Tonträger, Bücher, DVDs, Filme, Plattenprojekte und besondere Empfehlungen der Folker-Redaktion.
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FRANK SCHÄFER Burg Herzberg Festival – since 1968 / Mit einem Nachwort von Ulrich Holbein. verlag-reiffer.de (Meine : Reiffer, 2018. – 270 S. : mit zahlr. Fotos) ISBN 978-3-945715-68-0 , 39,90 EUR
1968: Love & Peace & Music. Bunte Klamotten, lange Haare, Auflehnung gegen Autoritäten und Spießertum. 1968: Beginn einer neuen Zeit? Vieles kam ins Rollen – es gab segensreiche, längst überfällige Entwicklungen, aber durchaus auch Irrwege. Ich war damals Internatsschüler in Marburg. Jedes Jahr feierten wir ein großes Beat-Fest. Meistens mit der Lokalband The Petards aus Schrecksbach. Das waren unsere Helden. „The Petards sind Mitte der 60er-Jahre der heißeste Scheiß im oberhessischen Schwalmgebiet“, schreibt Frank Schäfer in seinem Prachtband zur Geschichte der Burg-Herzberg-Festivals. Ehrgeizig wie sie waren, veranstalteten die Petards ein Rockfestival bei sich in Schrecksbach, das sie schon bald auf die Burg Herzberg bei Bad Hersfeld verlegten. Alles, was damals in Deutschland beatmäßig Rang und Namen hatte, trat dort auf: The Rattles, Can, Frumpy, Embryo, Guru Guru, Tangerine Dream, Amon Düül II, Floh de Cologne … Doch was 1968 so verheißungsvoll begann, war nach drei Festivals schon wieder beendet. The Petards lösten sich 1971 als Gruppe auf, womit die Veranstalter ausfielen. Erst zwanzig Jahre später hauchte der Plattenhändler Kalle Becker aus Fulda dem Festival auf dem Herzberg neues Leben ein. Und er beschränkte sich nicht allein auf deutsche Künstler, sondern gab „Europas größtem Hippie-Convent“ einen internationalen Anstrich, indem er zusätzlich Stars wie Jeff Beck, Pentangle, Pretty Things, Richie Havens, Country Joe McDonald oder Iron Butterfly verpflichtete. Angereichert mit zahlreichen Anekdoten und vielen aussagekräftigen Bildern schildert Schäfer die abwechslungsreiche Geschichte dieses „Bonsai-Woodstocks“, das mit neuer Mannschaft bis auf den heutigen Tag existiert. Ein wohltuend bunter Farbklecks innerhalb der oft moralinsauren Diskussion um die legendären Achtundsechziger! Kai Engelke
| GINA PIETSCH Mein Dörfchen Welt – Autobiografie. eulenspiegel.com (Berlin : Verl. Neues Leben, 2017. – 271, XVI S. : mit s/w-Fotos) ISBN 978-3-355-01864-7 , 19,99 EUR
Den Freunden des Chansons und politischen Liedes besonders im Osten Deutschlands ist Gina Pietsch vor allem als herausragende Brecht-Interpretin bekannt. In ihrer Autobiografie schildert sie ihren künstlerischen Werdegang von der Schulzeit in Rudolstadt über ihr Pädagogikstudium in Leipzig und später an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin bei der großen Gisela May bis hin in unsere Zeit. Mit der Songgruppe Jahrgang 49 ist sie auf Tourneen erfolgreich – weltweit, auch im Westen. Sie arbeitet mit allen Größen der DDR-Liedszene zusammen: Reinhold Andert, Barbara Thalheim, Tamara Danz. Später beginnt sie eine Solokarriere, überwiegend in kleineren Klubs, begleitet von Stefan Körbel oder dem Jazzer Hannes Zerbe. Nach der Wende spielt sie auch Kabarett, singt Berliner Lieder, Tucholsky, Kästner und Theodorakis und wird Dozentin an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin. Offen gibt sie im Buch eigene Fehler zu wie ihre Zustimmung zur Ausbürgerung Biermanns oder schreibt über ihre Dreiecksbeziehung zu Ekkehard Schall. Sie spart nicht mit Kritik an der DDR-Zensur und am heutigen Kulturbetrieb, wo solide Ausbildung oft fehlt. Das Buch ist ein Stück DDR-Geschichte, glaubwürdig und humorvoll. Reinhard „Pfeffi“ Ständer
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HELEN HAHMANN Wir singen nicht, wir sind die Jodler – Ethnologische Perspektiven auf das Jodeln im Harz. waxmann.com (Münster [u.a.] : Waxmann, 2018. – 187 S. : mit s/w-Fotos u. Notenbeisp. – (Inter) ISBN 978-3-8309-3672-5 , 29,90 EUR
Jodler im Harz? Nach der Beschäftigung mit andinen Naturhörnern und peruanischer Musiktradition beschloss die Ethnomusikologin Helen Hahmann, für ihre Dissertation einen musikalisch-soziologischen Mikrokosmos im Harz zu untersuchen, den meist im Verein und auf Wettbewerben ausgeübten Brauch des Jodelns. Daraus entstand ein Buch, das man nur jeder Person ans Herz legen kann, die an den Fragen Brauchtumsgeschichte, Innenexotik, Identitätsentwicklung oder schlicht an den Erscheinungsformen des Jodelns interessiert ist. Durch eine Fragestellung zwischen Innenansicht und ethnologischem Draufblick, durch respektvollen, aber sachlichen Umgang mit dem Harzer Phänomen des Jodelns gelingt es Helen Hahmann, den Kreis zwischen Brauchtum und Ethnologie zu schließen und damit zu verdeutlichen, dass der Wert und der Gehalt von regionaler Heimatkultur in globalem Zusammenhang betrachtet werden muss. Trotz fachlicher, wissenschaftlicher Untersuchung klingt viel Persönliches durch, was das Buch noch glaubhafter und jenseits der Wissenschaft spannender macht. Ulrike Zöller
| SIAVASH BEIZAI Ansätze zu einer Harmonielehre der persischen Kunstmusik : zur Geschichte, Theorie, Entwicklung und Praxis. vwb-verlag.com (Berlin : VWB-Verl., 2016. – 248 S. : mit zahlr. Notenbeisp. + CD. – (Intercultur) ISBN 978-3-86135-651-6 , 42.00 EUR
MARKUS SCHMIDT Prinzipien des Improvisierens in der nordindischen Kunstmusik : Empirische Untersuchungen der Unterrichts- und Aufführungspraxis. vwb-verlag.com (Berlin : WVB- Verl., 2018. – 232 S. : mit zahlr. Notenbeisp. + CD . – (Intercult) ISBN 978-3-86135-653-0 , 43,00 EUR
Zwei musikwissenschaftliche Veröffentlichungen zu Themen, die den musikalischen Laien kaum interessieren dürften, zumal die Lektüre einiges an musiktheoretischem Wissen voraussetzt. Grundsätzlich kann man dennoch recht einfach beschreiben, was hier ausführlich und fundiert von Kennern der Materie erörtert wird. Markus Schmidt geht der Frage nach, wie viel Raum die Improvisation in der klassischen nordindischen Musik einnimmt. Das vorherrschende Prinzip der Imitation bestimmt den Unterricht, das heißt über Jahre spielt ein Schüler Note für Note nach, was ihm der Lehrer vorspielt oder -singt. Schmidt gelingt es, grundsätzlich den Blick für die Frage zu schärfen, was Improvisation ihrem Wesen nach überhaupt ist, bevor er sich anhand zahlreicher Beispiele bemüht, Prinzipien und Regeln eines eher intuitiv erworbenen Improvisationswissens herauszuarbeiten. Siavash Beizai behandelt das Thema der Harmonielehre in der persischen Kunstmusik. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam die Idee der Harmonisierung durch die Begegnung mit der europäischen Musikkultur auf. Die Vierteltönigkeit in der persischen Musik macht neben der Notwendigkeit einer speziellen Notation bereits die Intervalllehre zu einer äußerst komplexen Angelegenheit. Dass eine angepasste Funktionsharmonik auf die Modi der persischen Kunstmusik möglich ist, zeigt Beizai an zahlreichen Beispielen, die durch Hörbeispiele auf der beigelegten CD nachvollzogen werden können. Keine leichte Kost, trockene Fachsprache – allerdings richten sich diese Publikationen, wie zahlreiche andere des VWB, an ein gut unterrichtetes Fachpublikum oder Hörer mit sehr speziellen Interessen. Rolf Beydemüller
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ULLI BÖGERSHAUSEN Deutsche Volkslieder für Fingerstyle Guitar. acoustic-music-books.de (Wilhelmshaven : Acoustic Music Books, 2018. – 55 S. : Noten, TAB. – (AMB ; 3166)) ISBN 978-3-86947-366-6 , 16,90 EUR
Volkslieder, egal ob deutsch oder international, so zu arrangieren, dass sie auf einer Sologitarre nicht banal klingen, setzt große musikalische Erfahrung und klangliches Vorstellungsvermögen voraus. Darüber verfügt der Autor in reichem Maße, wie er auf zahlreichen Tonträgern bewiesen hat. Eine derartige Veröffentlichung fehlte im Grunde genommen schon seit langer Zeit. Mittlerer Schwierigkeitsgrad, ab und an wird die tiefe E-Saite auf D gestimmt. Sehr schöne Spielliteratur für den Deutschfolkfreund. Rolf Beydemüller
| BILLIE RUBIN Böse Barden – ein Nürnberger Festival-Krimi. buchmedia.de (München : Allitera-Verl., 2018. – 236 S.) ISBN 978-3-96233-030-9 , 14,90 EUR
Das Nürnberger Bardentreffen als Schauplatz eines Krimis, der auch noch direkt vor dem Barrentreffen 2018 in Nürnberg präsentiert worden ist! Da ist es kein Zufall, dass das diesjährige Motto des Bardentreffens – „Poesie & Rhythmus/RAP“ – in der Person der Rapperin LeyLa im Buch Einzug hält. LeyLa hat arabische Wurzeln und soll beim Bardentreffen auftreten, aber sie erhält seit Monaten Drohbriefe und fremdenfeindliche Hassbotschaften. Deshalb wird Kommissarin „Charly“ Brown LeyLa während des Nürnberg-Aufenthaltes als Personenschützerin zugeteilt, was jedoch, je näher der Auftritt rückt, zunehmend schwieriger wird. Und dann wird kurz vor dem Auftritt eine junge Frau ermordet, die LeyLa nahestand. Vom Täter fehlt jede Spur. Der Auftritt rückt näher, und die Altstadt Nürnbergs wird voller und voller … Doris Joosten
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