Folker-Logo   Abo   Mediadaten/Anzeigen


Suche
   Intern   Über uns


Kontakt/Impressum/Datenschutz

       
Backkatalog   Ausgabe Nr. 4/2017   Internetartikel
Michael Kleff * Foto: Ingo Nordhofen

Resonanzboden
— Gedanken zur Zeit




[Zurück zur Übersicht]



Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

Oder gleich zum (Schnupper-)Abo.
















Zeichnung: Woody Guthrie
Mit freundlicher Genehmigung von Woody Guthrie Publications


Michael Sez

Saarland, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen. Der Urnengang in diesen drei Bundesländern hat einmal mehr deutlich unter Beweis gestellt, dass eine fortschrittliche Mehrheit bei Wahlen nicht möglich ist. Die Gründe dafür? Einmal kann von einem fortschrittlichen Programmangebot praktisch nicht die Rede sein – bei den sich trotz abnehmender Wähler- und Mitgliederzahlen noch immer „Volksparteien“ nennenden Christdemokraten und Sozialdemokraten schon gar nicht. Vielleicht hat sich aber auch das Konzept der Demokratie, so wie wir sie kennen, angesichts der gesellschaftlichen und technologischen Entwicklungen überholt. Korruption landauf, landab. Und die meisten der ohnehin nur wenigen Hoffnungsträger der jüngeren Vergangenheit haben schnell von ihren Wahlversprechen Abstand genommen. „Staatspolitische Notwendigkeit“ und „sachpolitische Zwänge“ sind die Standardbegründungen dafür. Nicht vergessen darf man aber auch die Wähler, die frei nach Brecht ihre Schlächter immer selbst zu wählen scheinen. Was also tun?
Wir brauchen einen gütigen Diktator! Der müsste vor Amtsantritt jedoch gegen die Verführungen des Amtes immunisiert werden. Ich weiß, von solchen grundsätzlichen Überlegungen sind wir weit entfernt. Unaufhaltsam rückt der Termin der Bundestagswahl heran. Und was steht zur Wahl? Einmal die Mutter der Nation, auf deren Wiederwahl man angesichts der Politik unserer europäischen Nachbarländer und der Schwäche der Sozialdemokratie schon fast hoffen muss, zum anderen der scheinheilige Schaumschläger Martin Schulz. Doch was bieten er und seine SPD den Wählern an? Schärfere Sicherheitsgesetze, mehr Abschiebungen und Kotau vor Diktatoren wie dem türkischen Sultan Erdogan. Die Künstlerszene scheint angesichts dieser Aussichten in Schockstarre zu verweilen. Von einer konzertierten Aktion im Land für politische Veränderungen ist wenig zu spüren. Ein Solidaritätskonzert hier, ein politisches Lied auf einer CD dort. Damit hat es sich offensichtlich getan. Allerdings sind Künstler letztendlich auch nur ein Spiegelbild der Gesellschaft. In einem Interview sagte Ani DiFranco mir einmal auf die Frage, warum sich nicht mehr politische Musiker an die Spitze des Kampfes gegen eine repressive Politik setzen: „Wir sind keine Führer im klassischen Sinn. Songwriter sind keine Politiker. Wir kandidieren für keine Ämter. Wir reflektieren die Gesellschaft, der wir angehören. Meine Antwort auf die Frage lautet daher jetzt: Liebe Gesellschaft, wie wäre es, wenn du mich einmal inspirierst.“ Wir alle sind also gefragt!

... mehr im Heft.