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 ANSGAR DÄLKEN: Now
ANSGAR DÄLKEN
Now
ansgar-daelken.de
(Púca Music)
13 Tracks, 46:08


Nachdem sich Ansgar Dälken auf dem Vorgängeralbum All Ways Know überraschenderweise und frappierend überzeugend der sperrigen Kompositionen des Jazzpianisten Theolonius Monk angenommen hatte, kehrt er mit seiner bislang fünften Veröffentlichung zu seinen keltischen, nordischen „Wurzeln“ zurück. Eigenkompositionen und Interpretationen von Melodien und Tänzen bekannter Folkmusiker stehen bruchlos nebeneinander. Zumeist sind es intime akustische Solowerke für Stahlsaitengitarre, still und fein musiziert. Hie und da gesellt sich eine Mandola oder eine Low Whistle dazu. Der Titel des Albums verweist aufs Jetzt, den perfekten Moment, den einen, der alles beinhaltet. Dälken erschafft einen um den anderen kostbaren musikalischen Moment, unaufgeregt, wach und mit einer spürbaren Liebe zum allerkleinsten Detail. Musiker mit einer derartigen Hingabe zum Wesentlichen sind ein rares Gut in unserer Zeit, die sich rasch dahineilend mehr im Lauten und Sensationsheischenden verliert. Für diese Art der sanften Verweigerung kann man Dälken gar nicht genug danken.
Rolf Beydemüller
 LYDIA DAHER: Wir hatten Großes vor
LYDIA DAHER
Wir hatten Großes vor
lydiadaher.de
(Trikont US-0488)
13 Tracks, 43:25 , mit Infos


Vermutlich wird Lydia Daher auf immer der große Erfolg versagt bleiben. Ebenso wird es vermutlich noch in hundert Jahren Menschen geben, die den Songs der Künstlerin lauschen werden. Daher ist unbequem und einzigartig. Ihr zuzuhören macht erst einmal kein Vergnügen. Die Texte wühlen zu sehr in den Gedärmen. Man ertappt sich dabei, lieber ein paar Liebeslieder der Beatles hören zu wollen, um dann doch wieder zu diesem Album zu greifen. Was singt sie noch gleich? Und wie waren die Texte bei den Vorgängeralben? Der Hörer wünscht sich angesichts der bedrückenden Texte, resignieren zu dürfen, aber auch diesen leichten Ausweg versperrt die Künstlerin. Als würde sie dem Hörer zurufen: „Hör es dir noch mal an, ich bin kein Pessimist, das ist Poesie, was ich da schreibe.“ Und so ganz allmählich, nach dem Hören und Wiederhören und Noch-mal-Hören, verwandelt sich das unangenehme Bauchgefühl in Zuversicht. Durch die passende sperrige Musik gelingt es einfach nicht, einen der Songs als „Lieblingslied“ zu qualifizieren, das ganze Album ist wie ein Kunstwerk, dessen Gesamtheit man erleben muss, um die Details würdigen zu können. Etwas mehr Lydia Daher, etwas weniger Johannes Oerding, und es besteht noch Hoffnung für die deutsche Musikkultur.
Chris Elstrodt

 SUE FERRERS + STEFFEN HUTHER: Embroidered Threads
SUE FERRERS + STEFFEN HUTHER
Embroidered Threads
sueferrers.com
(Acousticland 019)
14 Tracks, 54:15


Dieses Album ist eines jener seltenen Beispiele dafür, dass Musik in schlichter Schönheit direkt ins Herz gehen und süchtig nach mehr machen kann. Die neuseeländische Musikerin Sue Ferrers, von Haus aus studierte Violinistin, schafft es mit den betörenden sphärischen Klängen ihrer Nyckelharpa und begleitet von dem deutschen Gitarristen Steffen Huther eine Stunde lang den Hörer mit einer Auswahl von vierzehn Instrumentalstücken zu faszinieren. Von Cantigas Alfons des X. genannt El Sabio aus dem dreizehnten Jahrhundert über schwedische Polskas bis hin zur ersten „Gnossienne“ Erik Saties reicht der Bogen. Neben der geschmackvollen Zusammenstellung der Stücke überzeugt das Können der beiden Instrumentalisten, die mit Understatement nicht ihre Virtuosität in den Vordergrund stellen, sondern den wunderschönen Melodien Raum zur Entfaltung geben. Sie bringen die Musik zum Atmen, mit Arrangements, die in jedem Moment die Musik in den Vordergrund stellen. Dass dieses Album zum Hochgenuss wird, ist auch der hervorragenden Produktion zu verdanken, die Nyckelharpa und Gitarre äußerst plastisch abbildet.
Ulrich Joosten
 MATTHIAS FREY & CHRISTOPHER HERRMANN: Unter freiem Himmel
MATTHIAS FREY & CHRISTOPHER HERRMANN
Unter freiem Himmel
matthias-frey.com
christopher-herrmann.com
(Freyraum-Musik 01-17)
9 Tracks, 55:57


Sie nennen es selbst kammermusikalische Weltmusik. Was der Pianist Matthias Frey und der Cellist/Violinist Christopher Herrmann da vorlegen, ist jedoch weit mehr. Es ist ein Fest der Klänge und instrumentalen Geschichten, die die beiden exzellenten Musiker auf ihren Instrumenten hervorzaubern. Da erhebt das Cello seine Stimme wie ein asiatisches Saiteninstrument oder wird perkussiv angeschlagen. Gleichzeitig wird es begleitet vom Flügel, dessen Saiten auch gezupft, gestrichen oder abgedämpft werden und auf dem Frey Flageoletttöne erzeugt. Da trifft Klassik auf Moderne, Jazz auf Folklore, der Osten auf den Westen. Sowohl Frey als auch Herrmann sind Weltenbummler in Sachen Musik. Klassisch geschult, bewegen sie sich seit Jahren in den unterschiedlichsten musikalischen Kulturen der Welt und initiierten zahlreiche musikalische Projekte, immer auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen. Ihr erstes gemeinsames Werk mit eigenen Kompositionen geht unter die Haut. Mit ihren tief gehenden Melodien und Arrangements erschaffen sie eine ganz eigene Klangwelt, die vom ersten Ton an in den Bann zieht – am besten mit einer guten Tasse Tee.
Erik Prochnow

 PRINZ CHAOS: Väter & Söhne
PRINZ CHAOS
Väter & Söhne
prinzchaos.com
(Digitale Dissidenz/Alive)
14 Tracks, 60:26 , Texte


Ein engagiertes Album großer Vielfalt stellt Florian Ernst Kirner alias Prinz Chaos vor. Es ist das fünfte Album des schwulen bayerischen Schlossbesitzers aus Thüringen, dessen Bandbreite verwundert und der mit Degenhardt und Wecker in der Liedermacherei verbandelt ist. Historisches, Aktuelles, Politisches, Privates und Unsinn sind innig miteinander verwoben. „Die Tränen des Vaterlandes“ von Gryphius aus dem Jahre 1636, mitten im Dreißigjährigen Krieg geschrieben, verweist auf den Kampf gegen den Krieg, die Clownarmee auf dem Weg nach Heiligendamm 2007 steht in dieser Tradition. Lieder über Nelson Mandela oder Rudi Egelhofer, einen Anführer der Münchener Räterepublik, sowie sein Song über die Resignation belegen, wie nah Fortschritt und Niederlagen in gesellschaftlichen Auseinandersetzungen liegen. Der Titel des Albums verrät es schon, es geht auch ganz privat um das Verhältnis zu seinem Vater, der kurz vor der Fertigstellung des Albums starb. Ihm widmet er zwei Lieder, die liebevoll auch Ambivalenzen benennen. Einen Schmarrn hält er auch parat. Das kleine beschauliche Olching als Promiwohnstatt an der Münchener Peripherie ist Ziel seines Spottes.
Rainer Katlewski
 SANDRO ROY: Souvenir De Paris
SANDRO ROY
Souvenir De Paris
sandro-roy.com
(Skip Records, SKP 9138-2/Soulfood)
Promo-CD, 13 Tracks, 71:49


Es ist schon erstaunlich, aber es scheint, dass der Volksgruppe der Sinti die Musik bereits in die Wiege gelegt wird. Schon aus den ersten Takten von Sandro Roys zweiter Studioproduktion erklingen die Leichtigkeit und große Lebensfreude seiner Kultur. Sein Spiel der Geige demonstriert eine ungeheure Dynamik, auch bei den ruhigeren Stücken. Im Zusammenspiel mit anderen Sintigrößen wie dem exzellenten Violinisten Roby Lakatos oder dem Jazzpianisten Jermaine Landsberger wird daraus ein wahres Feuerwerk. Der erst 23-jährige Roy, der mit sieben Geige spielen lernte, gilt bereits als aufstrebender Star. Thema seines aktuellen Werks ist Frankreich. Neben dem selbst komponierten Titelstück interpretiert der in Augsburg lebende Musiker vor allem Jazzkomponisten unseres Nachbarlandes wie Michel Legrand, Stéphane Grappelli, Michel Petrucciani oder Richard Galliano. Dabei begeistert Roy mit seinem Talent, die Elemente der Klassik und des Jazz mit der musikalischen Kraft seiner kulturellen Wurzeln zu einer eigenen Weltmusik auf der Violine zu verbinden.
Erik Prochnow

 SANTIANO: Im Auge des Sturms
SANTIANO
Im Auge des Sturms
santiano.de
(Electrola/Universal Music)
13 Tracks, 50:37 , mit dt. und engl. Texten


Nachdem die ersten drei Alben alle Platz eins der Charts stürmten, nun der vierte Aufschlag. Erfolg sollte ihm wiederum garantiert sein, da das bewährte Konzept ohne jegliche Innovationen kultiviert wurde. Sie haben einen Hang zu großen Gesten, bewegen sich immer wieder zwischen Kitsch und Pathos. Vielleicht ist das ja notwendig für die ausgiebigen Mitsingaktionen, die das Santiano-Publikum gewohnt ist. Die einfachen Texte kommen oft wie Plattitüden rüber, stellen aber wahrscheinlich die Massentauglichkeit sicher – eines der Geheimnisse ihres Erfolgs. Zum Beispiel „Ihr sollt nicht trauern, ihr sollt tanzen“ als antreibender Refrain. Raum und Zeit reimt sich natürlich auf Unsterblichkeit. „Ich bring dich heim“, so klingt scheinbare Seefahrerromantik. Irische Pubsongs wie „Sail Away“ oder „Hooray For Whiskey“ klingen da schon authentischer. Als schnulziges Liebeslied fällt ein ruhigerer Titel wie „Sehnsucht ist mein Steuermann“ auf. Fazit: Das Album hat alles, um hittauglich zu sein. Aalglatt produziert im kompakten Sound ohne jegliche Ecken und Kanten. Shantys als Schlager für das Bierzelt – oder wahlweise für die große Halle oder Arena. Musikalisch wertvoll, weil überraschend, war allerdings allenfalls das Debütalbum von 2012.
Piet Pollack
 GUDRUN WALTHER & JÜRGEN TREYZ: Duo
GUDRUN WALTHER & JÜRGEN TREYZ
Duo
waltertreyz.com
(Artes-Records)
Do-CD, 19 Tracks, 90:54 , mit Fotos u. dt. u. engl. Infos u. Texten


Darauf angesprochen, ob sie nicht im Rahmen ihrer Irish-Folk-Band Cara auch mal das eine oder andere Lied aus dem Repertoire ihres Deutschfolkduos Deitsch zum Besten geben wollen, nachdem dieses Projekt mangels Publikumsnachfrage aufgegeben wurde, meinte Gudrun Walther, dass es die Hörer verwirren würde, denn die bräuchten ihre Schubladen. Immerhin mischen sie aber doch deutsches und schottisches Liedgut in der Formation Litha (ehemals 2 Duos). Ja, meint sie, dort sei es ja auch Teil des Konzepts. Umso erfreulicher für Deitsch- und Cara-Fans dürfte somit das neue Doppelalbum mit dem schlichten Titel Duo sein, der eben darauf verweise, dass es sich um zwei CDs handele, aber auch daran erinnert, dass Gudrun Walther und Jürgen Treyz eben eines der beiden Duos von Litha sind. Die angesprochenen Schubladen werden dadurch eingehalten, dass CD eins deutsche und CD zwei irische Lieder und Melodien beinhaltet. Im Duo mit Gudrun Walther an Gesang, Geige, diatonischem Akkordeon und Jürgen Treyz an Gitarre und Gesang klingen die Stücke auch ein wenig reduzierter als im gewohnten Bandrahmen und zeigen in schöner Klarheit, was das je Besondere, aber auch das Gemeinsame der beiden Musiktraditionen sein kann. Das Beiheft gibt zudem ausführliche Infos dazu.
Michael A. Schmiedel