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»Die Musik hat mich vor dem Abrutschen in die Kriminalität und vor dem Drogenkonsum gerettet.«
Mamadou Diabate

5 Minuten mit ...


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Aktuelle Alben:

Mamadou Diabate, Dramane Dembele, Claudio Spieler, Barokan
(Eigenverlag, 2015)

Mamadou Diabate & Percussion Mania, Masaba Kan
(Jazzhaus Records, 2014)


Cover Masaba Kan


Mamadou Diabate

Mehr als ein Musiker

In diesen Tagen, wo Flüchtlinge im Mittelmeer ihren Blutzoll entrichten, wo Afrika mehr denn je durch Bürgerkriege, das Vordringen des IS, Seuchen und den westlichen Hunger nach seinen Bodenschätzen Schlagzeilen macht, hat es afrikanische Musik schwer, Gehör zu finden. Musik dürfte das Letzte sein, was man sich noch erwartet. Glücklicherweise hält Mamadou Diabate eine Überraschung für uns bereit. Er ist in mehr als einem Sinn in Europa angekommen.

Text: Harald Justin

Zuerst muss man wissen, wer dieser Mamadou Diabate ist. Er ist nicht der gleichnamige Koraspieler aus Mali, sondern ein Balafonspieler aus Burkina Faso. Und lebt nicht etwa in Paris oder Berlin, sondern in Wien, nicht als Flüchtling, sondern seit einem Jahrzehnt als eingebürgerter Österreicher. Im Selbststudium hat er sich ein passables Deutsch beigebracht, und die Begegnungen mit ihm und seinen Freunden, den Jazz- und Weltmusikexperten Wolfgang Puschnig und Sigi Finkel, sind von einer Herzlichkeit getragen, die Teil seiner Musik ist.
Sie zu hören, heißt, sich dem Abenteuer fremder Töne hinzugeben. Denn natürlich klingt seine Musik typisch westafrikanisch. Dafür sorgen allein schon die von Balafon und Kora bestimmten Klänge mit ihren hypnotischen, von Percussioninstrumenten vorangetriebenen Rhythmen und dem von Wechselgesängen geformten Klangbild. Afrikanische Schönheit. Und zugleich afrikanisches Elend. Denn diese Musik erzählt Diabates Geschichte und ist Teil der Geschichte Afrikas.
Er wurde in die Familie eines Griots hineingeboren, eines afrikanischen Musikers und Geschichtenerzählers. Die über achthundertjährige Historie seiner Familie hatte ihn zur Fortsetzung des Familienerbes bestimmt. Doch bevor er seine Aufgabe wahrnehmen konnte, trieb ihn die Armut auf die Straße. Als Straßenkind kämpfte er ums Überleben. Und lernte sinnigerweise dadurch den wahren Wert der Musik kennen. „Die Musik“, sagt er, „hat mich vor dem Abrutschen in die Kriminalität und vor dem Drogenkonsum gerettet. Mit ihr stillten wir unseren Durst und Hunger, mit ihr heilten wir unsere Wunden.“
Diese besondere Heilkraft verlieh ihm Flügel und brachte ihn nach Europa. Dass er die Jahre hier mit offenen Ohren verbrachte, ist seinem vorletzten Album anzuhören. Darauf sind, neben der afrikanischen Grundierung, jazzige Flötentöne, der agile Jazzbass eines Kolumbianers und arabisch mäandernde Keyboardspielereien zu hören. „Für mich ist Masaba Kan mein bislang bestes Album. Es bringt die schönsten musikalischen Elemente aus aller Welt zusammen. Es ist Weltmusik!“

... mehr im Heft.