Zeichnung: Woody Guthrie Mit freundlicher Genehmigung von Woody Guthrie Publications |
Michael Sez
„Ich möchte diesen Beruf so nicht mehr ausüben.“ Mit dieser Aussage kündigte eine deutsche Liedermacherin ihren Abschied von den Bühnen zum Ende dieses Jahres an. Ausführlich begründete sie ihren ungewöhnlichen Schritt. Ihre Kritik an der Musikindustrie fasst die Künstlerin so zusammen: „In dieser gesamten Branche läuft seit etlichen Jahren einiges schief.“ Sie habe genug von einer „Branche ohne Arbeitsschutzgesetze, ohne Gewerkschaft, ohne Tarifverhandlungen, ohne jede Absicherung“. Wenn das kein Thema für ein Folker-Gastspiel ist! Frau einigt sich nach einem kurzen E-Mail-Wechsel auf den Umfang, das Honorar und den Abgabetermin, der auf Anfrage der Musikerin dann noch einmal verlängert wird. Zwei Tage nach der Deadline trudelt dann eine E-Mail ein, mit der der Beitrag abgesagt wird. Es sei doch zu viel Arbeit und mache daher „wegen dem doch kleinen Honorar leider auch wenig Sinn“ für sie. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen, sage ich da nur. Das Musikgeschäft ist keine Einbahnstraße! Doch kommen wir zu wichtigeren Themen.
„Aufstehen“ fordern die Linke-Bundestagsabgeordnete Sahra Wagenknecht, ihr SPD-Kollege Marco Bülow und die Grüne Antje Vollmer. Sie wollen eine überparteiliche linke Sammlungsbewegung ins Leben rufen. Ihr zentrales Anliegen: die „Befreiung aus dem Neoliberalismus“. Nicht überraschend überbieten sich SPD und Grüne, die Sache zu ignorieren oder mit Spott zu überziehen. Den Vogel schoss dabei der nordrhein-westfälische SPD-Landesvorsitzende Sebastian Hartmann ab, der twitterte: „Die linke Sammlungsbewegung in Deutschland ist seit 1863 die SPD. Wer mitmachen möchte, kann eintreten.“ Selten so gelacht. Die SPD, die 1928 mit der Agitation gegen den Bau des Panzerkreuzers A die Reichstagswahlen gewann, dann aber einknickte? Die SPD, die 1968 in der Großen Koalition mit den Notstandsgesetzen die Grundrechte einschränkte? Die SPD, die mit der Einführung der Hartz-IV-Grundsicherungsleistung für einen sozialpolitischen Skandal verantwortlich ist? Die SPD, die in diesen Tagen bemüht ist, sich bei der CDU anzubiedern und sich von den Grünen abzugrenzen? Nein, diese SPD ist mitnichten eine linke Sammlungsbewegung. Sie steht ihr vielmehr im Weg! Das passt ins globale Bild.
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