Folker-Logo   Abo   Mediadaten/Anzeigen


Suche
   Intern   Über uns


Kontakt/Impressum/Datenschutz

       
Backkatalog   Ausgabe Nr. 2/2016   Internetartikel




»Mein Ziel ist, eine Ausgewogenheit zwischen miteinander Spaß haben und miteinander traurig sein zu erreichen.«
Gerhard Schöne

[Zurück zur Übersicht]



Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

Oder gleich zum (Schnupper-)Abo.






Auswahldiskografie:

Die Lieder der Briefkästen
(Buschfunk, 2011)

Fremde Federn
(Buschfunk, 2003)

Ich bin ein Gast auf Erden
(Buschfunk, 1991)

Kinderlieder aus aller Welt
(LP: Amiga, 1986; CD: Buschfunk, 1994)



Gerhard Schöne

Das alte Kind mit Hut

„Ich bin ein altes Kind mit Hut“, sagt der Poet und Liedermacher Gerhard Schöne über sich. Was zeichnet ein altes Kind aus? Eine Seele, offen und ganz frei, ein großes Herz, Neugier auf das Leben …

Text: Kay Reinhardt

Etwa ein Jahr lang, also rund einhundert Konzerte, hält so ein Hut. Dann hat ihn Gerhard Schöne durchgeschwitzt. Mittlerweile liegt eine ganze Sammlung bei ihm zu Hause, im ehemaligen Schafstall des sagenhaften Schlosses Siebeneichen in Meißen, unweit seines Geburtsorts Coswig, wo der Vierundsechzigjährige mit vier Geschwistern in einer Pfarrersfamilie aufwuchs.
Immer unter Kindern, ob mit seinen ewig jungen Liedern für den Nachwuchs oder als Vater von sechs Sprösslingen, die zwischen sechs und sechzehn sind – das hält jung und lebensfroh. Genauso wirkt Gerhard Schöne bei öffentlichen Auftritten. Die Gesellschaft junger Menschen, die er viele Jahre lang sogar als Botschafter für UNICEF weltweit gesucht und gefunden hat, ist wohl auch das Geheimnis seiner Kreativität und Herzlichkeit. Als Sonderbotschafter der Initiative Verbundnetz der Wärme setzt er dieses ehrenamtliche Engagement für Kinder in Not bis heute fort.
Musische Bildung war bei Familie Schöne das täglich Brot. Als der kleine Gerhard mit elf Jahren von einer Geige träumte, um später einmal Musikclown zu werden, sah das seine Mutter als ein Zeichen des Himmels an und schickte ihn zum Geigenunterricht, mit dem er sich dann fünf Jahre „recht unlustig abplagte“. Seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte Schöne 1965 in der Jungen Gemeinde seiner damaligen Heimatstadt Coswig. Zunächst sang er über Kinderthemen wie viel zu zeitig ins Bett zu müssen, später dann auch über die erste Liebe und über Kriegsspielzeug, das den jungen Pazifisten aufregte. Hilfreiche Tipps gab ihm ein Freund der Familie, der Pfarrer war und Kabarett für Kirchengemeinden machte. Mit ihm sang er gelegentlich in Jungen Gemeinden und bei offenen Abenden der kirchlichen Jugendarbeit. Im Tonstudio des lutherisch-evangelischen Junge-Männer-Werks in Dresden wurden Schönes erste Lieder auf Tonbänder aufgenommen und an Junge Gemeinden verliehen. „So wurde ich in Sachsen bekannt“, erinnert er sich.
Die staatliche Förderung seiner Musikalität in der Schule im Rahmen der Initiative „Junge Talente“ beschränkte sich auf einen Theaterauftritt. „Die ersten Liedchen hatten für den Veranstalter den Makel, dass ich die witzigen Texte auf Schlagermelodien aus dem Westen verfasst hatte“, erinnert sich der Künstler. Immerhin fand er als Schüler mit dem Liedermachen eine Nische, die es ihm ermöglichte, sogenannte gesellschaftliche Arbeit zu leisten, ohne sich dabei weltanschaulich verbiegen zu müssen. 1968 schloss Schöne eine Lehre als Korpusgürtler ab.
Anstatt Abendmahlsgerät, Leuchter oder Mokkakännchen aus Metall zu treiben, zog er es vor, Laienschauspieler in der Leipziger Spielgemeinde zu werden. Auf dem Spielplan standen Aufführungen mit biblischem Bezug, Märchen, Stücke von Manfred Hausmann, Ernst Barlach, Kurt Ihlenfeld und DDR-Autoren wie Fritz Kuhn, die speziell für das Ensemble schrieben. Um ein Abendstudium an der Musikhochschule in Dresden aufnehmen zu können, musste Gerhard Schöne nachweisen, einem Beruf nachzugehen. Er erinnert sich: „Ein Freund von mir arbeitete damals bei der Post und erzählte, dass man da in Ruhe gelassen wird, wenn man seine Arbeit ordentlich macht. Man müsse zwar früh raus, habe aber ab Mittag frei. Das war genau nach meinem Geschmack, weil ich Zeit zum Liederschreiben und für gelegentliche Auftritte haben wollte. So wurde ich Briefträger in Coswig und konnte in meinem Zeitplan auch noch Klavier- und Gitarrestunden, Sprecherziehung und Mitwirkung in der Gruppe eines Ausdruckstänzers unterbringen. Zudem hatte ich mit Freunden eine eigene kleine Spielgruppe.“

... mehr im Heft.


Gerhard Schöne 1989
Gerhard Schöne 1989