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ABU
Abu
(Home Records)


Abu Djigos Traum war es, ein eigenes Album mit seinen besten Musikerfreunden zu produzieren. Sie trafen sich im Studio zu Aufnahmen, doch noch vor deren Beendigung verstarb Abu im Frühjahr 2016 mit 46 Jahren. Baba Sissoko, Omar Ka, Serigne Mc Gueye und Afra Mussawisade haben nun seinen Traum Realität werden lassen, indem sie dieses Album posthum veröffentlichten. Es entspricht einem Meisterwerk mit vielen magischen Momenten und lässt den virtuosen senegalesischen Gitarristen unvergessen.
Christoph Schumacher
IAN A. ANDERSON
Onwards!
(Ghosts From The Basement)


fRoots-Chef Anderson veröffentlicht den ersten Sampler seiner anderen, deutlich längeren, nämlich fünfzigjährigen Karriere als Musiker. Ob man seinen manchmal etwas affektierten Gesang mag, ist die eine Sache, aber die Mischung aus „deathfolk, blues, psych-fi, trad & world twang“ (Untertitel) garantiert Abwechslung. Ebenso natürlich die Musikanten vom Kaliber einer Maggie Holland, Tiger Moth, English Country Blues Band oder Blue Bloke 3. 71 Minuten Laufzeit sorgen überdies für ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Mike Kamp

THE BAD MOUSE ORCHESTRA
Plays Ukulele Treasures From The Golden Swing Era
(Eigenverlag)


Den Charme vergangener Zeiten, die Leichtigkeit des Swing, die Musik der Zwanziger- und Dreißigerjahre lassen Charlotte Pelgen, Stefan Pößiger und Peter Jung wiederaufleben. Mit Ukulele und Gitarre, Gesang und viel Spaß an der Sache geht das muntere Trio ans Werk und präsentiert seine ausgegrabenen Schätzchen. Diese Lieder wurden in Shows gesehen, am Grammofon gehört und dann in solch kleiner Besetzung zu Hause, in Bars und auf der Straße gespielt und nachgespielt. Gute Laune zum Anhören.
Rainer Katlewski
BARELY AUTUMN
Barely Autumn
(Zeal-Records)


Der belgische Multiinstrumentalist präsentiert auf seinem ersten Album Indiepop in Haldern-tauglicher Qualität. Die Gesangsthemen wiederholen sich bisweilen, das gesamte Album klingt aber in sich geschlossen und vollständig. Nico Kennes, der Künstler hinter Barely Autumn, zaubert melancholisch sphärische Klänge, wie man sie üblicherweise von Indiebands aus Island kennt. Wer CDs von RY X oder Oaktree in seiner Sammlung findet, kann den Ausflug nach Brüssel bedenkenlos wagen.
Chris Elstrodt

BECKER/DOPPSCHER
Kintsugi
(Tasal Records)


Bei Weitem nicht das einzige Projekt von Beatrix Becker (Klarinette), die mit Bridges of Music bereits in der Vergangenheit mittels der Musik Verständigung unter Völkern und Nationen suchte. Nun liierte sie sich nun musikalisch mit dem „perlenden Gitarrenakrobaten“ Benjamin Doppscher, um bereits im November letzten Jahres ein erstes gemeinsames Album zu veröffentlichen. Für ihre Anleihen aus traditionell jüdischen Liedern wie etlichen Eigenkompositionen wurden sie von der japanischen Kintsugikunst inspiriert, bei der Zerbrochenes mit Gold repariert wird, resultierend in einem „gnadenlos ehrlichen – wunderschön menschlichen“ Dialog (Berliner Abendblatt).
Matti Goldschmidt
JOE BEL
Dreams
(La Ruche)


Joe Bel ist quasi die französische Ausgabe von Lena. Übertriebene Medienpräsenz in Film und Fernsehen, gebucht von Modelabels und überall als musikalische Schönheit gehandelt, hat es die Künstlerin schwer, sich auf sich selbst zu besinnen und einen Weg zu gehen, der nicht von Marketingfachleuten bestimmt wird. Das gelungene Debütalbum Dreams bietet dabei Indiefolk vom Feinsten; die musikalische Unterstützung von Marcus Paquin aus dem Arcade-Fire-Umfeld sichert dann auch gleich die Zielgruppe.
Chris Elstrodt

Daniel Bellegarde
Anba Tonèl
(Eigenverlag)


Der Kanadier spielt Musik karibischer Inseln wie Haiti oder Guadeloupe. Dass diese sich gelegentlich eher nach Bluegrass oder englischen Folktänzen anhört, kommt nicht von ungefähr. Es gibt in der Karibik traditionelle Tanzstile, die eine Mischung aus englisch-französischen Tänzen wie dem Contredanse und westindischen Percussioninstrumenten sind. Aus dem Contredanse leitet sich auch der Square Dance ab, und Bellegarde setzt zudem Fiddle, Dobro und Banjo ein. Daher der wundersame Sound.
Hans-Jürgen Lenhart
BJØRN BERGE
Who Else?
(Blue Moon Records)


Der norwegische Gitarrist und Sänger Bjørn Berge spielt Bluesrock, hier in Triobesetzung und mit wechselnden Schlagzeugern. Die Songs werden getragen vom recht rauen Gesang, einer gekonnt gespielten (Slide-)Gitarre und meist treibenden Rhythmen. Manchmal nimmt die Band etwas Tempo heraus und weiß dann mal mit einer schönen Ballade („Bitter Sweat“) oder einem stimmungsvollen Mid-Tempo und mehrstimmigem Backgroundgesang („The Calling“) zu gefallen.
Achim Hennes

BERMOODA
Unsterblich
(Lucky Bob Records)


Na endlich mal wieder eine Kölner Band, bei der sich das genaue Zuhören lohnt, zumal sich das Sextett des „Jefööhl“-Slangs enthält und in ihren teils messerscharfen, teils herrlich selbstironischen Texten gesellschaftliche (und private) Zustände beschreibt. Dazu kredenzt die Band eine brillante Mixtur aus Reggae, Bratz-Gitarren und gelegentlicher Progrock-Bombastik. Aufgemerkt, Köln: Die supergeile Zeit war nicht früher, die ist hier und jetzt! Und Bermooda sind ihre derzeit besten Protagonisten!
Walter Bast
BAIJU BHATT & RED SUN
Eastern Sonata
(QFTF)


Das Jazzquintett des Schweizer Geigers mit indischen Wurzeln enthält elf Stücke, die weder die musikalischen Präferenzen der Roten Sonne noch die an karnatischer Geigenmusik geschulte Herkunft ihres Bandleaders verleugnen können. Valentin Conus (ts, ss), David Tixier (p), Blaise Hommage (b) und Cyril Regamey (dr) schaffen ein rhythmisch sattes Fundament für Bhatts Geigenexkursionen, und prominente Gäste wie Gitarrist Nguyên Lê oder Krishna M. Bhatt (Sitar) sorgen für stimmige musikalische Zutaten.
Walter Bast

ALESSIO BONDÌ
Nivuru
(800A Records)


Auch auf seinem zweiten Album singt der Sizilianer ausschließlich im palermitanischen Dialekt. „Nivuru“ heißt Schwarz, doch die tropischen Vögel des dunklen Digipacks, die das Haupt des Sängers umgarnen, suggerieren Farbe. Diese bringt Bondì mit brasilianischen Rhythmen und Afrofunk in seine Lieder. Auch die Liebe, die er mit seiner hellen, klaren Stimme besingt, ist bunt. Schwarz wird sie dann, wenn die Distanz zwischen den Liebenden unüberbrückbar wird oder der Liebende ein Stalker ist.
Martin Steiner
THE BONGO HOP
Satingarona Pt. 2
(Underdog Records)


Auf Teil eins ging Soundbastler und Trompeter Etienne Sevet aus Lyon 2016 unter anderem in die afrokolumbianische Richtung. Die neue, gut produzierte und partytaugliche Arbeit schlägt einen weiteren, panafrikanischeren Latinbogen. Zuvor und wieder dabei die charismatische Sängerin Nidia Góngora von Kolumbiens Pazifikküste. Sie brillierte vielfach in Allianzen mit dem Produzenten Quantic. Der Brite und der Franzose sind Freunde und so was wie moderne „Kolumbusse“ auf friedfertigem, musikalisch gesinntem Beutezug.
Katrin Wilke

BOXGALOPP
Hoobädihöh, Fränkische Kinderlieder mit Boxgalopp
(Beste! Unterhaltung)


Auf diesem Album befindet sich genau das, was draufsteht. Fränkische Kinderlieder, gesungen in fränkischer Mundart, begleitet von vielen Kindern und einigen Stargästen. Das ist jede Kulturförderung wert und bedient auch das Klischee von Grundschullehrerinnen. Die Gruppe um David Saam setzt dabei auf eigens gesammelte traditionelle Kinderlieder und einige Eigenkompositionen. In einer Zeit, in der Kinder mit Netflix statt mit Liedern aufwachsen, ist diese Sammlung wertvoll.
Chris Elstrodt
DANIEL CASARES
Concierto De Aranjuez/La Luna De Alejandra
(Green Cow Music)


Nach der Hommage an Pablo Picasso aus dem Jahr 2015 (Picassares) wendet sich der Flamencogitarrist Daniel Casares nun dem sinfonischen Aspekt der spanischen Gitarre zu. Rodrigos Megaklassiker und ein eigenes, seiner Tochter Alejandra gewidmetes Werk wurden mit dem Philharmonischen Orchester Málaga (Casares’ Geburtsstadt) eingespielt. Casares’ Rodrigo muss sich mit der legendären Paco-de-Lucía-Interpretation von 1991 messen. La Luna De Alejandra ist eher moderner Flamenco mit dezenter Orchesterbegleitung.
Rolf Beydemüller

ConexiÓn
Cubana La Maravilla
(Connector Records)


Conexión Cubana ist eine altgediente Truppe des kubanischen Son, die dreizehn Jahre zusammenspielte, dann als Soneros De Verdad weitermachte, sich jetzt aber mit fast gleicher Besetzung wiedergründete. Insbesondere die Hinzunahme des Pianisten Heber Méndez macht sich dabei positiv bemerkbar. Die Band spielt aufgeweckt, bietet echte Ohrwürmer, und ihr „Muévete“ mit dem rauchigen Sänger Pedrito Calvo wirkt fast wie eine Rock-’n’-Roll-Nummer. Überzeugt.
Hans-Jürgen Lenhart
CORIANDRE
Camin D’Estèlas
(Eigenverlag)


Aus Sommières im okzitanischen Départment Gard stammt die fünfköpfige Gruppe, die auf ihrem sechsten Album elektrifizierte Bal-Folk-Musik spielt, gesungen in Okzitanisch, der Sprache der Troubadoure. Auf elektroakustischer Drehleier, Boha, Gaitas, Hautbois Languedocien, Chalumeau, Querflöten, Saxofon, Schlagzeug und Percussion geht es im Spannungsfeld zwischen Musique Trad, Weltmusik, Ska und Rock teils deftig zur Sache, ohne dass die Band je den Respekt vor dem traditionellen Ausgangsmaterial vermissen lässt. Modern, energetisch und spannend!
Ulrich Joosten

DIVERSE
Muscle Shoals – Small Town, Big Sound
(BMG)


Der kleine Ort Muscle Shoals in Alabama hat mit den Fame Studios Musikgeschichte geschrieben. Ein eigener Sound wurde hier geprägt, und die Rolling Stones, Wilson Pickett, Aretha Franklin und zahlreiche weitere prägende Musiker der Sechziger und Siebziger haben hier ihre Alben eingespielt. Einige der legendären Songs wurden nun von Künstlern wie Keb’ Mo’, Grace Potter oder Alison Krauss neu eingespielt (umwerfend: Grace Potter mit „I’d Rather Go Blind“) und machen Lust auf die Suche nach den Originalen.
Achim Hennes
DIVERSE
Stimmen Bayerns – München
(Trikont)


Die neue Ausgabe der Stimmen Bayerns ist der Stadt München gewidmet und so vielfältig, so überraschend, so anarchisch wie die wildgewachsene Kultur dieser Stadt. Altes und Neues, Lied, gesprochenes Wort und Instrumentalmusik von so unterschiedlichen Künstlern wie Karl Valentin und Liesl Karlstadt, Udo Wachtveitl, der Sendlinger Stubensusi, Hans Söllner oder den Zitronen Püppies. Eine wunderbare Kompilation zum Lauschen, Staunen und Entdecken.
Ulrich Joosten

RICHARD DOBSON
I Hear Singing
(Brambus Records)


Im Dezember 2017 verstarb der texanische Songschreiber mit Wohnsitz Schweiz unerwartet. Da hatten Richard Dobson und seine eidgenössischen Freunde dieses Album fast vollständig aufgenommen. Ohne ihn haben sie es vollendet. Es zeigt den 75-Jährigen, dessen Stücke Leute wie Johnny Cash und Dave Edmunds interpretiert haben, nochmals von seiner starken Seite – den markanten Gesang, die abwechslungsreichen Songs zwischen Blues, Folk und Mexikanischem. In jedem Fall eine würdige Hinterlassenschaft.
Volker Dick
DOMINIC EGLI’S PLURISM
Azania In Mind
(Unit Records)


Nach zwei Einspielungen mit westafrikanisch dominierten Einflüssen zeigt Dominic Eglis Afro Jazz Quartet auf diesem Tonträger, wie variantenreich südafrikanische Tradition in eine moderne Form transferiert werden kann. Überzeugend gelang das vor allem durch Gastsängerin Siya Makuzeni, aber auch durch den Trompeter Feya Faku. Afrikanische Eindrücke werden in sinnliche Balladen oder pulsierende Grooves mit eruptiven Soli verwandelt. Ein Genuss auf jeden Fall für Freunde der Improvisationskunst.
Christoph Schumacher

ERDE-ENKHEIM
Liebe bleibt
(Eigenverlag)


Gitarrensounds in hoher Qualität, wie sie Tom Petty zur Ehre gereicht hätten, treffen auf leicht naive Weltverbesserungstexte in Bots-Qualität. Das klingt nach Weltgebetstag im Rockgewand. Wer die Texte mag, wird sich vielleicht eine folkloristischere Instrumentierung wünschen. Wem die Musik gefällt, den stören womöglich die deutschen Texte. Reinhören sollten jedoch sowohl Folkie als auch Rocker, denn hier geht ein Künstler seinen eigenen Weg, und das verdient Respekt.
Chris Elstrodt
GRADRAUS
Frei
(Eigenverlag)


Aus dem ostschwäbischen Alfdorf, fast aus der Nachbarschaft von Wendrsonn, stammt diese schwäbische Folkrockband, ebenfalls mit weiblicher Frontstimme, vielfach instrumentalisiertem Bandsound und Texten mitten aus dem Leben. Im direkten Vergleich aber etwas schlagermäßiger und mit etwas zu häufigen Refrainwiederholungen. Die Texte sind auf Schwäbisch im Beiheft mitlesbar. Des Rezensenten Lieblingslied: „Oma“.
Michael A. Schmiedel

NATHAN GRAY
Live in Wiesbaden/Live in Iserlohn
(End Hits Records)


Für die, die Nathan Gray bisher nicht kannten, ist dieses üppige 2-CD/1-DVD-Live-Paket als Einstieg nur bedingt geeignet. Komplette Konzerte detailliert in Bild und Ton; Fans aber haben hiermit ein ausführliches Dokument. Der ehemalige Punk und Sänger der Band Boysetsfire mal nicht mit krachendem Hardcore, sondern eher besonnen in intimer Triobesetzung mit zwei E-Gitarren und Cello.
Imke Staats
GWENNYN
New Andro, Best of
(Coop Breizh)


Nach fünf regulären Alben hat die bretonische Sängerin Gwennyn ein schönes Best-of-Album vorgelegt, das auch vier neue Titel enthält. Gwennyn begann als Singer/Songwriterin mit bretonischer Note, hat mit ihrem vorigen Album Avalon aber einen klar folkpoppigen Weg eingeschlagen. Diesen Weg geht sie hier weiter, etwa im Titeltrack „New Andro“, der auch als Single ausgekoppelt wurde. Großen Anteil am Sound (und auch am Erfolg) von Gwennyn hat Patrick Marzin an Gitarre und Keyboards, der einst Ar Re Yaouanks Breizh Positive aufnahm und mit dem sie schon lange als Produzent und Co-Autor zusammenarbeitet.
Christian Rath

GYPSY HILL
Producing
(Batov Records)


Das britische Produzenten- und DJ-Duo DJ Kobayashi und Herbert Newbert mausert sich immer mehr vom Studio- zum Liveact. Quasi unter Livebedingungen hat es auch seinen neuen partytauglichen Longplayer eingespielt. Dabei haben die beiden so viele unterschiedliche Musiker eingeladen (darunter den israelischen Songwriter Koby Israelite, den marokkanischen Gnaouamusiker Simon Lagnawi sowie die sizilianische Electroswing-Combo Swingrowers), dass man den roten Faden etwas vermisst.
Ines Körver
DANIEL HAAKSMAN
With Love, From Berlin
(Man Recordings)


Der deutsche DJ und Musikproduzent versendet von seinem aktuellen Wohnort eine bunt vollgekritzelte klingende Postkarte in alle Welt. Also dorthin, woher auch die Mitwirkenden des Albums kommen. Alles Wahlberliner wie er, der einstige Patentierer bzw. Internationalisierer des Baile Funk. Über das teils Monotone, Dumpfe jenes brasilienstämmigen urbanen Sounds geht es weit hinaus in den neun Global-Beat-Tracks. Mit dabei renommierte Künstler beider Amerikas, Afrikas, diverser Länder Europas und Israels.
Katrin Wilke

LAKHDAR HANOU
Nassaj
(Cricao)


Während das Cover etwas unübersichtlich ist (auf der Vorderseite steht Trio Inde Orient Occident, auf dem Rücken nur der Name des aus Algerien stammenden Oudspielers Lakhdar Hanou), ist die Musik sehr aufgeräumt, auch an den virtuosesten Stellen. Hanou, von dem fünf der sechs Kompositionen stammen, und seine Musiker Auguste Harlé (Cello) und Debajyoti Sanyal (Tabla) liefern eine wunderbare Synthese aus arabischer, indischer und europäisch-klassischer Musik ab.
Ines Körver
HEATED LAND
In A Wider Tone
(K&F Records)


Das Americana-Projekt des Norddeutschen Andreas Mayrock besticht durch einen treibenden Groove, der trotz oder gerade wegen der Wahl akustischer statt elektrischer Instrumente ungewöhnlich spröde und scharfkantig erscheint. Die leicht schnarrende, tiefe Gesangsstimme passt perfekt zu den Texten, die Sehnsucht nach einem rauen, freien Leben erzeugen. Die Spannung auf dem Album wird durch die brillante Begleitung von Kontrabass und Schlagzeug noch verstärkt.
Chris Elstrodt

HEJIRA
Thread Of Gold
(Lima Limo Records)


Der Goldfaden ist das zweite Album des britischen Trios auf seinem eigenen Label. Benannt nach dem 1976er-Album von Joni Mitchell (anderen Quellen zufolge nach dem arabischen Wort für „Reise an einen Sehnsuchtsort“), haben Rahel Debebe-Dessalegne (voc, b), Sam Beste (voc, g) und Alex Reeve (g, keyb) ihren Sound weiter ins Ätherische und Sphärische verlagert. Selten klang ein soulbasiertes Album mehr nach Ambient und Soundscapes. Das hat durchaus seinen Reiz, wenn auch nicht zu jeder Tageszeit.
Walter Bast
JENSEN & DAUBENSPECK
Global Game
(7music)


Früher saß man mit der Wandergitarre am Lagerfeuer und rief: „Was reimt sich auf Ölkrise?“ – „Blumenwiese! Ja, das ist gut, das wird unser neuer Protestsong.“ Heute produziert man CDs. Daran ist nichts Schlechtes. Das Duo verpackt die richtigen Gedanken in, zugegeben, ungelenkes Englisch. Mit einer gefälligen Klangfarbe im Gesang und einer einwandfreien Gitarrenbegleitung macht das Album im Hintergrund viel Spaß, auch wenn die Künstler sicher das bewusste Anhören der Texte als Ziel verfolgten.
Chris Elstrodt

KEIMZEIT
Das Schloss
(Comic Helden)


Seit Wendezeiten zählt man die Musiker um Norbert Leisegang aus dem Brandenburgischen zu den Kultbands der Ostbundesländer. Der Titel des neuesten Studioalbums geht zurück auf Leisegangs Kindheit. Die Liedtexte sind gewohnt fantasievoll, oft skurril, manchmal kritisch und fast immer voller Metaphern. In „Geht schief“ heißt es: „Wir hören nur das, was wir hören wollen“. Musikalisch sind oft die Sechzigerjahre herauszuhören, wie etwa in „Lieblingsakkord“, aber auch Reggae und ideal zu den Texten passender Liedrock.
Reinhard „Pfeffi“ Ständer
MO KLÉ
Fighter In The Sky
(EP; Greywood Records)


Leicht, melancholisch, getragen von einer süß-traurigen Cellomelodie, eröffnet der Schweizer Liedermacher mit der Singleauskopplung „Mercenary“ seine Debüt-EP. Das Lied handelt von einem, der sein Leben für die Ideale anderer verschenkt. René Grünenfelder, wie der St. Galler mit bürgerlichem Namen heißt, schreibt nachdenkliche, ruhige Songs zwischen Indiefolk und Pop.
Martin Steiner

OMER KLEIN TRIO
Radio Mediteran
(Warner Music)


Der in Deutschland lebende exzellente Jazzpianist aus Israel ist kein direkter Folker-Fall. Doch auf seiner Mittelmeer-(Radio-)Welle mitzusegeln ist allemal wohltuend, gerade wegen der Tristesse, die seit Jahren mit diesem Gewässer verbunden ist. Rhythmisch und klanglich vielfarbige Lieder – alles Eigenkompositionen – werden da „gesungen“ von seinem rein israelischen, hörbar gut aufeinander hörenden und eingestimmten Trio. Die Liebeserklärung an einen reichen Kulturraum ist Kleins achtes Album als Bandleader.
Katrin Wilke
ALEXIS KORNER
Every Day I Have The Blues – The Sixties Anthology
(Cherry Red Records)


Alexis Korner gilt neben John Mayall als „Vater des britischen Blues“, als sie diesen zu Beginn der Sechziger elektrifizierten, um weitere Instrumente anreicherten, beschleunigten und dessen Metrik verzerrten. Dies begeisterte erst das junge Publikum Londons, dann Europas und schließlich auch die jungen weißen Zuhörer in den USA, was dort wiederum zum Revival des Blues führte. Nachzuhören auf diesen drei CDs, die die musikalische Entwicklung der Sechziger sehr schön nachzeichnen.
Achim Hennes

MORITZ KRÄMER
Ich hab’ einen Vertrag unterschrieben 1 & 2
(Tapete Records)


Ein Doppelalbum nennt er das, zwei Teile auf einer CD, und bei allem geht es um die Problematik eines unterschriebenen Vertrages und die Konsequenzen daraus. Ein origineller Gedanke, solch eine Fragestellung in Liedern durchzuspielen und die unterschiedlichen Aspekte auszuloten. Es geht natürlich am Ende um die Beziehungen von Menschen und auch um Musiker. Der erzählende Gesang vom filmemachenden Frontmann der Band Die Höchste Eisenbahn, Moritz Krämer, macht daraus ein interessantes Liederprojekt.
Rainer Katlewski
KRAUKA
Loka Leikur
(Eigenverlag)


Die dänischen Folkrocker von Krauka vertonen seit 1999 nordische Mythen, Märchen und Erzählungen. Die als Wikinger kostümierten Musiker hatten einst mit archaischen Akustikinstrumenten begonnen und präsentieren sich auf der neuen Produktion als fetzige moderne Rockband. Mächtig Mittelalterfeeling bringt der tiefe, wuchtige und derbe Gesang des Leadsängers. Ein Album für Fans von Trollen, alten Königen und gefallenen Kriegern. Krauka ist die dänische Alternative zu Corvus Corax.
Udo Hinz

TRISTAN LE GOVIC TRIO
Dañs
(Eigenverlag)


Der bretonische Harfenspieler Tristan Le Govic formte ein Trio in der Besetzung Harfe-Bass-Percussion. Die Musik wirkt trotz des Albumtitels weniger wie Tanzmusik, eher wie Folkjazz. Dazu trägt nicht zuletzt das (im Folkmaßstab) sehr anspruchsvolle Spiel des Percussionisten Alan Quéré-Moysan bei. Je öfter man die CD hört, desto mehr spürt man, wie er den Sound des Trios prägt. Bassist Tangi Le Henanff ist dagegen eher zurückhaltend. Namensgeber Tristan Le Govic steuert melodieorientiertes Harfenspiel bei und hat auch die meisten Stücke geschrieben.
Christian Rath
ALBERTO LOMBARDI
The Fermi Paradox
(Acoustic Music Records)


Der exzellente italienische Fingerstylegitarrist Alberto Lombardi unternimmt eine kurzweilige Querbeetreise durch verschiedenste musikalische Genres und erweist sich als unglaublich fantasievoller Arrangeur. Unter seinen Fingern klingen „Penny Lane“ oder „Yesterday“ ebenso raffiniert wie seine feinen Bearbeitungen von Jazzklassikern. Aber auch das heimatliche „O Sole Mio“ reiht sich nahtlos in die musikalische Perlenkette ein.
Rolf Beydemüller

SANDRA LUBOS & DANIEL WAHREN
Celtic – Lieder aus Irland und Schottland
(Fuego)


Wie die Cover Art bereits andeutet, changiert der Gesang und die ums Klavier gebaute Songbearbeitung der beiden Detmolder Künstler zwischen Pop, Schlager und Musikantenstadl-Œuvre. Bis auf einige zu affektierte Momente durchaus sehr stimmsicher, werden diese Arrangements von ziemlich durchgespielten irisch-schottischen Hits das Folkpublikum nicht erreichen können. Vor allem wegen völlig mangelnder Authentizität und Einblick ins Genre – auch am Englischen hapert es ordentlich.
Johannes Schiefner
WOLFGANG MIELITZ
Reason To Stay
(Intraton)


Zwei Herzen schlagen in dem bei Stuttgart lebenden Gitarristen und Songwriter. Auf seinem neuen Album vereint er zupackende Songs voller Soul und Funk mit entspannten Instrumentals zwischen Smooth Jazz und Latinopop. Gitarrenfans freuen sich über die geschmackvollen Soli auf elektrischen und akustischen Gitarren. Der erfahrene Musiker versammelt auf der CD über zwanzig Kollegen und schafft schöne Arrangements unter anderem mit Bass, Drums, Keyboards, Percussion, Saxofon und Mundharmonika.
Udo Hinz

DOMINIC MILLER
Absinthe
(ECM Records)


Die zweite Veröffentlichung des Sting-Gitarristen auf ECM (Silent Light, 2017). Diesmal ist unter anderem der Bandoneonspieler Santiago Arias mit von der Partie und verleiht dem zwischen Jazz und Folklore changierenden Album eine südamerikanische Note. Wie auch beim Vorgänger reihen sich äußerst melodische Kompositionen an kurze impressionistische Stimmungen. Millers gitarristische Ästhetik ist nicht die des Virtuosen, sondern, wie sein Lebenswerk verrät, die des gruppendienlichen Musikers. Und so bleibt im Zentrum, was im Zentrum sein sollte: die Musik.
Rolf Beydemüller
MOES ANTHILL
Quitter
(Tourbo Music)


„Neo Folk, Americana“ etikettiert das Urner Quintett um den Songschreiber Mario Moe Schelbert seine Musik. Dazu kommt ein gehöriger Schuss Pop, der wuchtige Einschübe in die oft ruhigen Songs erlaubt. Quitter ist gewissermaßen ein Gesamtkunstwerk. Das Album erscheint als CD, Vinylplatte, als Version mit Streichquartett (Moes Anthill String Quartett), einem Comic des irakischen Zeichners Bashar Ahmed und einem Bart- und Körperöl namens Quitter.
Martin Steiner

Juan José Mosalini
Orchestra Live Tango
(Doublemoon Records)


In dieser Wiederveröffentlichung von Konzertaufnahmen seiner Welttournee von 2007 setzte Mosalini auf großorchestrale Fassungen von Tangos alter Meister der Vierziger- und Fünfzigerjahre bis hin zum Tango Nuevo, wie sie eher selten zu hören sind. So präsentiert, ist es nachvollziehbar, warum Tangokomponisten öfters auch für Filmmusik eingesetzt wurden. Die großen Dynamikunterschiede rufen direkt danach. Ein schönes Doppelalbum für Liebhaber des authentischen Tangos.
Hans-Jürgen Lenhart
NANA MOUSKOURI
The Voice Of Greece
(Cherry Red Records)


In Deutschland gilt sie als Schlagersängerin, und tatsächlich war Mouskouri der leichten Muse nie abgeneigt. Doch in ihrer langen Karriere war sie auch immer die Botschafterin der Musik ihres Landes. Die vorliegende Box mit drei CDs und fast vier Stunden Musik zeigt diese beiden Seiten ganz am Anfang ihrer Laufbahn zwischen 1958 und 1962. Mit dabei unter anderem die Manos-Hadjidakis-Filmmusik des deutschen Dokumentarfilms Traumland der Sehnsucht (1961). Besonders überzeugend sind die Theodorakis-Vertonungen von Yannis-Ritsos-Gedichten anlässlich des Todes eines Fabrikarbeiters bei einem Streik.
Mike Kamp

MUSIC FROM THE ACOUSTIC NEIGHBOURHOOD
Dónde Son Estas Serranas
(Carpe Diem Records)


Die Gruppe um den in Bremen lebenden amerikanischen Lautenisten Lee Santana (Vihuela, Cittern) und den deutschen Jazzgitarristen Andreas Wahl (dezente E-Gitarre, E-Bow) wechselt zwischen spanischer Renaissancemusik (16. Jh.) und eigenen Kompositionen, die auch Jazz- und Rockelemente enthalten. Die Konzeptidee des Albums beruht auf einem alten spanischen Liebeslied. Unterstützt werden die beiden von Marthe Perl an der Gambe und der Sopranistin Antje Rux.
Piet Pollack
MUSIQUE IN ASPIK
Alte Lieder & Poesie
(Eigenverlag)


Hinter dem lustigen Namen stecken Markus Wangler und Petra Küfner aus Augsburg. Teils tradiert und bekannt, teils jazzig verfremdet, bieten sie hier deutsche Volkslieder wie „Es führt über den Main“ oder auch Kinderlieder wie „Hänschen klein“ mit Gitarren-, Flöten- und Percussionbegleitung. Manches klingt etwas albern, aber auf keinen Fall altbacken. Das schön gestaltete Beiheft enthält Fotos und alle Texte.
Michael A. Schmiedel

NATTY
Man Like I & I – Special 10th Anniversary X Edition
(Vibes & Pressure)


Holla, gibt’s jetzt schon „Anniversary Editions“ für zehn Jahre Zugehörigkeit zum Reggae-Business? Doch dem Sohn eines Italieners und einer Südafrikanerin kommt für die Wiederveröffentlichung seines Albums Man Like I aus dem Jahre 2008 der Vinyl-Hype entgegen. Und so enthält das 2018er-Doppelalbum Man Like I & I auf LP eins ein Remaster des Originalalbums und auf LP zwei vier neue Stücke und sechs Remixe mit Gästen wie Benjamin Zephaniah oder Seun Kuti. Auf der CD gibt’s dann „nur“ den Inhalt von LP zwei.
Walter Bast
Maxwell Oliviera
Água Sangue Da Terra
(Eigenverlag)


Die hier zu hörende Mischung aus Pop, Hip-Hop, Flamenco, Jazz, Klassik, Rock, Baiao, Choro und Samba Funk müsste man hierzulande lange suchen. Der brasilianische, in Deutschland lebende Liedermacher Maxwell Oliviera schüttelt sie aus der Hand und dazu noch miteinander zusammen. Ihm gelingt damit ein anspruchsvolles wie tanzbares Album mit brasilianischer Musik und europäischen Einflüssen. Zudem sind erstaunlich oft Geige und Flöte zu hören.
Hans-Jürgen Lenhart

OURAWEN
Le Goût Des Orties
(Eigenverlag)


Ourawen ist ein bretonisches Trio, das Fest-Noz-Tanzmusik spielt. Bestimmender Musiker ist hier Matthieu Lebreton, der Gitarre und Mandola spielt. Gelegentlich (eher zu selten) singt er auch. Vor allem die Mandola sorgt für einen vollen Sound, sodass man eine größere Gruppe erwarten würde. Auf der Gitarre spielt Lebreton eher Melodien. Mit dabei ist auch Odran Bigot an der Geige sowie der Percussionist Emmanuel Geffray. Ein sehr energetischer und eigenständiger Sound. Die meisten Stücke hat Matthieu Lebreton selbst geschrieben.
Christian Rath
RAOKY
Niova
(Fuego)


Drei Jahre nach dem Debütalbum nun also der zweite Streich des madagassisch-deutschen Quartetts um Sänger Dada Bessa und Gitarrist Marvin Warnke. Der Titel bedeutet „neu“, aber auch „verändert“. Der groovende afrokreolische Musikmix ist in der Tat gefälliger und abwechslungsreicher, durchweg sehr melodiös und tanzbar. Happy-go-lucky-Songs mit unverfänglichen Inhalten.
Roland Schmitt

FRED RASPAIL
Radio Primitivo
(Gutfeeling Records)


Französisch angehauchten Chanson-Punk in mindestens drei Sprachen präsentiert der französische Songwriter. Das klingt selbst gemacht und eher witzig als kunstvoll, macht live aber bestimmt gute Laune. Radio Primitivo wird so zur selbst gewählten Wahrheit und spricht vermutlich eher jugendliche Partygänger als Konzerthallenbesucher an. Das Außergewöhnliche an Raspail – er spielt alle Instrumente gleichzeitig selbst – wirkt auf CD nur schwer. Also hinein in die nächste Kneipe und eine Runde spendiert.
Chris Elstrodt
REFLEJOS
Al Aire
(Artdialogue)


Zur kleinen, stolz wachsenden Schar versierter Flamencogitarristinnen gehören auch Nichtspanierinnen. Beate Reiermann aus Wien zog es von Klassik und Jazz aus gen Flamenco, studierte ihn hörbar intensiv. Sieben Eigenkompositionen und ein sephardisches Traditional intoniert sie hier gefühlvoll und frisch – gemäß dem luftigen Albumtitel. Zusammen mit einer spanischen Sängerin, die auch flamencofernere Register zu ziehen weiß, einer vielseitigen Percussionistin und einem nicht minder ausdrucksstarken Geiger.
Katrin Wilke

HELEN ROSE
Trouble Holding Back
(Monkey Room Music)


Ein sehr schönes Debüt ist der jungen Sängerin und Saxofonistin Helen Rose hier gelungen. Gekonnt und geschmackvoll mäandern ihre Songs zwischen modernem Country („Flatlands Of North Dakota“) und Blues („When The Levee Breaks“). Offenbar verwendet sie sehr viel Mühe auf die Komposition und perfekte Instrumentierung, und so wird der Hörer mit solch außergewöhnlich vielschichtigen und groovenden Songs wie „A Dangerous Tender Man“ belohnt.
Achim Hennes
RUZ RÉOR
Nouvelle Cuvée
(Coop Breizh)


Die sechsköpfige bretonische Band Ruz Réor macht instrumentale Fest-Noz-Tanzmusik. Im Mittelpunkt steht dabei das Saxofon von Richard le Goc, das mit der Bombarde von Alain Pensec interagiert. Weitere Instrumente sind Akkordeon, Gitarre, Bass und Schlagzeug. Der Bandsound, der im Stil an Sonerien Du erinnert, ist gut gelaunt und leicht konsumierbar, allerdings nicht übermäßig abwechslungsreich. Mit dem Album feiern Ruz Réor ihren fünfzehnten Band-Geburtstag. Der Albumtitel Nouvelle Cuvée spielt vielleicht auf das Sprichwort „Neuer Wein in alten Schläuchen“ an.
Christian Rath

SAMIRA SAYGILI & PETER AUTSCHBACH
Sweeter Than Honey
(Acoustic Music Records)


Zwischen den Stühlen ist es manchmal am interessantesten. Sängerin Samira Saygilli und Gitarrist Peter Autschbach haben ein Duoalbum zwischen Jazz und Pop geschaffen. Bei ihnen klingen Eigenkompositionen wie neue Jazzstandards. Stücke von Duke Ellington oder Elton John interpretieren sie so eigen, dass ganz neue Facetten zu hören sind. Beide Musiker eint, dass sie filigran und gefühlvoll musizieren und ihre Stücke klug arrangieren. Kurz: Emotionaler Gesang trifft virtuose Gitarre.
Udo Hinz
KATLEEN SCHEIR
Border Guards
(Starman Records)


Neben ihrem Erfolg als Sängerin des Trios The Golden Glows wandelt die Belgierin jetzt auch auf Solopfaden. Diesmal interpretiert sie keine Stücke aus den Zwanzigern oder Traditionals, sondern präsentiert eigene Kompositionen, etwa über das Aufwachsen in einer zerrütteten Familie, die schwierige Suche nach einer Lebensperspektive oder den Tod ihrer Mutter. Die Absolventin des Konservatoriums in Antwerpen beeindruckt mit zwölf tiefgehenden Liedern zwischen Roots, Folk, Chanson, Pop, Blues und Jazz.
Erik Prochnow

SLIOTAR
Voyage
(Sliotar Music)


Das klingt wie energetische Musik aus einem Irish Pub. Anleihen an kommerziellem songorientiertem Irish Rock gemischt mit rockig aufgezogenen Dance Tune Sets. Viel konventioneller Dampf vom Schlagzeug unterlegt Rhythmusgitarre und die Leadmelodien von Uilleann Pipes und Tin Whistle. Während die Instrumentals an überzogener Hektik und spielerischen Ungenauigkeiten leiden, sind die Songs – ideenreich komponiert und von J. P. Kallio und Ray McCormac charaktervoll gesungen – überzeugender und erreichen das Herz.
Johannes Schiefner
SMAF
Boom
(DMG Records)


Dass die regelmäßige TV-Präsenz in einer Late-Night- oder Comedyshow dem Bekanntheitsgrad nicht abträglich sein muss, ist eine Binse. (Man frage Helmut Zerlett …). Wenn ein Ensemble allerdings so charmanten und kompetenten Retro-Rock zu spielen imstande ist wie die vier Jungs von SMAF, dann ist es letztlich auch egal, ob sie ihre Popularität der Teilnahme an der Pierre M. Krause Show im SWR verdanken. Qualität setzt sich immer durch. Und die haben die vier Musiker im Überfluss.
Walter Bast

KITTY SOLARIS
Cold City
(Solaris Empire)


Die Wahlberlinerin thematisiert im sechsten Album das Leben in ihrer Stadt im Wandel. Ihre Erkenntnisse packt sie in englische Texte und repetitive Strukturen und schafft eine hypnotische Intensität, ähnlich der P. J. Harveys, begleitet durch Gitarre, Schlagzeug, Keyboard und viel Bassklarinette mit überwiegend düsterer Grundstimmung. Jedoch nicht nur: Am leichtesten scheint sie sich als „Tourist In My Own Town“ zu bewegen.
Imke Staats
FRANK SOLIVAN & DIRTY KITCHEN
If You Can’t Stand The Heat
(Compass Records)


Frank Solivan zeigt sich erneut als hervorragender Mandolinist und erstklassiger Sänger. Mit dem Songschreiben hält er sich hingegen zurück, präsentiert stattdessen vor allem eine Auswahl an Fremdkompositionen, die eine beachtliche stilistische Bandbreite abdecken, von Bluegrass über Jazz bis Pop. Dabei unterstützen ihn Spitzenmusiker wie Fiddler Michael Cleveland oder Dobrovirtuose Rob Ickes. So gelingt auch locker eine überzeugende Coverversion von Steely Dans „Rikki Don’t Lose That Number“.
Volker Dick

STANDARD CROW BEHAVIOR
How To Build A Nest
(EP; Eigenverlag)


Zwei Männer, eine Frau – gut vorstellbar, dass die drei Fans der US-Formation Nickel Creek sind. Wie diese bedienen sie sich des Bluegrass-Instrumentariums, um damit eigene Songs zwischen Folk, Jazz, Pop und eben Bluegrass zu spielen. Fünf Stücke bietet diese Debüt-EP, die durchaus Lust auf mehr macht. Fit an den Instrumenten, schöner dreistimmiger Harmoniegesang und geschmackvolle Arrangements zeichnen die deutsch-amerikanische Truppe aus. Der Vergleich mit Nickel Creek jedoch verbietet sich.
Volker Dick
SUBWAY TO SALLY
Hey!
(STS Entertainment)


Das dreizehnte Studioalbum der Potsdamer glänzt durch brachiale Riffs, straighten Rock und Metal, kurze Mittelalteranklänge, den expressiven Gesang von Eric Fish und dezente elektronische Effekte. Die Texte von Bodenski kommen immer stärker im Hier und Jetzt an, beschäftigen sich mit gesellschaftlichen Untergangsszenarien, dem Einmischen und dem Weckruf, aktiv zu werden. Angenehmer Ruhepunkt sind „Annas Theme“ und „Am Tiefen See“, wo Syrah (Qntal, Estampie) gesanglich unterstützt. Hintendran der Titelsong mit einem Na-na-Text, der eher zur Zugabe ins Konzert passt als auf eine CD.
Piet Pollack

SUSANNA & THE BROTHERHOOD OF OUR LADY
Garden Of Earthly Delights
(Susanna Sonata)


Es ist bereits das dreizehnte Album der klassisch ausgebildeten norwegischen Pianistin und Sängerin. Noch immer passt sie in kein Schema. Auf ihrer aktuellen Produktion hat sie die Werke des niederländischen Renaissancemalers Hieronymus Bosch als Inspirationsquelle herangezogen. Herausgekommen sind musikalische Gemälde zwischen Indie, Pop, Folk und Elektronik. Wie Bosch präsentiert Susanna Collagen über Licht und Dunkel des menschlichen Lebens.
Erik Prochnow
TEEATER
Sturmwarnung
(John Silver Musikverlag)


Matthias Woest, Thomas Eichler und Texter Martin Miersch stehen in der Tradition der DDR-Liedtheater und legen nun ihre dritte CD vor. Sturmwarnung steht dabei sinnbildlich für die Gefahren der Menschheit in einer sich rasant verändernden Welt. „Doch wie die Zeichen sich auch mehren, scheint dich keinen Deut zu scheren.“ Vierzehn Titel mit intelligenten Texten, oft sarkastisch, auch Nachdichtungen von Bob Dylan. Dazu adäquat eine akustisch-rockige Instrumentierung, auch Blues, folkige und jazzige Töne, mit Gästen wie Dirk Zöllner.
Reinhard „Pfeffi“ Ständer

TOBIAS THIELE
Alles kann anders sein
(Redhead Music)


Das zweite Album des Berliner Liedermachers, der sich von den lateinamerikanischen Sängern inspirieren lässt, ist voller Reflexionen über die Zeit, gerne auch über die (besseren?) alten Zeiten, die er zur Gitarre vorträgt. Ernsthafte, etwas melancholische Lieder. Selbst da, wo er es krachen lässt, mag fröhliche Stimmung nicht aufkommen. Er bemüht sich, manchmal etwas holprig, seiner kritischen Analyse auch etwas Alternatives, eine Utopie entgegenzusetzen. Er will die Welt ändern und andere motivieren.
Rainer Katlewski
KATRIN UNTERLERCHER
Flowers
(Three Saints Records)


Die österreichische Harfenistin demonstriert eindrucksvoll, wie vorzüglich ihr Saiteninstrument für zeitgenössische Kompositionen geeignet ist. Zusammen mit ihrem Mann Werner am Kontrabass hat die studierte Musikerin aus Tirol ein beschwingtes erstes Soloalbum vorgelegt. In zwölf eigenen Kompositionen präsentiert Unterlercher die vielklingenden Potenziale der Harfe. Mit ihrem bestechenden Können und einer großen Dynamik legt sie ein kurzweiliges Programm vor, das sicher auch live begeistern wird.
Erik Prochnow

TIL VON TUM
… zum Glück
(Eigenverlag)


Ein distinguiert wirkender älterer Herr, der mit Klavier-, kleiner Streicher- und Bläserbegleitung in sonorem Ton seine eigenen, recht traditionellen Lieder humanistischen Inhalts vorträgt. Es sind rhythmisch gereimte Texte, die sich über viele Jahre angesammelt haben und die sein Düsseldorfer Pianist Pietro Pittari vertont hat. Entfernt an Couplets erinnernd, werden gereifte Lebenserfahrungen dargeboten, die zwar Illusionen platzen, aber immer noch Raum für Zuversicht und Hoffnung lassen.
Rainer Katlewski
WATERMELON SLIM
Church Of The Blues
(Northern Blues Music)


Ein wirkliches Urgestein der elektrischen und der Slide-Bluesgitarre ist er, dazu ein begnadeter Harpspieler und hervorragender Bluessänger. Watermelon Slim feiert hier mit sieben eigenen Stücken und sieben Covern den Chicago-Blues und widmet diese CD musikalischen Freunden von Muddy Waters bis Fred McDowell. Begleitet von zum Beispiel Bob Margolin, Sherman Holmes oder Joe Louis Walker, bleibt dann auch kein Wunsch nach dem rauen Blues der „Windy City“ offen.
Achim Hennes

TROLLIUS WEISS
Dich will ich sehen
(House Master Records)


Hier treffen Wortkunst auf musikalische Finesse. Der Darmstädter Liedermacher überzeugt auf seinem vierten Album mit elf sehr fein arrangierten neuen Songs und wieder sprachlich gewandten Texten über die vielschichtigen Ströme des Lebens. Manchmal wirken die Zeilen allerdings etwas überladen, zu gewollt. Auch kann Weiss’ Gesang nicht immer mit seinem ansprechenden Gitarrenspiel und den Fertigkeiten der Gastmusiker auf Cello, Violine und Blockflöte mithalten. Dennoch lohnt sich das Reinhören.
Erik Prochnow
WILDES HOLZ
Freunde
(Holz Records)


Dass die Blockflöte von Klassik über Jazz bis Rock, Klezmer, Country und natürlich im Folk eingesetzt sehr mitreißend klingen kann, beweist Tobias Reisige mit Begleitung durch zwei Bandmitglieder an Kontrabass, Mandoline und Gitarre und hier zusammen mit neun befreundeten Solisten oder gar Bands, darunter Stoppok und Helmut Eisel. Das Album ist eine Hommage an den 2018 verstorbenen Gitarristen Anto Karaula. Das schöne Beiheft ist leider nicht herausnehmbar.
Michael A. Schmiedel

CALUM WOOD
She Wyndes On: The Snow Roads
(EP; Magic Park Records)


Die lokale Tourismusorganisation möchte auf die Schönheit der A93 aufmerksam machen, die Snow Road, eine landschaftlich tatsächlich schöne Strecke durch die schottischen Cairngorm Mountains. Daher bat sie den Komponisten Calum Wood, entsprechend atmosphärische Musik zu schreiben. Herausgekommen sind ein Song und vier Instrumentals. Letztere unterteilen die Strecke von Blairgowrie nach Granton-on-Spey in entsprechende Abschnitte. Sehr gelungenes Projekt unter anderem mit Ross Ainslie, Charlie McKerron und Brigid Mhairi.
Mike Kamp