von LOW sehnt und sich mit dem gewöhnungsbedürftigen Countrygesang von Vegard Urne anfreunden kann, sollte sich dem Soloprojekt des Norwegers widmen. So langsam und traurig können nur Skandinavier musizieren.
ce
KAJA
Origo
(Kakafon)


Das seit 2005 bestehende Trio mit Camilla Åström (acc, p), Livet Nord (five stringed v) und Daniel Wejdin (b) hatte sich zwar anfänglich zu den Bereichen Klezmer, Rumänien und Balkan allgemein hingezogen gefühlt, bringt aber mit ihrem nun fünften Album, allesamt Eigenkompositionen, durchaus auch schwedische Folklore oder französische Walzer ein.
mg

ANNE KALMERING & STAHLHAMMER KLEZMER CLASSIK
Vayter
(Kakafon)


Seit vielen Jahren gilt Anne Kamering (voc), 1962 in Schweden als Kind russischer Eltern geboren, als die zentrale Figur in der Präsentation jiddischer Lieder. Zusammen mit einem der populärsten Violinisten Schwedens, namentlich Semmy Stalhammer, und unterstützt von Isabel Blohmé (cello) und Miriam Oldenburg (acc), ist diesem Quartett ein äußerst stimmiges Album gelungen.
mg
KILKELLY
The Prick & The Petal
(Famous Gold Watch Records)


Ungewöhnlich ist die optische Aufmachung dieser CD des in Berlin lebenden Conor Kilkelly. Mit acoustic-rockiger Begleitband gibt er gitarrenlastige Songs in einer bunten, sehr club- oder pubgeeigneten Mixtur aus Folk-, Songwriter- und Bluesklängen zum Besten. Humor, Rezitation typisch irischer Anekdoten und Vignetten prägen das Bild. Durchaus hörenswerter Gesang mit gefällig klingenden Arrangements!
js

EMMI KUJANPÄÄ
Nani
(Nordic Notes)


Solodebüt der finnischen Sängerin und Kantelespielerin. Mit von der Partie sind Jarkko Niemelä (Trompete), Eero Grundström (Harmonium), Sauli Heikkilä (Pferdekopfgeige und Kehlkopfgesang) sowie der Nachwuchschor der Mystère-des-Voix-Bulgares-Akademie. Das Resultat: traumhafter Gesang und geheimnisvolle Klänge. Es muss halt nicht immer Tango sein.
wb
ROSA LATOUR
8 Femmes
(Rose Note Records)


Die Münsteranerin Rosa Latour singt schon seit Jahrzehnten in der Soulpopband Lou Canova und in der Swingin Affair Big Band. Jetzt hat sie ihr erstes Soloalbum aufgenommen, bei dem sie (meist in französischer Sprache) Chansons singt und sich auf dem Klavier begleitet. Die Hälfte der Lieder stammt aus der Kriminalkomödie 8 Femmes, nach der auch das Album benannt ist.
chr

LUCAS LAUFEN
I Know Where Silence Lives
(Embassy of Music)


Selten wird ein Werk seinem Titel so gerecht wie dieses durch Musik geschriebene Reisetagebuch. Schon seit Kindertagen mit Trompete, Klavier und dann Gitarre vertraut, ist der australische Wahlberliner bestens ausgestattet, seine Eindrücke von der Natur und Urbanität diverser Orte dieser Welt in neun Erlebnisschilderungen sensibel und zart auszudrücken.
is
SAM LEWIS
Solo
(Loversity Records)


Ein Doppelalbum mit neunzehn Songs, live vor geneigtem Publikum in einem Studio in Nashville aufgenommen. Gelungene Soloversionen von Nummern seiner drei Alben, darunter das großartige „Southern Greek Tragedy“. Dazu vier neue Songs für die Fans. Die Texte kreisen um den Abschied von Frauen, Süchten und Schmerzen. Wieder solo eben.
mw

LINA_RAÜL REFREE
Lina_Raül Refree
(Glitterbeat)


Wie in anderen Traditionen auch leiden junge Fadosängerinnen wie Lina an den genauen Vorgaben, wie ihr Liedgut dargeboten und instrumentiert werden soll. Der Katalane Raül Refree begleitet ihren traditionell gesungenen Fado mit Synthesizer und Klavier statt Saiteninstrumenten. Für Fado erprobte Ohren mag das ungewohnt klingen, legitim ist es allemal.
mst
LOUISA
Whisper
(EP; Eigenverlag)


Seit den Common Linnets kommen die besten amerikanischen Songs bekanntlich aus den Niederlanden. So tritt auch Louisa aus Amsterdam mit ihrer EP in deren Fußstapfen. Mit klassischer Bandbesetzung, unterstützt von Banjo und Resonatorgitarre, bildet die weiche Stimme der Sängerin einen angenehmen Kontrast zur rotzigen Produktion. Louisas Musik passt damit perfekt auf die Straßen und in die Bars.
ce

ERJA LYYTINEN
Another World
(Tuohi Records)


Die finnische Slidegitarristin und Sängerin bewegt sich einen Schritt fort vom Blues und hin zu mehr rocklastiger Spielweise. Dazu gibt es noch einige Balladen und dies alles auf gewohnt hochklassigem Niveau. Gemeinsam mit Sonny Landreth gibt es bei „Wedding Day“ dann noch ein Slidegitarren-Feuerwerk der Extraklasse.
ah
ANGUS MacLEOD
Slat À Coille
(Macmeanmna)


Ein Rechtsanwalt aus Inverness, der sich musikalisch dem gälischen Gesang verschrieben hat. MacLeod intoniert so, wie man es auf den Mòd-Veranstaltungen hören kann, und wenn man das mag, dann ist das eine sehr gute CD. Etwas Pathos und Schmelz in der Stimme, viel Gefühl in den Liedern und ab und zu Piano, Harfe oder Bass, deren Urheber im Dunklen bleiben.
mk

MARIPOSA
Faggema
(Hey!blau Records)


Mazedonisches, bulgarisches und armenisches Liedgut, Kompositionen von Antonio Lauro und der brasilianischen Akkordeonlegende Sivuca? Das klingt erst einmal nach Kraut und Rüben. Tatsächlich funktioniert die Mischung aber sehr gut, die das Quartett mit Geige, Gitarre, Akkordeon und Percussion abwechslungsreich in Hannover eingespielt hat.
ink
MARIA McKEE
La Vita Nuova
(Fire Records)


Das Album über Selbstfindung im Alter mit Erkenntnissen zu Lesbentum und versäumter Mutterschaft ist der englischen Sängerin zu überambitioniert geraten. Sperrige Kompositionen mit Streicher- und Folkrockarrangements, ein Gesang wie eine theatralische Rezitation, dazu noch voller überbetonter Ergriffenheit im Diskantbereich. Kaum zu ertragen.
hjl

MARCELO MERCADANTE SEXTETO
La Llave
(Karonte)


Der langjährige Wahlbarceloner Bandoneonist aus Buenos Aires ist verdienstvoll in seiner Arbeit an der Schnittstelle von Tango, Folklore und Jazz. Auch auf diesem Album, das mit fünf in Spanien lebenden Landsleuten inklusive einer Sängerin entstand. Die zehn Eigenkompositionen klingen mal tango-orthodoxer, mal zeitgenössischer, z. B. durch die E-Gitarre.
kw
MISS ALLIE
Aus Scheiße wird Gold
(In Bloom Records)


Zwischen Pop und Straßenmusik bewegen sich die Songs der angesagten Liedermacherin Miss Allie. Die rotzfrechen, warmweichen, herzlichen Texte kommen beim emanzipierten jugendlichen Publikum an und bilden den passenden Soundtrack für jede Fridays-for-Future-Demo. Nur mit eigener Gitarre begleitet die Künstlerin ihre energische Stimme und spielt sich so in die Herzen der Hörer.
ce

MOONFRUITS
Ste-Quequepart
(Eigenverlag)


Englischer Gruppenname, französische Texte, das Duo aus Ottawa produziert einen seltsamen Mix. Sie nennen es „art-folk bilingue“. Rein akustische Songs, begleitet von Banjo, Gitarre, Glockenspiel und Kalimba. Mal klingt es reichlich schief, rau und in Wohnzimmerqualität, dann wiederum mitreißend und einprägsam. Für Freunde der leicht abseitigen Pfade.
mk
DAVID MUNYON
Longer Road For The Songs
(Mobile Home Records)


Unermüdlich legt der US-Amerikaner als Zeugnis seiner Produktivität ein Album nach dem nächsten vor. Diesmal präsentiert er siebzehn neue Songs, vorgetragen mit Akustikgitarre und versehen mit geschmackvollen Verzierungen von Produzent Matthias Theile an der E-Gitarre. Ob Munyon von der Last des Alters singt oder der Lust am Leben, beide Pole passen.
vd

NIEMI
Spiraalit/Spirals
(Nordic Notes)


Keine Populärmusik aus Vittula, wie der Name Niemi doch vermuten lässt, sondern Wiegenlieder bringt die finnische Sängerin und Kantelespielerin Inka Niemi auf diesem Album. Alles selbst geschrieben, alles sanft und beruhigend, oft mit komplexer Melodieführung, also nichts zum Nachsingen für geplagte Eltern.
gh
THOMAS OLIVER
The Brightest Light
(V2 Records)


Thomas Oliver ist ein Singer/Songwriter aus Neuseeland, der in seine Musik Folk, Soul, Funk und Pop einfließen lässt. Eingängige Popsongs stehen so im Wechsel mit auf der Gitarre begleiteten Stücken („The Time In Tokio“). Hervorzuheben ist auch sein Slidespiel auf der Lap-Steel-Gitarre, so auf dem Stück „Steel On The Strings“.
ah

PARIS TEXAS
When You’re Gone
(Trad Records)


Der belgische Sänger und Songschreiber Gerrit Hüppertz hat sehr gute Musiker der flämischen Bluegrassszene um sich geschart. Als Band kleiden sie die Stücke in Gewänder aus Country, Folk und eben Bluegrass. Hüppertz singt mit seiner authentischen Stimme von Liebe, Untreue und Begehren. Ein überzeugendes Debütalbum mit durchaus packenden Songs.
vd
TELMO PIRES
Através Do Fado
(Traumtons Records)


Der in Portugal geborene, in Deutschland aufgewachsene Fadisto lebt seit zehn Jahren in Lissabon. Dass er dort mit hervorragenden Musikern arbeitet, ist den gut gestalteten Songs angenehm anzumerken. Die zuvor mehr im Chanson eingesetzte Stimme ist heute reifer, aber in den Ohren der Rezensentin noch nicht vollends in die Tiefe des Fado gelangt.
kw

POLLYANNA
Polly & The Fine Feathers
(Solaris Empire)


Mit leichtem Jazztouch kommt das neue Album von Isabelle „Pollyanna“ Casier daher. Ihr vom Folk herkommendes Songwriting wirkt nun abwechslungsreicher und auch eigenartiger. Geige und singende Säge tauchen immer wieder in den Arrangements auf, was der leichtfüßigen Atmosphäre des Albums gut zu Gesicht steht. Und zum Ende hin gibt es sogar eine elektrische Gitarre und ein Banjo zu hören!
mf
PONS AELIUS
Fire Under The Bridge
(Eigenverlag)


Eine Herausforderung geht das Sextett aus der nicht nur geografischen Grenzregion zwischen Schottland und Nordengland auch auf ihrem zweiten Album an. Reiner Instrumentalmusik fehlt die Abwechslung, die Lieder bringen. Da müssen instrumentelles Können (Pipes, Flute, Banjo, Bouzouki etc.) und clevere Arrangements für Vielfalt sorgen – und das klappt auch bestens.
mk

SHAMA (RAHMAN) & FRIENDS
Let The Lights In
(NarRator Records)


Die Freunde von Frau R. sind Djordje Mijuskovic (v), Daniel Abad (b), Maria Keck (voc), Veronique Delmelle (sax, fl) und Laci Szlama an der ungarischen Kurzhalslaute Koboz. Sie selbst singt, rezitiert und spielt Sitar, und alle bedienen diverse Elektronika. Musikalisch wildert die Truppe in gut einem Dutzend verschiedener Genres. Kurzweil garantiert.
wb
JARON REID RAVEN’SKY
I Can’t Take The Darkness Anymore
(Standing Tall Music)


Inbrünstig und seelenvoll singt und spielt sich dieser Kanadier durch 25 Songs, die einzuspielen beinahe drei Jahre brauchten. Verlassenheit, Schmerz und Seelendurst sind die Themen seiner Lieder, in denen er Folk, Soul und sogar leicht Keltisches miteinander verschmilzt. Häufig entsteht dabei ein abwechslungsreiches, aber aufgebauscht wirkendes Pathos.
mf

RUMBARISTAS
Rumbaristas
(Via Lactea Records)


Die Band ohne gemeinsamen Wohnsitz besteht im Kern aus vier Musikern mit spanischen, französischen, italienischen und belgischen Bezügen und hat Humor (mit Kaffeekannen statt Köpfen auf dem Albumcover). Die im Bandnamen evozierte Rumba Catalana wird abgefeiert. Auf Spanisch oder Italienisch geht es aber auch gen Balkan, Cumbia, Ska, Salsa und Italo-Song.
kw
THE SENSATIONAL JIMI SHANDRIX EXPERIENCE
Foxy Laddie
(Brechin All Records)


Natürlich sind Bandname und Albumtitel grandiose Wortspiele. Aber auch wenn Mastermind und Akkordeonvirtuose Sandy Brechin in Hendrix-Manier auf dem Cover posiert, das ist schottische Ceilidh-Musik par excellence auf der zweiten CD der Band. Tanzmusik also, und zwar in wechselnder Großbesetzung (achtzehn Musiker) mit allerlei Instrumenten und größtmöglicher Power.
mk

MARTIN SIMPSON
Prodigal Son
(Do-CD; Topic Records)


In der „Topic-Treasures“-Serie mit Wiederveröffentlichungen alter oder nicht ganz so alter Meisterwerke gibt es Neues: Simpsons episches Werk inklusive Liveaufnahmen aus dem Jahr 2007 plus einem informativen Artikel von Colin Irwin. Niemand verbindet Americana und traditionelle britische Musik mit Gitarre und Banjo so elegant wie Simpson.
mk
SPUI’MA NOVAS
Kaleidoskop
(Galileo MC)


Die san scho genial … Die musikalische Großfamilie um Mastermind Stefan Straubinger (Drehleier, Bandoneon, Gesang) sprengt gemeinsam mit einer Horde Gastmusiker sämtliche Genregrenzen und paart, ausgestattet mit unzähligen Instrumenten, bayerische Volksmusik mit allen denkbaren Musikstilen zu einem charmanten, mitreißenden Weltmusikbastard. Sauguat!
uj

RUSTY STONE
Farewell
(RevStone Music)


Der Münchner Bluesmusiker Rusty Stone spielt eigene Stücke und covert solche seiner Favoriten – wie Steve Earle, Robert Johnson und Willie Dixon. Welcher Instrumente er sich jeweils dabei bedient, ist sauber aufgeführt, von Dobro über Mandoline bis Lap Steel reicht die Palette. Funktioniert vor allem als Souvenir für Bewunderer seiner Livekünste.
vd
STUMFOL
Long Story Short
(Homebound Records)


Ein ultralässiges Album, das im Hörer innere Räume öffnet, ist Christian Stumfol aus Balingen gelungen. Nichts schreit hier, nichts drängt sich auf. Viel Springsteen hat er gehört, von allem Ballast entschlackt und indietauglich produziert. Verträumte Coolness, die alte Männer bei jungen Freundinnen laufen lassen können, und beide sind happy.
mw

JOHN TAMS
The Reckoning
(Topic Records)


Auch in der „Topic-Treasures“-Serie: Der Folkrocker John Tams von Albion-Band- und Home-Service-Ehren und sein 2005er-Solo-Opus plus drei Extratracks auf ca. 64 Minuten Länge mit Sleeve Notes von Mick Houghton. Songs wie „One More Day“ oder das leider immer zeitlose „Safe House“ altern einfach nicht, und Tams markante Stimme ist unverkennbar.
mk
THREE FORKS
The Ship Is Leavin’
(Palmo Music)


Das Leipziger Trio folgt mit Gitarre, Kontrabass und Schlagzeug den Spuren des Delta Blues, schaut aber auch nach rechts und links. So bleibt es nicht beim klassischen Klangkosmos, den hier häufig die Slidegitarre prägt. Das alles wurde erstklassig eingespielt und mit hypnotischer Wirkung versehen. Nur der Gesang wirkt zeitweise etwas gestelzt.
vd

TRACK DOGS
Fire On The Rails
(Monde Green Records)


Lebhafte Straßenmusik von zwei Iren, einem Briten und einem Amerikaner, die seit 2011 in der Sonne Madrids Weltmusiken aufsaugen und von Gypsy Swing bis Sommerwiesenpop gute Laune verbreiten. Ein Tribut an Freddie Mercury, Gastmusiker von den Klezmatics und We Banjo 3 sowie Akkorde zu den Texten im Booklet runden das Bild des anknüpfungsreichen Albums ab.
mw
WELLBAPPN
Didl-Dudl
(Kunstmann-Verlag)


Er hat nix verlernt, der Hans Well. Musikalisch virtuos an diversen Instrumenten unterstützt von seinen beiden Töchtern und seinem Sohn, liefert er satirische Liedtexte in bairischer Mundart, seziert mit scharfer Sprachklinge Klimawandel, Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche, Rechtsextremismus, Glyphosat und mehr – saukomisch, sarkastisch, brillant.
uj

LAINEY WILSON
Redneck Hollywood
(EP; Broken Bow Records)


EP mit vier Songs, durchweg gut gelaunt und nie langweilig. „Straight Up Sideways“ drückt richtig aufs Gas, und „Dirty Looks“ dreht die Perspektive auf das Geschehen in einer Bar mal um, da gibt die Südstaatensongwriterin („When you say LA, I think Louisiana“) die coole Frau, die ihren Mann verteidigt. Jeans & Boots Nashville Country für das starke Geschlecht.
mw
ZÄPÄMMÄT
Äiti Maa – Mother Earth
(IMU)


Was beim schnellen Hören wie traditionelle finnische Vokalmusik klingt, entpuppt sich letztlich als raffiniertes Crossover zwischen nordischer Folklore und afrikanischen Klängen. Denkt man sich statt der Klangfarbe finnischer Sängerinnen z. B. einen Chor aus Soweto, werden die Parallelen erkennbarer. Passend dazu spielt das Duo Kantele und afrikanische Percussion.
ce

Walter Bast (wb), Volker Dick (vd), Chris Elstrodt (ce), Michael Freerix (mf), Matti Goldschmidt (mg), Gabriele Haefs (gh), Achim Hennes (ah), Ulrich Joosten (uj), Harald Justin (jus), Mike Kamp (mk), Ines Körver (ink), Hans-Jürgen Lenhart (hjl), Piet Pollack (pp), Erik Prochnow (ep), Christian Rath (cr), Johannes Schiefner (js), Michael A. Schmiedel (mas), Roland Schmitt (rs), Christoph Schumacher (cs), Imke Staats (is), Reinhard „Pfeffi“ Ständer (rps), Martin Steiner (mst), Katrin Wilke (kw), Martin Wimmer (mw)