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»Als Künstler ist die Musik, die du schreibst, integraler Bestandteil deiner Persönlichkeit.«
Namoli Brennet

5 Minuten mit ...


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Aktuelles Album:

Ditch Lilies
(Flaming Dame Records, 2015)


Cover Ditch Lilies


Namoli Brennet

Buntes Gewächs

Es sind die Antihelden, die Loser und von der Gesellschaft ausgeschlossenen Typen, denen Namoli Brennets Herz gehört. Sie singt oft über gebrochene Persönlichkeiten, doch ihre Lieder machen Mut. „Du musst dir deinen Weg an die Oberfläche graben, an der Dunkelheit kratzen …, so lange, bis du dich selbst blühen siehst“, heißt es beispielsweise in ihrem Song „Bloom“. Brennets Symbol für das optimistische Durchhalten ist die Gelbrote Taglilie, der sie den Titelsong ihres neuen Albums gewidmet hat. Ditch Lilies, wie die Vertreterinnen der Hemerocalis fulva im angloamerikanischen Sprachraum genannt werden, blühen wie Kraut am Straßengraben, an der Böschung, am Bahndamm. Blumen, die gern übersehen werden, trotz ihrer schönen Blüten, von denen jede einzelne nur einen Tag lang blüht.

Text: Ulrich Joosten

Die aus Tucson, Arizona, stammende Singer/Songwriterin Namoli Brennet singt mit herzerwärmendem Alt Lieder über Menschen wie die kranke dreiundsechzigjährige Marjorie, die keine Rente bekommt und sich den Ruhestand nicht leisten kann. Von solchen Verlierern am Rand der Gesellschaft erzählen Brennets authentische Liedgeschichten in poetischer Sprache, musikalisch angesiedelt zwischen Folk, Jazz und Rhythm and Blues. Ihre emotionalen und dennoch teils hochpolitischen Texte sind einfühlsam und empathisch ohne anzubiedern. In den vergangenen dreizehn Jahren hat sich Brennet mit ihren Songs in Nordamerika einen ausgezeichneten Ruf erspielt. So zählt die Tucson Weekly sie zu den „besten Folkrockkünstlern im Land“, das Zocalo Magazine nennt ihre Musik „hinreißend und introspektiv“. Nicht nur eine ihrer mittlerweile sage und schreibe elf CDs wurde von diversen US-amerikanischen Radiostationen unter die Topalben des Jahres gewählt, ihre Musik wurde unter anderem in der mit einem Emmy prämierten Filmdokumentation Out in the Silence verwendet, die den Daseinskampf eines schwulen Teenagers im ländlichen Pennsylvania dokumentiert.
Brennet weiß, wovon sie singt, wenn sie in „Bleecker St.“ beschreibt, wie „sie junge Männer erschießen für die Art, wie sie gehen, sich kleiden, wie sie reden und sich küssen“. „Als Transsexuelle“, so die Künstlerin, „ist meine Situation ähnlich, aber nicht schwieriger als für Schwule und Lesben. Deren Emanzipation begann in den späten Sechzigerjahren, aber es gibt immer noch gewalttätige Krawalle. Das Thema Transgender ist noch nicht so lange auf der Tagesordnung, und die Leute wissen kaum, was das bedeutet, sie fühlen sich bedroht davon. Wenn ich Lieder darüber schreibe, weiß ich, dass die meisten Menschen zwar Vorstellungen von Transsexuellen haben, aber noch nie so jemanden kennengelernt und mit ihm gesprochen haben. Täten sie das, würden sie feststellen, dass wir tatsächlich menschliche Wesen sind.“

... mehr im Heft.