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Backkatalog   Ausgabe Nr. 4/2017   Internetartikel




»Die Liada müssen existenziell sein.«
Georg Ringswandl * Foto: Ralf Schulze, rs-foto.de, Wikipedia.

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Aktuelles Album:

Woanders
(Capriola/Sony, 2016)


Cover Nua


Die Ruth-Preisträger 2017

Folk-, Roots- und Weltmusiker in Rudolstadt

Ein kleines Jubiläum feiert das Rudolstadt-Festival in diesem Jahr: Seit fünfzehn Jahren wird dort am ersten Juliwochenende der inzwischen renommierte Weltmusikpreis Ruth vergeben. Auslober sind der MDR Kultur in Vertretung weiterer ARD-Rundfunkanstalten, der Trägerkreis Creole und das Rudolstadt-Festival selbst. Ausgezeichnet werden Personen oder Institutionen, die in den Bereichen Folk, Roots und Weltmusik Hervorragendes geleistet haben. Die Früchte ihrer Arbeit – bei Musikern und Musikerinnen ein Auftritt – werden dem Publikum in einer Veranstaltung auf der Großen Bühne auf der Heidecksburg präsentiert.

Text: Ulrike Zöller

Hauptpreis: Georg Ringsgwandl

Wenn ein Adjektiv auf den aus dem Berchtesgadener Land stammenden Kardiologen nicht mehr passt, dann ist es „schrill“ oder „schräg“. Unaufgeregt, strukturiert, mit leisen Tönen und vollkommen professionell tritt der poetische Sänger inzwischen auf. Das Image des Gaudiburschen, der mit skurrilen Kostümen, Sprüchen und Klängen auf sich aufmerksam macht, hat er längst abgelegt. Es war möglicherweise in den Achtzigern nötig, um zu beweisen, dass einer, der bayerische Mundart singt und bisweilen die Zither spielt, nicht dem verstaubten Establishment angehören muss. Zweifelsfrei ist es Dr. Ringsgwandl gelungen, auf sich aufmerksam zu machen. Heute lässt er, der immerhin auf über dreißig Jahre Bühnenerfahrung zurückblicken kann, mit hintergründigem Witz, Augenzwinkern und nachdenklichen Texten aufhorchen. Nur Gaudi? Das war eigentlich noch nie sein Anliegen, aber die Stilmittel haben sich geändert. „Die Liada müssen existenziell sein“, sagt Ringsgwandl. „Manche Texte dauern elendslang, aber am Schluss müssen sie ja so klingen, als hätt’ ma sie nur so dahingeschrieben, sie müssen leicht sein.“ Leicht, aber essenziell – so klingen auch die meisten Lieder des aktuellen Albums, dessen Titelsong davon handelt, dass wir dazu neigen wegzusehen, weil Not und Notstand immer „woanders“ sind. Ein Album, das die Oberpfälzer Provinz mit Kabul oder Damaskus verbindet. Mit der Ruth geehrt wird Georg Ringsgwandl „für die Fähigkeit, seine Heimat Bayern künstlerisch ganz und gar zu erfassen, ihre Eigenheiten seinen Landsleuten vor Augen zu führen und sie den anderen – den Nichtbayern – verständlich zu machen“.


Förder-Ruth: Banda Internationale

Die Flüchtlingswelle im Sommer und Herbst 2015 veränderte die Dresdner Banda Communale kolossal, als aus ihr die Banda Internationale wurde. Die Blasmusiker luden Geflüchtete ein, mit ihnen zusammenzuspielen. So stießen beispielsweise die Syrer Qutaiba Abu Rashed und Thabet Azzawi zur Gruppe, die sich inzwischen von einer Brassband zu einer gemischten Formation entwickelt hat. Akram Younus Ramadhan Al-Siraj hält sich als Cellist schon länger in Deutschland auf. Ezé Wendtoin singt ebenfalls seit 2013 in Deutschland, unter anderem auf Deutsch, denn er hatte in Burkina Faso Germanistik studiert. Die Rhythmussektion besteht aus Arne Müller am Schlagzeug, Masoud Gego an der Darbuka, Ahmed Shakir an der Riq und Quataiba Abu Rashed an der Snaredrum. Was in den letzten beiden Jahren mit der Band passiert ist, wundert nicht nur die Neudazugekommenen, die sich in den ersten Wochen nach ihrer Ankunft nicht hätten träumen lassen, dass sie von aus Not Geflüchteten aus der Massenunterkunft zu Bühnenkünstlern aufsteigen würden.

... mehr im Heft.