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Bücher, Musik und Theater im Berliner FriedrichshainDas Café Tasso
Wer die Frankfurter Allee entlang schlendert, wird auch am Café Tasso vorbeikommen. Was sofort auffällt, sind die auf dem Gehweg stehenden Kisten mit Büchern aus zweiter Hand. In den Innenräumen stehen nicht nur Bücherregale, es gibt auch ein gastronomisches Angebot vor allem mit Bioprodukten aus der Region und fair gehandeltem peruanischem Kaffee. Außerdem bietet das Café Tasso Arbeitsplätze für Menschen mit und ohne Einschränkungen, denn Träger ist der Verein Sinnewerk, der Menschen mit Behinderung unterstützt. Der Verkauf gespendeter Bücher – alle zum sympathischen Preis von 1,50 Euro – trägt zur Finanzierung des Projekts bei. Der Ort hat aber noch weitaus mehr zu bieten als eine Kombination von Café und Antiquariat, nämlich ein ambitioniertes Bühnenprogramm mit Folk, Liedermachern, Weltmusik und Jazz.
Text: Wolfgang König
In der heutigen Form gibt es das Café Tasso seit April 2007. Wer tagsüber die nicht allzu großen Räumlichkeiten betritt, vermutet allerdings keinen Live-Betrieb. „Für die Konzerte werden im Hauptraum die Tische und Stühle anders angeordnet, aber für maximal vier Musiker braucht man auch nicht so viel Platz, da sind drei oder vier Quadratmeter völlig ausreichend“, meint der französische Wahlberliner Pierre Rossignol, der nach guten zehn Jahren vor Kurzem die Verantwortung für den Live-Betrieb abgab. Sitzplätze gibt es dann etwa 25, mit Stehplätzen fasst das Café um die 60 Besucher.
Live-Musik und mehr
Viermal in der Woche gibt es ab 20.00 Uhr Veranstaltungen im Café Tasso. Freitags und samstags treten vor allem Folk- und Weltmusikbands und Liedermacher auf, dienstags die Jazzer, und donnerstags werden Lesungen zum Beispiel mit dem Berliner Literaturkollektiv „Die Unerhörten“ oder dem Duo Die Krimi-Komplizen veranstaltet. Auch Theater und Kindertheater wird gespielt,
alle zwei Monate gibt es Improvisationstheater.
Künstler zu gewinnen, ist mittlerweile das kleinste Problem, denn es gibt viel mehr Anfragen als Auftrittsmöglichkeiten. Nach welchen Kriterien wird ausgewählt? „Es muss für den Raum passen“, sagt Rossignol. „Also nicht zu laut und eher akustisch. Wir haben zwar auch eine kleine Anlage, aber es gibt hier eine hervorragende Akustik, sodass eine elektrische Verstärkung oft gar nicht nötig ist. Das inhaltliche Profil haben wir Schritt für Schritt entwickelt; sehr wichtig war uns dabei immer die künstlerische Qualität.“
Spenden statt Gagen
Als erstes wurde Jazz ein regelmäßiger Programmpunkt, kurz danach kamen auch Liedermacher und verschiedene Formen von Weltmusik wie Klezmer oder Balkan-Sounds hinzu. Wer im Café auftreten will, muss akzeptieren, dass es weder eine feste Gage noch Eintrittspreise gibt; die Bezahlung der Künstler erfolgt auf Spendenbasis. Daher bewerben sich vor allem junge Musiker, die in erster Linie auftreten wollen, um Erfahrungen zu sammeln. Die bringen dann oft mit Freunden und Verwandten gleich einen Teil ihres Publikums mit. Und sie gehen nicht mit leerem Geldbeutel nach Hause. „Wir haben uns inzwischen ein Stammpublikum herangezogen“, erzählt Rossignol. „Das ist bei den Spenden in die Hutkasse nicht kleinlich. Niemand muss befürchten, am Ende mit nur 20 Euro nach Hause zu gehen. Und Verpflegung für die Künstler gibt es natürlich auch noch.“
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