Folker-Logo   Abo   Mediadaten/Anzeigen


Suche
   Intern   Über uns


Kontakt/Impressum/Datenschutz

       
Backkatalog   Ausgabe Nr. 2/2016   Internetartikel
» Biko war einer der ungewöhnlichsten Menschen, die ich je getroffen habe.«
Dizu Plaatjies * Foto: Patrick Lee-Thorp

[Zurück zur Übersicht]



Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

Oder gleich zum (Schnupper-)Abo.






Auswahldiskografie:

Ubuntu – The Common String
(Mountain Records, 2015)

African Kings
(Mountain Records, 2008)

Ibuyambo
(Mountain Records, 2003)

Fidel Mpondo
(mit Mzwandile Qotoyi, Changuito; Melt 2000, 2005)


Mit Amampondo:
Drums For Tomorrow
(Meltdown Records, 1999)

An Image Of Africa – Umfanekiso Wa Afrika
(Mountain Records, 1992)


Cover Ubuntu - The Common String


„Auch die Tradition entwickelt sich weiter“

Dizu Plaatjies

Lebendige Xhosamusik aus Südafrika

Geht es um tra­di­tio­nelle Musik am Kap, dann dauert es nicht lange, bis der Name Dizu Plaatjies fällt (sprich „Plaikies“). Der seit vielen Jahren im Kapstädter Township Langa lebende Multiinstrumentalist und Sänger wurde 1960 als Sohn eines traditionellen Heilers in Lusikisiki geboren, einem Dorf in der Region Mpondoland in Südafrikas Provinz Ostkap. Aus dieser Gegend, der Heimat der Xhosa, kamen auch zwei große Landsleute, denen Dizu Plaatjies Lieder seines neuen Albums gewidmet hat: Nelson Mandela und Steve Biko.

Text: Wolfgang König

Im Jahr 1979 gründete Dizu Plaatjies in Kapstadt mit Freunden aus seiner Heimatregion die Gruppe Amampondo („die Leute aus Mpondo“), die ausschließlich akustische Instrumente verwendete wie Marimbas, Flöten oder Mbiras. 1983 wurde die Band nach Johannesburg eingeladen, um für vierzehn Tage im legendären Market Theatre aufzutreten, einer Bastion der kulturellen Auseinandersetzung mit der Apartheid. Aus den zwei Wochen wurden fast sechs Jahre. Kurz vor Nelson Mandelas siebzigstem Geburtstag spielte Amampondo 1988 für fast hunderttausend Zuschauer und vor den Fernsehkameras der Welt mit diversen Stars beim legendären Konzert für den inhaftierten ANC-Führer im Londoner Wembley-Stadion. Mandela selbst, der noch während der Haft ein Amampondo-Video gesehen hatte, wurde zum Fan der Band und schickte sie 1996 als Repräsentanten Südafrikas zur Eröffnungszeremonie der Olympischen Sommerspiele in Atlanta.
Nach der Jahrtausendwende verließ Dizu Plaatjies Amampondo und gründete die Gruppe Ibuyambo. 2003 und 2008 veröffentlichte er die Alben Ibuyambo beziehungsweise African Kings. Jetzt ist eine neue Scheibe auf dem Markt: Ubuntu – The Common String, eingespielt von Dizu Plaatjies & Friends. Erschienen ist das Album bei Mountain Records, dem Label von Plaatjies’ langjährigem Produzenten Patrick Lee-Thorp, der schon seit Jahren in Hamburg lebt.
Ubuntu, das ist nicht nur ein Linux-Softwarepaket, sondern in erster Line ein lebensphilosophisches Konzept aus Südafrika und bedeutet in der Sprache der Xhosa und Zulu so viel wie „Menschlichkeit“ und „Gemeinsinn“. Es geht um gegenseitigen Respekt und friedliches Zusammenleben. „Die CD habe ich auch deshalb so genannt, weil alle an der Produktion Beteiligten, egal in welche Rassengruppe man sie früher einsortiert hätte, ganz im Sinn von ubuntu ihr Bestes gegeben haben, um das Album künstlerisch rund zu machen.“
Zwei Lieder der Platte sind Helden des Befreiungskampfes gewidmet, die in speziellem Maß für ubuntu standen: Nelson Mandela und Stephen Bantu Biko. „Biko war einer der ungewöhnlichsten Menschen, die ich je getroffen habe“, erzählt Dizu Plaatjies. „Ich lernte ihn kennen, als ich noch Schüler in seiner Heimatstadt King William’s Town war. Damals gehörte der Ort zum Bantustan Ciskei. Steve Biko kam in unsere Schule und erklärte uns, dass wir uns wegen unserer Hautfarbe nicht minderwertig fühlen müssten. Denn das wurde uns ja vom Apartheidsystem permanent eingehämmert. Darum war Biko sehr wichtig für mich.“ Interessanterweise war auch Plaatjies’ Produzent mit Stephen Bantu Biko bekannt, denn Patrick Lee-Thorp arbeitete seinerzeit als Vizepräsident des für Menschen aller Hautfarben offenen Studentenverbandes NUSAS (National Union of South African Students) mit dem Medizinstudenten zusammen.

... mehr im Heft.