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Festival selbstgebaute Musik * Foto: Kollegen 2,3

Heimspiel


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Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

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Vom Saxdidge zur Kollektivgitarre

Das Festival für selbstgebaute Musik in Berlin

Musiker standen schon immer vor dem Problem, ihr Instrumentarium zu finanzieren, warum also nicht zur Selbsthilfe greifen? Instrumente selbst zu bauen und neue zu entwickeln, ist aber nicht nur ein Notbehelf, es kann auch Spaß machen und Eigendynamik entwickeln, wie jedes Jahr im September in Berlin zu sehen und zu hören ist.

Text: Wolfgang König

Das Copyright an der Festivalidee gebührt den Mitgliedern von Kollegen 2,3, einem Produktionsbüro, das auf partizipative Kunstprojekte im öffentlichen Raum spezialisiert ist.
Entstanden ist das Festival aus einer Reihe von Workshops und Konzerten, die als Auftragsarbeit in Berlin-Moabit an Schulen, Kitas und einer Musikschule durchgeführt wurden. Die Mitglieder von Kollegen 2,3 ließen ihre eigenen musikalischen Erfahrungen in die Workshops einfließen, und die verselbständigten sich dann. Mittlerweile organisiert die Agentur nicht nur das Festival für selbstgebaute Musik, sondern auch Instrumentenbau-Workshops an Schulen und anderswo. Für das Bauhaus in Dessau wurde sogar ein ganzes Orchester mit speziell zu diesem Zweck angefertigten Musikinstrumenten ausgestattet.
Die Konzerte in Berlin-Moabit wurden zur Geburtsstunde des Festivals für selbstgebaute Musik. 2012 ging es zum ersten Mal über verschiedene Bühnen des Stadtteils, seitdem ist es kontinuierlich gewachsen. Hauptveranstaltungsort ist das Zentrum für Kunst und Urbanistik, dessen Räumlichkeiten früher zu einem Güterbahnhof gehörten.

Elektronik und Akustisches

Wer bei dem Festival spielen will, muss allerdings nicht jedes Instrument der eigenen Band selbst hergestellt haben. „Wir sind da nicht päpstlicher als der Papst“, meint Hajo Toppius von Kollegen 2,3. „Hin und wieder stellen auch Elektroniktüftler Geräte zur Klangerzeugung vor, aber der Schwerpunkt liegt schon auf handgemachter Musik.“ Ein Klassiker dabei ist der Bass aus einer Seifenkiste, einem Besenstiel und einer dicken Saite, wie er schon in den Fünfzigerjahren von den englischen Skiffle-Gruppen verwendet wurde. Neuere Kreationen sind zum Beispiel musizierende Bleistifte und das Saxdidge, ein Didgeridoo in Saxofonform.
Das Festival besteht nicht nur aus Konzerten, sondern bietet auch Instrumentenbauern, Amateuren und Profis eine Möglichkeit, sich zu präsentieren. „Zu unseren Stammgästen gehören die Mitglieder der Initiative Klang-Holz aus Berlin-Spandau, die unter anderem alte Gitarren reparieren, um sie Schulen und Kitas zur Verfügung zu stellen“, erzählt Hajo Toppius. „Außerdem gibt es mittlerweile eine Instrumentenbau-Szene, die unser Festival praktisch als jährliches Familientreffen nutzt.“
Die diesjährige Ausgabe findet vom 14. bis 16. September statt. Außer den Konzerten gibt es sowohl für Erwachsene als auch für Kinder Workshops, die sich beispielsweise damit beschäftigen, wie man Instrumente aus Abflussrohren, Luftballons, Gartenschläuchen und Gymnastikbällen bauen kann. Dabei entstehen oft sogenannte Kollektivinstrumente, die von mehreren Spielern bedient werden müssen. Es werden also nicht nur klassische Instrumente in Do-it-yourself-Manier nachempfunden, sondern völlig neuartige entwickelt. Ein weiterer Workshop vermittelt Grundlagen der Funktionsweise von Synthesizern und zeigt, wie sich dafür einfache Schaltungen löten lassen. Das ist mittlerweile auch für Amateure machbar, denn während der letzten Jahre sind elektronische Bauteile im Preis drastisch gesunken.

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