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Backkatalog   Ausgabe Nr. 2/2020   Internetartikel
»Wir müssen Menschen mit Liedern erreichen, weil diese das mächtigste Werkzeug sind.«
Sam Lee * Foto: Dominick Tyler

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Aktuelles Album:

Old Wow
(Cooking Vinyl, 2020)


Cover Old Wow


Sam Lee

Der mit den Nachtigallen singt

Er hat eine dieser Stimmen, die den Zuhörer sofort in den Bann ziehen – weich, sonor und einschmeichelnd. Aber auch inhaltlich hat Sam Lee eine Menge zu sagen. Auf seinem dritten Album Old Wow beklagt der Brite die wachsende Entfremdung des Menschen von der Natur. Auch neben der Musik engagiert er sich für Umweltthemen.

Text: Guido Diesing

Als Sam Lee vor rund acht Jahren auf der englischen Folkszene erschien, stieß er auf großes Interesse. Der Sohn einer jüdischen Mittelschichtsfamilie aus dem Norden Londons war unverkennbar anders als die meisten der herkömmlichen Folksänger – eine schillernde Figur. Nach einem Kunststudium hatte er als Tänzer in einer Burlesque-Show gearbeitet und sein Geld als Survival-Lehrer verdient. Erst als Mittzwanziger und auf Umwegen hatte er Interesse an englischem Folk entwickelt, sah sich entsprechend selbst als Seiteneinsteiger und betrat ungewöhnliche Wege. Statt Archive nach alten Liedern zu durchforsten, ging Lee beim umherziehenden traditionellen Sänger Stanley Robertson in die Lehre und wurde selbst zum Sammler, suchte die Gemeinschaften der schottischen und irischen Traveller auf, um in ihren Wohnwagen von alten Sängerinnen und Sängern aus erster Hand mündlich überlieferte Songs zu lernen. Seine Liveband in der Besetzung mit Trompete, Geige, Cello, einer japanischen Koto, einer indischen Shrutibox und Percussion war alles, nur keine gebräuchliche Folkband.
Bis heute ist Sam Lee für ungewöhnliche Projekte gut. Sechs Wochen im Jahr verbringt er damit, unter dem ganz wörtlich gemeinten Titel „Singing With Nightingales“ Interessenten mit offenen Ohren auf nächtliche Streifzüge in die englische Natur zu führen, wo er mit wechselnden Mitstreitern den musikalischen Dialog mit Nachtigallen sucht. 2019 gelang es ihm im Rahmen einer Kampagne der Vogelschutzgesellschaft RSPB, den Track „Let Nature Sing“ in den britischen Top-20-Charts zu platzieren – ein Stück, das ausschließlich aus Aufnahmen von Vogelstimmen besteht, die Lee für die Veröffentlichung arrangierte.
Und nun also das dritte Album, das gleichzeitig an die Vorgänger anknüpft und neue Akzente setzt. „Ich singe weiterhin traditionelle Songs, um mit ihnen etwas zu erzählen, das uns angeht, unsere Gemeinschaft, unser Erbe“, erklärt Sam. „Was dieses Album besonders macht, ist das Thema Natur, ihre Wichtigkeit für unser Leben. Das ist eine Konstante in Folksongs, die uns deshalb viel darüber zu sagen haben, wie wir in Verbindung mit dem bleiben können, was in unserem Leben wichtig ist und was wir zu verlieren drohen.“

... mehr im Heft.