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Traumhaft und verwirrendYellow BirdAusland, Berlin, 16.11.18
Text: Michael Freerix
Gelbe Vögel gehören sicher zu den Ausnahmeerscheinungen unter den Landwirbeltieren. Lucia Cadotsch und Manon Kahle sind derzeit die gelben Vögel in der Musikwelt. Gemeinsam bilden sie das Duo Yellow Bird, das zwar Folksongs schreibt, diese aber wie Jazz arrangiert, wodurch es zu einer überaus reizvollen, aber auch verschachtelten Musik kommt, die recht unvergleichbar ist.
Cadotsch nutzt als Percussion-Instrument hauptsächlich eine verschrammte Backform, während Kahle Banjo oder Ukulele spielt. Dieses simple Instrumentarium wird ergänzt durch ein Trio an elektrischer Gitarre, Bassklarinette und Schlagzeug. Die Begleitinstrumente bilden musikalisch das Meer, auf dem die beiden Songschreiberinnen mit ihrem Gesang das Wellenspiel erzeugen. Wobei ihr Chorgesang mal widerspenstig, mal konfrontativ und dann auch wieder traumhaft harmonisch ist. Als Fusion Folk könnte man die Musik anhand der vielen verschiedenen Musikmaterialien, die sie einbeziehen, bezeichnen. Sogar Rockmusik taucht in diesem musikalischen Universum skizzenhaft auf. Und verschreckt dann ein wenig durch ihre Lautstärke.
Cadotsch und Kahle stehen auf der Bühne verträumt nebeneinander, lächeln sich an, wenn sie im Gesang zueinandergefunden haben und die Melodie eines Songs haben erden können, nachdem er kurz in der Luft zu schweben schien. Auf jeder Party wäre diese Musik fehl am Platz. Geisterhaft lugen bei ihrem Auftritt die Stanley Brothers, die Carter Family und Thelonious Monk unter der Bühne hervor. Wenn der elektrische Gitarrist Ronny Graupe zu seinen erratischen Soloausflügen ansetzt, treten die Sängerinnen sogar zur Seite, damit das Publikum seinen flirrenden Gitarrentönen konzentriert lauschen kann. Tatsächlich stehen die Zuhörer in solchen Momenten etwas irritiert vor der Bühne.
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