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Universum der Klänge im abgeschlossenen TalKlangwelt Toggenburg
Klangfest, Klangkurse, Klangweg, Klangmassage, Klangschmiede. Es klingt, schallt, hallt und jodelt im oberen Toggenburg. Und jetzt soll noch ein Klanghaus entstehen, wo über Klänge geforscht werden soll, aber auch Symposien, Kurse und Aufnahmen geplant sind. Was bringt die Toggenburger dazu, so tief und vielschichtig in die Welt der Klänge einzutauchen?
Text: Martin Steiner
Bergtäler sind (Klang-)Welten für sich – abgeschieden, abgeschlossen, autark. Musik machen und Klänge erzeugen war schon immer wichtig in solchen Gegenden, auch im oberen Toggenburg im Kanton Sankt Gallen. Felshänge haben die Eigenschaft, Töne mit Echo zurückzuwerfen. Auf diese Weise konnten die Sennen einst ohne Mobiltelefon von Felsvorsprung zu Felsvorsprung kommunizieren. So dürfte auch das „Johlen“, der Toggenburger Jodel, entstanden sein. Auf der anderen Seite des Säntis-Massivs, das das Toggenburg-Tal vom Appenzell trennt, hatte es ganz ähnlich geklungen. Nur haben jene ihren Jodel „Ruggusselen“ und „Zäuerlen“ getauft. Der Naturjodel zeichnet sich durch den schnellen Wechsel von der Brust- in die Kopfstimme aus.
Lokales und globales Brauchtum
Den Anstoß dazu, dass sich die Klangwelten des Toggenburgs denen der restlichen Welt öffneten, gab Peter Roth. Der Sankt Gallener, der in den Siebzigern im Kirchenchor daran scheiterte, den Talbewohnern Bachkantaten näherzubringen und dann eine Toggenburger Messe schrieb, brachte den Stein ins Rollen. 1993 kaufte er das ehemalige Naturfreundehaus Seegüetli am Schwendisee oberhalb Unterwasser, wo er Interessierten nicht nur das Brauchtum des Toggenburgs näherbrachte, sondern auch Kurse in Obertongesang erteilte oder sie mit Kraftliedern schamanischer Kulturen vertraut machte. Das war der Auftakt.
2003 wurde die erste Etappe des Klangwegs vom Schwendisee zum Iltios eröffnet. Mittlerweile besteht der landschaftlich reizvolle Naturpfad aus drei Etappen und 27 verschiedenen Klangskulpturen mit Namen wie „Tonmühle“, „Brunnestubete“, „Chäseruggguck“, „Hüpfwasser“ oder „Flötenzaun“. Ein Jahr später fand das erste Klangfestival Naturstimmen statt. Alle zwei Jahre gibt es an der heute „Klangfest“ genannten Veranstaltung „urtümliche und authentische Stimmen aus aller Welt zu entdecken“, so Peter Roth. Einen Popularitätsschub löste die ab 2012 als Intendantin wirkende Jodlerin Nadja Räss aus. Die Innerschweizerin trug viel dazu bei, Jodeln in den unterschiedlichsten Facetten einem urbanen Publikum näherzubringen. Ihre Offenheit für Neues und Fremdes stieß im Tal nicht immer auf offene Ohren – und Augen. Ihr größter Eklat war das Klangwelt-Inserat mit einem Toggenburger Sennen im melanesischen Bastrock, einer kaukasischen Fellmütze und durchtätowierten Beinen. So wollten viele Talbewohner ihre Kultur und das Jodeln nicht verstanden wissen. Nadja Räss gab die künstlerische Leitung des Festivals und alle anderen Aufgaben im Anschluss an die letztjährige Ausgabe ab. Doch weiterhin ziert der globale Senn den Internetauftritt des Klangfests.
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