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Samir Eskanda * Foto: Samir Eskanda

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Autoreninfo:


Samir Eskanda und Dro Dayan:
Samir Eskanda ist ein in London lebender palästinensischer Musiker. Dror Dayan ist ein israelischer Filmemacher und lebt in Berlin.


Der kulturelle Boykott zielt auf Komplizenschaft ab, nicht auf Identität

Plädoyer für die BDS-Bewegung

Seit über einem Jahr schießen im belagerten Gazastreifen jeden Freitag israelische Scharfschützen auf unbewaffnete palästinensische Demonstranten. Unter den Getöteten sind Kinder, Mediziner, Journalisten und Menschen mit Behinderungen. Die Teilnehmer des „Großen Marsches der Rückkehr“ bestehen auf ihrer Forderung nach Beendigung der israelischen Belagerung und auf ihrem von den Vereinten Nationen festgelegten Recht auf Rückkehr in die Häuser und das Land, aus denen sie ethnisch gesäubert wurden. Die israelischen Streitkräfte haben auf diesen Protest für grundlegende Menschenrechte mit brutaler Gewalt reagiert und bis heute Tausende erschossen. UN-Ermittler sagen, dies „könnten Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit gewesen sein“. Aber bisher wurde niemand zur Rechenschaft gezogen.

Text: Samir Eskanda und Dro Dayan

Inspiriert von der internationalen Solidarität, die dazu beitrug, dass die Apartheid in Südafrika beendet werden konnte, und den Boykotten, die die Proteste der US-Bürgerrechtsbewegung begleiteten, wurde die Bewegung Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen (BDS) 2005 unter anderem unter Mitwirkung der großen Mehrzahl der palästinensischen Gewerkschaften, Frauenorganisationen, kulturellen Organisationen und Bauernverbände gegründet. Unter ihrer Führung stellt BDS Israels nahezu vollständige Straflosigkeit auf der Weltbühne in Frage.
Mittlerweile haben Tausende von Künstlerinnen und Künstlern aus den verschiedensten Bereichen den kulturellen Boykott des israelischen Kolonialregimes und seiner mitverantwortlichen Institutionen öffentlich befürwortet und die moralische Verantwortung anerkannt, die sie als Kunstschaffende im Fall schwerwiegender und anhaltender Verstöße gegen das Völkerrecht tragen. Zumindest sollten sie dem von den Unterdrückten geführten gewaltfreien Kampf für Menschenrechte nicht schaden.
In ähnlicher Weise stehen deutsche Kulturinstitutionen zunehmend vor der Herausforderung, ihre eigene Beteiligung an Israels offenkundigen Verstößen gegen das Völkerrecht zu beenden, die auch die militärische Besatzung miteinschließen. Aufgrund der Partnerschaft des Festivals Pop-Kultur Berlin mit der israelischen Botschaft, die von Brian Eno als „Schönfärberei“ bezeichnet wurde, haben sich in den vergangenen beiden Jahren vierzehn Künstlerinnen und Künstler von der Veranstaltung zurückgezogen.
Als er seinen Auftritt absagte, erklärte der englische Folksänger Richard Dawson: „Die Ermordung von Demonstrierenden in Gaza durch israelische Regierungstruppen letzten Montag [14. Mai 2018] ist das jüngste Verbrechen in einer langen Reihe von Gräueltaten gegen das palästinensische Volk. Wenn ein Auftritt bei Pop-Kultur bedeutet, dass ich eine solche Regierung auch nur im geringsten Maße unterstütze, kann ich meine Musik oder meinen Namen nicht mit gutem Gewissen dafür hergeben.“

... mehr im Heft.

Dies ist eine Kolumne. Für die Inhalte der hier veröffentlichten Texte sind die jeweiligen Autoren verantwortlich. Diese Inhalte spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider.
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Dro Dayan