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Backkatalog   Ausgabe Nr. 3/2019   Internetartikel




»Im Endeffekt ist der Rock ’n’ Roll auch eine Art Volksmusik.«
Gankino Circus * Foto: Stephan Minx

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Die Letzten ihrer Art
(Beste!Unterhaltung, 2017)


Cover Die letzten ihrer Art


Gankino Circus

Die Lektion der Straße

Viel besser kann es für eine Band nicht laufen. Nachdem Gankino Circus im Februar schon den ersten Preis bei der Creole Bayern gewonnen hatten, wurde das Quartett aus der mittelfränkischen Gemeinde Dietenhofen im März auch noch als Preisträger der diesjährigen Festival-Ruth, des Sonderpreises des Rudolstadt-Festivals, ausgerufen. Wenn sie zwischendurch auch noch irgendwas bei den Grammy Awards gewonnen hätten – man hätte sich nicht gewundert.

Text: Guido Diesing

Der Preissegen im Bereich Weltmusik ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass Gankino Circus sich gar nicht eindeutig als Weltmusikband verstehen, zumindest nicht ausschließlich. Das ist auch der Creole-Jury aufgefallen, die in ihrer Preisbegründung fragt und sicherheitshalber gleich selbst antwortet: „Ist es Weltmusik, Volksmusik, Musikkabarett oder Zirkus? Von allem ein bisschen. Und deswegen so besonders. Bei Gankino Circus sind Musiker, Kreativköpfe am Werk, die wissen was sie tun.“
In der Tat lassen sich die vier Franken auf keinen Stil und kein Genre festlegen. Die Schubladen stehen weit offen, was gute Gründe hat. In erster Linie die Bandgeschichte, in der vieles einfach so passiert ist, ungeplant, scheinbar chaotisch und einzig der eigenen Neugierde geschuldet – wie es eben kommt, wenn vier Freunde, die sich seit Kindertagen kennen, zusammen Spaß haben wollen. Am Anfang finanzieren sie sich Urlaube mit Straßenmusik, reisen mit fränkischen Volksliedern durch Frankreich, Serbien, Ungarn, Rumänien und schnappen natürlich musikalisch überall etwas auf. Vor allem auf dem Balkan, wo sie mit dem Gankino, einem bulgarischen Volkstanz im Elfsechtzehnteltakt, gleich noch eine Inspiration für ihren Bandnamen finden. „Wir waren einfach begeistert“, erinnert sich Klarinettist und Saxofonist Simon Schorndanner. „Das ist halt wirklich ein krummer Takt. In der süddeutschen Volksmusik gibt’s das ein bisschen als Zwiefacher, aber der ist meistens relativ langsam oder walzermäßig. Die Bulgaren machen das schon recht flott und virtuos. Da haben wir uns gesagt: Das können wir doch eigentlich auch machen.“ Gesagt, getan. Heute besticht die Souveränität und Selbstverständlichkeit, mit der Gankino Circus mit ungeraden Takten im rasanten Wechsel umgehen.
Auf dem Weg über Kneipen und Clubs auf Kleinkunstbühnen und erste Festivals entwickeln sich ihre Auftritte von Konzerten immer deutlicher in Richtung Bühnenprogramm. Dabei zahlt sich aus, was sie auf der Straße gelernt haben: wie man ein Publikum anspricht, packt und bei der Stange hält. „Wir haben schon damals überlegt, dass es cool wäre, neben der Musik noch Geschichten zu erzählen und Showeinlagen zu haben. Wir haben um die Gunst des Straßenpublikums gebuhlt und mussten dafür mit einer gewissen Energie auftreten. Und natürlich spielt man dann die Sachen, von denen man weiß, dass sie gut zünden.

... mehr im Heft.