Folker-Logo   Abo   Mediadaten/Anzeigen


Suche
   Intern   Über uns


Kontakt/Impressum/Datenschutz

       
Backkatalog   Ausgabe Nr. 5/2019   Internetartikel
 

Folker-Halbmast



Paddy Fahey

PADDY FAHEY


22.8.1916, Kilconnell, Irland,
bis 31.5.2019, Galway, Irland


Ein Veteran der irischen Folkmusik starb bereits Ende Mai, die offiziellen Nachrufe aber kamen erst Wochen später – ein Hinweis darauf, wie sehr der Geiger und Komponist Paddy Fahey im Verborgenen gelebt hatte. Nie hat der im Rebellionsjahr 1916 geborene Musiker ein Album mit seinen Kompositionen eingespielt, auch auf eine Sammlung seiner Werke warten wir noch, aber sein Einfluss auf die irische Musik unserer Zeit ist unbestritten. Kevin Burke, Martin Hayes und Breda Keville sind nur einige von denen, die Faheys Kompositionen in ihr Repertoire aufgenommen haben. Der Komponist und Gründer des Irish Memory Orchestra, Dave Flynn, bezeichnet ihn in einem Nachruf als den „größten irischen Komponisten des zwanzigsten Jahrhunderts“. Hier ein Link zu seinem letzten Auftritt in einer Sendung des irischen Fernsehsenders TG4, weil es ja keine Tonträger gibt: bit.ly/2Z0se04.

Gabriele Haefs



Dr. John * Foto: Frank Szafinski

MALCOLM „MAC“ JOHN REBENNACK, JR. (AKA DR. JOHN)


20.11.1941, New Orleans, Louisiana, USA,
bis 6.6.2019, New Orleans, Louisiana, USA


Sein großer Moment im Scheinwerferlicht fand in The Last Waltz statt, dem Abschiedsfilm von The Band, gleichzeitig ein großer Abgesang auf die Rockszene der Siebzigerjahre mit Van Morrsion, Bob Dylan und Neil Young. Und nicht wenige Zuschauer dürften sich gefragt haben, wer der Zwerg im Glitzer-Tuxedo mit der Reibeisenstimme war, der mit „Such A Night“ nicht nur diesen Film (Regie: Martin Scorsese) so großartig auf den Punkt gebracht hat. Es war Malcolm „Mac“ John Rebennack, nicht nur den Rockfans geläufig als Dr. John, der die Musik seiner Heimatstadt New Orleans geradezu verkörpert hat. Die Rolling Stones waren Fans des sechsfachen Grammy-Preisträgers, der 1968 mit dem Album Gris-Gris debütierte (auf dem Mick Jagger mitwirkte) und Zeit seines Lebens nicht nur durch seine opulente und manchmal unheimliche Musik, sondern auch durch seine fantasievollen und optisch prachtvollen Outfits faszinierte. Seiner Heimatstadt hat der Pianist und Sänger, der auch humorvoll mit dem Voodoo-Kult sympathisierte, mehrfach die Ehre erwiesen, am schönsten wohl auf dem reichhaltigen Album Goin’ Back To New Orleans von 1992. Am 6. Juni ist Mac Rebennack alias Dr. John, the Night Tripper, im Alter von 77 Jahren – nach anderen Quellen war er bereits 78 – in New Orleans an einem Herzinfarkt gestorben.

Rolf Thomas



Stelios Vamvakáris

STELIOS VAMVAKÁRIS


2.3.1947, Piräus, Griechenland,
bis 17.6.2019, Athen, Griechenland  


Die Rembetikogemeinde und das griechische Bürgertum weinen um Mr. Rembet-Blues-Star Stelios Vamvakáris, den Sohn des Patriarchen Márkos Vamvakáris. Die Königin der Rembetiko-Instrumente, die einst verbotene Bouzouki, spielte Stelios im Bluesrock-Stil. Er interpretierte Lieder seines Vaters und zog dabei die Töne, als gelte es, den alten Herren zum Leben zu erwecken. Sein Kunststück: Stelios verschmolz Bluestonleiter und piräotische Tonleiter der Dreißigerjahre. So war es nicht verwunderlich, dass er zusammen mit John Lee Hooker und Louisiana Red spielte. Er begleitete griechische Popgrößen und die Urväter des Rembetiko. Der große Mann mit dem weißen Pferdeschwanz starb an Herzversagen. Stelios’ Taximi, die schweren Improvisationen, sind spirituelle Reisen in Geschichte und Gegenwart. Kalo taxidi, Stelios! Gute Reise!

Simon Steiner



Oss Kröher * Foto: Ingo Nordhofen

OSKAR KRÖHER


17.9.1927, Pirmasens,
bis 1.7.2019, Rodalben


Drei Jahre nach Zwillingsbruder Hein ist der Autor, Sänger, Gitarrist, Liedersammler und Liedermacher Oskar „Oss“ Kröher gestorben. Ihr gemeinsames musikalisch-literarisches Gesamtwerk wiegt schwer und beeindruckt noch mehr, wenn man weiß, dass sie mit Brotberufen ihre Familien ernähren mussten. Mit siebzehn, kurz vor Kriegsende, kam Oss zur Marine. „Die Nazis haben uns unsere ganze Jugend gestohlen“, erklärte er seinen ungeheuren Wissenshunger auf Menschen und Musiken der Welt. Auf Burg Waldeck haben Hein & Oss in der Bündischen Jugend bereits ab 1948 gesungen. Die ersten Liederfestivals ab 1964 wurden von ihnen inspiriert und mit initiiert. In ihren besten Zeiten kannten sie fast zweitausend Lieder auswendig, Lieder der Völker, der Menschen der Welt. Angesichts von Nazi-Rockfestivals im heutigen Deutschland darf nicht vergessen werden, dass die künstlerische Arbeit der Kröhers aufklärerisch und international geprägt war. Die beiden gaben mit ihrem unverwechselbaren Sound rund zweitausend Konzerte, Workshops und Seminare und verfassten zwei Dutzend Bücher. „Sie hatten etwas Archaisches, optisch und akustisch“ (Franz Josef Degenhardt). Die Gesamtausgabe ihrer Schallplatten erlebten sie 2013 noch zu Lebzeiten (die 17-CD-Box Das sind unsere Lieder). Das Booklet enthält zwei der gescheitesten Essays über die Kröhers, verfasst von Carsten Linde und Franz Josef Degenhardt.

Tom Schroeder, Ingo Nordhofen



João Gilberto

JOÃO GILBERTO


10.6.1931, Juazeiro, Brasilien, 
bis 6.7.2019, Rio de Janeiro, Brasilien


Er war schuld am Bossa Nova, genauer an dessen Rhythmus. Sechs Monate zog sich João Gilberto Ende der Fünfzigerjahre aufs Land zurück und kehrte mit einer Übertragung verschiedener Batucada-Patterns auf die akustische Gitarre heim nach Rio de Janeiro. Dort gab er den Samba-Canção-Kompositionen von Antônio Carlos Jobim den letzten Schliff. Der Rest ist Geschichte – 1958 nahm er mit „Chega De Saudade“ den ersten Megahit des „neuen Stils“ (so die wohl beste Übersetzung für Bossa Nova) auf. Es folgten diverse Alben mit Bossa- und Jazzgrößen sowie mehrjährige Auslandsaufenthalte in den USA und Mexiko. Gilberto, der die synkopische Phrasierung der Akkordbegleitung und die Beiläufigkeit des Gesangs perfektionierte, lebte zuletzt sehr zurückgezogen. Er starb verarmt in Rio.

Ines Körver



Johnny Clegg * Foto: Dumisane Dube

JONATHAN „JOHNNY“ CLEGG


7.6.1953, Bacup, UK,
bis 16.7.2019, Johannesburg, Südafrika


Es waren Zulu-Straßenmusiker, die das Leben des 1960 nach Johannesburg gekommenen Teenagers auf den Kopf stellten. Fasziniert von dieser Kultur, lernte er durch seinem Freund Sipho Mchunu den Maskanda-Gitarrenstil, die Tänze und auch die Sprache der Zulus. Aus dem Duo Johnny & Sipho wurde die Gruppe Juluka, die allein durch ihre Existenz und die konsequent in Englisch und Zulu gesungenen Lieder die Apartheid provozierte. Nach Mchunus weitgehendem Rückzug aus der Musik machte Clegg auch international mit der Gruppe Savuka und dann als Solist weiter. Er wurde für Grammys nominiert und von der Queen geadelt. 2015 an Krebs erkrankt, musste Johnny Clegg 2018 seine Farewell-Tour abbrechen. Er starb im Kreis seiner Familie.

Wolfgang König