Tonträger, Bücher, DVDs, Filme, Plattenprojekte und besondere Empfehlungen der Folker-Redaktion.
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HELMUT (helm) KÖNIG helms lieder : Die Lieder von Helmut König. spurbuch.de (Baunach : Spurbuchverl., 2018. – 205 S. : überw. Noten u. Texte, mit Abb. ) ISBN 978-3-88778-546-8 , 26,80 EUR
Nach langen Jahren des Liedersammelns, der Produktion von Tonträgern sowie der Herausgabe von Liederbüchern hat sich der frühere Pädagoge, Verlagsmitarbeiter, Plattenchef und Dozent Helm König im hohen Alter der Herausgabe seiner eigenen Lieder gewidmet. Schwerpunkt der künstlerischen und editorischen Arbeit waren stets Lieder aus dem bündischen Bereich (Wandervogel, Jungenschaft). Als Tonmeister hat er die ersten Burg-Waldeck-Festivals Chansons Folklore International begleitet. Beim Voggenreiter-Verlag war er neben Konrad Schilling maßgeblich an der Herausgabe der Liederbücher aus der legendären Reihe Der Turm beteiligt. In jüngerer Zeit brachte er tejos lieder (Lieder von Walter Scherf) und pitters lieder von Peter Rohland heraus (siehe Folker 5/2014) – grafisch und drucktechnisch aufwändig gestaltete Werke im Großformat, mit Leineneinband, Schutzumschlag und Lesebändchen. In gleicher Aufmachung liegen nun helms lieder vor. Alle 105 im Buch enthaltenen Lieder erscheinen mit Notensatz und Gitarrenharmonien. Soweit es sich um Übertragungen von Volksliedern aus anderen Ländern handelt (und das sind mit Abstand die meisten von helms Liedern), erscheint in vielen Fällen der Originaltext zusätzlich zur deutschen Nachdichtung. Außerdem gibt es eine ganze Reihe von Gedichtvertonungen deutscher Lyriker: Hermann Hesse, Erich Kästner, Fritz Graßhoff, Heinrich Heine, Wilhelm Busch, Bertolt Brecht u. v. a. Inhaltlich lassen sich manche dieser Lieder sicher nicht mehr als „modern“ bezeichnen; sie sollten eher als Zeitdokumente gesehen werden. Leider enthält das Werk sehr viele Flüchtigkeits- und Druckfehler, die durch ein etwas sorgfältigeres Lektorat hätten vermieden werden können. Aber das kann ja in einer weiteren Auflage dieses ansonsten wirklich schön gestalteten Buches geschehen. Kai Engelke
| MANUEL DOMINGUEZ & ZAZIE SCHUBERT-WURR Mariem Hassan – Die unbeugsame Stimme (der Westsahara). frieling.de (Berlin : Frieling & Huffmann, 2018. – 258 S. : mit zahlr. Fotos) ISBN 978-3-828034-54-9 , 29,90 EUR
Es hat was von einem XXL-CD-Booklet, in welchem es um die mal persönlich-erzählerischen, mal informativ-sachlichen Infotexte herum nur so von Fotos und anderem Kleinteiligen wimmelt, das liebevoll zur „größten Sängerin des sahrauischen Volkes“, welches seit 1973 um seine Selbstbestimmung kämpft, zusammengetragen wurde. Den, wie es dort heißt, letzten ungelösten Kolonialkonflikt Afrikas begleitete Hassan mit ihrer Kunst bis zu ihrem zu frühen Tod 2015 (der Folker berichtete). Hierbei fand die gesanglich und charakterlich charismatische Künstlerin in den letzten fast zwei Dekaden vielschichtige Unterstützung beim spanisch-deutschen Autorenduo dieser umfänglichen Chronik. Der Madrider Labelbetreiber (sein Weltmusik-Pionierlabel Nubenegra veröffentlichte auch Hassans sechs Alben) und seine Kieler Arbeits- und Lebenspartnerin rekapitulieren in beherzter Fleißarbeit diverse, nicht nur professionelle Erlebnisse und ab 1997 gemachte Erfahrungen kenntnis- und detailreich. Auch andere kommen zu Wort, die mit Hassan und der ganzen bei uns so wenig bekannten Historie vertraut sind. Diese Ignoranz weiter abzubauen, zu sensibilisieren für dieses an Brisanz kaum zu überbietende Politikum in der Westsahara und dieser besonderen Stimme posthum auf die Spur zu kommen – dazu wird das Buch bestenfalls beitragen, jedoch trotz seines klaren und unkomplizierten Duktus’ womöglich letztlich nur eher diejenigen ködern, die bereits vom Sujet wissen. Katrin Wilke
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HELMUT WENSKE/CHRIS HYDE Black Eyes : Indonesier-Bands in Germany ; Storys & Bilder. hirnkost.de (Berlin : Hirnkost-Verl., 2018. – 296 S. : mit Fotos) ISBN 978-3-945398-66-1 , 28,00 EUR
Zugegeben, die Herausgeber von Lexika zu populären Musikformen haben es nicht leicht. Irgendjemandem fehlt immer irgendwas – Lieblingsmusiker, Lieblingsband oder gar ein ganzer Musikstil. Doch wo die Generalisten scheitern, müssen die Spezialisten ran. Umso besser, wenn die dann auch noch Zeitzeugen sind. Der Maler und Schriftsteller Helmut Wenske hat den musikalischen Tsunami der holländischen Indonesier-Bands in seiner Heimatstadt Hanau in den späten Fünfziger-, frühen Sechzigerjahren miterlebt. Hanau war damals der größte US-Army-Stützpunkt in der BRD, also gab es wochenends Bedarf für musikalisches Amüsement. In diese Marktlücke stießen die Indo-Bands. Ausgestattet mit Showtalent und atemberaubenden gitarristischen Fähigkeiten, hatten Bands wie die Tielman Brothers, die Crazy Rockers oder die Javalins in kürzester Zeit einen immensen Erfolg bei den GIs. Wenske erzählt in den Stories allerdings auch von den Schattenseiten des Erfolgs. In gewohnt ehrlich-direkter Sprache zeichnet er Porträts von Musikern, die Erfolg hatten, sich aber auch im Scheitern Stolz und Würde bewahrten. So ist Black Eyes nicht nur ein opulenter Bildband, sondern auch ein zutiefst menschenfreundliches Buch. Walter Bast
| HERVÉ BOURHIS/BRÜNO Black & Proud : vom Blues zum Rap / Text & Zeichnungen: Hervé Bourhis & Brüno ; Übers. aus d. Franz.: Annika Wisniewski. avant-verlag.de (Berlin : avant-Verl., 2018. - 176 S.) ISBN 978-3-945034-73-6 , 30,00 EUR
Ein kurzweiliges Nachschlagwerk zur afroamerikanischen Musik, und zwar exklusive Jazz, haben die beiden französischen Zeichner mit diesem Comic-Sachbuch geschaffen. Zum Einstieg werden knapp historische Grundlagen vermittelt, danach geht es weiter mit je einer Doppelseite zu den Jahren 1945 bis 2015, also Blues, Soul, Rap und Hip-Hop; von Louis Jordan bis Kendrick Lamar. Festes Konzept: Die linke Seite füllt ein exemplarisch für das Jahr ausgewähltes Album mit Infos nebst zeichnerisch interpretiertem Cover, die rechte Seite versorgt uns mit Hintergrundwissen aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft inklusive passender Anekdoten, immer als Mix aus Minitexten und Zeichnungen. Ästhetisch markant sind das quadratische Format mit dem Loch in der Mitte à la Vinylplatte und der Zeichenstil, dicke Linien und Akzente durch monochrome Flächen. Mit Mut zur Lücke gut recherchiert, also ein unterhaltsamer Anreiz zum Weiterbuddeln. Imke Staats
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MICHAEL HEANEY [Hrsg.] The Histories of the Morris in Britain : Proceedings of the 2017 conference ; papers of a conference held at Cecil Sharp House, London, 25-26 March 20 efdss.org (London : efdss & HDS, 2018. – V, 362 S. : mit zahlr. Fotos u. Abb.) ISBN 978-0-85418-218-3, 978-0-9540988-3-4 , 30,00 GBP
Morris-Tanz in England – eine oft belächelte Tradition. Kein Wunder, wenn Männer mit Glöckchen an den Beinen Taschentuch wedelnd durch die Gegend hüpfen – zumindest in einigen Varianten des Morris. Tatsache ist, der Tanz (auch mit Glöckchen) ist bereits im 15. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Über Sinn und Zweck sowie Ursprünge wird immer noch heftig gestritten. Heidnisch, ja oder nein? Fruchtbarkeitstanz, ja oder nein? Sicher scheint, dass zumindest der Name auf schwarze Tänzer (= Mohr) zurückgeht. Solche Fragen wurden auf der Konferenz mit dem Thema „The Histories of the Morris in Britain“ im März 2017 aber weniger behandelt, und das war auch beabsichtigt. Vielmehr ging es in den wissenschaftlichen Vorträgen um die Resultate der aktuellen Morris-Tanz-Forschung, und das Buch ist deren Dokumentation. Der Bogen wird in sieben Kategorien und neunzehn Vorträgen gespannt, und zwar vom Morris-Tanz am Hof von James I. um 1620 über die Geschichte einzelner Morris-Gruppen im letzten Jahrhundert bis hin zu der Revival-Revolution der Siebzigerjahre, als die Frauen das Recht forderten, auch Morris tanzen zu dürfen. Oder: Warum tragen Morris-Tänzer so häufig weiß? Eingegangen wird auch auf die diversen Stilistiken des Tanzes (Cotswold, Border, Rapper etc.), denn Morris ist nicht gleich Morris. Besonders unterhaltsam ist der Vortrag von Katie Palmer Heathman über Conrad Noel. Er wurde Anfang des letzten Jahrhunderts in Thaxted zum Pfarrer berufen. Sein Spitzname war „Red Vicar“, weil er Christentum, Sozialismus und eine nationale Kultur (= Morris) sehr erfolgreich kombinierte und propagierte. Das Buch ist mehrheitlich akademisch-trocken, wie jede(r) nachvollziehen kann, die/der jemals einer Konferenz mit wissenschaftlichen Vorträgen beigewohnt hat. Da zusätzlich das Thema Morris-Tanz ein sehr spezielles ist, kann das Buch nur mit Gewinn gelesen werden, wenn das eigene Interesse genauso zielgerichtet ist. Mike Kamp
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