Auswahldiskografie:
Aziza Brahim, Abbar El Hamada (Glitterbeat, VÖ: 4.3.2016)
Samba Touré, Gandadiko (Glitterbeat, 2015)
Noura Mint Seymali, Tzenni (Glitterbeat, 2014)
Dirtmusic, BKO (Glitterhouse, 2010)
Tamikrest, Adagh (Glitterhouse, 2010)
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Labelporträt (74)GlitterbeatGroßstadtstaub, Wüstensand, Trommeln, Trällern und rockige Riffs
Aziza Brahim, Noura Mint Seymali, Tamikrest, Samba Touré – diese Stars tourten in den letzten Monaten weltweit und füllten die Feuilletons. Möglich wurden diese Erfolge auch durch das Label, bei dem ein Großteil der Werke dieser Musiker verlegt werden: Glitterbeat, gegründet 2012.
Text: Imke Staats
Vielen ist die junge Plattenfirma bereits bekannt, denn sie erhielt 2014 und 2015 den WOMEX Label Award. Glitterbeat ist nicht nur namentlich mit Glitterhouse verwandt. Hier, bei den alteingesessenen Independentrockern aus dem ostwestfälischen Beverungen, sind die beiden Gründer nämlich „zu house“ – Peter Weber als Geschäftsführer und Chris Eckman als Künstler. Er ist neben Carla Torgerson Kopf der amerikanischen Alternativeband The Walkabouts – die meisten Alben der seit mehr als zwanzig Jahren bestehenden Formation sind bei Glitterhouse erschienen –, und Weber und Eckman sind gute Freunde.
Eckman reiste 2006 zum ersten Mal nach Mali. Ohne Gitarre oder Rekorder ließ er sich als Tourist plan- und ziellos treiben, entdeckte Land, Leute und Klänge. Er war fasziniert. Seine Eindrücke sollten neue Weichen stellen. Zwei Jahre später kam er wieder in die Sahara, um beim Festival au Désert aufzutreten, diesmal in Begleitung von Peter Weber und Eckmans 2007 gegründeter Gruppe Dirtmusic mit Hugo Race, der Nick Caves Bad Seeds entstammte, und dem ex Codeine-Mitglied Chris Brokaw. Ihr Sound ist rockig und leicht düster. Eckman erzählt, was den Anstoß zur Labelgründung gab: „Während des Festivals 2008 wohnten wir in großen Gemeinschaftszelten. Wir vernahmen hypnotisierende, anlockende Klänge aus dem Zelt nebenan, nahmen kurzerhand unsere Gitarren und besuchten die Nachbarn. Eine junge Tuaregband hielt gerade ihre Teezeremonie ab, zu der unbedingt Musik gehört. Wir kannten uns nicht, aber wir setzten uns dazu und machten mit. Der treibende Rhythmus des Saharabeats und unsere rockenden Klänge passten erstaunlich gut zusammen. Es war eine gelungene Kommunikation durch Musik.“ Obwohl die Musiker sich nicht kannten, legten sie eine Jamsession hin, die sich über die nächsten drei Tage des Festivals erstreckte. Bei der Tuaregband handelte es sich um Tamikrest, die in die Fußstapfen der bekannten Mali-Musikrebellen Tinariwen getreten und mit dem Rock der Dire Straits oder Mark Knopflers vertraut war, was auch ihren Stil prägte. Die Musiker beschlossen, über das Festival hinaus zusammenzuarbeiten.
Und so kam es. Im folgenden Jahr nahmen die drei Dirtmusic-Mitglieder und die sieben von Tamikrest in einem Studio in Malis Hauptstadt Bamako ihr erstes Album auf, auf dem sich die unterschiedlichen musikalischen Erfahrungen der Künstler zu einem runden Ergebnis vereinten. Es kam 2010 unter dem Titel BKO, der Flughafenkennung Bamakos, bei Glitterhouse heraus.
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Peter Weber bei der WOMEX in Budapest |
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